Lieber spät als nie, kommt hier wie angedroht der zweite Teil meines kleinen Ausflugs in die Welt der Videospielverfilmungen.

Nach dem hoffnungslos gefloppten „Wing Commander“ dauerte es zwei Jahre, bis das nächste Videospiel die große Leinwand erblicken durfte. In Lara Croft: Tomb Raider schlüpfte niemand Geringeres als Angelina Jolie in die Rolle der wohl bekanntesten Archäologin der Welt. Und ganz ehrlich: Eine bessere Besetzung hätte es für diese Rolle wohl auch nicht geben können. Der Film bietet zwar weder inhaltliche Überraschungen noch dramaturgische Tiefe, doch sind die Actionszenen knackig inszeniert und die Nebenrollen mit Daniel Craig und Jon Voight überdurchschnittlich gut besetzt. Außerdem ist Angelina Jolies knappes Outfit alleine schon Grund genug, sich den Film anzuschauen. Auch wenn der Film niemals einem Indiana Jones Konkurrenz machen wird, weiß er als solides Popcorn-Abenteuer durchaus zu unterhalten.

Ein Jahr später versuchte sich erneut Paul W.S. Anderson an einem Videospiel, was uns direkt zu Resident Evil führt. Der Umbrella-Konzern, ein tödliches Virus, Zombies, Mutanten und eine Spezialeinheit – der Film bietet eigentlich alles, was man sich von der Verfilmung erhofft hatte. Jedoch geht Anderson inszenatorisch andere Wege als das Spiel und setzt mehr auf Action als auf Horror, was ihm von Seiten der Fans harsche Kritik einbrachte. Immerhin wird die Geschichte rund um Umbrellas finstere Experimente flott und ohne Längen erzählt und kann dank Michelle Rodriguez mit einigen guten Onelinern aufwarten. Die teils sehr blutigen Effekte sowie die Masken der Zombies können durchaus überzeugen, lediglich das Finale sieht zu sehr nach CGI aus – und Milla Jovovich als Heldin ist sowieso eine Augenweide. Was jedoch am wichtigsten ist: Die trostlose Schlusssequenz macht tatsächlich Lust auf den zweiten Teil!

Bereits 2003 folgte das Tomb-Raider-Sequel Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens. Wieder mit Angelina Jolie in der Hauptrolle, diesmal jedoch mit Jan de Bont („Speed“) auf dem Regiestuhl. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich es bis heute nicht ein einziges Mal geschafft, bei diesem Film nicht einzuschlafen, womit eigentlich auch schon alles gesagt wäre. Positiv in Erinnerung bleiben bei diesem von der ersten bis zur letzten Minute belanglosen Film eigentlich nur Jolies Ritt auf dem Jetski sowie ihr hautenger Taucheranzug. Leider ruft das auch gleich wieder den wohl schlechtesten CGI-Hai aller Zeiten (selbst „Deep Blue Sea“ sieht besser aus) in Erinnerung, der immerhin für unfreiwillige Lacher sorgt.

Wo wir gerade bei unfreiwilligen Lachern sind: Ebenfalls 2003 betrat Dr. Uwe Boll die Bühne und bescherte uns mit House Of The Dead den wohl besten Trash-Film der letzten Jahre. Der Film basiert nicht nur auf SEGAs Lightgun-Shooter, er benutzt dessen Spielszenen sogar als Szenenübergänge. Grandios. Schlechte Schauspieler, die ihre Rollen tatsächlich ernst zu nehmen scheinen, billigste Effekte, nach Pappmaché aussehende Sets – Ed Wood hätte an diesem Film seine helle Freude gehabt. Die Story? Auf einer einsamen Insel wird eine Techno-Party veranstaltet (fragt mich nicht, wo sie den Strom herkriegen), doch die Insel gehört einem Wahnsinnigen und schon bald laufen überall grenzdebile Untote herum – Raver halt. Solltet ihr den Mut haben, euch diesen Schund anzuschauen, empfehle ich euch hiermit offiziell den Audiokommentar der DVD, in dem Boll von seinem Film schwärmt. Einen hohen Unterhaltungswert kann man dem Mann wahrlich nicht absprechen.

Egal wer gewinnt: Wir verlieren. Mussten sich die jeweiligen menschlichen Helden bislang nur eine der beiden Spezies vom Hals halten, bekamen sie es 2004 in Alien vs. Predator mit beiden Rassen zu tun. Erneut von Paul W.S. Anderson inszeniert, erforscht eine Gruppe von Wissenschaftlern eine Pyramide in der Arktis. Schon bald müssen die Beteiligten feststellen, dass sie in eine Falle geraten sind und lediglich als Köder und Opfer dienen. Entgegen der allgemeinen Stimmung halte ich AvP für äußerst gelungen: Es gibt viele Querverweise auf die filmischen Ursprünge, die Effekte sehen gut aus und die Action wurde kurzweilig inszeniert. Rätseln darf man, ob es sich bei AvP um eine Videospiel-, eine Comicverfilmung oder um ein „normales“ Sequel (Predator) bzw. Prequel (Alien) handelt. Da man diese Frage vermutlich niemals eindeutig wird klären können, habe ich den Film der Vollständigkeit halber einfach mal mit aufgenommen.

Ebenfalls 2004 startete Resident Evil: Apocalypse, in dem Milla Jovovich den Cliffhanger des ersten Teils auflösen durfte. Die Zombies haben inzwischen die Stadt Raccoon City erreicht, weswegen diese größtenteils evakuiert wurde. Während das Militär die Zerstörung der Stadt plant, sucht eine kleine Gruppe Überlebender verzweifelt einen Ausweg aus der hermetisch abgeriegelten Zone. „Resident Evil: Apocalypse“ schafft es, den Vorgänger in jeder Hinsicht zu toppen. Eine bessere Story, spektakuläre Action und zahlreiche Anspielungen auf Zombie-Filme im Allgemeinen (z.B. „Night Of The Living Dead“) und die Resident-Evil-Spiele im Speziellen (u.a. eine 1:1 übernommene Sequenz aus „Resident Evil: Code Veronica“) sorgen dafür, dass man sich als Zuschauer vom Anfang bis zum Ende gut unterhalten fühlt. Zudem wird Milla Jovovich von der äußerst knackigen Sienna Guillory und dem nicht minder attraktiven Oded Fehr unterstützt, so dass wirklich für jeden Geschmack und jedes Geschlecht etwas dabei sein dürfte.

Und damit gehe ich für heute auch erstmal wieder in meinen wohl verdienten „Feierabend“. Demnächst folgen dann unter anderem die verwinkelten Gänge von „Doom“ und die knackigen Kurven aus „Dead Or Alive“. Bleiben Sie dran – ich zähl auf Sie!

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