Hollywood wird politisch. Nach dem von Peter Berg so spannend wie oberflächlich inszenierten „Operation: Kingdom“ folgt nun Robert Redfords „Von Löwen und Lämmern“. Ob Redford es schafft, die Probleme unserer Zeit adäquat auf die Leinwand zu bringen, erfahrt ihr in den nächsten Zeilen.

Worum geht’s

1 Stunde, 6 Menschen.

Senator Jasper Irving (Tom Cruise) bittet Reporterin Janine Roth (Meryl Streep) zu einem exklusiven Interview. Thema ist die neue Strategie in Afghanistan, die Irving dem amerikanischen Volk mit Roths Hilfe als Lösung für den Sieg gegen Terrorismus verkaufen möchte.

Währenddessen geraten die beiden Soldaten Rodriguez (Michael Peña) und Finch (Derek Luke) bei der Umsetzung dieser neuen Strategie in einen Hinterhalt. Verletzt und auf Hilfe wartend, werden sie auf einem verschneiten Berg von Feinden umzingelt.

Zur gleichen Zeit führt Professor Malley (Robert Redford) ein Gespräch mit seinem Studenten Todd (Andrew Garfield). Malley möchte Todd inspirieren, wieder mehr Engagement zu zeigen. Um dies zu erreichen, erzählt er ihm von den beiden hoffnungsvollen Studenten Ernest und Arian, die sich statt für die Politik für den Dienst an der Waffe entschieden.

Nach dieser Stunde stehen vier Charaktere vor einer Entscheidung – und der Zuschauer vor der Hoffnung, dass mindestens einer von ihnen die richtige trifft…

Meine Meinung

Selten steht in Filmen der Inhalt so sehr über der Form wie in „Von Löwen und Lämmern“. Der Film ist eine einzige große Botschaft, eine einzige große Aufforderung, ein einziger großer Spiegel, der uns vorgehalten wird. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass es an der Inszenierung etwas auszusetzen gäbe. Dem ist definitiv nicht so. Handwerklich solide, bisweilen sogar außerordentlich packend und emotional inszeniert und von hervorragenden Darstellern unterstützt, überzeugt der Film formal von der ersten bis zur letzten Minute. Doch ist es nicht die Form, die „Von Löwen und Lämmern“ sehenswert macht. Es ist der Inhalt.

Ehrlich gesagt hatte ich „nur“ mit einem festen Schlag in den Magen der aktuellen Politik gerechnet, doch Redford geht einen Schritt weiter. Einen großen Schritt. Auch wenn die Verlogenheit der Politik angeprangert wird, ist nicht sie es, der Redford die Schuld an der heutigen Situation gibt. Es ist auch nicht die Presse, die ihre journalistische Pflicht mehr und mehr zu vergessen scheint und sich vom enthüllenden Wahrheitsfinder zum tumben Sprachrohr entwickelt hat. Das Problem sind wir. Wir Menschen. Jeder einzelne von uns. Wir, die wir nicht bereit sind, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Wir, die wir zu ängstlich oder bequem sind, für das Richtige einzustehen. Wir, die wir lieber hinter vorgehaltener Hand über all das Schlechte in der Welt reden, statt Courage zu zeigen und sich zu erheben.

Redford entlarvt uns als das, was wir sind. Egoistische Wesen, die wider besseren Wissens falsche Entscheidungen treffen. Sei es aus Bequemlichkeit, aus Angst vor etwaigen Konsequenzen oder aus Gier nach Profit und Macht.

Am Ende des Films ist nur noch ein Charakter von Bedeutung. Ein Charakter, stellvertretend für uns alle. Ein Charakter, der uns die Wahl überlässt: Die Wahl zwischen dem einfachen und dem richtigen Weg.

Mein Fazit

Außerordentlich engagierter Film, dessen Botschaft den Wenigsten gefallen dürfte. Die Darsteller überzeugen ebenso wie Robert Redfords Regie, was in der Summe einen der besten und wichtigsten Filme des Jahres ergibt.

Meine Wertung: 9/10

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