Insgesamt acht Oscars hat Danny Boyles “Slumdog Millionär” bei der diesjährigen Oscar-Verleihung abstauben können, unter anderem den Oscar für den besten Film und die beste Regie. Und schon streiten sich die Gelehrten, ob er diese Oscars auch wirklich verdient hat. Da ich mich selbst nicht zu den Gelehrten zähle, halte ich mich aus dieser Diskussion vornehm raus. Und es ist auch egal, ob er die Oscars nun verdient hat oder nicht: Ein toller Film ist “Slumdog Millionär” zweifellos geworden …

Worum geht’s

In den Slums von Mumbai ist er aufgewachsen, eine Schule hat er nie besucht – und dennoch konnte der 18-jährige Jamal (Dev Patel) bei “Wer wird Millionär” jede Frage korrekt beantworten und ist nur noch eine Frage davon entfernt, den Hauptgewinn in Höhe von 20 Millionen Rupien zu gewinnen. Moderator Prem Kumar (Anil Kapoor) wittert Betrug, lässt Jamal inhaftieren und von zwei Polizisten brutal verhören. Während der Vernehmung erzählt Jamal aus seinem Leben und erklärt anhand von einschneidenden Erlebnissen, wie er die Fragen beantworten konnte – und langsam wird den Polizisten klar, dass Jamal nicht des Geldes wegen an der Show teilnimmt …

Meine Meinung

Was brauchst du, um die Liebe deines Lebens zu finden?

A: Geld
B: Glück
C: Grips
D: Schicksal

Ich lüfte hoffentlich kein Geheimnis, wenn ich verrate, dass es Jamal um seine Jugendliebe Latika (einfach bezaubernd: Freida Pinto) geht, die er durch die Teilnahme an der Show zu finden hofft. Doch “Slumdog Millionär” ist weit mehr als eine romantische Liebesgeschichte: Er ist Romanze, Märchen, Drama und Krimi zugleich. Und er ist nichts für schwache Nerven. Wenn kleinen Kindern die Augen ausgebrannt werden, weil sie blind mehr Geld erbetteln können, junge Mädchen zur Prostitution gezwungen werden und Jamals Bruder Salim (Madhur Mittal) in die Kriminalität abrutscht, bleibt einem der Glaube an ein glückliches Ende im Halse stecken.

Das ganze Leben ist ein Quiz. Und am Ende siegt die Liebe.

Dass der Film dennoch niemals in eine depressive Grundstimmung verfällt, verdankt er drei Dingen: Der farbenfrohen und trotz teils heikler Bilder liebenswert verspielten Inszenierung Danny Boyles, der jederzeit perfekt passenden Musikuntermalung und dem Hauptdarsteller Dev Patel, der es problemlos schafft, den unermüdlichen Glauben an seine eine wahre Liebe perfekt auf die Leinwand zu übertragen.

Wenn es etwas gibt, dass es an dem Film auszusetzen gibt, dann, dass die Kindheit Jamals einen zu großen Teil des Films für sich in Anspruch nimmt, während die Zeit als Teenager schon fast ein wenig gehetzt wirkt. Damit meine ich freilich nicht, dass die Kindheit hätte kürzer ausfallen müssen. Vielmehr hätten zwanzig Minuten mehr Laufzeit den Film runder wirken und die Beziehung zwischen Jamal und Latika noch emotionaler ausfallen lassen.

Doch auch so fiebert man als Zuschauer mit Jamal und Latika mit – und wenn am Ende die letzte  und alles entscheidende Frage gestellt wird, ist dies spannender, als es jede Übertragung mit Günther Jauch je sein könnte …

Mein Fazit

Trotz teils drastischer Bilder wunderschönes Märchen, dass einen wieder an die eine wahre Liebe und, bedingt dadurch, dass jedes noch so schreckliche Ereignis Jamal einen Schritt näher an sein Ziel führt, vor allem an das Schicksal glauben lässt. Inszenatorisch nahezu perfekt, beweist Danny Boyle eindrucksvoll, dass es kein großes Budget bedarf, um einen tollen Film zu drehen.

Meine Wertung: 9/10

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