Was hatte ich mich auf „Fast & Furious 7“ gefreut. Endlich sollte der meiner Meinung nach stark unterschätzte und zeitlich zwischen Teil 6 und 7 angesiedelte „The Fast and the Furious: Tokyo Drift“ in die Reihe integriert werden. Und dann war da noch der düster dreinblickende Jason Statham, der im gelungenen Cliffhanger des sechsten Films als neuer Gegner eingeführt wurde. Was könnte da schon schiefgehen? Leider eine ganze Menge …

Worum geht’s

Den Terroristen Owen Shaw (Luke Evans) konnten Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine Freunde aufhalten, haben damit aber den Zorn von Owens Bruder Deckard Shaw (Jason Statham) auf sich gezogen. Der hervorragend ausgebildete Ex-Agent befördert Hobbs (Dwayne Johnson) ins Krankenhaus, tötet Han (Sung Kang) und sprengt das Haus der Torettos in die Luft. Um Deckard zu fassen, gehen Toretto und sein Team auf ein Angebot des mysteriösen Mr. Nobody (Kurt Russel) ein. Dieser benötigt einen Computerchip, um ein modernes Überwachungssystem, das Auge Gottes, in Betrieb nehmen zu können. Mit diesem Überwachungssystem wäre es möglich, Deckard ausfindig zu machen und vom Gejagten zum Jäger zu werden. Allerdings befindet sich der Hacker Ramsey, die einzige Person, die weiß, wo sich dieser Chip befindet, in den Händen der Terroristen Jakande (Djimon Hounsou) und Kiet (Tony Jaa) …

Meine Meinung

„Fast & Furious 7“ beginnt vielversprechend. Deckard Shaw besucht in einer friedlichen Szene seinen im Koma liegenden Bruder im Krankenhaus. Erst beim Verlassen des Gebäudes erfährt das Publikum, dass Deckard das halbe Krankenhaus in Schutt und Asche gelegt hat, um seinen Bruder besuchen zu können – und es offenbar nichts und niemanden gibt, was ihn daran hindern kann, sein Ziel zu erreichen. Genau so führt man einen ernstzunehmenden Gegner ein! Leider ist von der durch Deckard Shaw ausgehenden Bedrohung im späteren Film nicht mehr viel zu spüren, so dass nicht nur dieser gelungene Einstieg, sondern auch Jason Statham komplett verschenkt wirkt. Dasselbe gilt für Djimon Hounsou, Tony Jaa und insbesondere Ronda Rousey, die zwar allesamt böse gucken dürfen, letztlich aber nicht viel mehr als größere Gastauftritte absolvieren und dem Team nur selten ernsthaft gefährlich werden.

Deutlich interessanter als die Gegner sind die scheinbar unmöglichen Missionen, die das Team erfüllen muss, um Deckard Shaw aufhalten zu können. Mal muss ein Hacker aus einem bewachten Konvoi befreit, mal ein Chip aus dem obersten Stock eines Hochhauses in Abu Dhabi gestohlen werden – wie es der Zufall will, während einer Party der Reichen und Schönen. Es hätte mich nicht gewundert, wären Toretto und sein Team dort auf Ethan Hunt gestoßen, an dessen Abenteuer der Film in seinen besten Momenten erinnert.

Leider steht diesen durchaus unterhaltsamen Episoden der Verzicht auf jeglichen Realismus im Weg. Was sich bereits im letzten Teil andeutete, wird im siebten Film der Reihe nun auf die Spitze und darüber hinaus getrieben. Dass Autos mit Fallschirmen aus einem Flugzeug geworfen werden und wie durch ein Wunder auf der Straße landen – geschenkt. Immerhin darf diese Szene in all ihrer Absurdität für einen durchaus gelungenen Witz herhalten. Doch dass ein Sportwagen zwischen den Etihad-Türmen umherspringt, Beifahrer während der Fahrt im Drift die Autos durch die Seitenscheiben wechseln und Sprengstoff im Sprung an anderen Fahrzeugen angebracht wird (ihr erinnert euch an die ähnlich alberne Szene in „Transporter – The Mission“?), ist so dermaßen dämlich, dass es keinen Spaß mehr bereitet.

Hinzu gesellt sich eine im letzten Drittel ausufernde und an die „Transformers“-Reihe erinnernde Materialschlacht, die umso stärker ermüdet, je länger sie dauert. Wenn hier alles in Schutt und Asche gelegt wird, ist das weder originell noch packend. Nicht zuletzt, da die Schnitte in den Actionszenen zuweilen recht hektisch ausfallen, so dass die Übersichtlichkeit nicht immer gegeben ist, was sich insbesondere in den an sich gut choreographierten Mann-gegen-Mann bzw. Frau-gegen-Frau-Kämpfen störend auswirkt.

Die Themen Freundschaft und Familie sind selbstverständlich auch in „Fast & Furious 7“ wieder die Eckpfeiler der Geschichte, wirken stellenweise jedoch unausgereift und aufgesetzt. Dass Mia zum Beispiel ihren Brian einmal mehr in den möglichen Tod schickt, wirkt mit Blick auf die Umstände alles andere als glaubhaft. Und der durchaus sentimentale Abschied in der Endsequenz ergibt mit Blick auf Paul Walkers tragischen Tod durchaus Sinn, will aber nicht so recht in den Kontext des Films passen. Hier merkt man als Zuschauer schon recht deutlich, dass das Team sich nicht von der Figur Brian O’Conner, sondern von seinem Freund und Kollegen Paul Walker verabschiedet. Unpassend? Vielleicht. Aber auch gnadenlos ehrlich. Und ein Beweis dafür, dass das Filmteam das Herz am rechten Fleck trägt.

Mein Fazit

Hoffnungslos übertriebenes Spektakel, das nach einem gelungenen Einstieg mit Vollgas ins Absurde rast und am Ende in seiner eigenen Action untergeht.

Meine Wertung: 6/10

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