Nicolas Cage hat es nicht leicht: Mitte bis Ende der Neunziger dank Filmen wie „The Rock“, „Im Körper des Feindes“ oder „Con Air“ als zukünftiger Top-Star Hollywoods gefeiert, kann er seit nunmehr sieben Jahren keine echten Erfolge mehr verbuchen. Guten Filmen wie „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Lord Of War“ stehen Werke wie „The Weather Man“, „The Wicker Man“ oder „Ghost Rider“ gegenüber, die bei Kritikern wie Publikum gleichermaßen durchfielen. Ob er mit „Next“ an alte Erfolge anschließen kann, ist mehr als fraglich.

Worum geht’s

Cris Johnson (Nicolas Cage) besitzt die Gabe, zwei Minuten in seine eigene Zukunft blicken zu können. Diese nutzt er, um sich in Las Vegas seinen Lebensunterhalt als Magier zu verdienen und nebenbei so unauffällig wie möglich die Casinos um ein paar Dollar zu erleichtern. Mit dem ruhigen Leben soll es vorbei sein, als FBI-Agentin Callie Ferris (Julianne Moore) auf ihn aufmerksam wird und Cris verhindern soll, dass auf amerikanischem Boden eine Atombombe gezündet wird…

Meine Meinung

Da ich mich ausschließlich über intelligente Leser erfreuen darf 😉 , wird sich an dieser Stelle jeder die gleiche, wenn nicht sogar dieselbe Frage stellen: Wie soll Cris die Zündung verhindern, wenn er gerade mal zwei Minuten in die Zukunft, und dann auch nur in seine eigene, blicken kann? Nun, dazu komme ich gleich…

Der Film beginnt äußerst unterhaltsam: Cris verhindert einen Casino-Überfall und entkommt dank seiner Gabe den ihn für den Täter haltenden Sicherheitsleuten. Wie er an den Angestellten vorbeihuscht, während der Sicherheitschef die Flucht über Kameras beobachtet und dabei verzweifelt, ist toll inszeniert und macht Lust auf mehr.

Unterhaltsam geht es weiter. Nach erfolgter Flucht erfahren wir, dass Cris sich in seiner Zukunft eine Frau, gespielt von der leckeren Jessica Biel, kennenlernen sieht, aber den genauen Zeitpunkt nicht bestimmen kann. Um herauszufinden, wieso dies so ist, findet er sich täglich in dem Lokal ein, in dem es irgendwann zu dem Treffen kommen wird. Sobald die junge Frau tatsächlich durch die Tür tritt, darf sich der Zuschauer auf zahlreiche Flirt-Misserfolge freuen. Wie gesagt: Noch immer höchst unterhaltsam.

Jetzt fängt es bereits an, ein wenig…blöd zu werden: Irgendwann schafft Cris es natürlich, die toughe Unbekannte erfolgreich kennenzulernen. Vollkommen aufgesetzt wirkend verlieben sich die beiden nach nur wenigen Stunden unsterblich ineinander und siehe da: In ihrer Gegenwart kann Cris nicht nur in seine, sondern auch in ihre Zukunft schauen – und das erheblich länger als lediglich zwei Minuten.

Taataaa, da haben wir unsere Chance!

Von nun an geht es steil bergab: Seine Geliebte wird von den Terroristen entführt (irgendwie muss man die Kurve zur Bombe ja kriegen) und es beginnt eine vor schlechten Actionszenen triefende Jagd nach den Entführern, die zwangsläufig auch zur Bombe führt.

Auf Logik wird hierbei weitestgehend komplett verzichtet: Es ist ja schön und gut, dass Cris in seine Zukunft blicken kann, aber die Frage, wieso ihn das befähigt, Autos, Baumstämmen und sogar Kugeln millimetergenau auszuweichen, sollte man sich lieber nicht stellen. Ebenso wenig sollte man sich fragen, wieso das FBI im Terrorfall eine ganze Einheit auf einen drittklassigen Magier ansetzt – falls so Amerikas Plan zum Schutz der Bürger aussieht, ist es kein Wunder, dass unser derzeitiger Innenminister lieber auf handfestere Mittel setzen würde…

Bei den Actionszenen wurde mit jeder Menge CGI gearbeitet, was man leider auch allzu deutlich sieht. Egal ob herumfliegende Baumstämme, Züge oder Autos, alles ist am Rechner entstanden – oder sieht zumindest danach aus. Lediglich die finale Schießerei ist gut inszeniert und weiß aufgrund ihrer Bodenständigkeit wieder zu gefallen.

Der Schlusstwist kommt dann zwar sogar einigermaßen überraschend daher, lässt jedoch die Logik erneut vollkommen außer Acht. Immerhin kann man den Machern eine gewisse Konsequenz nicht absprechen…

Sämtliche Charaktere bleiben bei „Next“ erschreckend blass. Dass Cris unter seiner Gabe leidet, wird kurz angedeutet, die Möglichkeit, ihm dadurch Tiefe zu verleihen, allerdings verschenkt. Dass die Figuren niemanden fesseln würden, dachten sich wohl auch die Darsteller. So spielen an sich gute Schauspieler wie Cage und Moore ihre Rollen gerade mal so engagiert wie nötig. Während Jessica Biel nur als Beiwerk dient, aber immerhin gut aussieht und einmal mehr beweisen darf, dass Bettdecken absolut rutschfest auf Frauenbrüsten kleben, mu…darf Thomas Kretschmann zur Abwechslung den bösen Deutschen mimen. Äußerst originell.

Mein Fazit

Nach einem wirklich interessanten und gut inszenierten Anfang nimmt die Qualität des Films in dessen Verlauf stetig ab. Das finale Feuergefecht lässt zwar noch ein wenig Stimmung aufkommen, kann aber nicht verhindern, dass „Next“ in der Mittelmäßigkeit untergeht.

Meine Wertung: 5/10

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