„Danke, dass die Brille mit drauf durfte!“
Ich finde es immer wieder faszinierend, was ich so während meiner Shootings erfahre. Zum Beispiel, dass viele Fotografen sich anscheinend anstellen, wenn es darum geht, Modelle mit ihren Brillen zu fotografieren. Zugegeben, ich fotografiere die Menschen auch lieber ohne Brille. Weil eine Brille doch irgendwie vom Gesicht ablenkt. Und ja, weil es schlicht einfacher ist – die Spiegelungen auf den Brillengläsern können echt unheimlich nerven. Aber wenn mein Gegenüber mir erzählt, dass es die Brille mag und davon auch gerne ein paar Fotos hätte, wer bin ich dann, diesen Wunsch nicht zu erfüllen? Zumal die Brille dann ja auch irgendwie ein Teil dieser Person ist …
Ich meine, mal ernsthaft: Ich verstehe Fotografen, die sich weigern, rauchende Menschen zu fotografieren (Rauchen ist ja nun mal auch Mist, Vorbildfunktion und so). Ich verstehe Fotografen, die sich weigern, Menschen auf Gleisen zu fotografieren (weil gefährlich, Vorbildfunktion und so). Ich verstehe Fotografen, die sich weigern, Frauen mit Blumenkronen in Büsche zu stellen und abzudrücken (weil … Vorbildfunktion und so). Kurz: Ich verstehe, dass Fotografen gewisse Motive nicht fotografieren. Aber eine fuck*** Brille? Selbst wenn man Brillen nicht leiden mag, bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, seinem Gegenüber diesen kleinen Wunsch zu erfüllen und zumindest eine Handvoll Fotos zu machen. Letztlich geht es doch auch darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Man nimmt, man gibt – und am Ende sind beide glücklich.
So war es dann auch im April, als ich mit Eileen am Falckensteiner Strand war. Ein wunderschöner, (viel zu) sonniger Tag, an dem zahlreiche Fotos von einer Frau entstanden sind, deren gute Laune schon beinahe ansteckend ist – zum Glück bin ich gegen Fröhlichkeit größtenteils immun.
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