Märchen sind grausam. Nicht alle, aber viele. Grausam und oft auch brutal. Nicht selten frage ich mich, ob Menschen, die Horrorfilme als brutalen Schund bezeichnen und nicht mal Erwachsenen den Spaß an diesem Genre gönnen, ihren Kindern jemals Märchen vorlesen würden. Und wieso aus mir, zumindest Stand heute, kein geisteskranker Serienmörder geworden ist, obwohl ich sowohl mit Märchen als auch mit Horrorfilmen groß geworden bin. Sei’s drum, ich werde es wohl nie erfahren. Dafür weiß ich seit heute, wie der in der grimmschen Märchenwelt verankerte Horror-Actionfilm Hänsel und Gretel: Hexenjäger geworden ist. Und wenn ihr artig weiterlest, wisst ihr es auch gleich …

Worum geht’s

Als Kinder wurden Hänsel und Gretel von ihrem Vater in einem dunklen Wald ausgesetzt und wären fast Opfer einer schwarzen Hexe geworden. Nur knapp konnten sie dem Tod entrinnen und die Hexe in ihrem eigenen Ofen verbrennen. Inzwischen sind Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) erwachsen, haben ihre Erfahrungen aus der Kindheit zum Beruf gemacht haben und streifen als professionelle Hexenjäger durchs Land. Als in Augsburg mehrere Kinder von Hexen entführt werden, beauftragt der Bürgermeister die berühmten Geschwister mit der Rettung der Kinder. Bei ihren Ermittlungen stoßen Hänsel und Gretel auf ein uraltes Hexenritual. Und auf die mächtige Hexe Muriel (Famke Janssen), die mehr über Hänsels und Gretels Vergangenheit zu wissen scheint …

Meine Meinung

Nach dem Trailer von „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was ich im Kino zu sehen bekommen würde. Ein lässiges Geschwisterpaar, zahlreiche böse Hexen, übertrieben moderne Waffen und überdurchschnittlich blutige Action. Um es kurz zu machen: Genau das habe ich auch bekommen. „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ ist genau die kurzweilige Mischung aus Action und Horror geworden, die man erwarten durfte. Leider nicht mehr, zum Glück aber auch nicht weniger. Jeremy Renner ist cool wie eh und je, Gemma Arterton cool und attraktiv wie eh und je und der in einer größeren Nebenrolle auftretende Peter Stormare schmierig-abstoßend wie eh und je. Die Story ist zwar nicht besonders innovativ und recht leicht zu durchschauen, verkauft den Zuschauer aber immerhin nicht für blöd. Außerdem dient sie größtenteils eh nur als Bindeglied zwischen den einzelnen Actionszenen. Diese sind ebenso zahlreich wie abwechslungsreich und für einen FSK-16-Kinofilm erstaunlich blutig, so dass „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ ohne Übertreibung in einem Atemzug mit dem Begriff „Funsplatter“ genannt werden darf.

So weit, so positiv. Leider hat der Film auch Schwächen, die einer besseren Wertung eindeutig im Weg stehen. So ist die Action nicht nur erfreulich abwechslungsreich, sondern auch unerfreulich unübersichtlich. So unübersichtlich, dass es mir oftmals schwer fiel, dem Geschehen zu folgen. Die Schnitte ungünstig gesetzt, die Kamera zu nah am Geschehen – so schnell lässt sich eine an sich tolle Actionszene ruinieren. Außerordentlich bedauerlich finde ich zudem, dass die Macher zwar tolle Masken entworfen, in den entscheidenden Momenten der Action dann aber doch auf Computereffekte vertraut haben. Und machen wir uns nichts vor: Splatterszenen, die ganz offensichtlich aus dem Computer stammen, will nun wirklich niemand sehen. In solchen Momenten sollen Latexmasken platzen, Kunststoffknochen brechen und übertrieben rotes Kunstblut spritzen!

Auch lässt sich nicht leugnen, dass der Film trotz seiner knappen Laufzeit von gerade mal 88 Minuten in der Mitte einen kurzen Hänger überbrücken muss. Und dass die Nebenfiguren und somit auch deren Darsteller komplett verschenkt werden. Was gerade angesichts der bezaubernden Pihla Viitala eine echte Schande ist …

Mein Fazit

Kurzweilige Mischung aus Action, Fantasy, Horror und Funsplatter mit coolen Hauptdarstellern und abwechslungsreichen Actionszenen. Wären eben diese Actionszenen ein wenig übersichtlicher und die Effekte ein wenig handgemachter, wäre der Film glatt eine Empfehlung wert. So reicht’s nur für ein „Kann man gut gucken, muss man aber nicht“.

Meine Wertung: 6/10

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