Wenn ich nicht gerade fotografiere, Filme schaue oder Videospiele spiele, sitze ich ganz klassisch in einem Büro, um mir meine Brötchen bzw. Blu-rays zu verdienen. Um genau zu sein, bin ich in der Finanzbranche tätig und arbeite dort seit Jahr(zehnt)en in den Bereichen Online-Banking und Phishing-Prävention. Wieso ich euch das erzähle? Nun, weil das gleich von Bedeutung sein wird. Nun aber erst mal zum Film selbst …
Worum geht’s
Der Bienenzüchter Adam Clay (Jason Statham) lebt zurückgezogen in der Scheune der so freundlichen wie fürsorglichen Eloise (Phylicia Rashad). Als Eloise einem Phishing-Betrug zum Opfer fällt und dadurch nicht nur all ihr eigenes Geld, sondern auch das Geld einer Stiftung verliert, die sie betreut, nimmt sie sich schockiert das Leben. Eloises Tochter Verona (Emmy Raver-Lampman) arbeitet zwar beim FBI, kann die äußerst professionell agierenden Täter jedoch nicht ausfindig machen. Muss sie aber auch gar nicht, denn Clay, der früher mal in einem Geheimprogramm für die Regierung tätig war und immer noch über entsprechende Kontakte verfügt, hat bereits seinen eigenen Rachefeldzug gestartet …
Meine Meinung
Ich sag’s, wie es ist: „The Beekeeper“ ist dumm. Richtig dumm. Die Story ist so hanebüchen wie überzogen, die Figuren sind flach und absolut überzeichnet und im Grunde ergibt hier nichts irgendeinen Sinn. Dabei fängt die Geschichte sogar recht bodenständig an. Klar, schon das Callcenter der Phishing-Betrüger ist eine einzige Karikatur, aber immerhin läuft der Betrug selbst überraschend akkurat ab. Wenn die Betrüger sich erst die technische Hilflosigkeit ihres Opfers zunutze machen und danach über emotionale Tricks zum finalen Betrug ausholen, dann ist das zwar stark verkürzt, von der Realität aber dennoch nicht weit entfernt. Leider beginnt der Film bereits unmittelbar danach damit, komplett freizudrehen. Adam Clay ist von der ersten Minute an eine unbesiegbare Kampfmaschine und sich seiner Überlegenheit jederzeit bewusst. Das sorgt durchaus für amüsante Szenen. Etwa wenn Clay die Rezeptionistin bittet, alle anderen Firmen aus dem Gebäude zu schicken, weil es im Callcenter gleich brennen wird. Diese Überheblichkeit gepaart mit der tatsächlichen Überlegenheit ist zwar durchaus spaßig anzuschauen, nimmt dem Film aber auch jegliche emotionale Grundlage. Dasselbe gilt für die Spannung, denn mal ernsthaft: Wenn eine Figur so eingeführt wird, muss man sich auch keine Sorgen um sie machen. Zumal sich Clays Überlegenheit wirklich durch den kompletten Film zieht und ebenbürtige Gegner im Grunde nicht vorkommen.
Hinzu kommt, das Drehbuchautor Kurt Wimmer es nicht bei einer gradlinigen Rachegeschichte belässt, sondern später einen Politthriller aus dem Hut zaubert. Klar, irgendwo müssen die zahlreichen Gegner für Clay ja herkommen, aber boah, das ist schon alles arg an den Haaren herbeigezogen. Aber hey, immer darf Clay dadurch nicht nur Betrüger, sondern auch das FBI, den Secret Service und diverse Spezialeinheiten auseinandernehmen. Selbst wenn sie im Grunde auf derselben Seite stehen. Wie sagt Clay es so schön selbst: Was muss, das muss. Wobei man von der Action dennoch nicht zu viel erwarten sollte. Zwar sind die zahlreichen Kämpfe und Schießereien sauber und mit angemessener Härte inszeniert, wirklich in Erinnerung ist mir aber nichts davon geblieben. Unspektakulär und gewöhnlich sind die Worte, die mir am ehesten dazu einfallen.
Aber jetzt kommt’s: Obwohl „The Beekeeper“ strunzdumm ist und im Grunde nichts bietet, um aus der Masse herauszustechen (abgesehen von seiner grenzenlosen Dummheit), hatte ich mit dem Film unheimlich viel Spaß. Und das dürfte nicht zuletzt meiner Arbeit geschuldet sein. Ich habe im Laufe der letzten Jahre mit mehreren Opfern ähnlicher Betrügereien gesprochen, daher weiß ich, wie verzweifelt Menschen in solchen Situationen sind. Und ich gebe es zu: Für mich hat sich lange nichts mehr so befriedigend angefühlt wie der Moment, in dem der von Statham gespielte Clay das Callcenter betritt und einem der Betrüger mit dessen Telefonhörer den Schädel einschlägt. Ich weiß, ich weiß: Das klingt brutal und besorgniserregend, aber keine Sorge: Außerhalb fiktionaler Werke bin ich absolut gegen Selbstjustiz und ein glühender Verfechter des Rechtsstaats. Aber hier, in diesem Kontext … RICHTIG SO, IHR MIESEN PISSER!