Beverly Hills Cop: Axel F (2024)

Ich geb’s zu: Als ich den Film startete, war ich ein wenig aufgeregt. Ich bin mit den „Beverly Hills Cop“-Filmen groß geworden. Der erste Teil gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Den zweiten mag ich immer noch sehr gerne. Und den dritten … gut, über den breiten wir lieber den Mantel des Schweigens aus. Meine Güte, ist der schlecht. Keine Ahnung, was die Macher sich dabei gedacht haben. Fast exakt 40 Jahre nach dem Kinostart des Originals hat Netflix nun den vierten Teil mit dem Titel „Beverly Hills Cop: Axel F“ veröffentlicht. Und die Frage, die ich mir stellte, lautete: Wird diese reichlich verspätete Fortsetzung an die Qualität der ersten beiden Teile anknüpfen oder die Reihe endgültig ruinieren?

Worum geht’s

Schon seit Jahren hat Axel Foley (Eddie Murphy) keinen Kontakt zu seiner in Beverly Hills als Staatsanwalt arbeitenden Tochter Jane (Taylour Paige). Dies ändert sich, als er einen Anruf seines Freundes Billy Rosewood (Judge Reinhold) erhält. Von Billy erfährt Axel, dass Jane sich mit ihrem aktuellen Fall mächtige Feinde gemacht hat und in Lebensgefahr schwebt. Klar, dass Axel sich sofort auf den Weg nach Beverly Hills macht …

Meine Meinung

Wenige Minuten reichten aus und ich wusste: Das hier ist wieder mein Beverly Hills Cop. Der alberne Ton des dritten Teils ist glücklicherweise komplett verschwunden, stattdessen wirkt der Film von Minute eins an wie ein Best-of der ersten beiden Teile – nur halt in der heutigen Zeit spielend. Die Dialoge sind flott wie eh und je, verleugnen aber auch nicht, dass die Figuren allesamt älter und reifer geworden sind. Die Action ist wohl dosiert und erfreulich geerdet. Und sowohl der Score als auch die Musik wurden gleich komplett übernommen (und um ein paar neue Tracks ergänzt). Das Ergebnis mag nicht besonders originell sein und im Endeffekt auch keine echten Überraschungen bieten, hat mir aber genau das gegeben, was ich mir erhofft hatte. Es ist wahrlich verdammt lange her, dass ich mich in einem Film so schnell so heimisch gefühlt habe.

„Ich bin nicht das erste Mal in Beverly Hills.“

„Das konnte ich sehen. Haben Sie mal Ihre Akte gelesen? Da steht viel drin: Ruhestörung, diverse Schießereien, Fluch vor der Polizei, das war ’84. Dann kommt ’87. Und dann ’94. Nicht Ihre Sternstunde.“

Sehr gefreut habe ich mich auch über die zahlreichen Anspielungen, die im Film versteckt wurden. Nicht nur auf die Vorgänger, auch auf andere Filme, in denen Eddie Murphy mitgewirkt hat. So bekommt nicht nur der (zu Recht) geschmähte dritte Teil einen Seitenhieb ab, auch Murphys beliebte Rolle in „Shrek“ wird in einer Szene zitiert. Und den einen oder anderen Cameo gibt es auch zu entdecken, ohne dabei allzu aufdringlich zu sein. Ich liebe gut gemachten Fan-Service.

Was der Film hingegen nicht bietet, ist eine ausgefeilte Story. Wer der eigentliche Drahtzieher ist, steht so ziemlich von Anfang an fest. Und auch worum es letztlich geht, ist im Grunde recht früh klar. Aber das war bereits in den Vorgängern so, ist also im Grunde nur konsequent. Ein bisschen kreativer hätten die Drehbuchschreiber dennoch gerne sein dürfen. Dasselbe gilt auch für die Vater-Tochter-Beziehung, die nicht über die üblichen Probleme und Reibereien hinauskommt. Aber gut, das hier ist auch immer noch ein „Beverly Hills Cop“-Film und kein Charakterdrama.

Auch die Actionszenen wirken auf den ersten Blick eher unspektakulär. Allerdings auch nur auf den ersten Blick, denn im Gegensatz zu anderen aktuellen Filmen kommt „Beverly Hills Cop: Axel F“ fast komplett ohne CGI aus. Dadurch wirkt alles ein paar Nummern kleiner, aber halt auch ein paar Nummern echter. Die Flucht mit dem Hubschrauber zum Beispiel ist nur halb so bombastisch wie in „Terminator: Genisys“, macht aber doppelt so viel Spaß, schlicht weil sie echt und nicht am Computer entstanden ist. Ich möchte künftig wieder mehr Stunts und Action wie in diesem Film sehen! Bitte!

Mein Fazit

Axel Foley ist zurück! Ein wenig älter, ein wenig ruhiger, aber tief im Inneren immer noch ganz der Alte. Genau so wollte ich ihn sehen, genau so habe ich ihn bekommen. Auch wenn der Film nicht besonders originell ist und definitiv keine Filmgeschichte schreiben wird, bin ich komplett zufrieden. Wenn’s nach mir geht, darf ein fünfter Teil gerne kommen!

Drive – Keiner schlägt härter (1997)

In „Diablo IV“ haben die Geburtstagsfeierlichkeiten begonnen, was bedeutet, dass ich die nächsten Tage wohl wieder komplett in Sanktuario versinken werde. Vorher möchte ich aber noch kurz ein wenig von „Drive – Keiner schlägt härter“ schwärmen, der vor ein paar Tagen als Mediabook erstmalig auf Blu-ray erschienen ist, und der leider viiieeel zu unbekannt ist.

Die Jüngeren werden es kaum glauben, aber es gab mal eine Zeit, in der B-Movies und Direct-to-Video-Produktionen nicht zwangsläufig billig heruntergekurbelter Trash oder belanglose Sequels zu mehr oder weniger bekannten Kinohits waren, sondern tatsächlich richtig coole Filme sein konnten. Die 1997 entstandene Buddy-Actionkomödie „Drive – Keiner schlägt härter“ ist hierfür das beste Beispiel.

In dieser möchte der ehemalige chinesische Regierungskiller Toby Wong (Mark Dacascos) in Amerika einen Biomotor verkaufen, der ihm von der chinesischen Regierung implantiert wurde, und der ihm übermenschliche Fähigkeiten verleiht. Von den Chinesen gejagt, trifft er dabei zufällig auf den erfolglosen Songschreiber Malik Brody (Kadeem Hardison), der dadurch ebenfalls auf die Abschussliste gerät …

Eigentlich dürfte „Drive – Keiner schlägt härter“ kein guter Film sein. Die hanebüchene Story ist so dünn wie dumm, die Charaktere sind flach wie Knäckebrot, und aufgrund von Toby Wongs körperlicher Überlegenheit kommt niemals echte Spannung auf. Und trotzdem schafft der Film etwas, woran selbst weitaus größere Produktionen oftmals scheitern: Er macht einfach Spaß!

Im Grunde ist Steve Wangs Actionkomödie eine reine Verfolgungsjagd ohne Sinn und Verstand, die einfach nur von Actionszene zu Actionszene hetzt. Und diese Actionszenen haben es in sich. Die Martial-Arts-Action ist deutlich vom Hongkong-Kino der 80er Jahre inspiriert und schlicht fantastisch choreografiert. Insbesondere die Filme mit Jackie Chan haben hier sehr offensichtlich mehr als nur einmal als Vorbild hergehalten. Und das Ergebnis stimmt. Was Mark Dacascos hier an Körperbeherrschung und Schnelligkeit zeigt, ist einfach eine Wucht! Der übersichtlichen Kameraführung und einem treibenden Score sei Dank, kommt man als Actionfan hier voll auf seine Kosten.

Hinzu kommt, dass Mark Dacascos und Kadeem Hardison eine tolle Chemie haben, und speziell Hardison Sprüche raus haut, die so doof sind, dass sie schon wieder witzig sind. Generell ist der schräge Humor eine große Stärke des Films, denn wirklich ernst nimmt die Chose hier (zu Recht) niemand. Und meine Güte, was für herrlich absurde Ideen es in diesen Film geschafft haben. Zugegeben, der Humor ist manchmal schon ziemlich drüber und garantiert nicht jedermanns Sache, aber ich kann mich darüber jedes Mal wieder beömmeln („Was willst du mit dem Eimer?“).

Ihr merkt schon: Ich habe echt ein Herz für diesen Film. Für mich ist „Drive – Keiner schlägt härter“ eine echte B-Film-Perle und ein Muss für Actionfans. Ach ja, die guten alten Zeiten …

Wo die Lüge hinfällt (2023)

Manchmal dürstet es mich nach Dingen, die in meinem Leben üblicherweise keine Rolle spielen. Heute zum Beispiel verspürte ich ein unstillbares Verlangen nach Liebe, guter Laune und attraktiven Menschen. Also kaufte ich mir vorhin spontan die romantische Komödie „Wo die Lüge hinfällt“. Wer einen Blick auf meine größtenteils aus Horror-, Science-Fiction- und Actionfilmen bestehende Filmsammlung wirft, wird es vielleicht nicht glauben, aber tief im Inneren bin ich ein hoffnungsloser Romantiker. Das Problem mit den romantischen Komödien ist: Es gibt nur wenige, die mich wirklich überzeugen können.

Will Glucks freie Interpretation des Theaterstücks „Viel Lärm um nichts“ ist eine dieser seltenen Ausnahmen. In dieser täuschen Bea (Sydney Sweeney) und Ben (Glen Powell) während eines Hochzeitswochenendes eine Beziehung vor, nur um dabei festzustellen, dass sie tatsächlich füreinander bestimmt sind. Ja, das ist kitschig und vorhersehbar, aber es ist auch romantisch und verdammt witzig. So witzig, dass ich mehrmals Tränen lachen musste. Das komödiantische Timing ist spitze, die Dialoge sind herrlich bissig, die Chemie zwischen Sydney Sweeney und Glen Powell ist von Anfang an grandios und die Nebenfiguren sind auf ihre schräge Art allesamt liebenswert. Oder anders formuliert: „Wo die Lüge hinfällt“ ist ein unglaublich sympathischer Gute-Laune-Film, der das Rad zwar nicht neu erfindet, aber genau das liefert, was solch ein Film liefern sollte.

Meine Wertung: 8/10

Totally Killer (2023)

Dass sich der Slasher gut mit anderen Genres kombinieren lässt, hat Christopher Landon bereits zwei Mal bewiesen. In „Happy Deathday“ vereinte er das typische Meucheln mit der „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Zeitschleifenthematik, in „Freaky“ war dann der Körpertausch aus „Freaky Friday“ an der Reihe. Der seit Freitag bei Amazon Prime Video verfügbare „Totally Killer“ wurde zwar nicht von Christopher Landon inszeniert, schlitzt aber in eine ähnliche Kerbe, indem er seine Heldin in die Vergangenheit reisen lässt und damit „Zurück in die Zukunft“ nacheifert. Ich mag Slasher, ich liebe „Zurück in die Zukunft“ – da sollte es niemanden überraschen, dass der Film direkt auf meine Playlist wanderte.

1987 werden drei Teenager mit jeweils 16 Messerstichen brutal ermordet. Der „Sweet Sixteen Killer“ getaufte Mörder taucht danach unter – bis er 35 Jahre später wieder zuschlägt und Jamies (Kiernan Shipka) Mutter Pam (Julie Bowen) brutal ermordet. Als der Killer kurz danach versucht, auch Jamie zu töten, wird diese von der Zeitmaschine ihrer Freundin Amelia (Kelcey Mawema) versehentlich ins Jahr 1987 katapultiert. Dort versucht Jamie nun, die ursprünglichen Morde zu verhindern, und damit ihrer Mutter in der Zukunft das Leben zu retten …

Klingt spannend, oder? Ist es aber nicht. „Totally Killer“ ist nämlich mehr Komödie als Slasher, und legt als solche ihren Fokus fast ausschließlich auf die verrückte Situation, und weniger auf eine spannende (oder schlüssige) Killerhatz. Das ist nicht zwingend schlimm und letztlich sogar ganz unterhaltsam, hat mich dann aber doch ein wenig enttäuscht. Nicht zuletzt, weil ich mit den Figuren einfach nicht warm wurde. Dass Jamies Mutter und ihre Freunde als Teenager fiese Mobber waren, ist durchaus eine interessante Idee, sorgte in Kombination mit der nicht vorhandenen Charakterentwicklung aber auch dafür, dass ich mit der gesamten Clique nur wenig anzufangen wusste. Und auch Jamie selbst ging mir mit ihrer überkorrekten Art recht schnell auf die Nerven. Auf dem Papier mag es eine witzige Idee gewesen sein, so eine Person auf den Zeitgeist der 80er treffen zu lassen, doch viel mehr als sich ständig wiederholende „Das ist jetzt aber unangebracht!“-Anmerkungen ist den Drehbuchautoren hierzu leider nicht eingefallen. Schwach.

Sei’s drum, insgesamt hat mich der Film dennoch gut unterhalten. Er ist kurzweilig, bietet den einen oder anderen netten Schmunzler, und als Kind der 80er fällt es mir ohnehin schwer, solche Filme nicht irgendwie sympathisch zu finden. An „Happy Deathday“ und „Freaky“ reicht er allerdings nicht mal ansatzweise heran.

Meine Wertung: 6/10

Küssen und andere lebenswichtige Dinge (2023)

Gestern Abend stand mir urplötzlich der Sinn nach etwas Romantik. Da ich für Tinder nicht so der Typ bin, entschied ich mich stattdessen für die Romanverfilmung „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“, die seit ein paar Wochen bei Netflix verfügbar ist. Und so viel sei schon mal vorweggenommen: Es war eine gute Entscheidung.

Helen (Ellie Kemper) ist Anfang 30, frisch geschieden und seit der Trennung ein wenig orientierungslos. Um sich selbst etwas zu beweisen und wieder zurück in die Spur zu finden, nimmt sie an einer mehrtägigen Wandertour durch die Appalachen teil. Dort trifft Helen nicht nur auf eine wild zusammengewürfelte Truppe schräger Charaktere, sondern auch auf Jake (Luke Grimes), den besten Freund ihres jüngeren Bruders …

Ich geb’s zu: Ich bin positiv überrascht. Sehr positiv überrascht. „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ist nicht nur richtig witzig und stellenweise herrlich schräg, sondern auch überraschend rührend. Und das war nicht unbedingt das, was ich erwartet hatte. Erst recht nicht, da viele der Tour-Teilnehmer zu Beginn als völlig überzeichnete Figuren eingeführt werden, die anscheinend nur der Lacher wegen dabei sind. So nimmt die völlig verpeilt wirkende Kaylee (Gus Birney) nur teil, um sich ihrer Angst vor Holz zu stellen – und ist dann völlig überrascht, wie viel Holz es doch im Wald gibt. Das ist nicht nur albern, sondern zuweilen auch etwas anstrengend. Doch im Laufe des Films bekommen die Teilnehmer nach und nach ihre nachdenklichen Momente, die einen Blick in ihr Inneres gestatten und sie dadurch menschlich, sympathisch und greifbar werden lassen. Wenn in einem dieser Momente ein sonst eher nerviger Teilnehmer erzählt, dass er sich an irgendeinem Punkt in seinem Leben verlaufen hat, nun den Weg zurück nicht mehr findet und vermutlich auch nicht mehr finden wird, dann ist das nicht nur rührend, sondern es lässt auch sein Verhalten in einem anderen Licht erscheinen. Insgesamt hat es mir unheimlich viel Spaß bereitet, dieser schrägen Truppe dabei zuzusehen, wie sie sich nach und nach öffnet, zusammenwächst und sich gegenseitig Halt gibt.

Gleichzeitig finde ich aber auch, dass der Film insgesamt zu wenig aus den Figuren macht. Vieles wird angerissen, dann aber eher oberflächlich abgehandelt. Und das gilt leider nicht nur für die Neben-, sondern auch für die Hauptfiguren. Außerdem schwächelt „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ausgerechnet bei dem romantischen Teil, denn dass es zwischen Helen und Jake knistert, wird zwar mehrmals im Film angesprochen, gespürt habe ich davon aber ehrlicherweise nur wenig. Dass ich dennoch mit den beiden mitfühlen konnte und mir gewünscht habe, dass aus ihnen am Ende ein Paar wird, liegt vermutlich nicht zuletzt daran, dass ich mich in Liebesdingen ähnlich ungeschickt verhalte, wie Jake es im Film tut.

Somit ist „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ eine vielleicht etwas unausgegorene, aber verdammt sympathische Mischung aus Komödie, Drama und Liebesfilm – und war letztlich genau das, was ich gestern gebraucht habe.

Meine Wertung: 7/10

House of Darkness (2022)

Nachdem er sie in einer Bar kennengelernt hat, fährt Hap (Justin Long) die hübsche Mina (Kate Bosworth) nach Hause. Das große Herrenhaus, in dem sie lebt, wirkt zwar durchaus unheimlich auf ihn, doch die Aussicht auf einen One-Night-Stand mit der mysteriösen Schönheit lässt jegliche Bedenken unwichtig erscheinen. Nach und nach muss Hap feststellen, dass Mina nur ein Spiel mit ihm zu spielen scheint. Und dann taucht plötzlich auch noch Minas Schwester Lucy (Gia Crovatin) auf …

Eine moralisch fragwürdig handelnde Person, die an die Falschen gerät und am Ende für ihr Handeln bestraft wird – im Grunde ist die Horrorkomödie „House of Darkness“ eine überlange Folge „Geschichten aus der Gruft“. Und auch wenn der Film mir durchaus gefallen hat, sage ich voraus, dass er vielen Zuschauern zu geschwätzig und langatmig sein wird. Der Horroranteil beschränkt sich nämlich auf die letzten fünf Minuten. Die 80 Minuten davor sind ein Kammerspiel, in dem sich ein Aufreißer mit zwei Frauen unterhält. Und sich dabei um Kopf und Kragen redet. Wer Justin Long und Kate Bosworth mag, auch in scheinbar unbedeutenden Dialogen gerne nach einer Botschaft sucht und ein Faible für kleine Filme hat, wird daran seine Freude haben. Alle anderen werden sich recht bald fragen, wann es denn nun endlich mal zur Sache geht. Insgesamt ist „House of Darkness“ somit eine sehr spezielle Angelegenheit, die als Kurzfilm vermutlich besser funktioniert hätte.

Meine Wertung: 6/10

Dog – Das Glück hat vier Pfoten (2022)

Ich bin derzeit ein wenig melancholisch. Na gut, ich bin immer ein wenig melancholisch. Lasst es mich also anders formulieren: Ich bin derzeit ein wenig melancholischer als sonst. Und in solchen Phasen schaue ich gerne Filme, die zu meiner Stimmung passen. So bin ich heute beim Roadmovie „Dog – Das Glück hat vier Pfoten“ gelandet. In diesem erhält der an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidende Army Ranger Jackson Briggs (Channing Tatum) den Auftrag, die für Kampfeinsätze trainierte belgische Schäferhündin Lulu zur Beerdigung ihres Hundeführers zu fahren. Nach der Beerdigung soll Lulu, die seit einer schweren Verletzung aggressives Verhalten zeigt, dann eingeschläfert werden …

Ich möchte euch nichts vormachen: Wie der Film endet, dürfte jedem von Anfang an klar sein. Aber so ist das ja häufig bei Roadmovies. Speziell in diesem Genre gilt jedoch: Der Weg ist das Ziel. Und meine Güte, ist dieser Weg herzerwärmend. Wenn sowohl Briggs als auch Lulu zu Beginn des Films keinen Platz mehr in dieser Gesellschaft zu haben scheinen, sich dann aber gegenseitig helfen, wieder auf die Beine zu kommen, dann mag das kitschig sein, aber es versprüht auch genau den Optimismus, den wir nie aus den Augen verlieren sollten. Außerdem wird die Reise mit ihren zahlreichen (absurden) Zwischenstationen und den schrägen Charakteren so charmant, unterhaltsam und rührend erzählt, dass ich dem Film weder den Kitsch noch die Vorhersehbarkeit übelnehmen kann. Ich wollte einen Feel-Good-Film mit „kaputten“ Figuren sehen, ich habe einen Feel-Good-Film mit „kaputten“ Figuren bekommen. Mission erfüllt!

Meine Wertung: 7/10

Bullet Train (2022)

Mir ist gerade eingefallen, dass ich euch noch meine Meinung zur Actionkomödie „Bullet Train“ schuldig bin. In dieser wird der Auftragskiller Ladybug (Brad Pitt) beauftragt, an Bord eines Hochgeschwindigkeitszugs einen Koffer mit Geld zu stehlen. An Bord muss Ladybug allerdings feststellen, dass er nicht der einzige Attentäter im Zug ist. Und dass hier noch etwas Größeres läuft …

Ihr mögt skurrile Figuren, völlig überzogene Action, comichafte Gewalt und schwarzen Humor? Dann seid ihr bei „Bullet Train“ genau richtig. Der Film ist eine Aneinanderreihung absurder Momente und weckt in seinen besten Momenten Erinnerungen an die guten alten 90er, als schräge Gangsterfilme wie „Reservoir Dogs“ Hochkonjunktur hatten. Die rasante Action hingegen erinnert eher an moderne Comicverfilmungen – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass David Leitch auf dem Regiestuhl saß. Also der Mann, der bereits die nicht minder unterhaltsamen „Deadpool 2“ und „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ inszenierte.

Gut, echten Anspruch sucht man hier vergebens, aber hey, ich hatte verdammt viel Spaß mit diesem absurd-atemlosen Dialog- und Actionfeuerwerk. Solche Filme sind einfach viel zu selten geworden.

Meine Wertung: 8/10

Meine Stunden mit Leo (2022)

Ab und an werde ich gefragt, ob ich ausschließlich Horror-, Science-Fiction- und Actionfilme schaue. Dem ist natürlich nicht so. Auch wenn diese Genres bei mir durchaus überwiegen, schaue ich grundsätzlich alles, was mich in irgendeiner Art und Weise anspricht.

Heute zum Beispiel stand „Meine Stunden mit Leo“ auf dem Programm. Ein ruhiges, dialoglastiges Drama, in dem die 55-jährige Witwe Nancy (Emma Thompson) den deutlich jüngeren Sexarbeiter Leo (Daryl McCormack) engagiert, um mit ihm all das auszuleben, was ihr in ihrer eher drögen Ehe nicht möglich war.

Wer dabei auf zahlreiche Sexszenen hofft, darf seine Erwartungen direkt korrigieren. Zwar spielt Sex in dem Film eine durchaus große Rolle (und zum Ende hin wird’s tatsächlich relativ explizit), doch eher in Form von Gesprächen. In diesen geht es neben Sex auch um existenzielle Themen wie unerfüllte Wünsche, Sehnsüchte, Erwartungen, Enttäuschungen und Selbstwahrnehmung. Das hätte langweilig werden können, ist es zum Glück aber nicht. „Meine Stunden mit Leo“ beginnt extrem amüsant, und entwickelt sich im späteren Verlauf zu einem sehr berührenden Film, der nicht nur durch erfreulich natürliche Dialoge, sondern auch durch zwei extrem spielfreudige Darsteller überzeugt, die ihre sympathischen Figuren mit jeder Menge Leben erfüllen. Kurz: Hat mir richtig gut gefallen.

Meine Wertung: 8/10

 

The Menu (2022)

Am 17. November 2022 startete „The Menu“ in unseren Kinos, und schon jetzt, exakt zwei Monate und einen Tag später, ist der Film bei Disney+ verfügbar. Man könnte vermuten, dass fehlende Qualität dafür verantwortlich ist, aber weit gefehlt: „The Menu“ ist meiner Meinung nach nicht nur der beste Film des Jahres 2022, er gehört auch generell zu den besten Filmen, die ich in den letzten Jahren sehen durfte.

Worum es geht? Um Tyler (Nicholas Hoult) und dessen Begleitung Margot (Anya Taylor-Joy), die gemeinsam mit 11 weiteren geladenen Gästen und deren Begleitung auf einer abgelegenen Insel an einem Dinnerabend des Meisterkochs Julian Slowik (Ralph Fiennes) teilnehmen.

Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten, den je weniger ihr über den Film wisst, desto besser. Es reicht zu wissen, dass „The Menu“ dank seiner unheilvollen Atmosphäre von der ersten Minute an fesselt und diese Spannung bis zum Ende hin halten kann. Und dass der Film nicht nur ein hochspannender Thriller, sondern auch eine tiefschwarze Komödie und eine Gesellschaftssatire ist, die zum Nachdenken anregt. Ralph Fiennes spielt den besessenen Meisterkoch einfach nur fantastisch und Anya Taylor-Joy beweist einmal mehr, dass sie zu den besten Darstellern ihrer Generation gehört. Der Film ist so gut, dass ich ihn jetzt gerade, während ich diesen Text schreibe, ein zweites Mal schaue. Wenn euch das nicht überzeugt, dann weiß ich auch nicht.

Und nun entschuldigt mich bitte. Durch das ganze Essen im Film habe ich tierisch Lust auf einen Cheeseburger bekommen.

Meine Wertung: 10/10

 

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