28. Juli 2023 |
Nachdem er sie in einer Bar kennengelernt hat, fährt Hap (Justin Long) die hübsche Mina (Kate Bosworth) nach Hause. Das große Herrenhaus, in dem sie lebt, wirkt zwar durchaus unheimlich auf ihn, doch die Aussicht auf einen One-Night-Stand mit der mysteriösen Schönheit lässt jegliche Bedenken unwichtig erscheinen. Nach und nach muss Hap feststellen, dass Mina nur ein Spiel mit ihm zu spielen scheint. Und dann taucht plötzlich auch noch Minas Schwester Lucy (Gia Crovatin) auf …
Eine moralisch fragwürdig handelnde Person, die an die Falschen gerät und am Ende für ihr Handeln bestraft wird – im Grunde ist die Horrorkomödie „House of Darkness“ eine überlange Folge „Geschichten aus der Gruft“. Und auch wenn der Film mir durchaus gefallen hat, sage ich voraus, dass er vielen Zuschauern zu geschwätzig und langatmig sein wird. Der Horroranteil beschränkt sich nämlich auf die letzten fünf Minuten. Die 80 Minuten davor sind ein Kammerspiel, in dem sich ein Aufreißer mit zwei Frauen unterhält. Und sich dabei um Kopf und Kragen redet. Wer Justin Long und Kate Bosworth mag, auch in scheinbar unbedeutenden Dialogen gerne nach einer Botschaft sucht und ein Faible für kleine Filme hat, wird daran seine Freude haben. Alle anderen werden sich recht bald fragen, wann es denn nun endlich mal zur Sache geht. Insgesamt ist „House of Darkness“ somit eine sehr spezielle Angelegenheit, die als Kurzfilm vermutlich besser funktioniert hätte.
Meine Wertung: 6/10
27. Juli 2023 |
Ich bin derzeit ein wenig melancholisch. Na gut, ich bin immer ein wenig melancholisch. Lasst es mich also anders formulieren: Ich bin derzeit ein wenig melancholischer als sonst. Und in solchen Phasen schaue ich gerne Filme, die zu meiner Stimmung passen. So bin ich heute beim Roadmovie „Dog – Das Glück hat vier Pfoten“ gelandet. In diesem erhält der an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidende Army Ranger Jackson Briggs (Channing Tatum) den Auftrag, die für Kampfeinsätze trainierte belgische Schäferhündin Lulu zur Beerdigung ihres Hundeführers zu fahren. Nach der Beerdigung soll Lulu, die seit einer schweren Verletzung aggressives Verhalten zeigt, dann eingeschläfert werden …
Ich möchte euch nichts vormachen: Wie der Film endet, dürfte jedem von Anfang an klar sein. Aber so ist das ja häufig bei Roadmovies. Speziell in diesem Genre gilt jedoch: Der Weg ist das Ziel. Und meine Güte, ist dieser Weg herzerwärmend. Wenn sowohl Briggs als auch Lulu zu Beginn des Films keinen Platz mehr in dieser Gesellschaft zu haben scheinen, sich dann aber gegenseitig helfen, wieder auf die Beine zu kommen, dann mag das kitschig sein, aber es versprüht auch genau den Optimismus, den wir nie aus den Augen verlieren sollten. Außerdem wird die Reise mit ihren zahlreichen (absurden) Zwischenstationen und den schrägen Charakteren so charmant, unterhaltsam und rührend erzählt, dass ich dem Film weder den Kitsch noch die Vorhersehbarkeit übelnehmen kann. Ich wollte einen Feel-Good-Film mit „kaputten“ Figuren sehen, ich habe einen Feel-Good-Film mit „kaputten“ Figuren bekommen. Mission erfüllt!
Meine Wertung: 7/10
3. März 2023 |
Mir ist gerade eingefallen, dass ich euch noch meine Meinung zur Actionkomödie „Bullet Train“ schuldig bin. In dieser wird der Auftragskiller Ladybug (Brad Pitt) beauftragt, an Bord eines Hochgeschwindigkeitszugs einen Koffer mit Geld zu stehlen. An Bord muss Ladybug allerdings feststellen, dass er nicht der einzige Attentäter im Zug ist. Und dass hier noch etwas Größeres läuft …
Ihr mögt skurrile Figuren, völlig überzogene Action, comichafte Gewalt und schwarzen Humor? Dann seid ihr bei „Bullet Train“ genau richtig. Der Film ist eine Aneinanderreihung absurder Momente und weckt in seinen besten Momenten Erinnerungen an die guten alten 90er, als schräge Gangsterfilme wie „Reservoir Dogs“ Hochkonjunktur hatten. Die rasante Action hingegen erinnert eher an moderne Comicverfilmungen – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass David Leitch auf dem Regiestuhl saß. Also der Mann, der bereits die nicht minder unterhaltsamen „Deadpool 2“ und „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ inszenierte.
Gut, echten Anspruch sucht man hier vergebens, aber hey, ich hatte verdammt viel Spaß mit diesem absurd-atemlosen Dialog- und Actionfeuerwerk. Solche Filme sind einfach viel zu selten geworden.
Meine Wertung: 8/10
21. Januar 2023 |
Ab und an werde ich gefragt, ob ich ausschließlich Horror-, Science-Fiction- und Actionfilme schaue. Dem ist natürlich nicht so. Auch wenn diese Genres bei mir durchaus überwiegen, schaue ich grundsätzlich alles, was mich in irgendeiner Art und Weise anspricht.
Heute zum Beispiel stand „Meine Stunden mit Leo“ auf dem Programm. Ein ruhiges, dialoglastiges Drama, in dem die 55-jährige Witwe Nancy (Emma Thompson) den deutlich jüngeren Sexarbeiter Leo (Daryl McCormack) engagiert, um mit ihm all das auszuleben, was ihr in ihrer eher drögen Ehe nicht möglich war.
Wer dabei auf zahlreiche Sexszenen hofft, darf seine Erwartungen direkt korrigieren. Zwar spielt Sex in dem Film eine durchaus große Rolle (und zum Ende hin wird’s tatsächlich relativ explizit), doch eher in Form von Gesprächen. In diesen geht es neben Sex auch um existenzielle Themen wie unerfüllte Wünsche, Sehnsüchte, Erwartungen, Enttäuschungen und Selbstwahrnehmung. Das hätte langweilig werden können, ist es zum Glück aber nicht. „Meine Stunden mit Leo“ beginnt extrem amüsant, und entwickelt sich im späteren Verlauf zu einem sehr berührenden Film, der nicht nur durch erfreulich natürliche Dialoge, sondern auch durch zwei extrem spielfreudige Darsteller überzeugt, die ihre sympathischen Figuren mit jeder Menge Leben erfüllen. Kurz: Hat mir richtig gut gefallen.
Meine Wertung: 8/10
18. Januar 2023 |
Am 17. November 2022 startete „The Menu“ in unseren Kinos, und schon jetzt, exakt zwei Monate und einen Tag später, ist der Film bei Disney+ verfügbar. Man könnte vermuten, dass fehlende Qualität dafür verantwortlich ist, aber weit gefehlt: „The Menu“ ist meiner Meinung nach nicht nur der beste Film des Jahres 2022, er gehört auch generell zu den besten Filmen, die ich in den letzten Jahren sehen durfte.
Worum es geht? Um Tyler (Nicholas Hoult) und dessen Begleitung Margot (Anya Taylor-Joy), die gemeinsam mit 11 weiteren geladenen Gästen und deren Begleitung auf einer abgelegenen Insel an einem Dinnerabend des Meisterkochs Julian Slowik (Ralph Fiennes) teilnehmen.
Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten, den je weniger ihr über den Film wisst, desto besser. Es reicht zu wissen, dass „The Menu“ dank seiner unheilvollen Atmosphäre von der ersten Minute an fesselt und diese Spannung bis zum Ende hin halten kann. Und dass der Film nicht nur ein hochspannender Thriller, sondern auch eine tiefschwarze Komödie und eine Gesellschaftssatire ist, die zum Nachdenken anregt. Ralph Fiennes spielt den besessenen Meisterkoch einfach nur fantastisch und Anya Taylor-Joy beweist einmal mehr, dass sie zu den besten Darstellern ihrer Generation gehört. Der Film ist so gut, dass ich ihn jetzt gerade, während ich diesen Text schreibe, ein zweites Mal schaue. Wenn euch das nicht überzeugt, dann weiß ich auch nicht.
Und nun entschuldigt mich bitte. Durch das ganze Essen im Film habe ich tierisch Lust auf einen Cheeseburger bekommen.
Meine Wertung: 10/10