Totally Killer (2023)

Dass sich der Slasher gut mit anderen Genres kombinieren lässt, hat Christopher Landon bereits zwei Mal bewiesen. In „Happy Deathday“ vereinte er das typische Meucheln mit der „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Zeitschleifenthematik, in „Freaky“ war dann der Körpertausch aus „Freaky Friday“ an der Reihe. Der seit Freitag bei Amazon Prime Video verfügbare „Totally Killer“ wurde zwar nicht von Christopher Landon inszeniert, schlitzt aber in eine ähnliche Kerbe, indem er seine Heldin in die Vergangenheit reisen lässt und damit „Zurück in die Zukunft“ nacheifert. Ich mag Slasher, ich liebe „Zurück in die Zukunft“ – da sollte es niemanden überraschen, dass der Film direkt auf meine Playlist wanderte.

1987 werden drei Teenager mit jeweils 16 Messerstichen brutal ermordet. Der „Sweet Sixteen Killer“ getaufte Mörder taucht danach unter – bis er 35 Jahre später wieder zuschlägt und Jamies (Kiernan Shipka) Mutter Pam (Julie Bowen) brutal ermordet. Als der Killer kurz danach versucht, auch Jamie zu töten, wird diese von der Zeitmaschine ihrer Freundin Amelia (Kelcey Mawema) versehentlich ins Jahr 1987 katapultiert. Dort versucht Jamie nun, die ursprünglichen Morde zu verhindern, und damit ihrer Mutter in der Zukunft das Leben zu retten …

Klingt spannend, oder? Ist es aber nicht. „Totally Killer“ ist nämlich mehr Komödie als Slasher, und legt als solche ihren Fokus fast ausschließlich auf die verrückte Situation, und weniger auf eine spannende (oder schlüssige) Killerhatz. Das ist nicht zwingend schlimm und letztlich sogar ganz unterhaltsam, hat mich dann aber doch ein wenig enttäuscht. Nicht zuletzt, weil ich mit den Figuren einfach nicht warm wurde. Dass Jamies Mutter und ihre Freunde als Teenager fiese Mobber waren, ist durchaus eine interessante Idee, sorgte in Kombination mit der nicht vorhandenen Charakterentwicklung aber auch dafür, dass ich mit der gesamten Clique nur wenig anzufangen wusste. Und auch Jamie selbst ging mir mit ihrer überkorrekten Art recht schnell auf die Nerven. Auf dem Papier mag es eine witzige Idee gewesen sein, so eine Person auf den Zeitgeist der 80er treffen zu lassen, doch viel mehr als sich ständig wiederholende „Das ist jetzt aber unangebracht!“-Anmerkungen ist den Drehbuchautoren hierzu leider nicht eingefallen. Schwach.

Sei’s drum, insgesamt hat mich der Film dennoch gut unterhalten. Er ist kurzweilig, bietet den einen oder anderen netten Schmunzler, und als Kind der 80er fällt es mir ohnehin schwer, solche Filme nicht irgendwie sympathisch zu finden. An „Happy Deathday“ und „Freaky“ reicht er allerdings nicht mal ansatzweise heran.

Meine Wertung: 6/10

Küssen und andere lebenswichtige Dinge (2023)

Gestern Abend stand mir urplötzlich der Sinn nach etwas Romantik. Da ich für Tinder nicht so der Typ bin, entschied ich mich stattdessen für die Romanverfilmung „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“, die seit ein paar Wochen bei Netflix verfügbar ist. Und so viel sei schon mal vorweggenommen: Es war eine gute Entscheidung.

Helen (Ellie Kemper) ist Anfang 30, frisch geschieden und seit der Trennung ein wenig orientierungslos. Um sich selbst etwas zu beweisen und wieder zurück in die Spur zu finden, nimmt sie an einer mehrtägigen Wandertour durch die Appalachen teil. Dort trifft Helen nicht nur auf eine wild zusammengewürfelte Truppe schräger Charaktere, sondern auch auf Jake (Luke Grimes), den besten Freund ihres jüngeren Bruders …

Ich geb’s zu: Ich bin positiv überrascht. Sehr positiv überrascht. „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ist nicht nur richtig witzig und stellenweise herrlich schräg, sondern auch überraschend rührend. Und das war nicht unbedingt das, was ich erwartet hatte. Erst recht nicht, da viele der Tour-Teilnehmer zu Beginn als völlig überzeichnete Figuren eingeführt werden, die anscheinend nur der Lacher wegen dabei sind. So nimmt die völlig verpeilt wirkende Kaylee (Gus Birney) nur teil, um sich ihrer Angst vor Holz zu stellen – und ist dann völlig überrascht, wie viel Holz es doch im Wald gibt. Das ist nicht nur albern, sondern zuweilen auch etwas anstrengend. Doch im Laufe des Films bekommen die Teilnehmer nach und nach ihre nachdenklichen Momente, die einen Blick in ihr Inneres gestatten und sie dadurch menschlich, sympathisch und greifbar werden lassen. Wenn in einem dieser Momente ein sonst eher nerviger Teilnehmer erzählt, dass er sich an irgendeinem Punkt in seinem Leben verlaufen hat, nun den Weg zurück nicht mehr findet und vermutlich auch nicht mehr finden wird, dann ist das nicht nur rührend, sondern es lässt auch sein Verhalten in einem anderen Licht erscheinen. Insgesamt hat es mir unheimlich viel Spaß bereitet, dieser schrägen Truppe dabei zuzusehen, wie sie sich nach und nach öffnet, zusammenwächst und sich gegenseitig Halt gibt.

Gleichzeitig finde ich aber auch, dass der Film insgesamt zu wenig aus den Figuren macht. Vieles wird angerissen, dann aber eher oberflächlich abgehandelt. Und das gilt leider nicht nur für die Neben-, sondern auch für die Hauptfiguren. Außerdem schwächelt „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ausgerechnet bei dem romantischen Teil, denn dass es zwischen Helen und Jake knistert, wird zwar mehrmals im Film angesprochen, gespürt habe ich davon aber ehrlicherweise nur wenig. Dass ich dennoch mit den beiden mitfühlen konnte und mir gewünscht habe, dass aus ihnen am Ende ein Paar wird, liegt vermutlich nicht zuletzt daran, dass ich mich in Liebesdingen ähnlich ungeschickt verhalte, wie Jake es im Film tut.

Somit ist „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ eine vielleicht etwas unausgegorene, aber verdammt sympathische Mischung aus Komödie, Drama und Liebesfilm – und war letztlich genau das, was ich gestern gebraucht habe.

Meine Wertung: 7/10

House of Darkness (2022)

Nachdem er sie in einer Bar kennengelernt hat, fährt Hap (Justin Long) die hübsche Mina (Kate Bosworth) nach Hause. Das große Herrenhaus, in dem sie lebt, wirkt zwar durchaus unheimlich auf ihn, doch die Aussicht auf einen One-Night-Stand mit der mysteriösen Schönheit lässt jegliche Bedenken unwichtig erscheinen. Nach und nach muss Hap feststellen, dass Mina nur ein Spiel mit ihm zu spielen scheint. Und dann taucht plötzlich auch noch Minas Schwester Lucy (Gia Crovatin) auf …

Eine moralisch fragwürdig handelnde Person, die an die Falschen gerät und am Ende für ihr Handeln bestraft wird – im Grunde ist die Horrorkomödie „House of Darkness“ eine überlange Folge „Geschichten aus der Gruft“. Und auch wenn der Film mir durchaus gefallen hat, sage ich voraus, dass er vielen Zuschauern zu geschwätzig und langatmig sein wird. Der Horroranteil beschränkt sich nämlich auf die letzten fünf Minuten. Die 80 Minuten davor sind ein Kammerspiel, in dem sich ein Aufreißer mit zwei Frauen unterhält. Und sich dabei um Kopf und Kragen redet. Wer Justin Long und Kate Bosworth mag, auch in scheinbar unbedeutenden Dialogen gerne nach einer Botschaft sucht und ein Faible für kleine Filme hat, wird daran seine Freude haben. Alle anderen werden sich recht bald fragen, wann es denn nun endlich mal zur Sache geht. Insgesamt ist „House of Darkness“ somit eine sehr spezielle Angelegenheit, die als Kurzfilm vermutlich besser funktioniert hätte.

Meine Wertung: 6/10

Dog – Das Glück hat vier Pfoten (2022)

Ich bin derzeit ein wenig melancholisch. Na gut, ich bin immer ein wenig melancholisch. Lasst es mich also anders formulieren: Ich bin derzeit ein wenig melancholischer als sonst. Und in solchen Phasen schaue ich gerne Filme, die zu meiner Stimmung passen. So bin ich heute beim Roadmovie „Dog – Das Glück hat vier Pfoten“ gelandet. In diesem erhält der an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidende Army Ranger Jackson Briggs (Channing Tatum) den Auftrag, die für Kampfeinsätze trainierte belgische Schäferhündin Lulu zur Beerdigung ihres Hundeführers zu fahren. Nach der Beerdigung soll Lulu, die seit einer schweren Verletzung aggressives Verhalten zeigt, dann eingeschläfert werden …

Ich möchte euch nichts vormachen: Wie der Film endet, dürfte jedem von Anfang an klar sein. Aber so ist das ja häufig bei Roadmovies. Speziell in diesem Genre gilt jedoch: Der Weg ist das Ziel. Und meine Güte, ist dieser Weg herzerwärmend. Wenn sowohl Briggs als auch Lulu zu Beginn des Films keinen Platz mehr in dieser Gesellschaft zu haben scheinen, sich dann aber gegenseitig helfen, wieder auf die Beine zu kommen, dann mag das kitschig sein, aber es versprüht auch genau den Optimismus, den wir nie aus den Augen verlieren sollten. Außerdem wird die Reise mit ihren zahlreichen (absurden) Zwischenstationen und den schrägen Charakteren so charmant, unterhaltsam und rührend erzählt, dass ich dem Film weder den Kitsch noch die Vorhersehbarkeit übelnehmen kann. Ich wollte einen Feel-Good-Film mit „kaputten“ Figuren sehen, ich habe einen Feel-Good-Film mit „kaputten“ Figuren bekommen. Mission erfüllt!

Meine Wertung: 7/10

Bullet Train (2022)

Mir ist gerade eingefallen, dass ich euch noch meine Meinung zur Actionkomödie „Bullet Train“ schuldig bin. In dieser wird der Auftragskiller Ladybug (Brad Pitt) beauftragt, an Bord eines Hochgeschwindigkeitszugs einen Koffer mit Geld zu stehlen. An Bord muss Ladybug allerdings feststellen, dass er nicht der einzige Attentäter im Zug ist. Und dass hier noch etwas Größeres läuft …

Ihr mögt skurrile Figuren, völlig überzogene Action, comichafte Gewalt und schwarzen Humor? Dann seid ihr bei „Bullet Train“ genau richtig. Der Film ist eine Aneinanderreihung absurder Momente und weckt in seinen besten Momenten Erinnerungen an die guten alten 90er, als schräge Gangsterfilme wie „Reservoir Dogs“ Hochkonjunktur hatten. Die rasante Action hingegen erinnert eher an moderne Comicverfilmungen – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass David Leitch auf dem Regiestuhl saß. Also der Mann, der bereits die nicht minder unterhaltsamen „Deadpool 2“ und „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ inszenierte.

Gut, echten Anspruch sucht man hier vergebens, aber hey, ich hatte verdammt viel Spaß mit diesem absurd-atemlosen Dialog- und Actionfeuerwerk. Solche Filme sind einfach viel zu selten geworden.

Meine Wertung: 8/10

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