Monstrous (2022)

Irgendwann in den 50ern. Um ihrem Ehemann zu entkommen, zieht Laura (Christina Ricci) mit ihrem Sohn Cody (Santino Barnard) nach Kalifornien. Laura hofft, in einem abgelegenen Haus etwas Ruhe zu finden. Daraus wird allerdings nichts, denn jede Nacht steigt ein Monster aus dem nahe gelegenen See – und dieses Monster hat es offenbar auf Cody abgesehen …

Mysterythriller sollten im Idealfall zwei Anforderungen erfüllen: Erstens sollten sie spannend sein. Und zweitens die Zuschauer überraschen. „Monstrous“ versagt leider in beiden Disziplinen. Die Geschichte bietet zwar gleich zwei Twists, doch sind beide einfach viel zu vorhersehbar. Den ersten sah ich bereits nach 3 Minuten und 56 Sekunden, den zweiten dann nach 24 Minuten und 45 Sekunden kommen. Und war fortan nur noch damit beschäftigt, darauf zu hoffen, dass es so simpel nicht sein würde. War es aber. Dadurch, dass die nächtlichen Angriffe zwar solide, aber ohne Gespür für echte Spannung inszeniert wurden, und das künstlich aussehende CGI-Monster zudem eher wenig bedrohlich wirkte, kam bei mir leider auch keinerlei Nervenkitzel auf. Als Ergebnis fühlte sich der gerade mal 88 Minuten kurze Film wesentlich länger an, als er tatsächlich war. Daran konnten auch die wie immer gut spielende Christina Ricci und die wirklich schicke Ausstattung nichts ändern.

Meine Wertung: 4/10

Angeschaut: Split (2016)

So, nun ist es doch passiert. Zum ersten Mal seit meiner mir selbst auferlegten Kinopause sah ich einen Film und dachte danach „Scheiße, hättest du den mal im Kino gesehen!“. Wegen einer ganz speziellen Szene. Einer Szene, die ich im Kino definitiv laut gefeiert hätte (und dabei vom restlichen Publikum vermutlich für bekloppt erklärt worden wäre). Aber es ist, wie es ist: Ich habe „Split“ zu Hause gesehen. Und mir die besagte Szene von M. Night Shyamalan selbst bei Twitter spoilern lassen. Da bleibt doch die Frage: Konnte mich der Film dennoch begeistern?

Worum geht’s

Während ihr Vater die letzten Geschenke im Kofferraum verstaut, wartet Claire (Haley Lu Richardson) mit ihrer Freundin Marcia (Jessica Sula) und der aus Höflichkeit eingeladenen Außenseiterin Casey (Anya Taylor-Joy) im Auto darauf, nach Hause gefahren zu werden. Plötzlich steigt ein Fremder (James McAvoy) ins Auto und betäubt die Mädchen. Als die drei wieder zu sich kommen, befinden sie sich in einem Kellergewölbe. Da der Entführer sich erst wie ein Mann, dann wie eine Frau und später wie ein neunjähriger Junge benimmt, wird den Mädchen schnell klar, dass er unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Während Claire, Marcia und Casey überlegen, wie sie ihrem Peiniger entkommen können, beginnt dessen Therapeutin Dr. Karen Fletcher (Betty Buckley) zu ahnen, dass ihr Patient ihr etwas verheimlicht …

Meine Meinung

Es fällt mir gerade unheimlich schwer, über „Split“ zu schreiben, ohne auf eine ganz spezielle Szene einzugehen. Eine Szene, die ich gar nicht mal unbedingt als Twist bezeichnen würde, durch die der Film jedoch noch mal neu betrachtet werden kann (bzw. muss) und für mich persönlich eine ganz besondere Bedeutung erhält, weil er dadurch einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Ich versuche es trotzdem mal.

M. Night Shyamalan ist zurück! Ja, ich weiß, viele schrieben dies bereits bei seinem letzten Film „The Visit“. Doch auch wenn mir dieser durchaus sehr gut gefallen hat, ein „echter“ Shyamalan ist er meiner Meinung nach nicht. Echte Shyamalans sind für mich Filme wie „Sixth Sense“, „Unbreakable“, „Signs“, „The Village“, „Das Mädchen aus dem Wasser“ und „The Happening“ – allesamt Filme, die durch ihre extrem ruhige Inszenierung, hervorragende Kameraarbeit und einen gewissen Hang zum Übernatürlichen bestechen. Und genau hier reiht sich auch „Split“ ein. Was zur Folge hat, dass der Thriller dem einen oder anderen sicherlich zu wenig Thrill bietet, während ich mich nur frage, wie man von dem nur schwer vorhersehbaren Geschehen, und insbesondere von der hervorragenden Atmosphäre, nicht gefesselt sein kann.

Dass der Film so gut funktioniert, verdankt er jedoch nicht nur seiner spannenden Geschichte und der äußerst gelungenen Atmosphäre, sondern insbesondere auch seinen drei Darstellerinnen Haley Lu Richardson, Jessica Sula und Anya Taylor-Joy. Und dessen Figuren. Diese benehmen sich zur Abwechslung nämlich mal nicht wie hilflose Opfer (was ironischerweise im Film sogar angesprochen wird), sondern erstaunlich clever und zielgerichtet. Wobei besonders die von Anya Taylor-Joy gespielte Casey hervorsticht, deren Hintergrundgeschichte im Laufe des Films offenbart wird und sowohl dem Charakter als auch dem Film eine tiefere Bedeutung verleiht.

Und dann ist da natürlich James McAvoy, der die verschiedenen Charaktere seiner Figur schlicht genial spielt. Höhepunkt ist hierbei sicherlich eine Szene, in der sich eine Persönlichkeit als eine andere ausgibt, um die eigene Therapeutin zu täuschen – eine grandiose Leistung von McAvoy! Aber gut, etwas anderes sind wir von dem sympathischen Darsteller eigentlich ja auch nicht gewohnt.

Ihr habt es vielleicht bereits zwischen den Zeilen herausgelesen: Obwohl das Ende für mich keine Überraschung mehr war, hat mir „Split“ ausgesprochen gut gefallen. Um genau zu sein, setzt sich der Film spontan auf Platz 2 meiner persönlichen Shyamalan-Rangliste. Und nein, „Sixth Sense“ schafft es nicht auf Platz 1. 😉

Mein Fazit

Fantastischer Entführungsthriller mit tollen Darstellern und Gänsehautfinale, das allerdings nur dann seine volle Wirkung entfaltet, wenn es nicht erklärt werden muss. Mich hatte es schon bei der Musik …

Meine Wertung: 8/10

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Im Kino gesehen: The Signal

Vier Wochen Urlaub neigen sich dem Ende entgegen. Eigentlich wollte ich in dieser Zeit zahlreiche Filme geschaut (und natürlich auch darüber geschrieben) haben, doch geglückt ist mir dies nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich in diesen vier Wochen so gut wie gar nichts geschafft. Na gut, ich bin ein Jahr älter geworden, habe einen Polterabend sowie den Geburtstag meiner (zu diesem Zeitpunkt noch) Verlobten gefeiert und letzte Woche schlussendlich geheiratet, doch hatte ich mir eigentlich mehr vorgenommen. Sei’s drum, gestern habe ich es endlich mal wieder ins Kino geschafft. Meine Flucht vor dem zähen Ehealltag führte mich in den Science-Fiction-Independent-Streifen „The Signal“. Ob sich diese Flucht gelohnt hat, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen …

Worum geht’s

Die beiden Studenten und Freizeit-Hacker Nic (Brenton Thwaites) und Jonah (Beau Knapp) möchten eigentlich nur Nics Freundin Haley (Olivia Cooke) beim Umzug helfen, als sie auf dem Weg von dem mysteriösen Hacker Nomad angeschrieben werden. Nomad hatte sich vor einiger Zeit nicht nur ins MIT gehackt, sondern es auch so aussehen lassen, als wären Nic und Jonah für diesen Hack verantwortlich. Als die beiden eine Chance sehen, Nomads Aufenthaltsort aufzuspüren, machen sie sich gemeinsam mit Haley auf den Weg. Das Signal führt die drei Freunde zu einem kleinen Haus in der Wüste Nevadas, doch statt auf Nomad zu treffen, werden Nic, Jonah und Haley von Unbekannten angegriffen und verlieren das Bewusstsein. Kurze Zeit später erwacht Nic in einer unterirdischen Forschungsstation und muss sich den Fragen des undurchsichtigen Dr. Wallace Damon (Laurence Fishburne) stellen …

Meine Meinung

Es gibt sie also noch, jene kleinen Science-Fiction-Filme, die ohne großes Budget auskommen, sich nicht über ihre Effekte definieren und trotzdem, oder gerade deswegen, zu fesseln wissen. Zugegeben, inhaltlich weiß „The Signal“ dem Genre nicht viel Neues hinzuzufügen. Der Film ist eine Mischung aus … nein. Dies zu verraten, wäre schon zu viel des Guten. Denn am besten dürfte „The Signal“ funktionieren, wenn man nichts darüber weiß. Deshalb nur so viel: Was als Roadmovie beginnt, entwickelt sich nach einem ebenso kurzen wie wirkungsvollen Gruselabschnitt im Found-Footage-Stil zu einem Puzzle, das nicht nur das Publikum, sondern auch Hauptfigur Nic zu lösen versucht. Was ist mit den drei Freunden in dem Haus geschehen? Aus welchem Grund werden sie in einem Forschungslabor festgehalten? Wieso darf Nic seine Familie nicht anrufen? Und weshalb tragen die Angestellten allesamt Schutzanzüge?

Aus diesen Fragen und der daraus entstehenden Atmosphäre schöpft „The Signal“ seine Spannung. Und kann diese, trotz gelegentlicher Längen in den Dialogen, erstaunlich lange halten. Erst zum Ende hin, wenn dann endlich Antworten geliefert und doch noch eine Handvoll Actionszenen eingestreut werden, baut der Film ein wenig ab. Zum einen, weil die Auflösung weit weniger originell ist, als sie hätte sein können. Und zum anderen, weil einige Fragen schlicht unbeantwortet bleiben. Andererseits werden auch im echten Leben längst nicht alle Fragen beantwortet. Und die Grundidee ist vielleicht nicht neu, aber dennoch faszinierend und bietet durchaus Stoff für interessante Diskussionen.

Optisch weiß „The Signal“ trotz des geringen Budgets zu überzeugen, auch wenn man dem Film die beschränkten Mittel natürlich an ein oder anderer Stelle, zum Beispiel in den wenigen Actionszenen, ein wenig anmerkt. Negativ bemerkbar macht sich dies jedoch nie. Insbesondere die sterile Forschungsstation hinterlässt einen hervorragenden Eindruck und trägt einen großen Anteil zur gelungenen Atmosphäre bei. Und auch die Darsteller machen ihre Sache gut, allen voran Hauptdarsteller Brenton Thwaites, der die Gemütszustände seiner Figur eindrucksvoll und glaubhaft auf die Leinwand transportiert. Ich bin schon jetzt sehr gespannt, wie sich Thwaites‘ Karriere in den nächsten Jahren entwickeln wird. Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.

Mein Fazit

Spannende Science-Fiction-Mystery-Mischung mit interessanter Grundidee, die weniger durch Originalität, als durch gelungene Atmosphäre und überzeugende Darsteller besticht. Genrefans mit einer Vorliebe für Independentfilme dürfen bedenkenlos einen Blick riskieren.

Meine Wertung: 8/10

Im Kino gesehen: Paranormal Activity: Die Gezeichneten

Bevor ich mit meiner Review beginne, möchte ich die besinnliche Nachweihnachtszeit nutzen, um eine freundliche Bitte auszusprechen:

Liebe Mädchen,

es freut mich sehr, dass ihr euch für Horrorfilme interessiert. Ich kann eure Faszination für dieses Genre voll und ganz nachvollziehen. Und bin sogar ein wenig neidisch, dass Horrorfilme euch noch Gänsehaut bescheren und Schrecken einjagen können. Ganz ehrlich, eure Angstschreie im Kino finde ich nicht nur unterhaltsam, sondern meist sogar stimmungsfördernd.

Doch um eine Kleinigkeit möchte ich euch dennoch bitten: Sofern ihr zu den Zuschauerinnen gehört, die Horrorfilme nur überstehen können, indem sie ununterbrochen reden, Blödsinn machen und kichern, dann …

SCHAUT EUCH HORRORFILME GEFÄLLIGST IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN UND NICHT IM KINO AN! IHR NERVT!

Vielen Dank. Hab euch lieb. Und nun viel Spaß beim Lesen meiner Review.

Worum geht’s

Jesse (Andrew Jacobs) ist 18 Jahre alt, hat seinen Highschool-Abschluss frisch in der Tasche und möchte nun vor allem Blödsinn machen und das Leben genießen. Bevorzugt mit seinem besten Freund Hector (Jorge Diaz). Als Jesses verschrobene Nachbarin Anna (Gloria Sandoval) tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird, beschließen die beiden, sich die Wohnung der Verstorbenen genauer anzuschauen. Bei ihrem nächtlichen Streifzug durch die fremde Wohnung stoßen Jesse und Hector nicht nur auf zahlreiche okkulte Gegenstände, sondern auch auf diverse Fotos von Jesse, die auf einer Art Altar ausgebreitet wurden. Während Hector und Marisol (Gabrielle Walsh) versuchen, die Zusammenhänge zu enträtseln, fängt Jesse an, merkwürdige Veränderungen an sich festzustellen …

Meine Meinung

Wer hätte gedacht, dass „Paranormal Activity“ sich zu einer solch langlebigen Filmreihe entwickeln würde. Nun, ich zumindest nicht. Und das Beste daran ist, dass die Filme zwar stets demselben Muster folgen, die Verantwortlichen aber, vom enttäuschenden „Paranormal Activity 4“ einmal abgesehen, glücklicherweise darauf verzichten, die Geschichte stupide fortzusetzen. Stattdessen wird die ursprüngliche Handlung um Katie und Kristi nach und nach erweitert, was inzwischen zwar mehr Fragen aufwirft als Antworten zu geben, mir insgesamt aber deutlich besser gefällt als der typische Fortsetzungswahn. Auch „Paranormal Activity: Die Gezeichneten“ macht hier keine Ausnahme, so dass es durchaus sinnvoll ist, sich vor dem Gang ins Kino zumindest die ersten drei Teile der Reihe noch mal frisch in Erinnerung zu rufen. Denn auch wenn der aktuelle Ableger relativ unabhängig zu sein scheint, dürften „Paranormal Activity“-Unkundige spätestens im letzten Drittel nur noch ein großes Fragezeichen vor sich sehen.

Wie bislang alle Teile der Reihe setzt auch „Paranormal Activity: Die Gezeichneten“ auf den inzwischen doch recht abgenutzt wirkenden Found-Footage-Stil und die für dieses Genre typischen Schreckmomente. Das mag vielleicht alles andere als innovativ sein, ist aber, zumindest den im Kinosaal schreienden Damen nach zu urteilen, offenbar immer noch höchst effektiv. Auch den langsamen Spannungsaufbau und das hektische Finale, in dem die Brücke zu den ersten drei Teilen der Reihe gespannt wird, teilt sich der Film mit seinen Vorgängern. Worin sich „Paranormal Activity: Die Gezeichneten“ jedoch unterscheidet, ist sein recht ausgeprägter Humor. Die erste Hälfte wirkt fast wie eine Komödie, was den Film nicht nur kurzweiliger werden lässt, sondern gleichzeitig dafür sorgt, dass einem die Figuren überraschend sympathisch sind und deren Schicksal einem nicht am Allerwertesten vorbei geht. „Paranormal Activity“ entwickelt sich also durchaus weiter. Zwar nur ein bisschen und in eine unerwartet lockere Richtung, aber genug, um der Reihe nach dem belanglosen vierten Teil wieder eine Chance zu geben!

Mein Fazit

Überraschend kurzweiliger Ableger der beliebten „Paranormal Activity“-Reihe, der mit viel Humor, sympathischen Figuren und einer durchaus interessanten Geschichte punkten kann. Was die Spannung und die Schockmomente angeht, dürfen sich die Macher aber so langsam mal etwas Neues einfallen lassen …

Meine Wertung: 7/10

Im Heimkino gesehen: The Tall Man

Knapp vier Monate ist es nun bereits her, dass Pascal Laugiers („Martyrs“) US-Debüt „The Tall Man“ bei uns auf DVD und Blu-ray erschienen ist. Beinahe genau so lange lag die DVD des Films neben meinem Fernseher und wartete darauf, von mir gesehen zu werden. Das Warten ist vorbei …

Worum geht’s

Die abgelegene Bergarbeiterstadt Cold Rock wurde von der Wirtschaftskrise nicht verschont. Seit die Mine vor sechs Jahren geschlossen wurde, gibt es nur noch für die wenigsten Menschen Arbeit. Die Schule wurde bereits geschlossen, zahlreiche Anwohner haben die kleine Gemeinde aufgrund der schwierigen Bedingungen verlassen. Doch die verbliebenen Bürger haben weitaus größere Sorgen. Mehrere Kinder sind in den letzten Monaten spurlos verschwunden. Während Sheriff Chestnut (William B. Davis) und Lieutenant Dodd (Stephen McHattie) im Dunkeln tappen, glauben die Bürger, dass der „Große Mann“ die Kinder geholt hat. Die ansässige Krankenschwester Julia (Jessica Biel) hält nichts von dieser Legende. Eines Nachts erscheint in ihrem Haus jedoch eine vermummte Gestalt und nimmt sich den kleinen David (Jakob Davies). Verwirrt und voller Angst heftet sich Julia an die Fersen des Entführers …

Meine Meinung

Der Trailer zu „The Tall Man“ suggeriert einen unheimlichen Mysterythriller, auf dem Cover der DVD wird der Film als „fesselnder Horrorthriller“ bezeichnet. Beides trifft nicht zu. Oder sagen wir besser, es trifft nur zur Hälfte zu. Auf die erste Hälfte, um genau zu sein. In dieser scheint „The Tall Man“ in der Tat ein recht unheimlicher und spannender Mysterythriller nach bekanntem Schema zu sein. Doch der Schein trügt. Die zweite Hälfte des Films, die die Hintergründe der Figuren und deren Handlungen nach und nach entblättert, ist nicht nur deutlich ruhiger inszeniert, sie stellt auch das bisher Gezeigte komplett auf den Kopf. Freunde eines unvorhersehbaren Story-Twists kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten.

Nein, ein Mystery- oder gar Horrorthriller ist „The Tall Man“ nicht. Vielmehr ist der Film ein äußerst sozialkritisches Drama im trügerischen Gewand eines Mysterythrillers. Und genau das könnte den einen oder anderen Zuschauer enttäuschen. Denn so unheimlich und spannend die erste Hälfte auch sein mag, die zweite ist es nicht. Um ehrlich zu sein, ist die zweite Hälfte sogar recht vorhersehbar. So vorhersehbar, dass ich bereits kurz nach dem Storytwist exakt vorhersagen konnte, was mit den Kindern passiert ist. Trotz dieser Vorhersehbarkeit ist die zweite Hälfte jedoch keineswegs langweilig, sondern durchaus interessant und packend. Denn obwohl alle für die Geschichte des Films relevanten Fragen beantwortet werden, lässt der Film zahlreiche moralische Fragen offen und das Publikum mit eben diesen, teils sehr unbequemen offenen Fragen zurück. Fragen, über die sich wunderbar diskutieren lassen und die noch lange nach dem Ende des Films nachwirken.

Auch wenn Hauptdarstellerin Jessica Biel ihre Sache gut, ja sogar hervorragend macht, bleiben doch eher Samantha Ferris und Jodelle Ferland in Erinnerung. Samantha Ferris liefert als vom Leben sowohl gezeichnete als auch überforderte Tracy trotz weniger Szenen eine äußert vielschichte Darstellung ab, während Jodelle Ferland als deren Tochter Jenny, die sich wünscht, aus ihrem perspektivlosen Leben ausbrechen zu können, nicht nur die Verzweiflung, sondern auch die innere Zerrissenheit ihrer Figur hervorragend vermittelt. Eine wirklich tolle Leistung!

Mein Fazit

Gut gespielter und mit einem raffinierten Twist versehener Film, der als unheimlicher Mysterythriller beginnt und als tragisches Drama mit sozialkritischer Botschaft endet. Eine ungewohnte, aber vollends sehenswerte Genremischung!

Meine Wertung: 8/10

Im Kino gesehen: Die Frau in Schwarz

Nachdem wir am Wochenende “Iron Man”, “Der unglaubliche Hulk”, “Iron Man 2”, “Thor” und “Captain America – The First Avenger” geschaut hatten, wollten meine hübschere Hälfte und ich am Sonntag als Finale den hochgelobten “The Avengers” schauen. Leider hatten wir das rege Zuschauerinteresse unterschätzt – und ganz ehrlich: Einen Film wie “The Avengers” schaut man nicht vom äußersten Rand aus! Zum Glück sind wir spontan. Und so saßen wir kurze Zeit später in “Die Frau in Schwarz” …

Worum geht’s

Der junge Anwalt Arthur Kipps (Daniel Radcliffe) wird in ein entlegenes Dorf geschickt, um den Nachlass einer jüngst verstorbenen Anwohnerin zu regeln. Die Bewohner reagieren auf seine Ankunft mit Abneigung und raten Kipps, schnellstmöglich nach London zurückzukehren. Im Haus der Verstorbenen angekommen, muss Kipps erfahren, dass die Warnungen nicht unbegründet waren. Eine schreckliche Tat liegt in der Vergangenheit verborgen – und ein Geist in Form einer Frau in Schwarz sinnt auf Rache …

Meine Meinung

Sehr schön! Regisseur James Watkins (“Eden Lake”) macht vieles richtig, was modernen Gruselfilmen weitestgehend abgeht. Er nimmt sich genügend Zeit für die Charaktere, baut einen gut funktionierenden Spannungsbogen auf und setzt auf Atmosphäre statt auf plumpe Effekte. Regen, Nebel, knarzende Türen, unheimliche Schatten … “Die Frau in Schwarz” ist ein in jeder Hinsicht erfreulich altmodischer Gruselfilm mit all seinen Stärken. Dass die Geschichte wenig innovativ und das Finale leicht vorhersehbar ist, nehme ich Watkins aufgrund der überdurchschnittlichen Inszenierung nicht übel.

Dass es dennoch nicht für den Gruselolymp reicht, liegt größtenteils am Hauptdarsteller. Bevor ihr jetzt denkt, ich würde verbal auf den armen Daniel “Harry Potter” Radcliffe einprügeln wollen: Dieser leistet durchaus gute Arbeit. Das Problem ist vielmehr, dass Radcliffe für die Rolle des verwitweten! Anwalts!! mit Kind!!! gefühlte 10 Jahre zu jung ist und der gesamte Film dadurch an Glaubwürdigkeit verliert. Dass mir das Ende einen Hauch zu kitschig ausgefallen ist, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt …

Mein Fazit

Überdurchschnittlicher Gruselfilm mit toller Atmosphäre, der darunter leidet, dass Hauptdarsteller Daniel Radcliffe schlicht und einfach zu jung für die Rolle ist.

Meine Wertung: 7/10

Nun entschuldigt mich, ich muss mich auf “The Avengers” vorbereiten. Und heute haben wir Karten reserviert …

Mini-Review: Wie durch ein Wunder

19505074.jpg-r_760_x-f_jpg-q_x-20100908_034437Charlie (Zac Efron) verliert seinen jüngeren Bruder bei einem Autounfall, kann seine Trauer nicht verarbeiten und verliert sich in seiner eigenen Welt, in der sein Bruder immer noch existent ist. Dass der Film dann doch eine ganz andere Richtung einschlägt als der Trailer vermuten lässt, gehört für mich zu den positiven Überraschungen der letzten Kinowoche. Was bin ich froh, vor dem Kinobesuch nichts über den Film gelesen zu haben. Und auch wenn die Inszenierung des Öfteren ins Kitschige abrutscht, der Story-Twist relativ früh erkennbar ist, Zac Efron zuweilen etwas hölzern spielt und ich “Wie durch ein Wunder” nach einer Zweitsichtung vermutlich deutlich abwerten würde, kann ich nicht leugnen, das Kino ziemlich begeistert verlassen zu haben.

Meine Wertung: 8/10

Im Kino gesehen: When In Rome – Fünf Männer sind vier zuviel

Ich gestehe: Ich bin ein Fan von Kristen Bell. Die junge Frau blieb mir zwar weder in “Pulse”, noch in “Nie wieder Sex mit der Ex” oder “All Inclusive” in Erinnerung, doch als schlagfertige und zynische Veronica Mars in der gleichnamigen TV-Serie konnte sie sich mein Fanherz sichern. Wer “Veronica Mars” noch nicht gesehen hat, sollte dies zügig nachholen. Bei Bells aktuellem Kinofilm “When In Rome” schaut die Sache ganz anders aus: Wer diesen noch nicht gesehen hat, sollte sich selbst einen Gefallen tun und es dabei belassen …

Worum geht’s

Beth (Kristen Bell) glaubt nicht mehr an die Liebe. Entsprechend skeptisch reagiert sie, als ihre jüngere Schwester Joan (Alexis Dziena) sie zu deren Hochzeit nach Rom einlädt. Während der Feier lernt Beth den so charmanten wie tollpatschigen Nick (Josh Duhamel) kennen. Die Chemie zwischen den beiden scheint vom ersten Augenblick an zu stimmen. Als Beth ihn jedoch mit einer rassigen Italienerin sieht, setzt sie sich enttäuscht an den Brunnen der Liebe. Dieser Brunnen, so heißt es, hilft den Suchenden, die wahre Liebe zu finden. Lediglich eine Münze muss hierzu im Brunnen versenkt werden. Angetrunken fischt Beth fünf Münzen aus dem Brunnen, nicht ahnend, dass die Eigentümer dieser Münzen damit in einen Liebesbann versetzt werden. Fortan versuchen alle fünf Männer, Beth von ihrer Liebe zu überzeugen. Und ausgerechnet Nick scheint einer von ihnen zu sein …

Meine Meinung

Ganz ehrlich: Es fällt mir schwer, etwas Positives in “When In Rome” zu finden. Nicht, dass ich etwas gegen romantische Komödien mit übernatürlichen Einflüssen hätte. So etwas kann funktionieren. Tut es hier aber nicht. Die zugrunde liegende und durchaus nicht uninteressante Idee wird an platte Gags und unsympathische Figuren vergeudet. Die verzauberten Verehrer sorgen nicht, wie vermutlich angestrebt, für Humor, sondern nerven in jeder Sekunde. Vom Liebesbann verzaubert, überbieten sich die Männer gegenseitig mit immer abstruseren Ideen, um Beth für sich zu gewinnen. Mögen deren Balzversuche auf dem Papier vielleicht lustig ausgesehen haben, wirken die Männer im fertigen Film wie Psychopathen mit Hormonstau. Und ich meine nicht die netten Psychopathen von nebenan, sondern diejenigen, für die diese netten kleinen Zimmer mit den weichen Wänden und die dazugehörigen Jacken ohne Ärmel erfunden wurden. Wieso Danny DeVito, der einen dieser Verehrer mimt, sich für solch eine Rolle hergibt, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.

Lediglich die verzweifelnde Beth und der verliebte Nick können einige Sympathiepunkte sammeln, bleiben letztlich aber zu profillos, um das Herz der Zuschauer anzusprechen. Dass der romantische Funke zwischen den beiden Figuren zu keiner Zeit auf das Publikum überspringt, ist den Darstellern aufgrund der oberflächlichen Charakterzeichnung nicht anzukreiden. Kristen Bell und vor allem Josh Duhamel kämpfen bemüht gegen ihre flachen Rollen an, können gegen das beschränkte Drehbuch jedoch nur verlieren.

Dass “When In Rome” bei all seiner fehlenden Romantik, den entweder belanglosen oder nervigen Figuren und des nicht vorhanden Humors so vorhersehbar wie der Inhalt eines frisch gekauften Notizblocks ist, muss ich vermutlich nicht extra erwähnen.

Mein Fazit

Die Liebesgeschichte ist unromantisch, der Humor unlustig bis nervig und die Figuren bleiben stets oberflächlich. Bei solch einer Nullnummer können selbst sympathische Hauptdarsteller wie Kristen Bell und Josh Duhamel nichts retten …

Meine Wertung: 2/10

Kurz und knapp: Shutter Island

Kurz zusammengefasst

Aus der auf Shutter Island liegenden Nervenheilanstalt ist eine Patientin entflohen. Da sich niemand erklären kann, wie und wohin die gewaltbereite Frau aus ihrer geschlossenen Zelle entkommen konnte, werden die Marshalls Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) und Chuck Aule (Mark Ruffalo) auf den Fall angesetzt. Auf Shutter Island angekommen, wird ihnen schnell klar, dass sowohl die leitenden Ärzte als auch die Angestellten nicht mit offenen Karten spielen …

Meine Meinung in aller Kürze

Vielleicht hatte ich einfach nur einen guten Tag, aber bereits nach 15 Minuten (ungelogen, ich habe extra auf die Uhr geschaut) war für mich klar, in welche Richtung sich “Shutter Island” bewegen würde. 15 Minuten rätseln, gefolgt von 123 Minuten, in denen ich darum bettelte, dass es nicht so kommen würde, wie ich vermutete. Doch all das Betteln half nichts: Es kam so. 123 Minuten Vorhersehbarkeit. Immerhin: 123 Minuten hübsch gefilmte und gut gespielte Vorhersehbarkeit, in denen vor allem Mark Ruffalo zu überzeugen weiß. Äußerst bedauerlich, dass Regisseur Martin Scorsese es nicht geschafft hat, dem an sich düsteren Stoff mehr Spannung und Dramatik zu verleihen. So bleibt “Shutter Island” lediglich ein durchschnittlicher Mystery-Thriller mit guten Darstellern, der den aufmerksamen Zuschauer kaum überraschen und wie mich sogar langweilen dürfte.

Meine Wertung: 5/10

Im Kino gesehen: Mirrors

mirrors_poster Irgendwie bleibt ein fader Beigeschmack, steht man im Kieler CinemaxX vor dem Eingang des Kinosaals, in dem „Mirrors“ aufgeführt wird. Denn auf dem Poster neben der Eingangstür prangt ein riesiger Aufkleber: Ungeschnitten. Sind wir wirklich schon so weit, dass es nötig ist, einen ungeschnittenen Film als solchen zu kennzeichnen? Sollten ungeschnittene Filme nicht eigentlich völlig normal sein? Und sollte es nicht eher so sein, dass Filme gekennzeichnet werden, die geschnitten wurden? Verkehrte Welt … doch damit immerhin thematisch passend …

Worum geht’s

Ex-Cop Ben Carson (Kiefer Sutherland) hat als verdeckter Ermittler einen Kollegen erschossen und seit diesem Ereignis die Kontrolle über sein Leben verloren. Seinen Job hat er quittiert und sich stattdessen dem Alkohol hingegeben, bis seine Familie ihn vor die Tür setzte. Um sein Leben wieder in den Griff zu kriegen und seiner Schwester Angela (Amy Smart) nicht länger zur Last zu fallen, nimmt Ben einen ruhigen Job als Nachtwächter eines abgebrannten Kaufhauses an. Wundert sich Ben anfangs noch über den guten Zustand der zahlreichen Spiegel, muss er bereits in der ersten Nacht feststellen, dass diese ein Eigenleben führen. Ein tödliches Eigenleben, das schon bald auf die Realität übergreift und auch vor Bens Familie nicht halt macht …

mirrors_szene1 Meine Meinung

Kann sich noch jemand an „Poltergeist III – Die dunkle Seite des Bösen“ erinnern? Nicht? Ist auch nicht unbedingt nötig, denn grundsätzlich ist dieser Film alles andere als ein Meisterwerk. Dennoch ist er sehenswert – und dieses ist alleine dem Spiel mit den Spiegeln geschuldet. Ich kann es nicht rational erklären, aber ein Spiegelbild, das nicht macht, was das Original vorgibt, ist mir unheimlich. Unheimlicher als ein Serienkiller oder ein Dämon es jemals werden sein können. Dementsprechend groß war meine Vorfreude auf „Mirrors“, zumal ich Alexandre Ajas „High Tension“ und „The Hills Have Eyes“ für großartige Genrebeiträge halte und große Hoffnung in diesen Regisseur setze. Und, um es vorweg zu nehmen, ich wurde nicht enttäuscht. Ajas nächstes Projekt, ein Remake des Films „Piranha“, kann also gerne kommen.

„Mirrors“ ist ein größtenteils reinrassiger Gruselfilm, der grundsätzlich auf Effekthascherei verzichtet und sich stattdessen ganz auf seine Darsteller und die unheimliche Atmosphäre seiner Umgebung verlässt. Und diese ist in der Tat gelungen. Das abgebrannte Kaufhaus sieht fantastisch aus und wirkt im Dunkeln auch ohne aktive Spiegel bereits so, als würde es über ein Eigenleben verfügen. Holz knarrt, Lichter spiegeln sich, verbrannte Puppen stehen wie Zeugen oder liegen wie Brandopfer in den Räumen verteilt … nein, an Atmosphäre mangelt es nicht. Und wenn dann die Spiegel ihre Opfer mit Visionen quälen, ist die Alptraumstimmung perfekt.

mirrors_szene2 Abgesehen von Bens Ermittlungen über die Absichten der Spiegel verlässt Aja dreimal den Pfad des Gruselfilms und verfällt dem Splatter- und dem Actiongenre. Zwei extrem harte Todesszenen bekommt das Publikum zu sehen. Szenen, die für den Film absolut nicht nötig gewesen wären und irgendwie wie ein Fremdkörper wirken. Technisch toll umgesetzt, keine Frage, aber nicht so recht zum Rest des Films passend. Auf mich wirkte es beinahe so, als habe Aja diese Szenen nur eingebaut, um seine Gore-Fans zu befriedigen. Immerhin weiß man in diesen Momenten, worauf einen der Ungeschnitten-Aufkleber vorbereiten wollte.

Das Ende lässt Kiefer Sutherland dann seine Jack-Bauer-Rolle wieder aufleben. Allerdings muss ich sagen, dass mich dies keineswegs störte, da ich zum einen Jack Bauer liebe 😉 und diese Entwicklung zum anderen durchaus zur Geschichte passt und schlüssig ist. Ganz anders als der finale Twist, den ich mir nicht logisch erklären kann, egal wie sehr ich darüber nachdenke. Vielleicht erschließt sich mir dieser beim zweiten Anschauen, wer weiß.

Mein Fazit

Wer sich nicht an den beiden kurzen, aber dafür umso heftigeren Splatterszenen und dem actionreichen Schlussakt stört, wird mit einem größtenteils faszinierend atmosphärischen Gruselfilm belohnt, der mit einem wie immer tollen Hauptdarsteller und den unheimlichsten Spiegelbildern seit „Poltergeist III“ aufwarten kann.

Meine Wertung: 8/10

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