Thumbsucker

von | 10. Juli 2006 | Filmtagebuch | 0 Kommentare

Der erste Freitag des Monats, 22:45 Uhr – Sneak-Time im Kieler CinemaxX! Während die Trailer-Show beginnt, denke ich im Inneren über mögliche Kandidaten nach: „Wolf Creek“? „Poseidon“? „The Fast And The Furious: Tokyo Drift“? Das Licht erlischt und der Titel „Thumbsucker“ erscheint, ebenso ein großes ? in meinem sowie in den Gesichtern der meisten Anwesenden. Dann werden die Darsteller eingeblendet: Tilda Swinton, Vincent D’Onofrio, Keanu Reeves, Benjamin Bratt, Vince Vaughn – und ich schäme mich unweigerlich, von diesem Film noch nie etwas gehört zu haben…

Justin Cobb (Lou Taylor Pucci – von dem man hoffentlich noch mehr sehen wird) ist ein Teenager mit den typischen Problemen eines Teenagers: Die erste Liebe, Identitätsfindung, Abkapselung von den Eltern. Doch zusätzlich hat er noch mit einem weiteren Problem zu kämpfen: Er lutscht an seinem Daumen! Sein spirituell veranlagter Zahnarzt (Keanu Reeves in einer ungewohnten Rolle) versucht, ihm diesen Tick mittels Hypnose auszutreiben, was jedoch nicht den erwünschten Erfolg bringt. Auf Anraten der Schuldirektorin, welche darin lediglich einen Beweis für Hyperaktivität sieht, nimmt Justin eine medikamentöse Behandlung auf, welche auch bald den erwünschten Erfolg mit sich bringt. Doch können Medikamente wirklich die Antworten auf die Fragen des Erwachsenwerdens bringen?

Ich würde „Thumbsucker“ am ehesten als „Donnie Darko ohne Mystik“ bezeichnen: Ein durchaus genialer, aber von seiner Umwelt unverstandener Teenager, eine ungewöhnliche und ruhige Inszenierung sowie der intensive Einsatz der Musik als Stilmittel drängen diesen Vergleich geradezu auf. Hinzu kommt, dass auch „Thumbsucker“ am Ende einige Fragen offen lässt und es dem Zuschauer überlässt, diese zu beantworten sowie über die Aussage des Films zu philosophieren.

Wie bei einem ruhigen Film üblich, steht und fällt die Qualität stark mit den Schauspielern: Lou Taylor Pucci liefert als Teenager eine beeindruckende Leistung, während Keanu Reeves als Zahnarzt zwar gewöhnungsbedürftig ist, aber dennoch glaubwürdig spielt und trotz nur kurzen Auftritten die wichtigste Rolle innehält. Tilda Swinton („Constantine“, „Die Chroniken von Narnia“) und Vincent D’Onofrio („Men In Black“, „The Cell“) als überforderte und selbst in einer Krise steckenden Eltern sowie Benjamin Bratt („Miss Undercover“, „Catwoman“) als drogenabhängiger TV-Star und Vince Vaughn („Psycho“, „Tödliches Vertrauen“) als Lehrer runden die Darstelleriege positiv ab.

Wenn ich mir die Reaktionen des Publikums nach Ende des Films erneut vor Augen führe, gehe ich davon aus, dass „Thumbsucker“ einer dieser Filme ist, denen man entweder gar nichts abgewinnen kann oder die man ob ihrer eigenen Art auf sich wirken lässt – ich scheine zur zweiten Gruppe zu gehören…

Wertung: 7/10

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