Im Kino: The Road

von | 28. Oktober 2010 | Filmtagebuch | 4 Kommentare

Vermutlich kennt jeder von uns mindestens einen hoch gelobten Film, mit dem man selbst wenig bis gar nichts anzufangen weiß. Einen Film, den grundsätzlich alle Kritiker lieben und den man als Filmliebhaber angeblich einfach mögen muss. Und auf dessen Sichtung man im Nachhinein dennoch am liebsten verzichtet hätte. Ich kenne von solchen Filmen gleich mehrere. Und “The Road” ist einer davon …

Worum geht’s

Die Städte sind zerstört, die Pflanzen- und Tierwelt ist so gut wie ausgestorben. In dieser postapokalyptischen Welt reisen ein Vater (Viggo Mortensen) und sein Sohn (Kodi Smit-McPhee) Richtung Süden. Stets auf der Suche nach Nahrung und in Furcht vor kannibalistischen Überlebenden, versuchen die beiden, ihren Glauben an die Hoffnung nicht zu verlieren und sich ihre Menschlichkeit zu bewahren …

Meine Meinung

Was habe ich mich auf diesen Film gefreut. Als Vorlage ein mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter Roman. Ein äußerst begabter Hauptdarsteller. Und zahlreiche begeisterte Reviews. Was sollte da schon schiefgehen? Und dann saß ich im Kino und verspürte während des Schauens nur eines: Langeweile.

Ja, Viggo Mortensen spielt wie erwartet auf hohem Niveau. Und ja, die Optik des Films ist gelungen. Sogar sehr gelungen. Selten, wenn nicht gar nie, habe ich eine trostlosere Welt auf der Leinwand sehen dürfen. Doch damit hören meine positiven Erinnerungen an dieses Filmerlebnis auch schon wieder auf.

Leider schaffte Regisseur John Hillcoat es nicht, bei mir Emotionen für die Protagonisten zu wecken. Weder in den zahlreichen beklemmenden Momenten, wie der Erforschung eines Kannibalen-Hauses, noch in den seltenen hoffnungsvollen Momenten, wie der Entdeckung eines Vorratsbunkers, konnte ich die Gefühle des Vater-Sohn-Gespanns teilen. Und so ertappte ich mich mehrmals dabei, wie ich aufgrund der nicht vorhandenen Beziehung zu den Figuren und der gemächlichen Erzählweise enttäuscht auf die Uhr schaute.

Als schon beinahe ärgerlich empfand ich den moralischen Zwiespalt der Figuren, der sich während der Reise stets identisch äußert: Während der Vater im Umgang mit anderen Überlebenden auf Distanz und Sicherheit bedacht ist, steht der Sohn für den Glauben an das Gute im Menschen. Und für den menschlichen Umgang miteinander. Ein wenig differenzierter hätte die moralische Betrachtung dieser Extremsituation dann doch ausfallen dürfen.

Mein Fazit

Je nach persönlicher Sichtweise ist “The Road” ein durch und durch pessimistischer oder ein durch und durch optimistischer Film. In meinen Augen ist der Film trotz interessanter Grundidee und äußerst gelungener Optik vor allem eines: Langweilig.

Meine Wertung: 3/10

P.S.: Und nun steinigt mich ruhig …

4 Kommentare

  1. Oha. Mutik, kudos. Ich war ob der Verfilmung zwiegespalten. Die gelungenen Dialoge zwischen Vater und Sohn die beide besser ausarbeiten, fehlen dem Film leider. Dafür wirkt er um einiges interessanter ob seiner Kompaktheit, denn die Vorlage. Die fand ich ja als einer der Wenigen bereits nichtssagend und bedeutungslos („Hui, Vater will die Menschlichkeit des Sohnes in einer unmenschlichen Welt bewahren – durch ‚unhumanes‘ Verhalten“). Ich hab dem Film zwar mehr als deine doppelte Wertung gegeben, aber kannn deine Haltung durchaus nachvollziehen.

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  2. Mutik? Himmel, soll natürlich „mutig“ heißen.

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  3. Als ich gerade die E-Mail-Benachrichtigung aufgrund eines neuen Kommentars erhielt, befürchtete ich schon das Schlimmste! 😉

    Die Vorlage habe ich nicht gelesen, insofern kann ich die Dialoge und die Charakterisierung leider nicht vergleichen. Aber ganz ehrlich: Nach dem Film habe ich jegliche Lust verloren, mich auch noch mit dem Roman zu beschäftigen …

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  4. Wie gesagt, ist beides nichts sonderlich berauschend. Ich kann eh mit Pulitzer-Preisträgern wenig anfangen. Eugenides MIDDLESEX hab ich vor 2 Jahren mal angefangen und seither fehlen mit immer noch die letzten 2/3. Stimm dir ja zu, THE ROAD ist ein Film, den im Grunde keiner braucht.

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