Da Jason-Bourne-Darsteller Matt Damon ohne seinen Stamm-Regisseur Paul Greengrass kein Interesse an einem weiteren Kapitel der Agentenreihe hatte, die Serie aber viel zu erfolgreich war, um sie einfach einzustampfen, musste eine Lösung her. Diese zeigt sich nun in Form eines Bourne-Films ohne Jason Bourne, Doch kann das funktionieren?
Worum geht’s
Jason Bourne (Matt Damon, nur auf Bildern zu sehen) sorgt bei den Geheimdiensten für ziemlichen Wirbel. Das Blackbriar-Programm läuft Gefahr enttarnt zu werden, was NRAG-Chef Eric Byer (Edward Norton) auf den Plan ruft. Byer befürchtet, dass Zusammenhänge zu seinem geheimen Outcome-Programm aufgedeckt werden könnten und ordnet daher die Eliminierung aller Beteiligten an. Zu diesen gehört auch Spezialagent Aaron Cross (Jeremy Renner). Doch Cross lässt sich nicht so einfach ausschalten …
Meine Meinung
Jason Bourne heißt nun Aaron Cross – sonst ändert sich nix. Zumindest nicht viel. Während Jason Bourne auf der Jagd nach seiner eigenen Identität war, ist Aaron Cross auf der Jagd nach dringend benötigten Medikamenten. Denn Cross ist kein normaler Agent, sondern wurde im Rahmen des Outcome-Programms genetisch verändert, um stärker und intelligenter zu werden. Um diese außerordentliche Leistung beibehalten zu können, ist jedoch die regelmäßige Einnahme spezieller Pillen notwendig. Und um diese zu finden, hetzt Cross gemeinsam mit der von ihm geretteten Wissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz) um den halben Globus.
Und damit bin ich auch schon beim ersten Kritikpunkt: Im Vergleich zu Bournes Suche, die aufgrund der Ungewissheit stets interessant war, wirkt Cross’ Einsatz einfach nur beliebig. Von Anfang an ist klar worum es geht. Hier warten keine Überraschungen und keine Aha-Momente auf den Zuschauer. Das macht den Film zwar nicht unbedingt uninteressant, aber … nun ja, beliebig (man verzeihe mir die Wortwiederholung, aber ein passenderes will mir partout nicht einfallen). Da helfen auch stiefmütterlich eingestreute moralische Bedenken nichts.
Hinzu kommt, dass Jason Bourne es stets verstand, seinen Verfolgern durch Tricks und Taktik jederzeit einen Schritt voraus zu sein. Aaron Cross hingegen hat lediglich einen Zeitvorteil, lässt aber jegliche Raffinesse, die einen Top-Agenten (zumindest in Hollywood) ausmacht, vermissen.
Doch ich will nicht zu viel meckern, denn “Das Bourne Vermächtnis” (und ja, ich weiß, dass da eigentlich ein Bindestrich hingehört, aber hey, der Titel beinhaltet nun mal ein Deppenleerzeichen) macht auch vieles richtig. Die Story ist zwar nicht besonders innovativ, fügt sich aber nahtlos ins Bourne-Universum ein. Dass die neuen Charaktere nicht im Hauruck-Verfahren eingeführt werden, sondern sich viel Zeit dafür genommen wird, rechne ich den Machern ebenfalls positiv an. Und die Action, nicht ganz so unruhig wie in den Bourne-Filmen mit Jason Bourne, kann ebenfalls überzeugen – auch wenn die finale Jagd auf den Motorrädern gerne etwas kürzer hätte ausfallen dürfen und der Rutsch auf dem Treppenvorsprung nun wirklich arg überzogen wirkt.
Jeremy Renner und Rachel Weisz machen ihre Sache gut, auch wenn Renner niemals an Matt Damons Agentendarstellung heranreicht. Edward Norton spielt eiskalt wie schon lange nicht mehr und durch die Auftritte bekannter Gesichter wie Joan Allen, David Strathairn und Scott Glenn sowie der bekannten Endmelodie blitzt ab und zu sogar echte Bourne-Atmosphäre durch.
Mein Fazit
Solider Actionthriller im Agentenmilieu, der gerne etwas eigenständiger und vor allem origineller hätte sein dürfen. Dennoch hätte ich gegen ein Wiedersehen mit Aaron Cross oder gar einen gemeinsamen Auftritt mit Jason Bourne nichts einzuwenden. Fans der Bourne-Reihe können sich “Das Bourne Vermächtnis” auf jeden Fall bedenkenlos anschauen.
Meine Wertung: 6/10
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