Wieso „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ für mich eine Enttäuschung ist

von | 23. Januar 2013 | Filmtagebuch | 4 Kommentare

Da der Film bereits seit einer gefühlten Ewigkeit im Kino läuft, verzichte ich heute auf eine Review und beschränke mich stattdessen auf die Kritikpunkte, die mir unmittelbar nach dem Film durch den Kopf schossen. Und bevor jetzt sämtliche Tolkien-Fans nur aufgrund der Überschrift auf mich einprügeln: Nein, ich halte „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ nicht für einen schlechten Film! Er ist durchaus unterhaltsam, in der letzten halben Stunde sogar recht spannend und für Fantasy-Fans vielleicht sogar ein Pflichtfilm. Dennoch habe ich den Kinosaal enttäuscht verlassen. Wieso? Weil …

… die Zwerge zu reinen Witzfiguren und Statisten degradiert wurden. Vom Anführer Thorin abgesehen, gewinnt keiner der Zwerge so recht an Kontur. Oft wirkte es auf mich gar so, als bestünde die einzige Daseinsberechtigung der Zwerge darin, sich möglichst einfältig anzustellen und ab und zu für einen Lacher zu sorgen. Und mit solchen Figuren soll ich mitfiebern? Wohl eher nicht …

… Peter Jackson es nicht geschafft hat, eine funktionierende Balance aus Humor und Ernst zu finden. Anders formuliert: Für Erwachsene ist der Film teilweise zu infantil, für Kinder jedoch teilweise zu düster. Das mag der Vorlage geschuldet sein, doch im Film hat diese Mischung aus albernem Humor und brutalen Kämpfen für mich leider nicht funktioniert.

… der Film zu viel CGI enthält. Setzte Peter Jackson bei „Der Herr der Ringe“ noch auf wunderbare Masken und Miniaturbauten, so scheint „Der Hobbit“ zu gefühlten 90% dem Computer entsprungen zu sein. Die Computertechnik hat sich zwar weiterentwickelt, doch an die gute alte Handarbeit kommt sie noch immer nicht ran. Und so wirkt „Der Hobbit“ leider wesentlich künstlicher als der große Bruder namens „Der Herr der Ringe“.

… HFR noch nicht ausgereift ist (und es vielleicht auch niemals sein wird). Für Landschaftsaufnahmen mag die Verdopplung der Bildrate von Vorteil sein, doch sobald Bewegungen ins Spiel kommen, ist es mit der Freude über das klare Bild vorbei. Diese sehen dank HFR aus, als würde der Film mit 1,5-facher Geschwindigkeit abgespielt werden. Je schneller die Bewegungen, desto stärker fällt dieser Effekt auf. Besonders die Kampszenen wirken dadurch wie ein Computerspiel und rissen mich mehrmals komplett aus dem Film. Meiner Meinung nach ist das Experiment HFR gründlich schiefgegangen.

Wie oben bereits geschrieben, ist „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ deshalb kein schlechter Film. Mehr als eine 6/10 wird er von mir jedoch vermutlich nicht bekommen, wobei ich mich mit meiner Wertung zurückhalten werde, bis ich irgendwann die 2D-Fassung ohne HFR gesehen habe. Erst dann werde ich ein abschließendes Urteil fällen …

4 Kommentare

  1. Puh! Glücklicherweise habe ich auf HFR verzichtet. Hört sich grausam an. Was das CGI angeht, kann ich leider nur zustimmen. Ist bei 24 fps allerdings nicht ganz so schlimm aufgefallen. Merklich war es dennoch…

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    • Du warst clever und hast verzichtet – und ich habe extra wochenlang gewartet, bis das CinemaxX die HFR-Version endlich ohne Pause zeigt. Na ja, immerhin kann ich jetzt mitreden. 😉

      Ich spiele ja ernsthaft mit dem Gedanken, mir die 2D-Fassung ohne HFR auch noch im Kino anzuschauen. Nur um besser vergleichen zu können …

  2. „Und bevor jetzt sämtliche Tolkien-Fans nur aufgrund der Überschrift auf mich einprügeln: Nein, ich halte “Der Hobbit – Eine unerwartete Reise” nicht für einen schlechten Film!“

    Ich denke, es verhält sich gerade umgekehrt; Tolkien-Fans werden dir eher zustimmen, denn gerade unter Kenntnis der Vorlage lässt sich am Film viel kritisieren.

    „… Peter Jackson es nicht geschafft hat, eine funktionierende Balance aus Humor und Ernst zu finden. Anders formuliert: Für Erwachsene ist der Film teilweise zu infantil, für Kinder jedoch teilweise zu düster. Das mag der Vorlage geschuldet sein, doch im Film hat diese Mischung aus albernem Humor und brutalen Kämpfen für mich leider nicht funktioniert.“

    Das ist gerade nicht der Vorlage geschuldet, denn „Der kleine Hobbit“ ist ein klares Kinderbuch und hat dementsprechend dieses Balance-Problem nicht. Jackson hat leider den Fehler begangen, sowohl dem Buch als auch der Herr-der-Ringe-Trilogie gerecht werden zu wollen und hat deshalb viele Kampf- und Action-Szenen inszeniert, die im Buch nicht oder zumindest nicht in dieser Form vorkommen. Und das passt dann mit den eher lustigen Szenen einfach nicht zusammen.

    Antworten
    • Interessant. Dass die Kämpfe in dieser Form nicht im Buch vorkommen, war mir nicht klar. Ich wusste nur, dass es sich bei „Der kleine Hobbit“ um ein Kinderbuch handelt und dementsprechend auch ein wenig kindlicher/kindischer geschrieben wurde.

      Vielleicht hätte sich Peter Jackson mal lieber für eine Richtung entscheiden sollen, statt beide irgendwie unter einen Hut bringen zu wollen …

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