Zwei Jahre lang hat Will (Logan Marshall-Green) nichts von seiner Ex-Frau gehört, nun erhalten er und seine neue Lebensgefährtin Kira (Emayatzy Corinealdi) eine Einladung zu einer Dinnerparty. Gemeinsam mit all ihren wichtigsten Freunden möchten Eden (Tammy Blanchard) und ihr neuer Mann David (Michiel Huisman) einen schönen Abend verbringen. Während die offensichtlich zutiefst glücklichen Eden und David teuren Wein servieren und von ihrer Zeit in Mexiko schwärmen, entwickelt Will ob des doch sehr eigenwilligen Verhaltens zunehmend Zweifel an den Absichten der Gastgeber. Doch sind es wirklich Eden und David, die sich merkwürdig benehmen? Oder ist Wills immer paranoider wirkendes Verhalten nur das Ergebnis des von ihm nicht verarbeiteten Unfalltods des gemeinsamen Sohnes?
Hui, was für ein toller Film! Dass „The Invitation“ ein kleiner Geheimtipp sein soll, hatte ich ja schon öfter gelesen – aber dass er mir so gut gefallen würde, das habe ich dann doch nicht erwartet. Dabei passiert in dieser kleinen Thrillerperle eine lange Zeit augenscheinlich nur wenig. Menschen bzw. Freunde sitzen an einem Tisch und unterhalten sich. Das war’s. Doch in jedem dieser scheinbar banalen Gespräche, in jedem freundlichen Lächeln, in jeder noch so kleinen Geste steckt etwas Unheilvolles, das mich von Anfang an packte. Viele Kleinigkeiten, die einzeln betrachtet unbedeutend erscheinen, wirken in ihrer Gesamtheit plötzlich bedrohlich. Wieso sind die Fenster vergittert? Wieso schließt David die Haustür ab und steckt den Schlüssel ein? Und wo bleibt eigentlich der letzte Gast? Dass Will die Party mit Skepsis beobachtet, kann man als Zuschauer nur allzu gut nachvollziehen. Ob diese Skepsis gerechtfertigt ist, lässt der Film lange Zeit offen – und soll an dieser Stelle auch nicht verraten werden.
Fast noch spannender als die Auflösung ist die Frage, wie wir selbst in solch einer Situation handeln würden. Würden wir nett lächelnd über das merkwürdige Verhalten gewisser Personen hinwegsehen? Würden wir unsere Freunde offen darauf ansprechen? Oder würden wir einfach gehen? Wo würden wir, bei aller Toleranz, die Grenze ziehen? Alleine für diese Fragen lohnt es sich, den Film ein zweites Mal zu schauen – und dabei ruhig auch mal unsere Gesellschaft und insbesondere sich selbst zu hinterfragen.
Dass „The Invitation“ so gut funktioniert, verdankt der Film nicht nur dem so langsamen wie effektiven Spannungsaufbau, sondern auch der tollen Kameraarbeit, dem bedrohlichen Score und insbesondere Hauptdarsteller Logan Marshall-Green („Devil“, „Prometheus“). Dieser ist mit Vollbart und Zottelmähne zwar fast nicht wiederzuerkennen, zeigt unter all den Haaren aber ein enormes Spektrum an menschlichen Gefühlen. Toll!
Falls ihr es noch nicht bemerkt habt: Ich bin wirklich begeistert von diesem Film! Alleine dafür hat sich das Netflix-Abo diesen Monat schon wieder gelohnt. Die Blu-ray habe ich für meine Sammlung trotzdem zusätzlich bestellt. Einen Platz in meinem Filmregal hat sich „The Invitation“ definitiv verdient!
Meine Wertung: 9/10
Noch niemals nicht gehört, aber nun abgespeichert. Die Tisch-Szene erinnert mich an die von 10 Cloverfield Lane. Die fand ich auch sehr gut.
„10 Cloverfield Lane“ habe ich hier auch schon liegen, bin aber noch nicht dazu gekommen, ihn mir anzugucken. Mal schauen, vielleicht schaffe ich es jetzt am Wochenende ja endlich. 🙂