Kurz vor Ablauf der Leihfrist habe ich es dann doch noch geschafft, mir Alex Garlands („Ex Machina“, „Auslöschung“) Horrordrama „Men: Was dich sucht, wird dich finden“ anzuschauen. Und war gleichermaßen fasziniert wie ernüchtert. Aber der Reihe nach …

Worum geht’s

Um etwas Abstand zu gewinnen und sich von einem tragischen Ereignis zu erholen, mietet sich Harper (Jessie Buckley) für zwei Wochen ein Landhaus in einem abseits gelegenen Dorf. Dort trifft Harper nicht nur auf den zwar netten, aber auch leicht schrulligen Vermieter Geoffrey (Rory Kinnear), sondern auch auf den örtlichen Priester und diverse andere männliche Dorfbewohner (allesamt gespielt von Rory Kinnear), die sich ebenfalls leicht merkwürdig verhalten. Als ein nackter Obdachloser (gespielt von, ihr ahnt es schon, Rory Kinnear) versucht ins Landhaus einzudringen, droht die Situation zu eskalieren …

Meine Meinung

„Men: Was dich sucht, wird dich finden“ als schräg zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des (noch jungen) Jahres. Ganz ehrlich: Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Film halten soll. Einerseits ist er durchaus faszinierend, andererseits hat er mich aber leider auch erschreckend kalt gelassen.

Auf den Inhalt möchte ich ehrlich gesagt gar nicht großartig eingehen. Zum einen, weil insbesondere die Frage, worum es denn nun eigentlich geht, einen großen Teil der Faszination ausmacht. Und zum anderen, weil am Ende mehr als genug Fragen offen bleiben, um das Geschehen höchst individuell interpretieren zu können. Wer seichte Hirn-aus-Unterhaltung für einen verregneten Sonntagnachmittag sucht, ist hier definitiv beim falschen Film gelandet. Wer sich gerne mit gesellschaftskritischen Themen beschäftigt, und es liebt, im Nachgang über Filme zu philosophieren, der dürfte an „Men“ hingegen seine Freude haben.

Worauf ich hingegen eingehen möchte, ist die Optik des Films. Denn meine Güte, sieht „Men“ grandios aus! Es ist wirklich lange her, dass ich so schöne, perfekt inszenierte Bilder gesehen habe. Egal ob sattgrüner Wald, spärlich beleuchteter Tunnel oder Tierkadavar, hier sieht alles auf seine ganz spezielle Art fantastisch aus. Hinzu kommt eine ebenfalls grandiose Tonarbeit, die das Geschehen perfekt untermalt. Audiovisuell ist der Film zweifellos ein echter Volltreffer. Dasselbe gilt übrigens für Jessie Buckley und Rory Kinnear, die beide einfach nur fantastisch spielen, wobei Rory Kinnear insbesondere durch seine verschiedenen Rollen in Erinnerung bleibt, während Jessie Buckley als gleichzeitig verletzliche wie auch starke Harper überzeugt.

Dass mich der Film trotzdem nicht vollends überzeugen konnte, liegt einerseits an der für meinen Geschmack etwas überfrachteten Symbolik mit teils zweifelhafter Botschaft (zumindest nach meiner Interpretation), und andererseits daran, dass trotz atmosphärischer Bilder (und einem Finale, das mit seinem Body-Horror schon fast einem David-Cronenberg-Film entsprungen sein könnte) nie eine echte Bedrohung entsteht. Zumindest hatte ich nie das Gefühl, mich um Harper sorgen zu müssen. Das mag im Kontext des Films sogar Sinn ergeben, dem Spannungsbogen wurde damit aber kein Gefallen getan.

Mein Fazit

„Men: Was dich sucht, wird dich finden“ ist ein optisch beeindruckendes Horrordrama mit grandiosen Darstellern, das zur eigenen Interpretation einlädt, spannungstechnisch aber eher auf Sparflamme vor sich hin köchelt.

Meine Wertung: 6/10

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