5. Januar 2023 |
Irgendwann in den 50ern. Um ihrem Ehemann zu entkommen, zieht Laura (Christina Ricci) mit ihrem Sohn Cody (Santino Barnard) nach Kalifornien. Laura hofft, in einem abgelegenen Haus etwas Ruhe zu finden. Daraus wird allerdings nichts, denn jede Nacht steigt ein Monster aus dem nahe gelegenen See – und dieses Monster hat es offenbar auf Cody abgesehen …
Mysterythriller sollten im Idealfall zwei Anforderungen erfüllen: Erstens sollten sie spannend sein. Und zweitens die Zuschauer überraschen. „Monstrous“ versagt leider in beiden Disziplinen. Die Geschichte bietet zwar gleich zwei Twists, doch sind beide einfach viel zu vorhersehbar. Den ersten sah ich bereits nach 3 Minuten und 56 Sekunden, den zweiten dann nach 24 Minuten und 45 Sekunden kommen. Und war fortan nur noch damit beschäftigt, darauf zu hoffen, dass es so simpel nicht sein würde. War es aber. Dadurch, dass die nächtlichen Angriffe zwar solide, aber ohne Gespür für echte Spannung inszeniert wurden, und das künstlich aussehende CGI-Monster zudem eher wenig bedrohlich wirkte, kam bei mir leider auch keinerlei Nervenkitzel auf. Als Ergebnis fühlte sich der gerade mal 88 Minuten kurze Film wesentlich länger an, als er tatsächlich war. Daran konnten auch die wie immer gut spielende Christina Ricci und die wirklich schicke Ausstattung nichts ändern.
Meine Wertung: 4/10
25. September 2022 |
Schon seit einer Weile versucht Chloe (Lyrica Okano) ihre beste Freundin Laura (Clara Rugaard) mit ihrem Bruder Harrison (Lewis Pullman) zu verkuppeln, doch Laura steht momentan nicht der Sinn nach Dates. Als die beiden sich in einem Plattenladen schließlich doch kennenlernen, sprühen wider Erwarten sofort die Funken. Laura und Harrison werden ein Paar und verbringen eine wunderschöne Zeit miteinander, doch dann kommt Harrison bei einem tragischen Autounfall ums Leben, was Laura völlig aus der Bahn wirft. Vier Jahre später, Laura hat Harrisons Tod noch immer nicht verarbeitet, beschließt sie, sich ihren Gefühlen zu stellen und sich das damals gemeinsam erstellte Mix-Tape anzuhören …
Ich bin ein wenig hin- und hergerissen, wie viel ich von der Story verraten soll. Einerseits ist es vermutlich am besten, so wenig wie möglich über den Film zu wissen, andererseits hatte ich ihn nicht ohne Grund auf meiner Wunschliste und weiß nicht, ob ich ihn mir ohne eine gewisse Information so schnell nach seiner Veröffentlichung angeschaut hätte. Was ihr auf jeden Fall wissen solltet, ist, dass „Press Play and Love Again“ nicht nur ein wunderschön gefilmtes Liebesdrama ist, sondern es dank der unverkrampften Regie und seines tollen Leinwandpaares auch schafft, auf Klischees und Kitsch größtenteils zu verzichten. Wenn Laura und Harrison sich kennenlernen, nimmt man ihnen ihre Zuneigung füreinander von der ersten Minute an ab – alleine die Chemie zwischen den beiden und der daraus resultierende leise Humor sind es wert, einen Blick zu riskieren.
Aber gut, ich geb’s zu: Das alleine wäre für mich vermutlich kein Grund gewesen, den Film direkt zu kaufen und zu schauen. Wenn du dich komplett überraschen lassen möchtest, dann glaube mir einfach, dass der Film sich lohnt, lies dir bitte nicht die offizielle Inhaltsangabe durch und verlasse jetzt einfach mein Blog. Falls dir das bisher Geschriebene nicht reicht, geht’s weiter in
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noch da?
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immer noch da?
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letzte Warnung!
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na gut, jetzt aber wirklich letzte Warnung!
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Was ich bisher nicht erwähnt habe: Laura stellt sich durch das Hören des Mix-Tapes nicht nur ihren Gefühlen, sondern findet sich tatsächlich jeweils in dem Moment wieder, in dem die beiden das Lied zum ersten Mal gehört haben – und versucht nun verzweifelt, die wenigen aufgenommenen Lieder zu nutzen, um die Zukunft (bzw. Vergangenheit) zu ändern und Harrisons Leben zu retten. Die anfängliche Tragikomödie wird also um Genreelemente erweitert, was aus ihr nach rund einem Drittel eine überraschend spannende Mischung aus H. G. Wells‘ „Die Zeitmaschine“ und „Butterfly Effect“ macht.
Zugegeben, die Logik geht mit zunehmender Laufzeit etwas flöten, und ja, letztlich ist „Press Play and Love Again“ in manchen Punkten auch nicht konsequent genug, aber Film und Darsteller sind einfach so charmant und sympathisch, dass zumindest ich darüber locker hinwegsehen kann.
Meine Wertung: 8/10
31. Januar 2018 |
Puh, das war knapp! Jeweils innerhalb von zwei Wochen möchte ich über den Film schreiben, den ihr für mich aussucht – und heute, am letzten Tag, habe ich es gerade noch so geschafft. Ja ja, ich weiß, ihr hattet euch gleich für zwei Filme entschieden. Den zweiten („Everest“) hole ich schnellstmöglich nach, versprochen. Zu meiner Verteidigung: Ich hatte, ungelogen, 1 1/2 Wochen lang mit starken Dauerkopfschmerzen zu kämpfen. Und ja, ich geb’s zu: In dieser Zeit wollte ich keine Filme schauen, die ich noch nicht kenne.
So, genug gejammert und verteidigt, los geht’s mit meiner (überdurchschnittlich umfangreichen) Review zu „Nocturnal Animals“!
Worum geht’s
Überraschend erhält Susan (Amy Adams) Post von ihrem Ex-Mann Edward (Jake Gyllenhaal), zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Das Paket enthält Edwards ersten Roman „Nocturnal Animals“, welchen er Susan gewidmet hat und deshalb wünscht, dass sie ihn zuerst liest.
Bereits nach den ersten Seiten ist Susan von der brutalen Geschichte fasziniert. In dieser werden Tony (ebenfalls Jake Gyllenhaal), seine Frau Laura (Isla Fisher) und deren Tochter India (Ellie Bamber) während einer nächtlichen Fahrt von dem psychopathischen Ray (Aaron Taylor-Johnson) und dessen Freunden von der Straße gedrängt. Tony wird von den Männern in der Wüste ausgesetzt, die Frauen verschleppt. Am nächsten Tag finden Tony und der raubeinige Polizist Bobby Andes (Michael Shannon) ihre Leichen …
Während sie den Roman liest, erinnert Susan sich daran, wieso sie sich damals für Edward entschied, ihn dann aber später für einen anderen Mann verließ. Nach und nach wird ihr klar, dass die in „Nocturnal Animals“ erzählte Geschichte eine größere, sehr persönliche Bedeutung hat …
Meine Meinung
Wow, was für ein Film. Wobei, eigentlich sind es gleich zwei Filme in einem. Aufgeteilt in drei Ebenen. Klingt verwirrend, ist es aber nicht.
Den größten Teil des Films nimmt die Handlung des Romans „Nocturnal Animals“ ein. Dieser lässt sich am ehesten als klassischer Rape-and-Revenge-Stoff bezeichnen, auch wenn das schreckliche Verbrechen (zum Glück) nicht gezeigt wird. Die hier gezeigte Welt ist brutal, staubig, schmutzig – und voller Gefühle. Verzweiflung, Wut und Trauer sind ständige Begleiter des Geschehens.
Im Gegensatz dazu steht die (reale) Welt von Susan, die schon beinahe klinisch sauber und ohne jegliche Emotionen ist. Hier bleibt alles oberflächlich, nichts ist von echter Bedeutung. Wobei dies nur für die erste Ebene, die Gegenwart gilt. Durch Susans Erinnerungen an ihre Vergangenheit mit Edward, der zweiten Ebene, wird klar, dass auch sie mal ein anderes Leben kannte, dieses aber aufgab, weil es ihren Ansprüchen nicht genügte.
Anfangs scheinen beide Welten voneinander unabhängig zu sein, doch mit zunehmender Laufzeit wird klar, dass beide eine ähnliche Geschichte erzählen. Und unheimlich viel Spielraum für eigene Interpretationen lassen. Nein, „Nocturnal Animals“ ist kein Film zum Gucken und Abhaken. Vielmehr lädt der Film dazu ein, sich über zahlreiche Szenen Gedanken zu machen. Insbesondere über das Ende, dem ich gleich noch einen eigenen Absatz widme. Ganz wichtig: Diesen Absatz solltet ihr nur lesen, wenn ihr den Film geschaut habt!
„Ich glaube, du solltest über etwas anderes schreiben, als über dich selbst.“ rät Susan Edward an einer Stelle, woraufhin dieser erwidert „Niemand schreibt über was anderes als sich selbst.“. Spätestens nach diesem Dialog dürfte jedem klar sein, dass all die Gefühle, die Tony in dem Roman durchlebt, ein Spiegelbild der Gefühle sind, die Edward nach der Trennung von Susan verarbeiten musste. Die Verzweiflung ob des überraschenden Verlusts. Die Wut auf den Mann, der ihm alles genommen hat. Aber auch die Vorwürfe an sich selbst, für das, was ihm wichtig war, nicht genug gekämpft und dadurch versagt zu haben. Und natürlich auch die Selbstzweifel, als Mensch, und insbesondere als Mann, nicht gut genug zu sein.
„Ist das alles, was du mit deinem Leben vor hast? War’s das hier? Das ist es, oder was?“ fragt Susan Edward in derselben Szene. Und offenbart damit endgültig, dass Edward für sie nicht (mehr) gut genug ist. Gleich mehrfach wird Edward, insbesondere von Susans Mutter, als Schwächling bezeichnet, der Susan nicht genug bieten kann, was letztlich auch zur Trennung führt. Doch ist Edward wirklich schwach, nur weil er nicht nach dem strebt, was die Gesellschaft uns allen vorlebt? Die Gesellschaftskritik ist hier unübersehbar, zumal Susans Welt an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten ist. Egal ob iPhone, Kollegin oder Partner, was nicht mehr hundertprozentig funktioniert, wird ohne zu zögern direkt ausgetauscht. Schöne heile Welt. Oder?
Die Welt in Edwards Roman „Nocturnal Animals“ hingegen zeigt ein anderes Bild. Hier wird nicht aufgegeben, sobald es mal nicht nach Plan läuft. Menschen werden nicht einfach fallengelassen, sondern unterstützen sich gegenseitig. Und leben ihre Werte, auch wenn diese moralisch fragwürdig bis abstoßend sind und dies gleich mehrfach Konsequenzen nach sich zieht. Ja, die Welt in „Nocturnal Animals“ ist rau, ungemütlich und bedrückend – aber sie ist ehrlich. Auf brutalste Art und Weise.
Beide Geschichten sind optisch eine Augenweide und auf ihre eigene Art spannend erzählt, zumal bis zum Ende hin offen bleibt, worauf das jeweilige Geschehen hinaus läuft und wie es für die Figuren endet.
Womit ich direkt zu den Darstellern komme – wobei ich gar nicht weiß, wen ich zuerst positiv erwähnen soll. Während Michael Shannon als knallharter Cop gewohnt souverän agiert, darf Aaron Taylor-Johnson eindrucksvoll beweisen, dass er weit mehr Talent in sich trägt, als ihm allgemein zugetraut wird. Seine Darstellung des psychopathischen Kriminellen ist abstoßend und faszinierend zugleich. Dass Amy Adams und Jake Gyllenhaal zu den Besten ihres Fachs gehören, ist kein großes Geheimnis. Dennoch möchte ich auch diese beiden positiv erwähnen, wobei mich insbesondere Adams kühle Art mal wieder extrem begeistert hat. Wie der von ihr gespielten Susan nach und nach klar wird, was aus ihr geworden ist, ist einfach beeindruckend gespielt.
Abschließend möchte ich noch den simplen, aber extrem eingängigen Score loben, den ich seit Sonntagabend hoch und runter höre. Es ist lange her, dass eine Filmmusik dies bei mir ausgelöst hat. Toll!
Das Ende - meine Interpretation
Am Ende hat Susan den Roman gelesen und möchte sich mit Edward in einem Restaurant treffen. Sie wartet – doch Edward erscheint nicht. Der Film endet.
Es gibt mehrere Theorien zu diesem Ende. Die wohl populärste ist die, dass der Roman eine Racheaktion von Edward ist, um Susan die Trennung von damals heimzuzahlen. Und sie dort im Restaurant hoffnungsvoll warten zu lassen, aber nicht zu erscheinen, ist der Abschluss dieser Rache.
Eine weitere Theorie lautet, dass der Roman als Abschiedsbrief zu verstehen ist und Edward nicht erscheint, weil er sich das Leben genommen hat. So wie auch Tony im Roman am Ende stirbt.
Ich werfe noch mal eine dritte Möglichkeit in den Raum: Meiner Meinung nach schreibt Edward den Roman, um Susan zu beweisen, dass sie sich in ihm geirrt hat. Zwar konnte er ihre Erwartungen damals nicht erfüllen, doch war er trotz aller Zweifel, auch der eigenen, stark genug, sich selbst treu zu bleiben, was letztlich zu diesem fesselnden, emotionsgeladenen Roman geführt hat. Dennoch ist Edward ein gebrochener, zutiefst verletzter Mann, der die Trennung nie überwunden hat. Deshalb bleibt er schlussendlich auch dem Treffen fern. Allerdings nicht, um Susan bewusst zu verletzen, sondern um zu verdeutlichen, dass der Mann, den Susan verlassen hat, damals innerlich gestorben ist. Und niemals zurückkehren wird.
Was haltet ihr von dieser Theorie?
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Mein Fazit
Faszinierende Mischung aus Rape-and-Revenge-Thriller und Beziehungsdrama, die mit tollen Darstellern, gelungener Gesellschaftskritik und einem unglaublich großen Interpretationsspielraum punktet. Ich bin begeistert!
Meine Wertung: 9/10
17. Januar 2018 |
Als ich Anfang des Monats „Happy Deathday“ im Kino schaute, wollte es der Zufall, dass unmittelbar nach dem Ende dieser Vorstellung die wöchentliche Sneak startete. Und da ich schon im Kino war, nahm ich diese dann auch gleich mal mit. Gezeigt wurde „Downsizing“, welcher morgen offiziell in Deutschland anläuft. Worum es in dem Film geht und ob sich der Besuch meiner Meinung nach lohnt, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest …
Worum geht’s
Überbevölkerung und Ressourcenknappheit sind schon lange ein Problem, nun haben norwegische Forscher die Lösung gefunden: das Downsizing. Bei diesem Verfahren werden Menschen auf ungefähr 12 Zentimeter geschrumpft, wodurch sie zwangsläufig weniger Ressourcen benötigen bzw. verbrauchen. Positiver Nebeneffekt: Da zum Herstellen von Waren weniger Rohstoffe benötigt werden, ist das eigene Vermögen auf einen Schlag deutlich mehr wert.
Nachdem sie sich auf einer Feier mit ihrem geschrumpften Freund Dave (Jason Sudeikis) unterhalten haben, entscheiden sich auch Paul (Matt Damon) und Audrey (Kristen Wiig) dafür, sich dieser nicht umkehrbaren Prozedur zu unterziehen. Doch nach dem Downsizing muss Paul erkennen, dass diese Entscheidung nicht die Lösung aller Probleme war …
Meine Meinung
Ich beginne direkt mit einer Warnung: Solltet ihr euch „Downsizing“ anschauen wollen, weil ihr eine lockere Komödie wie „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ erwartet, in der sich kleine Menschen vor großen Gefahren retten müssen: lasst es! Die Verkleinerung der Menschen dient hier nicht als Witzelieferant, sondern lediglich als Mittel zum Zweck, um Protagonist Paul (und somit auch uns als Zuschauer) zum Nachdenken über sich selbst und die Welt im Allgemeinen zu bewegen. Dementsprechend ist „Downsizing“ trotz einiger lustiger Szenen auch keine echte Komödie, sondern eher ein Drama und eine Gesellschaftssatire, die mich das Kino ziemlich nachdenklich verlassen ließ.
Nachdenklich zum einen, weil in dem Film vieles angesprochen wird, was sich auf das reale Leben übertragen lässt. In einer Szene zum Beispiel wird die Frage aufgeworfen, ob verkleinerte Menschen bei Wahlen dasselbe Stimmrecht haben sollten wie „normale“ Menschen. Schließlich tragen kleine Menschen in ihre verkleinerten Welt deutlich weniger zur Gesellschaft bei. Wer jetzt spontan sagt „ja, stimmt eigentlich“, sollte sich überlegen, ob er auch bei uns dafür wäre, z. B. armen Menschen weniger Wahlrecht einzuräumen, nur weil ihre schwächere Kaufkraft weniger zur Wirtschaft beiträgt. Ich könnte jetzt noch mehr Beispiele bringen, würde damit aber der Geschichte des Films vorgreifen, weshalb ich darauf verzichte. Glaubt mir einfach, wenn ich schreibe, dass es in dem Film viele solcher Situationen gibt. Glücklicherweise verzichtet der Film größtenteils darauf, die Antworten gleich mitzuliefern, so dass man als Zuschauer gezwungen ist, sich selbst mit gewissen Themen auseinanderzusetzen.
Nachdenklich zum anderen aber auch, weil der Film zwar handwerklich toll gemacht ist (die Verkleinerung zum Beispiel ist grandios inszeniert), die verschiedenen Schwerpunkte aber so unausgeglichen angelegt sind und die Geschichte teilweise so wirr erzählt wird, dass ich keine Ahnung habe, was ich von „Downsizing“ letztendlich halten soll. Für eine Komödie ist der Film nicht witzig genug, für eine Gesellschaftssatire nicht bissig genug. Am ehesten funktioniert „Downsizing“ noch als Drama, in dem ein Mann versucht, seinen Platz im Leben und letztlich auch sich selbst zu finden. Matt Damon spielt diesen Mann zwar gewohnt souverän, doch ist seine Figur stellenweise so naiv, verunsichert und beeinflussbar, dass sie schon wieder unglaubwürdig wirkt. Die von Christoph Waltz und Hong Chau gespielten Figuren sind da um Welten besser getroffen.
Selbst heute, ungefähr zwei Wochen später, habe ich mir noch kein abschließendes Urteil über „Downsizing“ gebildet. Aber ich denke nach wie vor über den Film nach. Vermutlich ist dies das größte Kompliment.
Mein Fazit
Gut gespielte, aber leider etwas unausgegorene Mischung aus Komödie, Drama und Gesellschaftssatire, bei der die Verkleinerung eigentlich nur eine unwesentliche Rolle spielt und lediglich der Auslöser für einen mal witzigen, meist aber eher bitteren Selbstfindungstrip ist.
Meine Wertung: 6/10
1. Mai 2017 |
Ich geb’s zu: Der deutsche Film und ich, wir sind nicht so richtig kompatibel. Dementsprechend gibt es nur wenige deutsche Filme, die mir wirklich gut gefallen. Aaaaber, es gibt sie. „Das Experiment“, „Die Welle“, „Wir sind die Nacht“ oder auch „Die Nacht der lebenden Loser“ und „Fack ju Göhte“, um mal zwei weit weniger düstere Beispiele zu nennen. Nichtsdestoweniger langweilen mich die meisten deutschen Filme einfach nur. Ob dies nun daran liegt, dass die meisten Filme tatsächlich langweilig sind, oder meine Sehgewohnheiten schlicht zu sehr von amerikanischen Produktionen geprägt wurden, lasse ich mal dahingestellt. Viel wichtiger ist an dieser Stelle doch: Wo reiht sich Fatih Akins „Tschick“ ein?
Worum geht’s
Der 14-jährige Maik (Tristan Göbel) hat es alles andere als leicht. Seine Mutter ist Alkoholikerin, sein Vater ein gewaltbereiter Blender mit einer Vorliebe für jüngere Frauen. In der Schule gilt Maik als Außenseiter und seine heimliche Liebe Tatjana (Aniya Wendel), das beliebteste Mädchen der Schule, nimmt ihn gar nicht erst zur Kenntnis. So kommt es auch, dass Maik nicht zu Tatjanas Geburtstagsparty eingeladen wird, obwohl er ihr extra ein Porträt gemalt hatte und ihr dieses als Geschenk überreichen wollte. Maiks neuer Klassenkamerad Andrej „Tschick“ Tschichatschow (Anand Batbileg), der ebenso ein Außenseiter ist, überredet ihn, Tatjana das Bild dennoch zu überreichen. In einem gestohlenen Lada fahren die beiden erst zu Tatjanas Party und danach in Richtung Walachei, um dort Tschicks Großvater zu besuchen …
Meine Meinung
Wie ich oben bereits schrieb, haben es deutsche Filme bei mir traditionell schwer. Was bei mir hingegen immer zieht, sind Filme über Außenseiter. Nicht zuletzt, weil auch ich in meiner Jugend ein Außenseiter war. Und es, wenn ich ehrlich bin, wohl auch immer noch bin. Folglich dürfte es niemanden verwundern, dass ich für entsprechende Figuren grundsätzlich Sympathien hege. Wenn Klassenschwarm Tatjana alle Mitschüler, bis auf Maik, zur Geburtstagsparty einlädt und dieser Tschicks Frage, wieso nicht auch er eingeladen ist, mit „Weil ich nun mal langweilig bin und scheiße aussehe.“ beantwortet, weiß ich recht genau, was in dieser Figur vorgeht. Denn auch wenn es objektiv betrachtet nicht stimmt, ändert es doch nichts daran, wie man sich in solchen Momenten fühlt. Umso wichtiger ist es, zu lernen, mit solchen Situationen umzugehen und zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Und sei es auf dem Beifahrersitz eines gestohlenen Ladas.
Und so ist Fatih Akins „Tschick“ einerseits ein typischer Coming-of-Age-Film in Form eines Roadmovies, in dem Jugendliche durch ein gemeinsames Abenteuer die Werte des Lebens lernen, andererseits aber auch ein Feel-Good-Movie voller Hoffnung und spaßiger Dialoge, die mich nicht nur schmunzeln, sondern teilweise auch laut lachen ließen. Witzig-absurde Szenen gehen Hand in Hand mit wehmütigen beziehungsweise nachdenklich stimmenden Szenen – und auch wenn der Film letztlich ein wenig oberflächlich bleibt, sorgt doch eben dieses Unbeschwerte dafür, dass man sich als Zuschauer stets wohl fühlt.
Besonders viel Freude hat mir Hauptdarsteller Tristan Göbel bereitet, der die Entwicklung seiner Figur Maik sehr nuanciert spielt und in nahezu allen Szenen eine tolle Leistung abliefert. Anand Batbileg geht als Tschick auch in Ordnung, während Mercedes Müller als Isa, die im Lauf der Fahrt hinzustößt, leider zu wenig Zeit hat, um dauerhaft in Erinnerung zu bleiben. Wirklich schade, da die Figur durchaus interessant ist, aber schlicht viel zu kurz in Erscheinung tritt.
Abschließend noch ein Wort zur DVD: Ich habe keine Ahnung, ob es an meiner Scheibe liegt, aber stellenweise zeigt das Bild bei mir starkes Flimmern und extrem heftige Muster. Insbesondere zu Beginn dachte ich, mein Fernseher sei kaputt. Falls ihr den Film ebenfalls auf DVD gesehen habt, könnt ihr mir ja mal verraten, ob euch so was auch aufgefallen ist. Würde mich wirklich interessieren …
Mein Fazit
So sympathischer wie kurzweiliger Jugendfilm mit tollen Darstellern, der genau das bietet, was man sich von einem gelungenen Coming-of-Age-Feel-Good-Roadmovie (jetzt gehen mir die Bindestriche aus) erhofft.
Meine Wertung: 8/10