Harry Potter und der Orden des Phönix

Ich gebe es lieber gleich zu Beginn zu: Ich kann den Hype um Harry Potter absolut nicht nachvollziehen und habe auch keines der Bücher gelesen. Bei den Filmen schwanke ich stark zwischen „och nööö“ (Stein der Weisen, Gefangene von Askaban), „is okay“ (Kammer des Schreckens) und „ganz nett“ (Feuerkelch), wobei mich gerade letztgenannter hoffen ließ, dass die Serie sich nun endlich in eine für mich interessante Richtung entwickelt. Zu früh gehofft…

Worum geht’s

Muss ich zum Inhalt wirklich noch etwas schreiben? Jeder, der diese Zeilen liest, dürfte ohnehin wissen, worum es geht. Gut, ich will mal nicht so sein, fasse mich aber extrem kurz: Lord Voldemort ist zurück, aber außer Harrys engsten Freunden will ihm dies niemand glauben. Während von offizieller Seite aus alles unternommen wird, um aufkeimende Gerüchte im Keim zu ersticken, bilden sich im Untergrund sowie in Hogwarts Vereinigungen, um sich auf den Kampf gegen den dunklen Lord vorzubereiten…

Meine Meinung

„Harry Potter und der Feuerkelch“ hatte mir ehrlich gefallen: Der Film wirkte zwar ein wenig gestrafft, konnte aber mit einer bedrohlichen Atmosphäre sowie einem tollen Finale punkten und zudem mit Lord Voldemort den unheimlichsten Bösewicht seit langer langer Zeit bieten.

Was mir bei „Harry Potter und der Orden des Phönix“, ab jetzt nur noch HpudOdP genannt, als erstes negativ auffiel, war, dass der Film noch gestraffter wirkt als der Vorgänger. Die Geschichte wird zwar gradlinig erzählt, springt aber so schnell von einer Szene zur nächsten, dass man bei Unaufmerksamkeit schnell den Faden verlieren kann.

Leider werden die Möglichkeiten, die sich durch die Rückkehr des dunklen Lords bieten, nicht mal annähernd genutzt. Die wachsende Bedrohung wird lediglich angedeutet, kann sich aber niemals richtig entfalten und auf den Zuschauer überspringen. Bis es endlich zur heiß ersehnten Konfrontation zwischen den Mächten der dunklen und der hellen Seite ko…Moment, falscher Film! Ach egal, ihr wisst ja, was ich meine. Also, bis es soweit ist, werden die Versuche, Lord Voldemorts Rückkehr kleinzureden und die Übernahme Hogwarts durch die regeltreue Dolores Umbridge geschildert. Dies ist zwar zuweilen durchaus interessant und unterhaltsam, dennoch hätte ich mir ein größeres Mitwirken Voldemorts gewünscht.

Dieser kommt erst wieder im Finale zum Zug, welches zwar durchaus action- und effektreich, aber leider auch ziemlich emotionslos inszeniert wurde. Das Ableben eines der Charaktere, den ich übrigens sehr mochte, wird so schnell abgehandelt, dass man gar keine Lust hat, es zu betrauern. Und über die selbst mir zu kitschige und aufgesetzt wirkende Ansprache über Freundschaft und Liebe breiten wir mal lieber ganz schnell den Mantel des Schweigens aus.

Klingt alles ziemlich ernüchternd, ich weiß, aber schlecht ist der Film weiß Gott auch wieder nicht: Die Darsteller spielen gewohnt souverän, die Effekte schwanken zwischen gut und sehr gut, über die musikalische Begleitung lässt sich ebenfalls nicht klagen und Längen hat der Film absolut keine aufzuweisen.

Mein Fazit

HpudOdP ist eine solide Fortsetzung, die den Fans sicherlich gefallen wird, mich aber dennoch enttäuscht hat. Das düstere Finale des Vorgängers wird leider nicht konsequent fortgeführt, was sicherlich größtenteils im Roman begründet liegt. Dennoch habe ich die Hoffnung dank der soliden Inszenierung noch nicht aufgegeben und vertröste mich auf den nächsten Teil.

Wertung: 6/10

Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt

Meine erste Urlaubswoche ist vorbei und ich denke, ich kann mit ihr zufrieden sein: 4 Kinobesuche, 7 Kinovorstellungen, 6 Kinofilme und ebenso viele veröffentlichte Kino-Reviews. Moment mal: 6 veröffentlichte Kino-Reviews? Es sind doch erst 5! Gut aufgepasst! Hier also, bevor es in meinem Blog für ein paar Tage erstmal wieder ruhiger zugeht, Kino-Review Nummer 6: Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt.

Worum geht’s

Seit er von Davy Jones (Bill Nighy) Kraken verspeist wurde, sitzt Jack Sparrow (Johnny Depp) in der Unterwelt fest. Um ihn zu retten, begeben sich Barbossa (Geoffrey Rush), Will (Orlando Bloom) und Elizabeth (Keira Knightley) nach Singapur, wo sie sich Hilfe von dem Piratenfürsten Sao Feng (Chow Yun-Fat) erhoffen. Währenddessen plant Cutler Beckett (Tom Hollander), mit Hilfe von Davy Jones und seiner übermächtigen Flying Dutchman sämtliche noch lebenden Piraten auszurotten. Aufhalten könnte ihn nur eine Allianz aller Piratenfürsten, zu denen auch Jack Sparrow gehört…

Meine Meinung

„Fluch der Karibik“ war eine lockere und unterhaltsame Piratenkomödie mit dezentem Fantasy-Einschlag, deren Mischung durchaus zu gefallen wusste. Auch „Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2“ hatte noch seine Momente, verlor sich aber bereits in der wirren Geschichte und wirkte bemüht episch. „Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ setzt diese Entwicklung leider fort, bietet so gut wie keine locker-spaßigen Momente mehr und setzt voll und ganz auf die epische Erzählstruktur mit all ihren Wendungen, Bündnissen und Intrigen.

Was die filmische Entwicklung angeht, erinnert mich die Karibik-Reihe an die Matrix-Trilogie: Es beginnt mit einem furiosen Einstieg, wird zu einer Trilogie aufgeblasen und zerplatzt an den eigenen, viel zu überzogenen, Ansprüchen. Manchmal sollte es halt nur Einen geben.

Den meisten Beteiligten ist nichtmal ein Vorwurf zu machen: Die Schauspieler, allen voran natürlich Johnny Depp, spielen ihre Rollen mit sichtbarer Freude. Die Special-Effects-Crew zaubert erneut tolle Bilder auf die Leinwand, von denen besonders Davy Jones sowie die finale Schlacht im Strudel zu begeistern wissen und auch die musikalische Begleitung ist dank Hans Zimmer mal wieder vom Feinsten.

Doch all dies verdeckt nicht die Tatsache, dass der Film, zumal man den zweiten und dritten Teil eigentlich als ein Werk betrachten müsste, mindestens eine Stunde zu lang geraten ist und die zahlreichen Intrigen untereinander nach kürzester Zeit zu nerven beginnen. Bis endlich Johnny Depp auf der Leinwand erscheint, vergehen knapp 45 uninteressante Füllminuten, erst dann nimmt der Film ein wenig Fahrt auf. Es folgen weitere Intrigen, Besprechungen und ein (zugegeben unterhaltsames) Treffen mit Jacks Eltern, bevor der Zuschauer dann in den letzten 30 Minuten endlich durch die finale Schlacht zwischen der Flying Dutchman und der Black Pearl geweckt wird. Diese ist zwar durchaus furios inszeniert, tröstet aber nur bedingt darüber hinweg, dass das Timing im Film schlicht und einfach nicht stimmt.

Mein Fazit

„Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ ist sicherlich kein schlechter Film, leidet aber spürbar unter der Mischung aus zu langer Laufzeit und zu wenig Inhalt. Fans von Jack Sparrow werden zudem darüber enttäuscht sein, dass die Figur erst so spät im Film eingeführt wird und zu wenig Sparrow-typische Momente spendiert bekommt. Mit Abstand der schwächste Teil der Trilogie.

Wertung: 6/10

Zum Glück geküsst

Dies ist der Moment sich zu outen: Trotz meiner betagten 29 Jahre bin ich ein Anhänger des romantischen Teeniefilms. So vorhersehbar und kitschig Filme wie „Eine wie keine“, „10 Dinge die ich an dir hasse“ oder „Ich kann’s kaum erwarten“ auch sein mögen, so gerne schaue ich sie mir dennoch an. Und weil ich mir trotz dieser Neigung genug Männlichkeit bewahrt habe, um zu dem zu stehen, was ich tue, schäme ich mich nicht dafür, zuzugeben, mir auch „Zum Glück geküsst“ im Kino angeschaut zu haben.

Inhalt

Ashley (Lindsay Lohan) ist ein echter Glückspilz: Sobald sie ihre Wohnung verlässt, verziehen sich die Regenwolken, trotz Taxiarmut hat sie nie Probleme ein selbiges zu finden und sollte sie sich beim Telefonieren verwählen, kann sie sicher sein, in einem Telefonquiz zu landen und sogleich einen Preis zu gewinnen. Jake (Chris Pine) hingegen ist das genaue Gegenteil: Was auch immer er anpackt, er kann sich sicher sein, dass es in einem Fiasko endet. Als sich die beiden auf einem Maskenball begegnen und küssen, wechselt das Glück von Ashley auf Jake. Während Ashley im Gefängnis landet und ihren Job sowie ihre Wohnung verliert, startet Jake urplötzlich eine Karriere in der Musikbranche. Auf Anraten einer Wahrsagerin begibt sich Ashley auf die Suche nach dem mysteriösen Maskenträger, um sich ihr Glück zurückzuholen…

Kritik

Die Botschaft des Films ist so trivial wie zutreffend: Sei glücklich mit dem was du hast und bewahre dir jederzeit dein positives Denken. In gewohnt routinierter Art inszeniert Regisseur Donald Petrie („Miss Undercover“, „Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen?“) die Suche einer jungen Frau nach dem Glück – oder dem, was wahres Glück ausmacht. Überraschungen bleiben dabei erwartungsgemäß aus, doch als Entschädigung gibt es zahlreiche recht witzig inszenierte Fettnäpfchen (etwa wenn Ashley einen riesigen Haufen Kot nicht als Kunst erkennt), Glücks- und Unglücksfälle (z.B. eine sexuelle Belästigung, die keine ist oder eine Reanimation, die keine ist) sowie zwei sympathisch aufgelegte Hauptdarsteller.

Lindsay Lohan und Chris Pine sind zwar vom Oscar so weit entfernt wie ich vom Titel des Mr. Universe, sollen aber außer sympathisch zu wirken auch nichts weiter leisten, was ihnen durchaus gelingt. Die Nebencharaktere bieten von nervig bis spaßig alles, was das Zuschauerherz begehrt, haben aber nicht genug Screentime, um den Film nachhaltig zu beeinflussen.

Was dem Film fehlt, um sich von dem Teenie-Durchschnitt abzusetzen, ist der nötige Pfiff: Ein wenig Gesellschaftskritik, das Thema „Glück“ bietet sich hierfür ja förmlich an, und/oder eine abgedrehtere Inszenierung hätten dem Film sicherlich gut gestanden.

Fazit

Ja, auch „Zum Glück geküsst“ ist vorhersehbar und bietet nichts, was der aufmerksame Kinogänger nicht bereits hundert mal gesehen hat. Aber das stört nicht weiter, da der Film kurzweilig genug inszeniert ist, um über die gesamte Laufzeit zu unterhalten, auch wenn er von Filmen wie den oben genannten Beispielen ein gutes Stück entfernt ist. Solide Unterhaltung – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Wertung: 6/10

Das Mädchen aus dem Wasser

M. Night Shyamalan, im folgenden Text nur noch kurz Night genannt, hat ein Problem: Jeder seiner Filme muss sich zwangsläufig mit seinem Erstling „The Sixth Sense“ messen – und scheitert daran. Dass „The Sixth Sense“ von all seinen Filmen der schwächste ist (wenn man ehrlich ist, lebt dieser nur von dem, zugegebenermaßen genialen, Twist am Ende), wird dabei gerne vergessen. Ebenso wie „The Village“ dürfte auch „Das Mädchen aus dem Wasser“ kein Erfolg an der Kinokasse vergönnt sein, und das nur, weil der Mensch verlernt hat, zuzuhören…

Inhalt

Cleveland Heep (Paul Giamatti) arbeitet als Hausmeister in der Wohnanlage „The Cove“. Als er eines Nachts zum wiederholten Male versucht, eine unbekannte Person des verbotenen Nachtbadens im Pool zu überführen, rutscht er aus und versinkt bewusstlos im Wasser. Gerettet wird er von dem jungen Mädchen Story (Bryce Dallas Howard), welches sich ihm als ein „Narf“ vorstellt. Durch seine asiatische Nachbarin erfährt Cleveland, dass es sich bei den Narf um eine im Wasser lebende Rasse aus einer Gute-Nacht-Geschichte handelt, welche der Menschheit bereits seit Anbeginn der Zeit unterstützend zur Seite steht und sie in die richtige Richtung lenkt. Basierend auf dieser Gute-Nacht-Geschichte versucht Cleveland, Story beim Erfüllen ihrer Bestimmung zu unterstützen und ihr so die Rückkehr in ihre Welt zu ermöglichen – doch Story ist nicht das einzige Wesen, das Einzug in unsere Welt gehalten hat…

Kritik

Da Nights Filme bislang leider immer auf ihren finalen Plottwist reduziert wurden, spreche ich hiermit vorsorglich eine Warnung aus: „Das Mädchen aus dem Wasser“ ist eine gradlinig erzählte Geschichte, die zwar mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten kann, dem Zuschauer den für Night typischen Twist jedoch versagt.

Stattdessen erzählt Night ein wunderschönes Märchen für Erwachsene und präsentiert dem Zuschauer eine Welt, in der der Glaube an das Phantastische, an das Kind in uns, den Charakteren ihre Größe verleiht. Um den Film genießen zu können, muss man jedoch akzeptieren, vieles ohne zu hinterfragen als gegeben hinzunehmen, zum Beispiel, dass niemand an der Existenz der Narf zweifelt, sich jeder seinem Schicksal fügt und dass man Flakes-Packungen mehr entnehmen kann als nur die Zutaten des Inhalts. Wer sich das zutraut, wird mit einer liebevollen Welt belohnt, deren Charaktere allesamt eine besondere Bedeutung zu Teil wird. Wer in einem Film jedoch für jede Handlung eine logische Erklärung benötigt, sollte von dem Kauf der Kinokarte lieber absehen…

Während sich der größte Teil des Films der Suche nach der Lösung widmet, welcher Bewohner des Coves welche Rolle in der Gute-Nacht-Geschichte zu übernehmen hat, sorgen die Feinde der Narf für Spannung: Aus dem Dunkeln heraus angreifend, sorgen die furchteinflößenden Wesen für geschickt platzierte Schockmomente und eine bedrohliche Atmosphäre, wobei die CGI-Effekte durchaus als gelungen bezeichnet werden dürfen.

Auf Seiten der Schauspieler gefällt vorallem Paul Giamatti als Cleveland: Nach außen hin unscheinbar stellt er sich doch heldenhaft seinem Schicksal, niemals daran zweifelnd, das Richtige zu tun. Giamatti versteht es, dem Charakter gleichzeitig kindliche Naivität wie auch Würde zu verleihen und spielt sich damit bereits zu Beginn in die Herzen der Zuschauer. Bryce Dallas Howard hingegen wirkt als Narf etwas blass (im doppelten Sinn), während Night sich selbst diesmal eine größere Rolle gegönnt hat, welche er jedoch ohne Peinlichkeiten darzustellen vermag.

Fazit

M. Night Shyamalan beweist wieder einmal seine Qualitäten als Geschichtenerzähler: „Das Mädchen aus dem Wasser“ ist ein wunderschönes Märchen für Erwachsene, ein Aufruf, Geschichten nicht immer zu hinterfragen, sondern sie sich einfach erzählen zu lassen und sich ihnen zuhörend hinzugeben – eine Fähigkeit, die als Kind in uns steckt, im Laufe der Jahre aber verloren zu gehen scheint…

Wertung: 8/10

Superman Returns

19 Jahre nach seinem letzten Kinoauftritt lässt Bryan Singer, selbst bekennender Superman-Fan, den amerikanischsten aller Superhelden wieder durch die Kinosäle fliegen. Im Gegensatz zu Nolans „Batman Begins“ setzt Singer dabei jedoch nicht auf eine Neuinterpretation des Comics, sondern liefert mit „Superman Returns“ eine direkte Fortsetzung zu „Superman II“ – und um die wichtigste Frage gleich zu Beginn zu beantworten: Für Fans der ersten beiden Superman-Filme konnte es keine bessere Entscheidung geben!

Inhalt

Clark Kent/Superman (Brandon Routh) kehrt nach fünf Jahren der Ahnenforschung zur Erde zurück und muss feststellen, dass sich sein Umfeld während seiner Abwesenheit verändert hat: Lois Lane (Kate Bosworth) ist inzwischen Mutter eines fünfjährigen Sohnes und mit Richard White (James Marsden), dem Neffen des Chefredakteurs Perry White (Frank Langella), verlobt. Zusätzlich soll ihr der Pulitzer-Preis verliehen werden – für ihre Story „Warum die Welt Superman nicht braucht“. Während Clark versucht, sich an die neuen Umstände zu gewöhnen, brütet sein Erzfeind Lex Luthor (Kevin Spacey) einen Plan aus, der ihm reichlich Land und Geld bescheren soll. Da zur Durchführung dieses Plans Milliarden Unschuldiger sterben müssten, soll sich schon bald herausstellen, dass die Welt Superman durchaus benötigt…

Kritik

Ebenso wie Bryan Singer bin auch ich ein Fan der ersten beiden Superman-Filme – und als solcher ist „Superman Returns“ für mich eine kleine Offenbarung: Singer hat es geschafft, Superman zu einem modernen Auftritt zu verhelfen, ohne die Stimmung der Vorgänger aus den Augen zu verlieren. Der Film beginnt mit dem aus den Vorgängern bekannten Vorspann (inkl. der Originalmusik von John Williams) und endet mit dem Superman-typischen Flug um die Erde (inkl. dem Lächeln in die Kamera)- und dazwischen erzählt Singer auf wunderbar altmodische Art eine mit modernsten Mitteln inszenierte Geschichte um Liebe, Freundschaft und Pflichtbewusstsein.

Wer ein für die heutige Zeit typisches Actionfeuerwerk erwartet, wird den Kinosaal wohlmöglich enttäuscht verlassen: Auch wenn es einige wirklich fantastische und auf technisch höchstem Niveau befindliche Actionszenen, unter anderem einen grandios gefilmten Flugzeugabsturz, zu bewundern gibt, legt Singer den Schwerpunkt eindeutig auf den Charakter Clark/Superman und dessen Beziehung zu Lois. Langeweile kommt dennoch zu keinem Zeitpunkt auf, da Singer der Spagat zwischen ruhigen und actionreichen Szenen hervorragend gelungen ist und sich zudem ein dezenter Humor durch den gesamten Film zieht, welcher zum häufigen Schmunzeln einlädt.

Auch zu der Wahl der Schauspieler kann man Singer nur gratulieren: Brandon Routh weist nicht nur eine enorme Ähnlichkeit zu dem jungen Christopher Reeve auf, sondern überzeugt auch darstellertechnisch auf voller Linie, während Kate Bosworth auf den ersten Blick zwar etwas zu jung für ihre Rolle wirkt, sie aber dennoch mit Leben zu füllen weiß. Heimlicher Star des Films ist jedoch eindeutig Kevin Spacey: Zu jeder Sekunde merkt man ihm den Spaß an, den er bei der Darstellung des Lex Luthor hatte. Gene Hackman, Luthor-Darsteller der Vorgänger, dürfte stolz auf ihn sein…

Kritikpunkte sucht man bei „Superman Returns“ vergeblich – bis auf eine Kleinigkeit: Da der Film fünf Jahre nach den Geschehnissen des zweiten Teils ansetzt, müsste er sich zeitlich um und bei Mitte der Achtziger bewegen, spielt jedoch stattdessen in der heutigen Zeit. Aber wer achtet bei 150 Minuten toller Kinounterhaltung schon auf solche Details? 😉

Fazit

Bryan Singer hat es wieder einmal geschafft: Wie bereits bei „X-Men“ verließ ich auch diesen Film mit nur einem einzigen Gedanken: Mehr! Wem die alten Superman-Filme gefallen, darf sich „Superman Returns“ auf keinen Fall entgehen lassen – alle anderen sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Film zwar eine moderne Optik aufweist, ansonsten jedoch eher altmodisch inszeniert ist. Wer sich daran nicht stört, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren…

Wertung 9/10

Hui Buh

Manche Leute sagen, es gibt Gespenster.
Manche sagen, es gibt keine Gespenster.
Ich aber sage, Hui Buh ist…eine Computeranimation, die so seelenlos daherkommt, dass sich jedes echte Gespenst beleidigt abwenden dürfte.

Worum geht’s: Am Freitag den 13. im Jahr 1399 wird Ritter Balduin (Michael „Bully“ Herbig) von einem Blitz getroffen und aufgrund seiner unehrlichen Lebensart dazu verdammt, fortan als Schlossgespenst Hui Buh im Schloss Burgeck sein Unwesen zu treiben. 500 Jahre später bezieht König Julius der 111. (Christoph Maria Herbst) das Schloss, um dort Gräfin Leonora zu Etepetete (Heike Makatsch) zu heiraten. Der Versuch Hui Buhs, den neuen Burgherrn zu vertreiben, endet darin, dass Julius Hui Buhs Spuklizenz vernichtet, woraufhin dieser binnen zwei Tagen die Geisterprüfung wiederholen muss, um nicht in der gefürchteten Seelensuppe zu enden. Da Julius‘ Reichtümer im Laufe der Jahre für die Instandhaltung Burgecks aufgebraucht wurden und Hui Buh der einzige ist, der das Versteck des geheimen königlichen Schatzes kennt, muss Julius dem so gar nicht gruseligen Geist unter die Arme greifen – und bekommt unerwartete Hilfe von Leonoras hübscher Zofe Konstanzia (Ellenie Salvo González)…

Klären wir zunächst das Wichtigste: Mit den Hörspielkassetten hat dieser Kinofilm ungefähr so viel gemeinsam wie Steven Seagal mit einem Charakterdarsteller – doch leider überzeugt der Film auch nicht als eigenständiges Werk: Von einer Handvoll recht gelungener Szenen, meistens in Verbindung mit Christoph Maria Herbst, einmal abgesehen, bietet der Film nur typisch deutschen und vorhersehbaren Slapstick, über den man vielleicht 1899 noch lachen konnte, der aber in der heutigen Zeit selbst für einen Kinderfilm schlicht und einfach überholt wirkt. Hinzu kommt, dass das Gespenst Hui Buh zwar recht ansehnlich animiert ist, aber dennoch niemals die Grimassen eines realen Bully ersetzen kann, was einem als Zuschauer durch Bullys Auftritt zu Beginn des Filmes schmerzlich vor Augen geführt wird. Wieso Bully das Gespenst nicht den gesamten Film über verkörpert hat, alle anderen Geister werden auch mittels Maske dargestellt, sondern stattdessen auf klinisch wirkende CGI-Effekte gesetzt wurde, ist mir ein echtes Rätsel und lässt sich wohl nur mit mangelnder Zeit oder einer zu hohen Gagenforderung begründen.

Christoph Maria Herbst hingegen stellt für den Film einen echten Gewinn dar: Seine Mimik und Gestik sind wie wie gewohnt erstklassig und dürfen somit getrost als die humoristischen Höhepunkte des Filmes bezeichnet werden. Heike Makatsch bleibt in ihrer Rolle als intrigante Gräfin erschreckend blass, während der den Schlossverwalter spielende Hans Clarin (welcher im Hörspiel Hui Buh spricht und nach Abschluss der Dreharbeiten verstarb) eine souveräne Vorstellung abgibt. Ebenso souverän spielt auch Ellenie Salvo González, welche eindeutig als optisches Highlight des Films bezeichnet werden darf und ledigen Männern durchaus einen Grund liefert, sich Hui Buh, natürlich unter einem anderen Vorwand, im Kino anzuschauen.

Fazit: Belanglose Kinderunterhaltung, die ihr Potential zu keiner Minute entfaltet und sich zu sehr auf das Zugpferd „Bully“ verlässt.

Wertung: 4/10

Pirates Of The Caribbean – Fluch der Karibik 2

Nachdem 2003 wohl niemand so recht an den Erfolg eines Piratenfilms geglaubt hatte, mussten sich alle Skeptiker von „Fluch der Karibik“ eines Besseren belehren lassen: Der Film wurde ein kommerzieller Erfolg und öffnete damit die Türen zu der Fortsetzung der als Trilogie angelegten Reihe.

Auch diesmal bekommt es Jack Sparrow (Johnny Depp) mit einem handfesten Fluch zu tun: Um Captain seiner geliebten Black Pearl zu werden, ging Jack vor Jahren einen Handel mit Davy Jones (Bill Nighy) ein, welcher nun seinen Preis einfordert: Jacks Seele. Um seinem Schicksal zu entgehen, begibt sich Jack mit seiner Crew auf die Suche nach einer Kiste, deren Inhalt der Legende nach die Rettung versprechen könnte.
Zeitgleich werden Elizabeth (Keira Knightley) und Will (Orlando Bloom) an dem Tag ihrer geplanten Trauung von Cutler Beckett (Tom Hollander) gefangen genommen. Um ihre Begnadigung zu erwirken, sollen die beiden ihm Jacks magischen Kompass beschaffen, welcher wiederrum im direkten Zusammenhang mit der von Jack gesuchten Kiste steht…

Die Zeichen stehen gut für Jacks zweites Abenteuer: Mit Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Bill Nighy, Jonathan Pryce und Stellan Skarsgård hervorragend besetzt und unter der piratenerprobten Regie Gore Verbinskis geführt, verwies „Fluch der Karibik 2“ in den USA alle anderen Filme auf die hinteren Plätze und stellte neue Blockbuster-Rekorde auf – die Wahrscheinlichkeit, dass ihm dieses Kunststück auch in anderen Ländern gelingt, dürfte auch ohne magische Kristallkugel als sehr hoch eingeschätzt werden.

Die Fortsetzung verlässt sich auf die Tugenden seines Vorgängers und bietet eine gelungene Mischung aus skurrilen Charakteren, witzigen Dialogen, Slapstickeinlagen, tollen Actionszenen, schönen Effekten und einer interessanten Geschichte. Leider gelingt es Verbinski nicht, die Waage dieser Zutaten konstant zu halten: Während Anfang und Ende des Films schneller verfliegen als man „Aye Captain“ sagen kann, haben sich im Mittelteil leider einige Längen eingeschlichen, die dem Film einiges an Fahrt kosten. Statt auf eine Laufzeit von 2 ½ Stunden zu setzen, hätte man den einen oder anderen Handlungsstrang durchaus ein wenig kürzen und den Film dadurch straffen können.

Desweiteren nehmen die Slapstickeinlagen zuweilen etwas überhand: So lustig Johnny Depps Spiel als Jack auch anzusehen ist, irgendwann hat man sich daran satt gesehen, zumal seine Art in manchen Szenen zu aufgesetzt und dadurch unpassend wirkt.

Die Effekte hingegen sind einmal mehr vom Feinsten und machen deutlich, wie weit fortgeschritten die CGI-Entwicklung inzwischen ist: Das Gesicht von Davy Jones ist ebenso wie sein Kraken hervorragend animiert, lediglich seine Crew lässt zuweilen ein paar kleine Schwächen erkennen, welche aber wirklich nur bei genauerem Hinschauen auffallen.

Fazit: Wer an dem ersten Teil der Piratenmär Gefallen findet, wird sich auch im zweiten Teil sofort wohl fühlen. Sieht man von einigen Längen im Mittelteil sowie von den teils ausufernden Slapstickeinlagen ab, bekommt man einen durch und durch unterhaltsamen Sommer-Blockbuster geboten, der Lust auf den dritten Teil macht. Ob man sich an der Tatsache stört, dass „Fluch der Karibik 2“ kein abgeschlossener Film ist, sondern stattdessen ähnlich wie „Matrix: Reloaded“ mit einem Cliffhanger endet und man nun ein Jahr lang auf das Ende der Geschichte warten muss, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Wertung: 7/10

P.S.: Wie bereits in „Fluch der Karibik“ wartet auch im zweiten Teil ein besonderes Schmankerl auf all diejenigen, die sich den Abspann bis zum Ende anschauen…

Silent Hill

Videospielverfilmungen sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits müssen sie es aus Gründen der Rentabilität schaffen, eine Geschichte zu erzählen (bereits daran scheitern einige), die auch für videospielunerfahrene Menschen interessant ist (und daran scheitern dann die meisten), andererseits dürfen sie sich nicht zu weit von ihrer Herkunft entfernen, da sonst die Zielgruppe verprellt wird. Vielen künstlerischen Totalausfällen stehen eine Hand voll relativ gelungener Beiträge gegenüber – „Silent Hill“ fällt zum Glück in die zweite Kategorie.

Wie bereits in den Spielen steht und fällt der Film mit der Bereitschaft, sich auf eine verworrene Geschichte bestehend aus Paralleluniversen, verschiedenen Zeitebenen und skurrilen Kreaturen einzulassen. Das Grundgerüst (Kind schlafwandelt und redet dabei von einem Ort Namens Silent Hill, zu dem sich die Mutter mit dem Kind aufmacht) tritt in dem Moment in den Hintergrund, in dem Silent Hill erreicht wird. Von hier an regieren abwechselnd Furcht und Verwirrung – bei der Protagonistin sowie beim Zuschauer: Solange die Sonne scheint, wird versucht, den eingestreuten Hinweisen nachzugehen und das Geheimnis um Silent Hill zu lösen – während der Dunkelheit hingegen regiert das pure Grauen, welches in Gestalt grausam entstellter Wesen über die Stadt hereinbricht.

So sehr ich die Regie von Christophe Gans („Crying Freeman“, „Pakt der Wölfe“) schätze, die düstere Atmosphäre von „Silent Hill“ bewundere und von dem Finale begeistert bin, umso mehr ärgern mich die unnötigen Schnitzer: So hätte auf den Subplot rund um den Ehemann, welcher sich auf die Suche nach Frau und Tochter begibt, getrost verzichtet werden können, da der Wechsel in unsere Realität die stimmige Atmosphäre jedes Mal erneut zunichte macht. Ebenso hätte dem Film eine etwas straffere Inszenierung nicht geschadet: Besonders im Mittelteil weist „Silent Hill“ einige Längen auf, die durchaus hätten vermieden werden können.

Was bleibt ist ein solider Beitrag zum Genre mit einem hervorragend gefilmten Finale, welches in seiner Art und Härte an „Hellraiser“ erinnert und für gewisse Längen entschädigt.

X-Men – Der letzte Widerstand

Nachdem Bryan Singer das X-Men-Ruder zu Gunsten seines Wunschprojektes „Superman Returns“ abgab und nach mehreren Komplikationen Brett Ratner verpflichtet wurde, waren die Zweifel der Fangemeinde groß, hatte Singer doch mit „X-Men“ und „X-2“ zwei der bislang besten Comicverfilmungen abgeliefert. Dass diese Zweifel zum Glück unbegründet waren, ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Ratner praktisch keine Vorbereitungszeit für „X-Men – Der letzte Widerstand“ hatte.

Worum geht’s?

Die Integration der Mutanten schreitet voran: Dank Aufklärungsarbeit und einer wohlgesonnenen Regierung langsam akzeptiert, gehen die Mutanten ihrem Alltag nach. Doch liegt bereits ein dunkler Schatten über dem Frieden: Der Vater eines Mutanten hat von seinen Wissenschaftlern ein Mittel erfinden lassen, welches das X-Gen unterdrückt und somit aus Mutanten „normale“ Menschen macht. Aus, nicht ganz unbegründeter, Angst, die Regierung könnte dies Mittel als Waffe gegen Mutanten einsetzen, scharrt Magneto unzählige Gleichdenkende um sich und startet, unterstützt von Jean Grey, deren dunkle Seite durch den Vorfall im Vorgänger freigelegt wurde, einen letzten großen Angriff…

Auch wenn „X-Men – Der letzte Widerstand“ nicht an den großartigen ersten Teil rankommt, muss ich zugeben, dass er mir besser gefallen hat als „X-2“: Die Entwicklung von Jean Grey zu Phoenix, der (teils unerwartete) Verlust zahlreicher Protagonisten und nicht zuletzt die Frage, ob es moralisch vertretbar ist, Menschen, die anders sind, mittels eines Medikamentes der Norm anzupassen, heben den Film weit über den Comic-Durchschnitt.

Die Spezialeffekte, in einer Comicverfilmung durchaus ein wichtiger Punkt, sind wie bereits in den Vorgängern hervorragend und passen sich perfekt in den Film ein. Vorallem des letzte Drittel strotzt förmlich vor Effekte, welche zwar nicht immer einen Sinn ergeben (wozu eine ganze Brücke schweben lassen, wenn man den Transport auch einfacher hätte bewerkstelligen können?), aber immerhin sehr schön anzusehen sind.

Viele Schwachpunkte lassen sich nicht finden: Von der Musik, die nicht einmal ansatzweise an den Score der Vorgänger rankommt, einmal abgesehen, ist mir lediglich ein unnötiger Fehler negativ aufgefallen, den ich seit den Filmen von Ed Wood nicht mehr gesehen habe: Ein abrupter Wechsel von Tag bzw. Dämmerung auf eine tiefschwarze Nacht. In einem Blockbuster sollte so etwas eigentlich nicht vorkommen…

Fazit: Für Comic-Liebhaber und besonders für Fans der X-Men ein absolutes Muss. Und noch ein kleiner Tip von mir: Beim Abspann nicht gleich aufstehen… 😉

Wertung: 9/10

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