Der kleine Unterschied im Kino: Sex And The City

von | 8. Juni 2008 | Filmtagebuch | 4 Kommentare

sexandthecity_poster Vor kurzem fand im Kieler CinemaxX eine Lady’s Night für „Sex And The City“ statt. Und was sich dort abspielte, war durchaus faszinierend: Ein Foyer voller Frauen, aufgestylt, als würden sie bei Dieter Bohlen oder Olli Kahn vorsprechen wollen. Die Luft schwanger von Parfüm und anderen Düften, die weder ort- noch erklärbar waren. Und ein Lärmpegel, den selbst ein bekannter österreichischer Hobbymaler nicht hätte brechen können. Seit diesem Erlebnis habe ich von meinem einstigen Traum, eines Tages der letzte Mann auf Erden unter zahlreichen Frauen zu sein, deutlichen Abstand genommen …

Worum geht’s (in absoluter Kurzfassung)

Carrie (Sarah Jessica Parker) ist noch immer glücklich mit ihrem Mr. Big (Chris Noth) liiert. Als die beiden eine neue Wohnung beziehen möchten, kommt auch das Thema „Zukunft“ zur Sprache und so beschließen die beiden, endlich zu heiraten. Eine unbedachte Äußerung der von ihrem Mann frisch betrogenen Miranda (Cynthia Nixon) sorgt dafür, dass Mr. Big kalte Füße bekommt. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf …

Meine Meinung

Obwohl ich nichts gegen typische „Frauenserien“ habe, ich bin bekennender „Grey’s Anatomy“-Gucker, ist das Phänomen „Sex And The City“ irgendwie an mir vorbeigegangen. Also war der gestrige Kinobesuch mein erster Ausflug in die Welt von Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda. Und er wird wohl auch mein einziger bleiben.

sexandthecity_1 Angeblich sollen Männer durch „Sex And The City“ lernen können, wie die Frau von heute tickt, doch schon Sarah Jessica Parkers erster Anblick löste bei mir erhebliche Zweifel aus: Möchte die moderne Frau wirklich eine Blume auf der Schulter tragen, so groß, dass ein ganzer Bienenschwarm darin eine Orgie feiern könnte? In den folgenden 140 Minuten gesellten sich noch weitere Fragen hinzu: Ist es erstrebenswert, sein Geld für geliehene Designer-Handtaschen auszugeben? Müssen Frauen in den Vierzigern zu jeder Gelegenheit kreischen wie eine 14-Jährige beim Besuch eines Tokio-Hotel-Konzerts? Und stellt ein begehbarer Kleiderschrank wirklich den Himmel auf Erden dar?

Neben der Aussage, dass Frauen anscheinend nichts weiter sein wollen als freiwillige Marketing-Opfer, war ich besonders von dem Humor des Films fasziniert – zumal ja bekannt ist, dass Frauen diesbezüglich wesentlich anspruchsvoller sind als wir Männer. So ist der beste Witz dann auch eindeutig Carries Kommentar zum von Steve Jobs hoch gelobten und laut Werbung außerordentlich intuitiven iPhone: „Keine Ahnung wie das funktioniert.“ Ein wirklich schöner Seitenhieb. Lachen musste an dieser Stelle nur ich. Dafür wurde laut gegrölt, als Charlotte sich in die Hosen machte. Groß. Während ich mich in dieser Szene wie gewohnt zusammenriss, jahrelang wiederkehrende Vorwürfe nach dem Motto „Ihr Männer lacht doch auch nur über den primitivsten Scheiß!“ zeigen halt doch irgendwann ihre Wirkung, kringelten sich die Frauen in ihren Sitzen. Und da war er wieder, dieser kleine Unterschied. Hätte ich eine der anwesenden Frauen auf diese Szene angesprochen und sie gefragt, wieso diese jetzt lustig sei, eine vergleichbare Szene in „Scary Movie 37“ aber nicht, ich wette, sie hätte mit „Das ist etwas völlig anderes!“ geantwortet.

sexandthecity_2 Wo wir gerade bei Unterschieden sind: Während wir Männer uns mit einer angezogenen!!! Megan Fox zufrieden geben, die sich über eine geöffnete Motorhaube beugt (und selbst dafür noch Schelte bekommen), wird bei „Sex And The City“ aus den Vollen geschöpft und ein nackter Adonis in Zeitlupe beim Duschen gezeigt. Selbstverständlich inklusive eines Blickes auf das Körperteil der weiblichen Begierde. Wer glaubt, dass wir Männer bei einer in Zeitlupe nackt duschenden Megan Fox ebenso seufzen und stöhnen dürften wie das weibliche Publikum in der besagten Szene, der möge jetzt sprechen. Oder für immer schweigen.

Was bleibt, ist die Gewissheit, dass Frauen im Grunde nicht minder primitiv sind als wir Männer: Gebt ihnen 2 1/2 Stunden auf Zelluloid gebannte Klischees (bei Frust wird wahlweise eingekauft, gegessen oder die Frisur geändert) und sie sind ebenso glücklich wie wir beim Betrachten des nächsten Actionstreifens. Der kleine Unterschied: Wir müssen uns dafür rechtfertigen. Sie sich nicht.

Mein Fazit

Durchschnittliche Romantikkomödie, die ihre TV-Herkunft entweder nicht verbergen kann oder nicht verbergen möchte,  mit sich wiederholenden Witzen nervt (ein rammelnder Hund ist schon beim zweiten Mal nicht mehr lustig) und nur in den ruhigen und emotionalen Szenen zu überzeugen weiß.  Im Endeffekt also nichts, was auf die große Leinwand gehört. Für Fans allerdings vermutlich ebenso eine Offenbarung wie für mich der erste (und hoffentlich auch nächste) Akte-X-Kinofilm …

Meine Wertung: 5/10 (Frauen dürfen an die 5 gerne noch eine Gucci-0 dran hängen)

4 Kommentare

  1. Ich schau mir den Film erst morgen an, freu mich aber schon riesig drauf und bin ein Bewunderer der Serie. Soweit aus der Kritik zu entnehmen war, ist der Transport der Qualitäten von der Mattscheibe auf die Leinwand gelungen. Das hieße für mich: Es ist immer noch so viel Herz in der Story, es geht um Frauendinge (Kindodernicht, Singledasein, Liebe, Freundschaft, Krankheit, Alter – alles wurde in der Serie scharfsichtig abgehandelt), es geht um Mode (Riesenblume ist kein Musthave, aber Parker steht’s und die Outfits von Topdesignern von Prada bis Blahnik sind für Fashionfans ein Genuss), die Dialoge sind gewohnt pointiert und oft brillant, New York ist lebendige Kulisse und last but not least ein Wiedersehen mit den vier talentierten Frauen in den Hauptrollen. Vielleicht ist es wirklich auf eine sehr positive Art Frauensache, Serie und Film zu verstehen und zu mögen. Gefühle und Lebenssituationen, die man die erlebt hat, haben auf der Leinwand keinen Wiedererkennungswert, was ja oft so wichtig ist für die persönliche Bewertung. Und wie Du richtig bemerkst, fällt’s mir und meinen Geschlechtsgeossinen tatsächlich auch schwer nachzuvollziehen, welche Qualitäten die offensichtlich nur als Bunny eingesetzte Megan Fox in „Transformers“ verkörpert… Es lebe also der kleine Unterschied – auch im Kino!

    Antworten
  2. Wenn du die Serie magst, wird dir der Film sicherlich auch gefallen: Meine (weibliche) Begleitung jedenfalls war von dem Treiben auf der Leinwand sehr begeistert!

    Eines möchte ich aber mal deutlich sagen: Themen wie Kinder, Singledasein, Liebe, Freundschaft, Krankheit und Alter sind mitnichten Frauendinge, sondern beschäftigen uns Männer genauso!!! Jedenfalls außerhalb der EM, WM oder was weiß ich, was es da in der Welt des runden Leders noch so gibt … 😉

    Bei begehbaren Kleiderschränken und 500-Dollar-Schuhen müssen wir dann allerdings passen – wir müssen uns schließlich um wichtigere Dinge Gedanken machen! Z.B. um den neuen Flachbildschirm oder eine ausgefeilte Surround-Anlage! 🙂

    In diesem Sinne: Ein Hoch auf den kleinen Unterschied und viel Spaß morgen im Kino! 🙂

    Antworten
  3. Stimmt es, dass man den Film auch sehen kann ohne Fragezeichen ins Gesicht zu bekommen, wenn man die Serie vorher nie gesehn hat?

    Antworten
  4. Ja, das ist kein Problem. Ich habe die Serie auch nicht gesehen, konnte dem Film aber trotzdem problemlos folgen.

    Antworten

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Im Fediverse folgen

Kategorien

Archiv

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner