Drive – Keiner schlägt härter (1997)

In „Diablo IV“ haben die Geburtstagsfeierlichkeiten begonnen, was bedeutet, dass ich die nächsten Tage wohl wieder komplett in Sanktuario versinken werde. Vorher möchte ich aber noch kurz ein wenig von „Drive – Keiner schlägt härter“ schwärmen, der vor ein paar Tagen als Mediabook erstmalig auf Blu-ray erschienen ist, und der leider viiieeel zu unbekannt ist.

Die Jüngeren werden es kaum glauben, aber es gab mal eine Zeit, in der B-Movies und Direct-to-Video-Produktionen nicht zwangsläufig billig heruntergekurbelter Trash oder belanglose Sequels zu mehr oder weniger bekannten Kinohits waren, sondern tatsächlich richtig coole Filme sein konnten. Die 1997 entstandene Buddy-Actionkomödie „Drive – Keiner schlägt härter“ ist hierfür das beste Beispiel.

In dieser möchte der ehemalige chinesische Regierungskiller Toby Wong (Mark Dacascos) in Amerika einen Biomotor verkaufen, der ihm von der chinesischen Regierung implantiert wurde, und der ihm übermenschliche Fähigkeiten verleiht. Von den Chinesen gejagt, trifft er dabei zufällig auf den erfolglosen Songschreiber Malik Brody (Kadeem Hardison), der dadurch ebenfalls auf die Abschussliste gerät …

Eigentlich dürfte „Drive – Keiner schlägt härter“ kein guter Film sein. Die hanebüchene Story ist so dünn wie dumm, die Charaktere sind flach wie Knäckebrot, und aufgrund von Toby Wongs körperlicher Überlegenheit kommt niemals echte Spannung auf. Und trotzdem schafft der Film etwas, woran selbst weitaus größere Produktionen oftmals scheitern: Er macht einfach Spaß!

Im Grunde ist Steve Wangs Actionkomödie eine reine Verfolgungsjagd ohne Sinn und Verstand, die einfach nur von Actionszene zu Actionszene hetzt. Und diese Actionszenen haben es in sich. Die Martial-Arts-Action ist deutlich vom Hongkong-Kino der 80er Jahre inspiriert und schlicht fantastisch choreografiert. Insbesondere die Filme mit Jackie Chan haben hier sehr offensichtlich mehr als nur einmal als Vorbild hergehalten. Und das Ergebnis stimmt. Was Mark Dacascos hier an Körperbeherrschung und Schnelligkeit zeigt, ist einfach eine Wucht! Der übersichtlichen Kameraführung und einem treibenden Score sei Dank, kommt man als Actionfan hier voll auf seine Kosten.

Hinzu kommt, dass Mark Dacascos und Kadeem Hardison eine tolle Chemie haben, und speziell Hardison Sprüche raus haut, die so doof sind, dass sie schon wieder witzig sind. Generell ist der schräge Humor eine große Stärke des Films, denn wirklich ernst nimmt die Chose hier (zu Recht) niemand. Und meine Güte, was für herrlich absurde Ideen es in diesen Film geschafft haben. Zugegeben, der Humor ist manchmal schon ziemlich drüber und garantiert nicht jedermanns Sache, aber ich kann mich darüber jedes Mal wieder beömmeln („Was willst du mit dem Eimer?“).

Ihr merkt schon: Ich habe echt ein Herz für diesen Film. Für mich ist „Drive – Keiner schlägt härter“ eine echte B-Film-Perle und ein Muss für Actionfans. Ach ja, die guten alten Zeiten …

Rewatches KW 19/2024

Nein, ich habe den Spaß am Bloggen nicht schon wieder verloren. Unglaublich, aber wahr: Ich habe in den letzten zwei Wochen nicht einen einzigen Film geschaut. Der Grund dafür: Diablo IV. Verdammt, macht mir dieses Spiel aktuell Spaß. So viel Spaß, dass ich derzeit fast jede freie Minute damit verbringe. Nichtsdestoweniger ist hier im Blog noch eine Woche offen. Eine Woche, die wieder einmal ausschließlich aus Rewatches bestand. Here we go:

Psycho II (1983)

Alfred Hitchcocks „Psycho“ ist ein Klassiker und gilt als einer der besten Filme aller Zeiten – und das vollkommen zu Recht! Auch wenn die 23 Jahre später entstandene Fortsetzung mit diesem Meisterwerk nicht ganz mithalten kann, so ist sie doch ein ganz hervorragender Thriller, der nicht nur mit einem abermals grandiosen Anthony Perkins, sondern insbesondere mit einer ebenso bösen wie spannenden Geschichte überzeugt. Wer den ersten Teil mag, und wer mag den nicht, der sollte auch Teil 2 gesehen haben!

Psycho III (1986)

In „Psycho III“ wird die Geschichte des Vorgängers nahtlos fortgesetzt, wobei Hauptdarsteller und Regisseur Anthony Perkins neben zahlreichen Anspielungen auf das Original auch jede Menge schwarzen Humor mit einfließen lässt. Das ist zwar durchaus unterhaltsam, lässt den Film aber leider auch etwas beliebig wirken. Oder anders formuliert: Zwar habe ich jedes Mal durchaus Spaß mit diesem Film, wirklich gebraucht hätte ich ihn aber nicht.

Chucky – Die Mörderpuppe (1988)

Kurz vor seinem Tod gelingt es dem Serienmörder Charles Lee Ray, seine Seele in eine Good-Guy-Puppe zu übertragen – und mordet als diese munter weiter. Was soll ich sagen: Chucky ist ohne Zweifel einer meiner absoluten Lieblinge. Die zynischen Sprüche und der makabere Humor sind einfach genau mein Ding – und von der Animatronic bin ich auch heute noch begeistert. Tja, ein echter Klassiker kommt nie aus der Mode!

Chucky 2 – Die Mörderpuppe ist wieder da (1990)

Nicht mehr ganz so düster, dafür noch schwarzhumoriger: „Chucky 2“ macht genau dort weiter, wo der erste Teil endete. Das ist vielleicht nicht originell, aber verdammt unterhaltsam. Und das Finale in der Puppenfabrik ist meiner Meinung nach das Highlight der kompletten Reihe. Ein starkes Sequel!

Chucky 3 (1991)

In „Chucky 3“ mordet sich der knuffige Serienkiller durch eine Militärakademie, hinterlässt dabei allerdings keinen bleibenden Eindruck. Klar, irgendwie macht der Film immer noch Spaß, aber im dritten Teil merkt man doch ziemlich deutlich, dass den Machern die Ideen ausgegangen sind. Solide. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Chucky und seine Braut (1998)

Chucky wird von seiner Ex-Freundin Tiffany erneut zum Leben erweckt – und bedankt sich, indem er sie tötet und auch ihre Seele in einen Puppenkörper überträgt. Vom Horror der Vorgänger ist in „Chucky und seine Braut“ nichts mehr zu spüren, hier geht es nur noch um Blut und Spaß. Auch wenn „Chucky und seine Braut“ mehr Komödie als Horror ist, so gilt dieser Film für viele Fans dennoch als bester Teil der Reihe. Ich persönlich mag die „ernsten“ Filme der Reihe zwar lieber, kann aber verstehen, wieso Chucky und Tiffany so beliebt sind – die beiden sind auf ihre schräge Art schon ein ziemliches Traumpaar.

Chuckys Baby (2004)

Aus zwei mach drei: Chucky und Tiffany bekommen ein Baby – was sie jedoch nicht daran hindert, weiter ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. „Chuckys Baby“ ist ein schwieriger Fall: Einerseits hat der Film ein paar witzige (Meta-)Einfälle, andererseits ist das Geschehen nun aber auch endgültig komplett drüber und ziemlich … langweilig. So richtig warmgeworden bin ich mit dem fünften Teil nie – und werde es wohl auch nicht mehr.

Curse of Chucky (2013)

Nachdem Teil 4 und 5 eher Komödien waren, geht es mit „Curse of Chucky“ wieder zurück zu den Ursprüngen der Reihe. Und das gleich doppelt. Nicht nur, dass dieser Film wieder deutlich ernster und unheimlicher daherkommt, er beleuchtet auch die Vergangenheit von Charles Lee Ray, was ich für einen cleveren Schachzug halte. Außerdem wird mit Nica eine verdammt sympathische Heldin eingeführt, die spannenderweise von Fiona Dourif gespielt wird – der Tochter des Chucky-Darstellers Brad Dourif. Für mich der bislang stärkste Film seit Teil 2.

Cult of Chucky (2017)

Seit den Ereignissen in „Curse of Chucky“ sitzt Nica in einer Nervenheilanstalt, doch Chucky hat noch eine Rechnung mit ihr offen. „Cult of Chucky“ ist ein zweischneidiges Schwert, da einerseits nur relativ wenig passiert, der Film andererseits aber viele Fäden aus den Vorgängern aufgreift und miteinander verbindet, was ihn durchaus zu etwas Besonderem macht. Wer die Vorgänger nicht kennt, braucht „Curse of Chucky“ allerdings gar nicht erst anmachen: Ohne Vorkenntnisse steht man hier komplett auf verlorenem Posten.

Revenge (2017)

Jen ist jung, hübsch, und hat eine Affäre mit dem verheirateten Richard. Als sie während eines Ausflugs von Richards Freund Stan vergewaltigt wird, beschließt Richard, das Problem auf seine Art zu lösen, und stößt Jen von einer Klippe in den vermeintlichen Tod. Doch Jen (selbst halbtot und blutüberströmt noch heißer als die Sonne: Matilda Anna Ingrid Lutz) überlebt – und zeigt den Männern, dass sie nicht nur jung und hübsch, sondern auch ausgesprochen tödlich ist. Es gibt viele Rape-and-Revenge-Filme, doch „Revenge“ nimmt definitiv eine Sonderrolle ein. Der Film ist böse, verdammt blutig, auf eine makabere Art humorvoll und dabei gleichzeitig unfassbar stylish. Für mich einer der besten Filme dieses Subgenres!

Rewatches KW 18/2024

Seit Anfang April blogge ich wieder regelmäßig über Filme, beschränke mich dabei aber auf diejenigen, die ich zum ersten Mal schaue. Bis jetzt. Da dieses Blog ein Filmtagebuch sein soll, werde ich ab sofort jeden Film erwähnen. Zumindest kurz. Und sei es nur wöchentlich in Form einer Zusammenfassung. Los geht’s:

Turistas (2006)

In John Stockwells „Turistas“ geraten ein paar Rucksacktouristen in die Hände skrupelloser Organhändler. Der Thriller ist schick gefilmt, phasenweise ziemlich spannend und mit Melissa George, Josh Duhamel und Olivia Wilde gut besetzt, stellenweise aber auch etwas langatmig und zum Teil unnötig brutal – „Hostel“ lässt grüßen. Dennoch ein solider Film, den ich immer mal wieder gerne schaue.

A Lonely Place to Die – Todesfalle Highlands (2011)

Eine Gruppe von Bergsteigern entdeckt in den schottischen Highlands eine vergrabene Kiste, in der sich ein entführtes Mädchen befindet – klar, dass die Entführer das gar nicht gut finden. Nach „Turistas“ hatte ich direkt Lust auf einen weiteren Film mit Melissa George, und so landete „A Lonely Place to Die“ mal wieder in meinem Blu-ray-Player. Ein extrem spannender Thriller mit atemberaubenden Bilden, dem im Finale leider etwas die Puste ausgeht. Dennoch absolut empfehlenswert!

Die 12 Geschworenen (1997)

12 Geschworene sollen darüber entscheiden, ob ein 18-Jähriger seinen Vater ermordet hat, doch nur einer stimmt für nicht schuldig. William Friedkins fürs Fernsehen produziertes Remake ist nicht so stark wie das geniale Original (das meiner Meinung nach zu den besten Filmen aller Zeiten gehört), aber dennoch sehr gut, hervorragend besetzt und inhaltlich wohl leider zeitlos. Ein Kammerspiel, von dem sich jede Menge lernen lässt. Das Original sollte wirklich jeder Mal gesehen haben!

P2 – Schreie im Parkhaus (2007)

Als ihr Wagen nicht anspringt, bittet eine junge Frau den Wachmann um Hilfe, doch dieser entpuppt sich als brutaler Psychopath. „P2“ beginnt relativ harmlos, wird mit zunehmender Laufzeit aber immer garstiger und brutaler. Ein spannender kleiner Thriller mit guten Darstellern, der das Genre zwar nicht neu erfindet, aber auch beim wiederholten Ansehen auf eine makabere Art Freude bereitet.

Psycho (1998)

Fragt mich bitte nicht warum, aber ich hatte Lust, mir mal wieder Gus Van Sants „Psycho“-Remake anzuschauen. Und ich weiß noch immer nicht, was ich von dem Film halten soll. Einerseits ist er gut besetzt und kompetent gefilmt, andererseits ist diese 1:1-Kopie aber auch so unnötig wie der Penis am Papst. Keine Ahnung, was die Beteiligten sich dabei gedacht haben.

The Rock – Fels der Entscheidung (1996)

Muss ich zu diesem Action-Knaller noch großartig etwas schreiben? Ich denke nicht. Nicolas Cage und Sean Connery sind als ungleiches Duo ein Traum, der trockene Humor macht Spaß, die Action ist grandios und alleine der Score von Hans Zimmer ist ein Grund, den Film immer und immer wieder zu schauen. Ohne Zweifel Michael Bays bester Film.

Trauma Center (2019)

In rund drei Wochen endet mein WOW-Abo. Drei Wochen, die ich sinnvoll nutzen werde. Und mit „sinnvoll nutzen“ meine ich: mir Filme anschauen, für die ich einzeln definitiv kein Geld ausgeben würde.

Einer dieser Filme ist der Actionthriller „Trauma Center“. In diesem wird die Kellnerin Madison (Nicky Whelan) Zeugin eines Mordes und von dem ermittelnden Lt. Steve Wakes (Bruce Willis) in der stillgelegten Etage eines Krankenhauses untergebracht. Doch die Mörder sind schon unterwegs – und aus den eigenen Reihen …

Die gute Nachricht zuerst: „Trauma Center“ ist inklusive des Abspanns gerade mal 83 Minuten lang. Nun die schlechte Nachricht: Dies ist auch die einzige gute Nachricht. Trotz der zwar nicht originellen, im Grunde aber durchaus nicht uninteressanten Geschichte ist der Film insbesondere eines: erschreckend belanglos. Dass Bruce Willis, wie so oft in solchen Filmen, nur eine größere Nebenrolle spielt, stellt keine große Überraschung dar. Wohl aber Madisons Wandlung von der hilflosen Kellnerin zur Oneliner reißenden Überlebenskünstlerin, die vieles ist, aber nicht glaubhaft. Generell ist das Verhalten der Figuren unglaubwürdig bis einfach nur dämlich. So dämlich, dass der Film im Grunde nach 20 Minuten hätte zu Ende sein können, hätten sich die korrupten Cops nur etwas cleverer angestellt. Schade eigentlich.

Zugegeben, es gibt schlimmere Filme mit Bruce Willis. Aber diese sollten nun wirklich kein Maßstab sein. Daher mein Rat: Finger weg!

Meine Wertung: 3/10

Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst (2022)

Es gibt Phasen, in denen mir Social Media wirklich Spaß macht. Und es gibt Phasen, in denen Social Media mich unfassbar nervt, und in denen mir noch stärker als sonst auffällt, wie negativ sich all diese Plattformen auf uns auswirken. Derzeit befinde ich mich definitiv in einer Geh-mir-weg-mit-Social-Media-Phase. Dementsprechend war ich heute in genau der richtigen Stimmung, um mir den Thriller „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ anzuschauen – und habe jetzt das dringende Bedürfnis, dem Film ein Like dazulassen.

Worum geht’s

Die Reise-Influencerin Madison (Emily Tennant) lernt in Thailand die scheinbar locker in den Tag hinein lebende CW (Cassandra Naud) kennen. Als in Madisons Hotelzimmer eingebrochen und ihr Reisepass gestohlen wird, bietet CW ihr an, bis zur Ausstellung des Ersatzpasses bei ihr zu wohnen. Doch schnell zeigt sich, dass CW nicht die ist, die sie vorgibt zu sein – und ganz eigene Absichten verfolgt …

Meine Meinung

Kennt ihr das, wenn ihr einen Film schaut, diesen auch ganz nett findet, dann etwas passiert, womit ihr nicht gerechnet habt, und ihr den Rest des Films mit einem breiten Grinsen im Gesicht schaut? So ging es mir mit „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“. Ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie die Geschichte ablaufen würde, doch der Film schlägt recht früh eine Richtung ein, die ich so definitiv nicht habe kommen sehen. Ab diesem Moment hatte ich den Film in mein Herz geschlossen.

Da ich nicht zu viel verraten möchte, nur so viel: „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ ist ein kleiner, herrlich böser und trotz seiner ruhigen Inszenierung überraschend spannender Thriller, bei dem ich mich ständig gefragt habe, was wohl als nächstes passiert. Thailand ist dabei als Kulisse ebenso schön anzuschauen wie Cassandra Naud als eiskalte Psychopathin, über die man zum Glück nie mehr erfährt als unbedingt nötig, wodurch die Figur erfreulich mysteriös bleibt.

Als fast schon altmodischer Thriller hat „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ für mich ganz hervorragend funktioniert. Als Influencer- und Social-Media-Kritik hingegen nur bedingt. Diesbezüglich kratzt der Film dann doch eher an der Oberfläche und zeigt letztlich nur das, was wir ohnehin schon alle wissen, nämlich dass Inhalte nicht selten nur gefakt und vermeintlich tiefgründige Worte grundsätzlich nichts als leere Sprüche sind. Ein wenig stärker ist der Film, wenn er in eher intimen Momenten zeigt, dass wir im Grunde alle dafür anfällig sind, uns für Follower und Likes zu verbiegen, weil wir sie mit Freunden und Anerkennung verwechseln. Von solchen Szenen hätte es gerne mehr geben dürfen.

So oder so hat mir „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ ausgesprochen gut gefallen. Auch wenn inhaltlich noch mehr drin gewesen wäre. Wer mal wieder einen eher klassischen Psychothriller sehen möchte, macht hiermit definitiv nichts verkehrt.

Meine Wertung: (knappe) 8/10

Thanksgiving (2023)

2007 brachten Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit „Planet Terror“ und „Death Proof“ ihre ganz eigene Liebeserklärung an die alten Grindhouse-Vorstellungen in die Kinos. Mit dabei waren diverse Fake-Trailer, unter anderem der von Eli Roth inszenierte Trailer zum Slasher „Thanksgiving“. 16 Jahre später ist aus dem ursprünglichen Fake-Trailer ein richtiger Film geworden – wer hätte damit noch gerechnet?

Worum geht’s

Als ein Kaufhaus in Plymouth an Thanksgiving mit verfrühten Black-Friday-Rabatten lockt, endet das Chaos in einer Katastrophe, bei der mehrere Menschen ums Leben kommen. Ein Jahr später beginnt ein als Pilger verkleideter Unbekannter damit, die Personen zu ermorden, die an dem Chaos beteiligt waren. Schnell geraten auch Jessica (Nell Verlaque) und ihre Freunde ins Visier des Killers. Nicht zuletzt, da sie für die Ausschreitungen, wenn auch unbeabsichtigt, mitverantwortlich waren …

Meine Meinung

Hach, wie schön: „Thanksgiving“ ist so herrlich altmodisch, dass ich mich beim Schauen direkt 25 Jahre jünger gefühlt habe. Spötter könnten jetzt anmerken, dass dieses Gefühl vermutlich nur aufkam, weil der Film absolut nichts Neues bietet und mit seiner schlichten Prämisse eher in die damalige Slasher-Welle rund um „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „Düstere Legenden“ gepasst hätte. Und wisst ihr was: Sie hätten damit sogar Recht. Dennoch habe ich diese Rückbesinnung auf das Wesentliche sehr genossen. Tiefgründiger und psychologischer Horror ist schön und gut, aber manchmal brauche ich einfach nur einen maskierten Killer, eine Handvoll Opfer und ein paar blutige Morde, um glücklich zu sein.

Gut, die Rahmenbedingungen sollten natürlich auch noch stimmen. Glücklicherweise ist dies bei „Thanksgiving“ der Fall. Die Story ist zweckmäßig und enthält insbesondere zu Beginn sogar ein bisschen Gesellschaftskritik. Die Figuren sind gerade noch sympathisch genug, dass mir deren Schicksal nicht gänzlich egal war. Und die Morde sind gut verteilt sowie kompetent und mit angenehmer Härte inszeniert – auch wenn sie gerne noch etwas böser hätten ausfallen dürfen.

Ja, „Thanksgiving“ ist im Grunde nichts Besonderes und wird definitiv niemals einen Innovationspreis gewinnen. Dennoch bietet er mehr als solide Slasher-Unterhaltung. Kurz: Ein Film für Fans. Und somit ein Film für mich.

Meine Wertung: 7/10

Speak No Evil (2022)

Vor zwei Tagen wurde der Trailer zum Remake des dänischen Thrillers „Speak No Evil“ veröffentlicht. Dieser Film stand ohnehin bereits auf meiner Watchlist, und nachdem mich der Trailer mehr als positiv überrascht hatte, fühlte ich mich fast schon genötigt, das Original direkt zu bestellen. Gesagt. Getan. Geschaut. Wie mir der Film gefallen hat, erfahrt ihr … jetzt!

Worum geht’s

Die Dänen Bjørn (Morten Burian) und Louise (Sidsel Siem Koch) machen gemeinsam mit ihrer Tochter Agnes (Liva Forsberg) Urlaub in der Toskana. Dort lernen sie die Niederländer Patrick (Fedja van Huêt) und Karin (Karina Smulders) sowie deren Sohn Abel (Marius Damslev) kennen, mit denen sie sich auf Anhieb gut verstehen. Ein paar Monate später erhalten Bjørn und Louise eine Einladung von Patrick und Karin, und beschließen, ihre neuen Freunde in deren Haus auf dem Land zu besuchen und mit ihnen ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Doch bereits nach kurzer Zeit fühlen sich die Dänen unbehaglich – nicht zuletzt, da Patrick und Karin sich zunehmend merkwürdiger zu verhalten scheinen …

Meine Meinung

Ich mache es kurz und schmerzlos: „Speak No Evil“ ist ein durchaus sehenswerter Film, hat mich dann aber doch nicht so überzeugt, wie ich es nach den zahlreichen positiven Kritiken vermutet hätte. Die Darsteller machen ihre Sache gut, und insbesondere die düstere Atmosphäre sowie der langsame, aber stetige Spannungsaufbau haben mir durchaus zugesagt. Weniger gut gefallen hat mir jedoch das Drehbuch, das speziell im letzten Akt ziemlich schwächelt. Nicht nur, dass ich den „Twist“ und die letzte Einstellung des Films bereits nach 10 Minuten habe kommen sehen (ja, ich habe extra auf die Uhr geschaut), auch das Verhalten der Figuren wird zum Ende hin immer unglaubwürdiger bis komplett hanebüchen. So hanebüchen, dass es sich bei mir leider auch auf die Spannung auswirkte, denn mitfiebern konnte bzw. wollte ich ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr.

Ein wenig schade ist das schon, denn abgesehen von den letzten 15 bis 20 Minuten, in denen die Geschichte ziemlich in sich zusammenfällt, hat mich der Film absolut überzeugt – zumal er durchaus interessante Fragen in den Raum und damit zur Diskussion stellt: Bis zu welchem Punkt sind Höflichkeit und Toleranz angebracht? Und wie würden wir in solch einer Situation reagieren? Allerdings wurden diese Fragen bereits 2015 in dem meiner Meinung nach insgesamt deutlich stimmigeren „The Invitation“ gestellt. Wer also einen spannenden Film mit Diskussionspotenzial sehen möchte, dem sei dieser hiermit aus tiefster Überzeugung ans Herz gelegt.

So oder so bin ich jetzt sehr gespannt, was Hollywood mit seinem Remake aus dieser Vorlage macht …

Meine Wertung: 7/10

Wo die Lüge hinfällt (2023)

Manchmal dürstet es mich nach Dingen, die in meinem Leben üblicherweise keine Rolle spielen. Heute zum Beispiel verspürte ich ein unstillbares Verlangen nach Liebe, guter Laune und attraktiven Menschen. Also kaufte ich mir vorhin spontan die romantische Komödie „Wo die Lüge hinfällt“. Wer einen Blick auf meine größtenteils aus Horror-, Science-Fiction- und Actionfilmen bestehende Filmsammlung wirft, wird es vielleicht nicht glauben, aber tief im Inneren bin ich ein hoffnungsloser Romantiker. Das Problem mit den romantischen Komödien ist: Es gibt nur wenige, die mich wirklich überzeugen können.

Will Glucks freie Interpretation des Theaterstücks „Viel Lärm um nichts“ ist eine dieser seltenen Ausnahmen. In dieser täuschen Bea (Sydney Sweeney) und Ben (Glen Powell) während eines Hochzeitswochenendes eine Beziehung vor, nur um dabei festzustellen, dass sie tatsächlich füreinander bestimmt sind. Ja, das ist kitschig und vorhersehbar, aber es ist auch romantisch und verdammt witzig. So witzig, dass ich mehrmals Tränen lachen musste. Das komödiantische Timing ist spitze, die Dialoge sind herrlich bissig, die Chemie zwischen Sydney Sweeney und Glen Powell ist von Anfang an grandios und die Nebenfiguren sind auf ihre schräge Art allesamt liebenswert. Oder anders formuliert: „Wo die Lüge hinfällt“ ist ein unglaublich sympathischer Gute-Laune-Film, der das Rad zwar nicht neu erfindet, aber genau das liefert, was solch ein Film liefern sollte.

Meine Wertung: 8/10

Silent Night: Stumme Rache (2023)

Am Mittwoch informierte Amazon mich darüber, dass sich der Versand meiner vorbestellten Blu-ray von „Silent Night: Stumme Rache“ verzögern würde. Vermutlich sogar um mehrere Wochen. Da ich mich ziemlich auf den Film gefreut und ihn fest fürs Wochenende eingeplant hatte, war ich entsprechend geknickt. Doch nur einen Tag später trudelte abends überraschend die Versandbestätigung bei mir ein. Und am Samstag konnte ich den Film dann voller Freude in meinen Händen halten. Ach ja, es sind die kleinen Dinge im Leben, die mich glücklich machen.

Worum geht’s

Bei einem Schusswechsel zwischen zwei Gangs wird Brians (Joel Kinnaman) Sohn von einer Kugel getroffen und stirbt. Brian selbst wird am Kehlkopf verletzt und verliert dadurch seine Stimme. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, gibt Brian sich erst dem Alkohol hin, schwört dann aber Rache …

Meine Meinung

Satte 20 Jahre nach seinem letzten US-Film (nicht der Rede wert: „Paycheck – Die Abrechnung“) und immerhin sechs Jahre nach seiner letzten Regiearbeit (ebenfalls nicht der Rede wert: „Notwehr“) ist John Woo endlich zurück. Der Mann, dem wir Filme wie „Hard Boiled“, „The Killer“, „A Better Tomorrow“ und „Harte Ziele“ zu verdanken haben. Der Mann, der Action-Geschichte geschrieben und die Inszenierung von Zeitlupe, beidhändigem Schießen und langen Mänteln in Actionfilmen praktisch erfunden (oder zumindest perfektioniert) hat. Und der Mann, der auch mit „Silent Night“ leider nicht zu seiner alten Form zurückfindet.

In gewisser Weise ist „Silent Night“ fast schon eine Mogelpackung, denn die für John Woo typischen Szenen lassen sich hier an einer Hand abzählen. Ohne Daumen. Und blinzeln sollte man dabei bitte auch nicht, so kurz sind sie. Was nicht bedeutet, dass „Silent Night“ ein schlechter Film ist. Die Story ist zweckmäßig, die Darsteller sind okay und die Action ist kompetent (sowie erfreulich kompromisslos) inszeniert. Am Ende bleibt jedoch nichts davon wirklich in Erinnerung. Auch nicht die Tatsache, dass in dem Film so gut wie nicht gesprochen wird, was mehr ein Gimmick als ein echtes Stilmittel ist.

Action-Fans dürfen gerne einen Blick riskieren. Insbesondere die letzten 30 Minuten bereiten durchaus Freude. John-Woo-Fans sollten vorher jedoch ihre Erwartungen senken, denn die Handschrift des Meisters ist hier einfach viel zu selten zu erkennen.

Meine Wertung: 6/10

Oppenheimer (2023)

Vorgestern hatte ich Lust, eine Tradition aus alten Blog-Zeiten wieder aufleben zu lassen, und so ließ ich bei Threads darüber abstimmen, welchen Film ich am Freitag (also gestern) schauen würde. Wie ihr anhand des Titels dieses Beitrags unschwer erkennen könnt, wurde es Christopher Nolans Drei-Stunden-Biografie-Epos „Oppenheimer“. Keine leichte Kost für einen Freitagabend, aber so viel sei schon mal verraten: Es war eine gute Wahl!

Worum geht’s

Da seine Sicherheitsfreigabe erneuert werden muss, wird der Physiker J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) 1954 zu einer Sicherheitsanhörung geladen. Fünf Jahre später soll der Politiker Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) im Rahmen einer Senatssitzung von dem US-Senat als Handelsminister bestätigt werden. In beiden Befragungen wird das Manhattan-Projekt eine entscheidende Rolle spielen. Jenes Projekt, das zum Bau der ersten Atombombe führte …

Meine Meinung

Christopher Nolan wird nicht selten als einer der besten Regisseure unserer Zeit bezeichnet. Und vermutlich stimmt das sogar. Dennoch halte ich viele seiner Filme für stark überschätzt. Ich liebe „The Dark Knight“, „Batman Begins“ und insbesondere den grandiosen „Memento“, kann die Begeisterung für „Inception“ und „Tenet“ allerdings nicht teilen. Dasselbe gilt für „Interstellar“, den ich stellenweise sogar unfreiwillig komisch finde. Nolans aktueller Film „Oppenheimer“ hingegen hat mir ausgesprochen gut gefallen – obwohl auch dieser nicht perfekt ist.

Wofür ich Christopher Nolan Respekt zolle: Er hat stets eine Vision. Und diese setzt er auch um. „Oppenheimer“ macht hier keine Ausnahme. Während andere Regisseure aus dem Stoff vermutlich eine linear erzählte Biografie gemacht hätten, erzählt Nolan die Geschichte in Rückblenden – und das aus gleich zwei Rahmenhandlungen heraus (die beiden oben genannten Befragungen). Daraus folgt, dass der Film ständig zwischen verschiedenen Zeitebenen und Handlungssträngen hin und her springt, und das in einem Tempo, das unaufmerksame Zuschauer schnell überfordern wird. „Oppenheimer“ ist definitiv kein Film für Menschen, die zwischendurch gerne mal aufs Smartphone schauen. Wer auch nur wenige Sekunden lang nicht aufpasst, verliert in diesem Film sofort den Anschluss. Und ich liebe alles daran. Zum einen, weil in dem Film dadurch trotz seiner drei Stunden zu keiner Zeit Langeweile aufkommt. Und zum anderen, weil mir Menschen, die Filme nur nebenbei schauen, gehörig auf den Senkel gehen. Sorry not sorry.

Wer in „Oppenheimer“ nicht aufpasst, verliert allerdings nicht nur den inhaltlichen Anschluss, sondern verpasst unter Umständen auch einige der besten Darstellerleistungen der letzten Jahre. Dass Cillian Murphy ein hervorragender Schauspieler ist, ist zwar wahrlich nichts Neues, aber hier beweist er einmal mehr, wie gut er tatsächlich ist. Dasselbe gilt auch für alle anderen Beteiligten (alle Namen hier aufzuführen, würde bei dieser großartigen Besetzung zu lange dauern) – wobei, und jetzt komme ich zu meinem ersten Kritikpunkt, die Figuren zu wenig Raum bekommen, um sich zu entfalten. Die meisten Charaktere bleiben erstaunlich blass und oberflächlich, worunter insbesondere die tragischen Momenten leiden. Selbst der titelgebende J. Robert Oppenheimer wird als Mensch erst im letzten Drittel so richtig greifbar. Schade.

Wirklich auffallen tut das allerdings erst, wenn man nach dem Film in Ruhe darüber nachdenkt, denn wenn Nolan eines kann, dann ist das, inhaltliche Schwächen mit fantastischen Bildern und einem genialen Score zu überdecken. „Oppenheimer“ macht hier keine Ausnahme. Visuell ist der Film eine Wucht. Und das gilt nicht nur für die unglaublich spannend inszenierte Detonation während des Trinity-Tests. Auch in den Dialogen ist „Oppenheimer“ einfach nur wunderschön anzuschauen. Und der tolle Score sorgt zusätzlich dafür, dass selbst der ruhigste Moment jederzeit eine gewisse Spannung erzeugt. „Oppenheimer“ ist definitiv ein Fest für die Sinne.

Was der Film hingegen nicht ist, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Atomwaffen. Und insbesondere diese Entscheidung finde ich dann doch sehr enttäuschend. Ein paar Diskussionen weniger über das Thema Kommunismus und ein paar mehr über die Folgen solch einer Waffe hätten „Oppenheimer“ meiner Meinung nach gutgetan. Womit ich nicht sagen möchte, dass der Film die Entwicklung, den Bau und insbesondere den Einsatz der Atombombe nicht verurteilt. Speziell die Schlusseinstellung ist in ihrer Aussage ziemlich eindeutig. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass dieses Thema im Film eine größere Rolle spielt.

Sei’s drum, so oder so ist „Oppenheimer“ ein wirklich starker Film, den man meiner Meinung nach gesehen haben sollte. Und sei es nur, um die eigene Aufmerksamkeitsspanne mal wieder etwas zu trainieren.

Meine Wertung: 8/10

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