Thanksgiving (2023)

2007 brachten Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit „Planet Terror“ und „Death Proof“ ihre ganz eigene Liebeserklärung an die alten Grindhouse-Vorstellungen in die Kinos. Mit dabei waren diverse Fake-Trailer, unter anderem der von Eli Roth inszenierte Trailer zum Slasher „Thanksgiving“. 16 Jahre später ist aus dem ursprünglichen Fake-Trailer ein richtiger Film geworden – wer hätte damit noch gerechnet?

Worum geht’s

Als ein Kaufhaus in Plymouth an Thanksgiving mit verfrühten Black-Friday-Rabatten lockt, endet das Chaos in einer Katastrophe, bei der mehrere Menschen ums Leben kommen. Ein Jahr später beginnt ein als Pilger verkleideter Unbekannter damit, die Personen zu ermorden, die an dem Chaos beteiligt waren. Schnell geraten auch Jessica (Nell Verlaque) und ihre Freunde ins Visier des Killers. Nicht zuletzt, da sie für die Ausschreitungen, wenn auch unbeabsichtigt, mitverantwortlich waren …

Meine Meinung

Hach, wie schön: „Thanksgiving“ ist so herrlich altmodisch, dass ich mich beim Schauen direkt 25 Jahre jünger gefühlt habe. Spötter könnten jetzt anmerken, dass dieses Gefühl vermutlich nur aufkam, weil der Film absolut nichts Neues bietet und mit seiner schlichten Prämisse eher in die damalige Slasher-Welle rund um „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „Düstere Legenden“ gepasst hätte. Und wisst ihr was: Sie hätten damit sogar Recht. Dennoch habe ich diese Rückbesinnung auf das Wesentliche sehr genossen. Tiefgründiger und psychologischer Horror ist schön und gut, aber manchmal brauche ich einfach nur einen maskierten Killer, eine Handvoll Opfer und ein paar blutige Morde, um glücklich zu sein.

Gut, die Rahmenbedingungen sollten natürlich auch noch stimmen. Glücklicherweise ist dies bei „Thanksgiving“ der Fall. Die Story ist zweckmäßig und enthält insbesondere zu Beginn sogar ein bisschen Gesellschaftskritik. Die Figuren sind gerade noch sympathisch genug, dass mir deren Schicksal nicht gänzlich egal war. Und die Morde sind gut verteilt sowie kompetent und mit angenehmer Härte inszeniert – auch wenn sie gerne noch etwas böser hätten ausfallen dürfen.

Ja, „Thanksgiving“ ist im Grunde nichts Besonderes und wird definitiv niemals einen Innovationspreis gewinnen. Dennoch bietet er mehr als solide Slasher-Unterhaltung. Kurz: Ein Film für Fans. Und somit ein Film für mich.

Meine Wertung: 7/10

Speak No Evil (2022)

Vor zwei Tagen wurde der Trailer zum Remake des dänischen Thrillers „Speak No Evil“ veröffentlicht. Dieser Film stand ohnehin bereits auf meiner Watchlist, und nachdem mich der Trailer mehr als positiv überrascht hatte, fühlte ich mich fast schon genötigt, das Original direkt zu bestellen. Gesagt. Getan. Geschaut. Wie mir der Film gefallen hat, erfahrt ihr … jetzt!

Worum geht’s

Die Dänen Bjørn (Morten Burian) und Louise (Sidsel Siem Koch) machen gemeinsam mit ihrer Tochter Agnes (Liva Forsberg) Urlaub in der Toskana. Dort lernen sie die Niederländer Patrick (Fedja van Huêt) und Karin (Karina Smulders) sowie deren Sohn Abel (Marius Damslev) kennen, mit denen sie sich auf Anhieb gut verstehen. Ein paar Monate später erhalten Bjørn und Louise eine Einladung von Patrick und Karin, und beschließen, ihre neuen Freunde in deren Haus auf dem Land zu besuchen und mit ihnen ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Doch bereits nach kurzer Zeit fühlen sich die Dänen unbehaglich – nicht zuletzt, da Patrick und Karin sich zunehmend merkwürdiger zu verhalten scheinen …

Meine Meinung

Ich mache es kurz und schmerzlos: „Speak No Evil“ ist ein durchaus sehenswerter Film, hat mich dann aber doch nicht so überzeugt, wie ich es nach den zahlreichen positiven Kritiken vermutet hätte. Die Darsteller machen ihre Sache gut, und insbesondere die düstere Atmosphäre sowie der langsame, aber stetige Spannungsaufbau haben mir durchaus zugesagt. Weniger gut gefallen hat mir jedoch das Drehbuch, das speziell im letzten Akt ziemlich schwächelt. Nicht nur, dass ich den „Twist“ und die letzte Einstellung des Films bereits nach 10 Minuten habe kommen sehen (ja, ich habe extra auf die Uhr geschaut), auch das Verhalten der Figuren wird zum Ende hin immer unglaubwürdiger bis komplett hanebüchen. So hanebüchen, dass es sich bei mir leider auch auf die Spannung auswirkte, denn mitfiebern konnte bzw. wollte ich ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr.

Ein wenig schade ist das schon, denn abgesehen von den letzten 15 bis 20 Minuten, in denen die Geschichte ziemlich in sich zusammenfällt, hat mich der Film absolut überzeugt – zumal er durchaus interessante Fragen in den Raum und damit zur Diskussion stellt: Bis zu welchem Punkt sind Höflichkeit und Toleranz angebracht? Und wie würden wir in solch einer Situation reagieren? Allerdings wurden diese Fragen bereits 2015 in dem meiner Meinung nach insgesamt deutlich stimmigeren „The Invitation“ gestellt. Wer also einen spannenden Film mit Diskussionspotenzial sehen möchte, dem sei dieser hiermit aus tiefster Überzeugung ans Herz gelegt.

So oder so bin ich jetzt sehr gespannt, was Hollywood mit seinem Remake aus dieser Vorlage macht …

Meine Wertung: 7/10

Wo die Lüge hinfällt (2023)

Manchmal dürstet es mich nach Dingen, die in meinem Leben üblicherweise keine Rolle spielen. Heute zum Beispiel verspürte ich ein unstillbares Verlangen nach Liebe, guter Laune und attraktiven Menschen. Also kaufte ich mir vorhin spontan die romantische Komödie „Wo die Lüge hinfällt“. Wer einen Blick auf meine größtenteils aus Horror-, Science-Fiction- und Actionfilmen bestehende Filmsammlung wirft, wird es vielleicht nicht glauben, aber tief im Inneren bin ich ein hoffnungsloser Romantiker. Das Problem mit den romantischen Komödien ist: Es gibt nur wenige, die mich wirklich überzeugen können.

Will Glucks freie Interpretation des Theaterstücks „Viel Lärm um nichts“ ist eine dieser seltenen Ausnahmen. In dieser täuschen Bea (Sydney Sweeney) und Ben (Glen Powell) während eines Hochzeitswochenendes eine Beziehung vor, nur um dabei festzustellen, dass sie tatsächlich füreinander bestimmt sind. Ja, das ist kitschig und vorhersehbar, aber es ist auch romantisch und verdammt witzig. So witzig, dass ich mehrmals Tränen lachen musste. Das komödiantische Timing ist spitze, die Dialoge sind herrlich bissig, die Chemie zwischen Sydney Sweeney und Glen Powell ist von Anfang an grandios und die Nebenfiguren sind auf ihre schräge Art allesamt liebenswert. Oder anders formuliert: „Wo die Lüge hinfällt“ ist ein unglaublich sympathischer Gute-Laune-Film, der das Rad zwar nicht neu erfindet, aber genau das liefert, was solch ein Film liefern sollte.

Meine Wertung: 8/10

Silent Night: Stumme Rache (2023)

Am Mittwoch informierte Amazon mich darüber, dass sich der Versand meiner vorbestellten Blu-ray von „Silent Night: Stumme Rache“ verzögern würde. Vermutlich sogar um mehrere Wochen. Da ich mich ziemlich auf den Film gefreut und ihn fest fürs Wochenende eingeplant hatte, war ich entsprechend geknickt. Doch nur einen Tag später trudelte abends überraschend die Versandbestätigung bei mir ein. Und am Samstag konnte ich den Film dann voller Freude in meinen Händen halten. Ach ja, es sind die kleinen Dinge im Leben, die mich glücklich machen.

Worum geht’s

Bei einem Schusswechsel zwischen zwei Gangs wird Brians (Joel Kinnaman) Sohn von einer Kugel getroffen und stirbt. Brian selbst wird am Kehlkopf verletzt und verliert dadurch seine Stimme. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, gibt Brian sich erst dem Alkohol hin, schwört dann aber Rache …

Meine Meinung

Satte 20 Jahre nach seinem letzten US-Film (nicht der Rede wert: „Paycheck – Die Abrechnung“) und immerhin sechs Jahre nach seiner letzten Regiearbeit (ebenfalls nicht der Rede wert: „Notwehr“) ist John Woo endlich zurück. Der Mann, dem wir Filme wie „Hard Boiled“, „The Killer“, „A Better Tomorrow“ und „Harte Ziele“ zu verdanken haben. Der Mann, der Action-Geschichte geschrieben und die Inszenierung von Zeitlupe, beidhändigem Schießen und langen Mänteln in Actionfilmen praktisch erfunden (oder zumindest perfektioniert) hat. Und der Mann, der auch mit „Silent Night“ leider nicht zu seiner alten Form zurückfindet.

In gewisser Weise ist „Silent Night“ fast schon eine Mogelpackung, denn die für John Woo typischen Szenen lassen sich hier an einer Hand abzählen. Ohne Daumen. Und blinzeln sollte man dabei bitte auch nicht, so kurz sind sie. Was nicht bedeutet, dass „Silent Night“ ein schlechter Film ist. Die Story ist zweckmäßig, die Darsteller sind okay und die Action ist kompetent (sowie erfreulich kompromisslos) inszeniert. Am Ende bleibt jedoch nichts davon wirklich in Erinnerung. Auch nicht die Tatsache, dass in dem Film so gut wie nicht gesprochen wird, was mehr ein Gimmick als ein echtes Stilmittel ist.

Action-Fans dürfen gerne einen Blick riskieren. Insbesondere die letzten 30 Minuten bereiten durchaus Freude. John-Woo-Fans sollten vorher jedoch ihre Erwartungen senken, denn die Handschrift des Meisters ist hier einfach viel zu selten zu erkennen.

Meine Wertung: 6/10

Oppenheimer (2023)

Vorgestern hatte ich Lust, eine Tradition aus alten Blog-Zeiten wieder aufleben zu lassen, und so ließ ich bei Threads darüber abstimmen, welchen Film ich am Freitag (also gestern) schauen würde. Wie ihr anhand des Titels dieses Beitrags unschwer erkennen könnt, wurde es Christopher Nolans Drei-Stunden-Biografie-Epos „Oppenheimer“. Keine leichte Kost für einen Freitagabend, aber so viel sei schon mal verraten: Es war eine gute Wahl!

Worum geht’s

Da seine Sicherheitsfreigabe erneuert werden muss, wird der Physiker J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) 1954 zu einer Sicherheitsanhörung geladen. Fünf Jahre später soll der Politiker Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) im Rahmen einer Senatssitzung von dem US-Senat als Handelsminister bestätigt werden. In beiden Befragungen wird das Manhattan-Projekt eine entscheidende Rolle spielen. Jenes Projekt, das zum Bau der ersten Atombombe führte …

Meine Meinung

Christopher Nolan wird nicht selten als einer der besten Regisseure unserer Zeit bezeichnet. Und vermutlich stimmt das sogar. Dennoch halte ich viele seiner Filme für stark überschätzt. Ich liebe „The Dark Knight“, „Batman Begins“ und insbesondere den grandiosen „Memento“, kann die Begeisterung für „Inception“ und „Tenet“ allerdings nicht teilen. Dasselbe gilt für „Interstellar“, den ich stellenweise sogar unfreiwillig komisch finde. Nolans aktueller Film „Oppenheimer“ hingegen hat mir ausgesprochen gut gefallen – obwohl auch dieser nicht perfekt ist.

Wofür ich Christopher Nolan Respekt zolle: Er hat stets eine Vision. Und diese setzt er auch um. „Oppenheimer“ macht hier keine Ausnahme. Während andere Regisseure aus dem Stoff vermutlich eine linear erzählte Biografie gemacht hätten, erzählt Nolan die Geschichte in Rückblenden – und das aus gleich zwei Rahmenhandlungen heraus (die beiden oben genannten Befragungen). Daraus folgt, dass der Film ständig zwischen verschiedenen Zeitebenen und Handlungssträngen hin und her springt, und das in einem Tempo, das unaufmerksame Zuschauer schnell überfordern wird. „Oppenheimer“ ist definitiv kein Film für Menschen, die zwischendurch gerne mal aufs Smartphone schauen. Wer auch nur wenige Sekunden lang nicht aufpasst, verliert in diesem Film sofort den Anschluss. Und ich liebe alles daran. Zum einen, weil in dem Film dadurch trotz seiner drei Stunden zu keiner Zeit Langeweile aufkommt. Und zum anderen, weil mir Menschen, die Filme nur nebenbei schauen, gehörig auf den Senkel gehen. Sorry not sorry.

Wer in „Oppenheimer“ nicht aufpasst, verliert allerdings nicht nur den inhaltlichen Anschluss, sondern verpasst unter Umständen auch einige der besten Darstellerleistungen der letzten Jahre. Dass Cillian Murphy ein hervorragender Schauspieler ist, ist zwar wahrlich nichts Neues, aber hier beweist er einmal mehr, wie gut er tatsächlich ist. Dasselbe gilt auch für alle anderen Beteiligten (alle Namen hier aufzuführen, würde bei dieser großartigen Besetzung zu lange dauern) – wobei, und jetzt komme ich zu meinem ersten Kritikpunkt, die Figuren zu wenig Raum bekommen, um sich zu entfalten. Die meisten Charaktere bleiben erstaunlich blass und oberflächlich, worunter insbesondere die tragischen Momenten leiden. Selbst der titelgebende J. Robert Oppenheimer wird als Mensch erst im letzten Drittel so richtig greifbar. Schade.

Wirklich auffallen tut das allerdings erst, wenn man nach dem Film in Ruhe darüber nachdenkt, denn wenn Nolan eines kann, dann ist das, inhaltliche Schwächen mit fantastischen Bildern und einem genialen Score zu überdecken. „Oppenheimer“ macht hier keine Ausnahme. Visuell ist der Film eine Wucht. Und das gilt nicht nur für die unglaublich spannend inszenierte Detonation während des Trinity-Tests. Auch in den Dialogen ist „Oppenheimer“ einfach nur wunderschön anzuschauen. Und der tolle Score sorgt zusätzlich dafür, dass selbst der ruhigste Moment jederzeit eine gewisse Spannung erzeugt. „Oppenheimer“ ist definitiv ein Fest für die Sinne.

Was der Film hingegen nicht ist, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Atomwaffen. Und insbesondere diese Entscheidung finde ich dann doch sehr enttäuschend. Ein paar Diskussionen weniger über das Thema Kommunismus und ein paar mehr über die Folgen solch einer Waffe hätten „Oppenheimer“ meiner Meinung nach gutgetan. Womit ich nicht sagen möchte, dass der Film die Entwicklung, den Bau und insbesondere den Einsatz der Atombombe nicht verurteilt. Speziell die Schlusseinstellung ist in ihrer Aussage ziemlich eindeutig. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass dieses Thema im Film eine größere Rolle spielt.

Sei’s drum, so oder so ist „Oppenheimer“ ein wirklich starker Film, den man meiner Meinung nach gesehen haben sollte. Und sei es nur, um die eigene Aufmerksamkeitsspanne mal wieder etwas zu trainieren.

Meine Wertung: 8/10

Shark Bait (2022)

Nach einem langen Arbeitstag wie heute schalte ich im Kopf gerne mal auf Durchzug und verbringe den Abend mit etwas Entspannendem. Und nur wenig entspannt mich mehr, als fünf unsympathischen, nervigen und extrem dämlichen Kackbratzen dabei zuzusehen, wie sie nach und nach im Inneren eines wunderschönen Hais landen.

Den ersten Teil erfüllt „Shark Bait“ dabei mit Bravour: Selten habe ich Figuren so schnell den Tod gewünscht wie in diesem Film. Was den zweiten Teil angeht, schwächelt „Shark Bait“ dann leider ziemlich. Der erste Hai-Angriff ist zwar durchaus knackig inszeniert und überraschend kompetent getrickst, doch lässt insbesondere das CGI im Laufe des Films stark nach. Hinzu kommt, dass zwischen den einzelnen Angriffen einfach viel zu viel Zeit vergeht, in der wenig bis gar nichts passiert. Das wiederum hat dazu geführt, dass ich zwischendurch wesentlich öfter auf die Uhr geschaut habe, als es mir bei einem 90-minütigen Film lieb wäre.

Zugegeben, „Shark Bait“ ist kein Totalausfall. Insbesondere im Bereich des Hai-Horrors habe ich schon deutlich größeren Schund gesehen. Sehenswert macht das den Film aber noch lange nicht.

Meine Wertung: 4/10

Master Gardener (2022)

Nachdem mein Kreislauf mir heute Mittag auf dem Heimweg ziemlich zu schaffen machte, stand ich nach dem Essen vor der Entscheidung, mich für zwei Stunden hinzulegen oder mich auf einen Film einzulassen. Ich entschied mich für letzteres – und das war definitiv die richtige Entscheidung, denn „Master Gardener“ ist genau die Art von Film, die ich heute gebraucht habe.

Worum geht’s

Der schweigsame Gärtner Narvel Roth (Joel Edgerton) kümmert sich mit seinem Team um das Anwesen der reichen Witwe Norma Haverhill (Sigourney Weaver). Eines Tages bittet Norma ihn, ihre Großnichte Maya (Quintessa Swindell), die nach dem Tod ihrer Mutter auf die schiefe Bahn geraten ist, zur Botanikerin auszubilden. Während ihrer Ausbildung kommen die dunkelhäutige Maya und Narvel sich langsam näher. Was Maya nicht ahnt: Narvel heißt eigentlich Norton Rupplea, war früher überzeugter Rassist und wurde nach seiner Aussage gegen seine eigenen Leute ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen …

Meine Meinung

„Master Gardener“ wird oft als Thriller bezeichnet, und auch der Trailer deutet eine entsprechende Richtung an, doch diese Zuordnung ist schlicht falsch: Der Film ist ein ruhig, ein sehr ruhig erzähltes Drama, in dem sich zwei Menschen mit jeweils düsterer Vergangenheit finden und gegenseitig dabei helfen, wieder in die Zukunft zu blicken. Es ist ein Film, der zeigt, dass unsere Vergangenheit zwar immer ein Teil von uns sein wird, wir uns aber dennoch von ihr lösen und einen anderen Weg einschlagen können. Der zeigt, dass wir Menschen weder direkt verurteilen, noch sie aufgrund ihrer vergangenen Taten abschreiben sollten. Und der nicht zuletzt zeigt, wie wichtig es ist, zu vergeben – insbesondere sich selbst.

Filme wie dieser stehen und fallen mit ihren Darstellern – und hier macht „Master Gardener“ alles richtig. Joel Edgerton liefert als ehemaliger Nazi eine hervorragende Leistung und dominiert mit seiner ruhigen Art nahezu jede Szene. Sigourney Weaver und Quintessa Swindell spielen ebenfalls fantastisch, haben jedoch den Nachteil, dass ihre Figuren nicht so tiefgründig und im Fall der Witwe Norma sogar ein wenig oberflächlich angelegt sind. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen.

So oder so hat mir „Master Gardener“ ausgesprochen gut gefallen. Wer Spannungskino erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein, aber für das falsche Marketing kann der Film ja nichts.

Meine Wertung: 8/10

The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche (2019)

Montag. 1. April. Neue Woche. Neues Quartal. Einmal mehr habe ich mir vorgenommen, wieder öfter Filme zu schauen, die ich noch nicht kenne. Und auch wieder mehr zu bloggen. Im Zweifel lieber kurz als gar nicht. Ihr kennt das Spiel ja inzwischen von mir. Mal schauen, wie lange ich dieses Mal durchhalte.

Zumindest der Anfang ist gemacht, denn mit „The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche“ habe ich heute tatsächlich einen für mich neuen Film geschaut. In diesem ersteigert der Mittfünfziger David (Gary Oldman) eine verwaiste Segelyacht, um sich mit dieser als Charter-Unternehmer selbständig zu machen. Nachdem er das Boot restauriert hat, bricht David gemeinsam mit seiner Frau Sarah (Emily Mortimer), den beiden Töchtern und zwei Freunden zu einer mehrtägigen Testfahrt auf. Doch die Yacht birgt ein tödliches Geheimnis …

Zugegeben, viel habe ich von dem Film nicht erwartet. Und genau das habe ich auch bekommen. „The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche“ ist ein typischer Geister-Horrorfilm nach Schema F, der das Rad definitiv nicht neu erfindet, aber auch nicht sonderlich weh tut. Gary Oldman und Emily Mortimer sind immer einen Blick wert, ein paar Jump-Scares sind ganz nett und dank der knackigen Laufzeit von gerade mal 84 Minuten kommt auch keine großartige Langeweile auf. Leider macht der Film fast nichts aus seiner Location und verrät außerdem viel zu früh, nämlich direkt zu Beginn, um was es eigentlich geht. Und dass die Geschichte in Form einer Befragung anhand von Rückblenden erzählt wird, ist der Spannung auch nicht sonderlich zuträglich. Was bleibt, ist solider Durchschnitt. Kann man gucken. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es sein lässt.

Meine Wertung: 5/10

Fast & Furious 10 (2023)

Es gibt Filme, die sind so dumm, dass sie auf eine gewisse Art schon wieder unterhaltsam sind. Und es gibt Filme, die sind einfach nur dumm. „Fast & Furious 10“ aka „Fast X“ gehört eindeutig zur zweiten Kategorie, was mit Blick auf den nicht minder miserablen Vorgänger leider keine große Überraschung darstellt.

Die Story ist schnell erzählt, da nicht vorhanden: Dante (Jason Momoa) will Rache für den Tod seines Vaters und macht hierzu Jagd auf Dominic Toretto (Vin Diesel) und dessen Crew. Ja, und das war’s auch schon.

Was sich daraus ergibt, kennen wir bereits aus dem Vorgänger: unfreiwillig komische Dialoge rund um Ehre und die Familie, erschreckend viele Szenen, die nichts zur eigentlichen Handlung beitragen, und natürlich völlig überzogene CGI-Action ohne Sinn, Verstand und Gespür für eine packende Inszenierung. Die letzte Stunde dieser 142-minütigen Intelligenzbeleidigung ist so dämlich, dass ich sie nur im dauerhaften Facepalm-Modus ertragen konnte. Das Einzige, was dieses Machwerk ein Stück weit erträglicher macht als den ebenfalls kolossal vergeigten Vorgänger, ist die Performance von Jason Momoa. Dieser scheint als Einziger begriffen zu haben, in was für einem Schund er hier mitwirkt, und dreht dementsprechend komplett frei – was einerseits zwar lustig anzusehen ist, andererseits aber auch dafür sorgt, dass seine Figur eher einer Karikatur gleicht und keine echte Bedrohung ausstrahlt.

Am meisten ärgert mich jedoch, dass dieser Streifen sich anmaßt, inhaltlich an den tatsächlich verdammt unterhaltsamen und wohl besten Teil der Reihe „Fast & Furious Five“ anzuschließen. Eine Fortsetzung wie diese hat „Fast 5“ definitiv nicht verdient!

Meine Wertung: 3/10

Fingernails (2023)

Wenn mich ein Film auch Wochen nach der Sichtung noch beschäftigt, ist dies meist ein gutes Zeichen. Das Anfang November bei Apple TV+ erschienene Science-Fiction-Liebesdrama „Fingernails“ ist solch ein Film. Nicht zuletzt, weil er eine interessante Frage aufwirft: Was wäre, wenn Liebe wissenschaftlich messbar wäre?

Worum geht’s

Wissenschaftlern ist das Unmögliche gelungen: Sie haben eine Maschine entwickelt, die anhand der Fingernägel bestimmen kann, ob sich zwei Menschen tatsächlich lieben. Als sie ihren Job als Lehrerin verliert, nimmt Anna (Jessie Buckley) eine Stelle im Love Institute an. Das von Duncan (Luke Wilson) geleitete Unternehmen führt die entsprechenden Tests nicht nur selbst durch, sondern versucht zusätzlich, die Paare in mehrwöchigen Sitzungen bestmöglich auf den Test vorzubereiten. Und diese Vorbereitung ist auch bitter nötig, denn das Ergebnis fällt in überwältigender Mehrheit negativ aus. Während sie diverse Paare auf dem Weg zum Test begleitet, kommt Anna auch ihrem Kollegen Amir (Riz Ahmed) näher – und das, obwohl sie in einer positiv bescheinigten Beziehung mit Ryan (Jeremy Allen White) lebt …

Meine Meinung

Vergisst man für einen kurzen Moment das Science-Fiction-Element, dann ist „Fingernails“ ein recht gewöhnliches Liebesdrama. Eine Frau lebt in einer eher unglücklichen Beziehung, lernt einen Mann kennen (wobei wir als Zuschauer von Beginn an wissen, dass es zwischen den beiden funken wird) und muss sich nun ihrer Gefühle klar werden. So weit, so bekannt. Was den Film besonders macht, ist, dass Gefühle hier nicht mehr nur Gefühle sind, sondern zu Fakten erklärt werden. Und das wirft dann nicht nur ziemlich viele, sondern auch ziemlich interessante Fragen auf.

Wäre Liebe wissenschaftlich messbar, würden wir das Ergebnis dann wissen wollen? Wäre es klug, das Ergebnis wissen zu wollen? Würden wir unsere Beziehungen von einem Testergebnis abhängig machen? Würden wir an einer bescheinigten Liebe festhalten, auch wenn wir darin nicht glücklich sind? Würden wir uns überhaupt auf eine Beziehung einlassen, wenn wir wüssten, dass es für sie keine Zukunft gibt? Und ist es überhaupt wichtig, ob eine Beziehung hält, oder sollten wir nicht vielmehr einfach die gemeinsame Zeit genießen, egal wie lange sie anhält, und auch Enttäuschungen und negative Erfahrungen zulassen?

Zugegeben, die meisten dieser Fragen sind nicht wirklich neu. Auch im echten Leben verzichten Menschen auf eine mögliche Beziehung, und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Mal sind es gesellschaftliche Zwänge, die uns zweifeln lassen. Mal ist es das diffuse Gefühl, nicht gut genug zu sein. Mal der etwaige Altersunterschied. Und manchmal sind es auch einfach nur banalste Dinge wie das falsche Sternzeichen. Durch den im Film dargestellten Test bekommen diese Fragen allerdings noch mal eine ganz andere Bedeutung. Was würde es mit uns machen, wenn unsere Zweifel nicht mehr „nur“ persönlicher oder gesellschaftlicher Natur wären, sonder wissenschaftlich begründet? Würden wir uns dem fügen oder uns darüber hinwegsetzen und das Risiko dennoch eingehen? Ja, über solche Fragen kann ich wochenlang nachdenken.

Der Film selbst maßt sich zum Glück nicht an, die Antworten auf diese Fragen zu kennen. Das Ende gibt zwar durchaus eine gewisse Richtung vor, bleibt gleichzeitig aber offen genug, um eigene Gedanken zuzulassen. Ob das Ende jedem gefällt, sei dabei mal dahingestellt. Dasselbe gilt für den Film insgesamt, der sehr ruhig erzählt wird. So ruhig, dass manche ihn vielleicht schon als langweilig empfinden könnten. Mir persönlich hingegen haben gerade diese ruhige Erzählweise und der Fokus auf die kleinen Momente und Gesten gefallen. Aber egal wie man zu dem Film an sich steht, in einem Punkt dürften sich alle einig sein: Jessie Buckley und Riz Ahmed, die ihre Figuren sehr verunsichert, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll anlegen, sind grandios – und machen „Fingernails“ meiner Meinung nach schon aufgrund ihres differenzierten Spiels sehenswert!

Meine Wertung: nachdenkliche 8/10

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