[Kino] Ein kurzes Fazit zum Belagerungs-Thriller „Green Room“

von | 1. Juni 2016 | Filmtagebuch | 4 Kommentare

Weil Geld und Benzin ausgegangen sind, stimmt die Punk-Rock-Band The Ain’t Rights einem Auftritt in einer Kneipe der rechten Szene zu. Nach dem Gig möchten Pat (Anton Yelchin) und die übrigen Band-Mitglieder nur noch schnell ihre Sachen packen und verschwinden, stolpern dabei aber unvermittelt über eine Leiche, der ein Messer im Kopf steckt. Da Pat sofort die Polizei anrufen möchte, werden er, seine Freunde und die Zeugin Amber (Imogen Poots) von den Skinheads in einen Raum gesperrt. Während diese sich unter der Führung des Kneipenbesitzers Darcy (Patrick Stewart) darauf vorbereiten, die unfreiwilligen Zeugen möglichst unauffällig zu beseitigen, sucht die eingesperrte Gruppe verzweifelt nach einer Möglichkeit, die Situation irgendwie zu überleben …

Wäre „Green Room“ vom Trash-Studio Asylum, er würde vermutlich „Punks vs Nazis“ heißen. Und langweilig sowie unfreiwillig komisch sein. Glücklicherweise ist „Green Room“ jedoch weder von Asylum, noch langweilig und erst recht nicht unfreiwillig komisch. Ganz im Gegenteil. Regisseur Jeremy Saulnier verzichtet auf jeglichen Humor und lässt die Protagonisten in eine Situation geraten, die von Anfang an dazu bestimmt ist, kein gutes Ende zu nehmen. Ein Überlebenskampf, frei von comichafter Überzeichnung oder auflockernder Ironie. „Green Room“ ist bedrückend. Spannend. Brutal. Kompromisslos. Und einfach ehrlich. Dabei ist Jeremy Saulnier hoch anzurechnen, dass die Gewalt trotz zahlreicher blutiger Szenen niemals zum Selbstzweck gerät, sondern sich stets nüchtern in das Geschehen einfügt.

Auch wenn die Charaktere letzten Endes ein wenig blass bleiben und die eine oder andere Szene eher der Spannung denn der Geschichte dient, ist „Green Room“ ein ausgezeichneter Belagerungs-Thriller für Freunde der härteren Gangart. Und als solcher definitiv eine Empfehlung wert.

Meine Wertung: 8/10

4 Kommentare

  1. Siehste, du liegst gar nicht so weit weg von uns, du wertest es nur anders. Für uns gerät die Gewalt nämlich sehr deutlich zum Selbstzweck und zwar des ganzen Films. Alles was geschieht, geschieht nur, um die Gewaltszenen einbauen zu können, was jedoch von keinerlei Aussage ÜBER die Gewalt begleitet wird. Kurz: Der Film ist ein Gewaltvehikel, mit Gewalt als Selbstzweck – die Figuren sind da komplett irrelevant.

    Aber wenigstens fandest du ihn spannend, nicht mal das hat er bei uns geschafft … 🙁

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  2. Nehmen wir mal an, das Geschehen wäre wirklich nur ein Vorwand für die Gewaltszenen: Wieso sind diese dann so schnell vorbei? Die meisten Gewaltszenen enden doch, kaum dass sie begonnen haben. Vieles findet sogar im Off oder im Dunkeln statt. Brutal sind die Szenen, keine Frage. Aber auch viel zu schnell vorbei, als dass man sich daran ergötzen könnte. Würde es dem Regisseur wirklich nur darum gehen, würde er die Gewalt dann nicht anders und insbesondere länger zelebrieren?

    Besonders selbstzweckhaft (gibt es dieses Wort überhaupt?) wirkt das nicht auf mich …

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  3. Klingt gut und kommt auf die Liste… 🙂

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