Bullet Train (2022)

Mir ist gerade eingefallen, dass ich euch noch meine Meinung zur Actionkomödie „Bullet Train“ schuldig bin. In dieser wird der Auftragskiller Ladybug (Brad Pitt) beauftragt, an Bord eines Hochgeschwindigkeitszugs einen Koffer mit Geld zu stehlen. An Bord muss Ladybug allerdings feststellen, dass er nicht der einzige Attentäter im Zug ist. Und dass hier noch etwas Größeres läuft …

Ihr mögt skurrile Figuren, völlig überzogene Action, comichafte Gewalt und schwarzen Humor? Dann seid ihr bei „Bullet Train“ genau richtig. Der Film ist eine Aneinanderreihung absurder Momente und weckt in seinen besten Momenten Erinnerungen an die guten alten 90er, als schräge Gangsterfilme wie „Reservoir Dogs“ Hochkonjunktur hatten. Die rasante Action hingegen erinnert eher an moderne Comicverfilmungen – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass David Leitch auf dem Regiestuhl saß. Also der Mann, der bereits die nicht minder unterhaltsamen „Deadpool 2“ und „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ inszenierte.

Gut, echten Anspruch sucht man hier vergebens, aber hey, ich hatte verdammt viel Spaß mit diesem absurd-atemlosen Dialog- und Actionfeuerwerk. Solche Filme sind einfach viel zu selten geworden.

Meine Wertung: 8/10

Meine Stunden mit Leo (2022)

Ab und an werde ich gefragt, ob ich ausschließlich Horror-, Science-Fiction- und Actionfilme schaue. Dem ist natürlich nicht so. Auch wenn diese Genres bei mir durchaus überwiegen, schaue ich grundsätzlich alles, was mich in irgendeiner Art und Weise anspricht.

Heute zum Beispiel stand „Meine Stunden mit Leo“ auf dem Programm. Ein ruhiges, dialoglastiges Drama, in dem die 55-jährige Witwe Nancy (Emma Thompson) den deutlich jüngeren Sexarbeiter Leo (Daryl McCormack) engagiert, um mit ihm all das auszuleben, was ihr in ihrer eher drögen Ehe nicht möglich war.

Wer dabei auf zahlreiche Sexszenen hofft, darf seine Erwartungen direkt korrigieren. Zwar spielt Sex in dem Film eine durchaus große Rolle (und zum Ende hin wird’s tatsächlich relativ explizit), doch eher in Form von Gesprächen. In diesen geht es neben Sex auch um existenzielle Themen wie unerfüllte Wünsche, Sehnsüchte, Erwartungen, Enttäuschungen und Selbstwahrnehmung. Das hätte langweilig werden können, ist es zum Glück aber nicht. „Meine Stunden mit Leo“ beginnt extrem amüsant, und entwickelt sich im späteren Verlauf zu einem sehr berührenden Film, der nicht nur durch erfreulich natürliche Dialoge, sondern auch durch zwei extrem spielfreudige Darsteller überzeugt, die ihre sympathischen Figuren mit jeder Menge Leben erfüllen. Kurz: Hat mir richtig gut gefallen.

Meine Wertung: 8/10

 

The Menu (2022)

Am 17. November 2022 startete „The Menu“ in unseren Kinos, und schon jetzt, exakt zwei Monate und einen Tag später, ist der Film bei Disney+ verfügbar. Man könnte vermuten, dass fehlende Qualität dafür verantwortlich ist, aber weit gefehlt: „The Menu“ ist meiner Meinung nach nicht nur der beste Film des Jahres 2022, er gehört auch generell zu den besten Filmen, die ich in den letzten Jahren sehen durfte.

Worum es geht? Um Tyler (Nicholas Hoult) und dessen Begleitung Margot (Anya Taylor-Joy), die gemeinsam mit 11 weiteren geladenen Gästen und deren Begleitung auf einer abgelegenen Insel an einem Dinnerabend des Meisterkochs Julian Slowik (Ralph Fiennes) teilnehmen.

Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten, den je weniger ihr über den Film wisst, desto besser. Es reicht zu wissen, dass „The Menu“ dank seiner unheilvollen Atmosphäre von der ersten Minute an fesselt und diese Spannung bis zum Ende hin halten kann. Und dass der Film nicht nur ein hochspannender Thriller, sondern auch eine tiefschwarze Komödie und eine Gesellschaftssatire ist, die zum Nachdenken anregt. Ralph Fiennes spielt den besessenen Meisterkoch einfach nur fantastisch und Anya Taylor-Joy beweist einmal mehr, dass sie zu den besten Darstellern ihrer Generation gehört. Der Film ist so gut, dass ich ihn jetzt gerade, während ich diesen Text schreibe, ein zweites Mal schaue. Wenn euch das nicht überzeugt, dann weiß ich auch nicht.

Und nun entschuldigt mich bitte. Durch das ganze Essen im Film habe ich tierisch Lust auf einen Cheeseburger bekommen.

Meine Wertung: 10/10

 

Kurz abgehakt: „Knives Out – Mord ist Familiensache“ (2019)

Am Abend seines 85. Geburtstags nimmt sich der erfolgreiche Krimi-Autor Harlan Thrombey (Christopher Plummer) überraschend das Leben. Während die Polizei den Familienmitgliedern letzte Fragen zum Abend stellt, stößt Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) auf Ungereimtheiten und beginnt zu ermitteln …

Ich liebe klassische Krimis, bei denen man als Zuschauer rätseln darf, wer der Täter ist. „Knives Out – Mord ist Familiensache“ ist solch ein Krimi – und noch viel mehr. Er ist Krimi, Thriller, Komödie und Gesellschaftssatire in einem. Dazu noch clever geschrieben, ohne jegliche Längen inszeniert, grandios besetzt (u. a. mit Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Toni Collette, Don Johnson, Ana de Armas und Chris Evans) und mit sichtlicher Freude gespielt.

Das muss auch schon reichen, um euch von einem Kinobesuch zu überzeugen, denn ganz ehrlich: Je weniger man im Vorfeld weiß, desto besser. Vertraut mir einfach, dass es sich lohnt!

Meine Wertung: 9/10

Und falls ihr euch nun fragt, wieso ich „nur“ 9 Punkte vergebe: Auch wenn ich oft schmunzeln musste, hätte ich mir den Humor in „Knives Out“ insgesamt dann doch etwas abgedrehter gewünscht. So bleibt „Eine Leiche zum Dessert“ weiterhin mein Favorit – auch wenn dieser in eine etwas andere Richtung geht.

Angeschaut: „Downsizing“ (2017)

Als ich Anfang des Monats „Happy Deathday“ im Kino schaute, wollte es der Zufall, dass unmittelbar nach dem Ende dieser Vorstellung die wöchentliche Sneak startete. Und da ich schon im Kino war, nahm ich diese dann auch gleich mal mit. Gezeigt wurde „Downsizing“, welcher morgen offiziell in Deutschland anläuft. Worum es in dem Film geht und ob sich der Besuch meiner Meinung nach lohnt, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest …

Worum geht’s

Überbevölkerung und Ressourcenknappheit sind schon lange ein Problem, nun haben norwegische Forscher die Lösung gefunden: das Downsizing. Bei diesem Verfahren werden Menschen auf ungefähr 12 Zentimeter geschrumpft, wodurch sie zwangsläufig weniger Ressourcen benötigen bzw. verbrauchen. Positiver Nebeneffekt: Da zum Herstellen von Waren weniger Rohstoffe benötigt werden, ist das eigene Vermögen auf einen Schlag deutlich mehr wert.

Nachdem sie sich auf einer Feier mit ihrem geschrumpften Freund Dave (Jason Sudeikis) unterhalten haben, entscheiden sich auch Paul (Matt Damon) und Audrey (Kristen Wiig) dafür, sich dieser nicht umkehrbaren Prozedur zu unterziehen. Doch nach dem Downsizing muss Paul erkennen, dass diese Entscheidung nicht die Lösung aller Probleme war …

Meine Meinung

Ich beginne direkt mit einer Warnung: Solltet ihr euch „Downsizing“ anschauen wollen, weil ihr eine lockere Komödie wie „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ erwartet, in der sich kleine Menschen vor großen Gefahren retten müssen: lasst es! Die Verkleinerung der Menschen dient hier nicht als Witzelieferant, sondern lediglich als Mittel zum Zweck, um Protagonist Paul (und somit auch uns als Zuschauer) zum Nachdenken über sich selbst und die Welt im Allgemeinen zu bewegen. Dementsprechend ist „Downsizing“ trotz einiger lustiger Szenen auch keine echte Komödie, sondern eher ein Drama und eine Gesellschaftssatire, die mich das Kino ziemlich nachdenklich verlassen ließ.

Nachdenklich zum einen, weil in dem Film vieles angesprochen wird, was sich auf das reale Leben übertragen lässt. In einer Szene zum Beispiel wird die Frage aufgeworfen, ob verkleinerte Menschen bei Wahlen dasselbe Stimmrecht haben sollten wie „normale“ Menschen. Schließlich tragen kleine Menschen in ihre verkleinerten Welt deutlich weniger zur Gesellschaft bei. Wer jetzt spontan sagt „ja, stimmt eigentlich“, sollte sich überlegen, ob er auch bei uns dafür wäre, z. B. armen Menschen weniger Wahlrecht einzuräumen, nur weil ihre schwächere Kaufkraft weniger zur Wirtschaft beiträgt. Ich könnte jetzt noch mehr Beispiele bringen, würde damit aber der Geschichte des Films vorgreifen, weshalb ich darauf verzichte. Glaubt mir einfach, wenn ich schreibe, dass es in dem Film viele solcher Situationen gibt. Glücklicherweise verzichtet der Film größtenteils darauf, die Antworten gleich mitzuliefern, so dass man als Zuschauer gezwungen ist, sich selbst mit gewissen Themen auseinanderzusetzen.

Nachdenklich zum anderen aber auch, weil der Film zwar handwerklich toll gemacht ist (die Verkleinerung zum Beispiel ist grandios inszeniert), die verschiedenen Schwerpunkte aber so unausgeglichen angelegt sind und die Geschichte teilweise so wirr erzählt wird, dass ich keine Ahnung habe, was ich von „Downsizing“ letztendlich halten soll. Für eine Komödie ist der Film nicht witzig genug, für eine Gesellschaftssatire nicht bissig genug. Am ehesten funktioniert „Downsizing“ noch als Drama, in dem ein Mann versucht, seinen Platz im Leben und letztlich auch sich selbst zu finden. Matt Damon spielt diesen Mann zwar gewohnt souverän, doch ist seine Figur stellenweise so naiv, verunsichert und beeinflussbar, dass sie schon wieder unglaubwürdig wirkt. Die von Christoph Waltz und Hong Chau gespielten Figuren sind da um Welten besser getroffen.

Selbst heute, ungefähr zwei Wochen später, habe ich mir noch kein abschließendes Urteil über „Downsizing“ gebildet. Aber ich denke nach wie vor über den Film nach. Vermutlich ist dies das größte Kompliment.

Mein Fazit

Gut gespielte, aber leider etwas unausgegorene Mischung aus Komödie, Drama und Gesellschaftssatire, bei der die Verkleinerung eigentlich nur eine unwesentliche Rolle spielt und lediglich der Auslöser für einen mal witzigen, meist aber eher bitteren Selbstfindungstrip ist.

Meine Wertung: 6/10

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