Geschaut: „Juror #2“ (2024)

Ich werde relativ oft nach meinem Lieblingsfilm gefragt. Und werde diese Frage nie beantworten können. Filme sind einfach viel zu unterschiedlich, um DEN EINEN Lieblingsfilm zu haben. Dementsprechend habe ich mehrere, wenn nicht gar viele Lieblingsfilme. Filme, von denen ich denke, dass sie jeder Mensch mal gesehen haben sollte. Einer dieser Filme ist Sidney Lumets Gerichtsdrama „Die zwölf Geschworenen“. Clint Eastwoods aktuelles Werk „Juror #2“ erinnert an vielen Stellen mehr als nur stark an diesen Klassiker. Mit einem besonderen Kniff …

Worum geht’s

Justin Kemp (Nicholas Hoult) wurde als Geschworener in einem Mordprozess geladen. Der Angeklagte James Sythe (Gabriel Basso) soll seine Freundin Kendall Carter (Francesca Eastwood) in einer regnerischen Nacht auf einer Straße brutal erschlagen und dann die Böschung heruntergeworfen haben. Während des Prozesses wird Justin klar, dass er in der fraglichen Nacht ebenfalls am Ort des Geschehens war. Damals hatte er auf der Straße etwas angefahren, was er für ein Reh hielt …

Meine Meinung

Clint Eastwood ist ein Phänomen. Der Mann ist Mitte 90, dreht immer noch Filme und scheint das Wort Ruhestand einfach nicht zu kennen. So was nenne ich Leidenschaft. Und das Beste daran: Clint Eastwood liefert immer noch ab. Das Gerichtsdrama „Juror #2“ ist ein so spannender wie nachdenklich stimmender Film, der zahlreiche moralische Fragen aufwirft – sofern man sich mit der doch ziemlich konstruierten Ausgangssituation anfreunden kann. Denn sind wir mal ehrlich: Dass ausgerechnet die Person über Schuld oder Unschuld (mit)entscheidet, die möglicherweise selbst die Verantwortung für die Tat trägt, ist schon ziemlich unwahrscheinlich.

Andererseits ist die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer der zentralen Punkte des Films. Wie schon in „Die zwölf Geschworenen“, den Clint Eastwood mehr als nur einmal beinahe Wort für Wort zitiert, müssen sich die Geschworenen auch hier die Frage stellen, ob eine hohe Wahrscheinlichkeit ausreicht, um einen Menschen zu verurteilen. Und wie neutral und objektiv wir als Menschen noch sind, sobald wir erst mal eine schlüssige Theorie im Kopf haben. Die Fragen, die „Juror #2“ im Laufe der Geschichte aufwirft, sind keineswegs neu. Aber sie sind zeitlos. Und es wert, immer wieder gestellt zu werden.

Dies betrifft auch das moralische Dilemma, in dem der von Nicholas Hoult grandios gespielte Justin steckt. Soll er sagen, dass er in der fraglichen Nacht einen Unfall auf eben dieser Straße hatte, aber darauf verzichtete, die Polizei zu informieren, weil er von einem Wildunfall ausging? Vermutlich würde diese Information den Angeklagten vor einer Gefängnisstrafe bewahren. Sie könnte aber auch dazu führen, dass Justin selbst wegen Fahrerflucht mit Todesfolge angeklagt wird. Auch wenn gar nicht sicher ist, ob er tatsächlich etwas mit dem Tod des Opfers zu tun hat.

Aus dieser Konstellation heraus entspinnt sich eine starke Mischung aus Drama und Thriller, in der Justin verzweifelt versucht, die anderen Geschworenen zu einem Freispruch zu bewegen, ohne sich dabei selbst zu verraten. Die wohl größte Stärke des Films dabei ist, dass es hier kein Schwarz und kein Weiß gibt. Nichts ist so einfach, wie es auf dem Papier aussieht. Und keine Figur ist so eindimensional, wie sie auf den ersten Blick wirkt. Was zwangsläufig dazu führt, dass man als Zuschauer von dem Film moralisch gefordert wird. Wie hätte ich mich verhalten? Wie würde ich mich entscheiden? Was ist richtig? Was ist falsch? Allesamt Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Ihr habt es hoffentlich gemerkt: Ich bin von dem Film sehr angetan. Sollte „Juror #2“ Clint Eastwoods letzte Regiearbeit sein, wäre dies ein würdiges Ende einer wahrlich beeindruckenden Karriere.

Meine Wertung: 8/10

Geschaut: „Art of Revenge – Mein Körper gehört mir“ (2017)

Eigentlich sollte diese Review das Licht der Welt bereits am Donnerstag erblicken, aber als der Film zu Ende war, fiel mir ein, dass im ZDF der lange Wahlabend lief – und auch wenn ich mir davon keinen großen Erkenntnisgewinn versprach, sehen wollte ich ihn dann doch. Den Freitag habe ich dann ganz im Sinne des Valentinstags mit meiner großen Liebe „Cobra Kai“ verbracht und die finale Staffel durchgebingt. Und gestern war ich von diesem Serienmarathon so geschafft, dass ich kein Wort aufs Papier bzw. den Bildschirm gebracht habe. Tja, und schon haben wir Sonntag. Verrückt, wie die Zeit rast. So müssen sich Rentner fühlen. Egal, nun mal endlich zum Film. Und damit zu den ernsten und unangenehmen Themen des Lebens …

Worum geht’s

Die Kunststudentin Noelle (trägt den Film in jeder Szene: Francesca Eastwood) ist unsicher, schüchtern und heimlich in ihren beliebten Kommilitonen Luke (Peter Vack) verliebt. Dementsprechend groß ist ihre Freude, als dieser sie zu einer Party einlädt. Nach einer anregenden Unterhaltung gehen die beiden auf Lukes Zimmer, wo dieser Noelle erst küsst und dann vergewaltigt. Ein paar Tage später möchte Noelle Luke zur Rede stellen, wobei es zu einem Streit kommt, infolgedessen Luke unglücklich stürzt und tödlich verunglückt. Durch dieses Ereignis aufgerüttelt, beginnt Noelle zu recherchieren – und findet heraus, dass auf dem Campus noch mehr Vergewaltiger ihr Unwesen treiben …

Meine Meinung

„Art of Revenge – Mein Körper gehört mir“ ist eine ambitionierte und recht eigenwillige Mischung aus Vergewaltigungsdrama und Selbstjustizthriller. Zu den Stärken des Films gehört zweifellos das realistische Umfeld, in dem die Geschichte spielt. Während andere Rape-and-Revenge-Filme oft auf einsame Gegenden, ungebildete Hinterwäldler und rohe Gewalt setzen, ist es hier die junge Bildungselite, von der die Gefahr ausgeht. Und ich möchte euch warnen: Von all den Vergewaltigungen, die ich bislang in Filmen dieser Art gesehen habe, gehört diese hier zweifellos zu den unangenehmsten und ist ein echter Schlag in die Magengrube. Und das, obwohl (bzw. gerade weil) sie recht schnell vorbei ist und ohne ausufernde Brutalität auskommt. Die erschreckend bodenständige Inszenierung dieser Situation hat bei mir definitiv Eindruck hinterlassen. Und dass dem Vergewaltiger danach nicht mal klar ist, was er da gerade angerichtet hat, macht es gleich doppelt widerlich. Ich kann mich nur wiederholen: unangenehm. Nach diesem verdammt gelungenen Einstieg erzählt der Film dann gleich zwei Geschichten – und verrennt sich dabei leider ein wenig.

Zum einen wäre da ein Drama, in dem Noelle versucht, mit der Situation umzugehen, aber nicht die Hilfe erhält, die sie benötigt. Hier fließt dann auch eine gehörige Portion System- und Gesellschaftskritik mit rein. Und das zu recht. Wenn Anschuldigungen von der Polizei nicht ordentlich verfolgt oder von der Universität mit Blick auf die Statistiken sogar verschleiert werden, sollte das jeden von uns wütend machen. Dasselbe gilt für den Umgang mit den Opfern, die oftmals nicht nur vom System, sondern auch von ihrem Umfeld im Stich gelassen werden. Glücklicherweise verzichtet der Film darauf, sich allzu einseitig zu positionieren. Probleme werden aufgezeigt, ebenso aber auch, dass es keine einfache Lösung dafür gibt. Es ist eine Gratwanderung, die dem Film meiner Meinung nach recht gut gelingt – auch wenn vieles leider nur oberflächlich angekratzt wird.

Der Film will aber nicht nur ein Drama sein, sondern auch ein Selbstjustizthriller, in dem Noelle als unbarmherziger Racheengel Jagd auf bislang davongekommene Vergewaltiger macht – und dadurch nicht nur an Selbstbewusstsein gewinnt, sondern auch als Kunststudentin zur Höchstform aufläuft. Dieser Part ist leider nicht ganz so stark, da er sich vom realistischen Ansatz mehr oder weniger komplett verabschiedet. Wenn Noelle sich abgebrüht wie ein Meisterassassine durch den Campus mordet, ist das zwar einigermaßen unterhaltsam, aber eben auch komplett überzogen und nur leidlich spannend. Immerhin wird auch dieser Teil des Films für Kritik genutzt und mehr als deutlich klargestellt, dass Selbstjustiz eben keine Lösung ist. Und manchmal sogar an unerwarteter Stelle Leid verursacht, das absolut vermeidbar gewesen wäre.

Nein, „Art of Revenge“ ist definitiv nicht perfekt. Die Mischung aus Drama und Thriller ist zu unausgegoren, die Figuren sind zuweilen arg konstruiert und insgesamt scheint der Film sich selbst ein wenig im Weg zu stehen. Dennoch hat er mir trotz seiner Schwächen wirklich gut gefallen. Gute Laune bekommt man hier nicht. Aber eine fantastische Hauptdarstellerin und jede Menge Denkansätze zu einem komplexen Themenfeld. Und das ist mehr, als viele andere Filme von sich behaupten können.

Meine Wertung: 7/10

Catch the Killer (2023)

Sonntagabend. 19 Uhr. Ich sitze mit viel zu viel Essen im Magen auf der Couch und denke darüber nach, was ich mit den letzten Stunden des Tages anfangen möchte. Noch ein bisschen zocken? Puh, zu anstrengend. Ein Buch lesen? Ach nee, so vollgefressen wie ich bin, schlafe ich dabei nur ein. Schlussendlich fällt meine Wahl auf den Thriller „Catch the Killer“. Eine gute Wahl, wie sich sehr schnell herausstellt.

Worum geht’s

Baltimore. Silvester. Während überall in der Stadt die Feuerwerke beginnen, erschießt ein Scharfschütze wahllos 29 Menschen. Das FBI beginnt unter der Leitung des erfahrenen Special Agent Lammark (stark: Ben Mendelsohn) zu ermitteln. Schnell wird dieser auf die junge Streifenpolizistin Eleanor Falco (noch stärker: Shailene Woodley) aufmerksam, die als eine der Ersten am Tatort war und geistesgegenwärtig Videoaufnahmen der anwesenden Menschen anfertigte, in der Hoffnung, so den Täter identifizieren zu können. Lammark holt Eleanor kurzerhand in sein Team, welches fieberhaft daran arbeitet, den Killer zu fassen, bevor er erneut zuschlägt. Doch der Killer hat nicht nur keine Spuren hinterlassen, er scheint auch keinem bekannten Muster zu entsprechen …

Meine Meinung

„Das Schweigen der Lämmer“. „Copykill“. „Sieben“. Was haben diese Filme gemeinsam? Richtig: einen Serienkiller. Psychisch angeknackste Ermittler. Und jede Menge Ermittlungsarbeit. Wer wie ich schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat, wird sich erinnern, dass solche Geschichten mal sehr beliebt waren. Während wir in den 90ern von entsprechenden Thrillern geradezu überschwemmt wurden, sind solche Filme heute so gut wie ausgestorben. Leider. Umso schöner, dass es mit „Catch the Killer“ nun endlich mal wieder einen neuen Vertreter dieses Genres gibt. Und einen ganz hervorragenden noch dazu.

Jüngere (oder ungeduldige) Menschen seien aber gewarnt: „Catch the Killer“ widersetzt sich fast komplett den aktuellen Sehgewohnheiten und wirkt wie eine Zeitreise. Keine schnellen Schnitte. Keine knalligen Actionszenen. Kein ausuferndes Finale. Der Film setzt voll und ganz auf die Ermittlungsarbeit und seine Figuren – und gehört trotzdem (oder gerade deswegen) zu den spannendsten Thrillern, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Außerdem hat der Film neben geschickt platzierter Gesellschaftskritik ein paar wahrlich bedrückende Szenen zu bieten. Als Beispiel sei hier jene genannt, in der Eleanor nach einem Massaker den Tatort betritt und an zahlreichen Leichen vorbeigeht, während die Smartphones der Ermordeten beinahe panisch klingeln. Unangenehm.

Generell ist der Film sehr gut darin, von Anfang an eine unfassbar trübselige und bedrückende Stimmung zu vermitteln. Seien es die wahllosen Opfer, die klar machen, dass niemand sicher ist. Die Beweggründe des Killers, über die ich selbstverständlich nichts verraten werde. Oder auch die konkurrierenden Behörden, die sich bei den Ermittlungen immer wieder selbst im Weg stehen und Machtspielchen über Menschenleben stellen. Hier kann man schon mal seinen Glauben an die Menschheit verlieren. Es ist sicherlich kein Zufall, dass der Film im Original „Misanthrope“ heißt.

Nicht unerwähnt bleiben darf auch Shailene Woodley, der ich, ich bin ehrlich, solch eine Leistung nicht zugetraut hätte. Hochintelligent und selbstbewusst auf der einen, selbstzerstörerisch und verletzlich auf der anderen Seite – die von ihr perfekt gespielte Eleanor ist genau so widersprüchlich, wie es die meisten von uns sind. Und gerade das macht diese Figur so greifbar. Stark. Richtig richtig stark.

Mein Fazit

Na bitte, es geht doch: „Catch the Killer“ ist ein erfreulich ruhiger und gradliniger Thriller alter Schule, der auf modernen Schnickschnack verzichtet und damit Erinnerungen an Klassiker wie „Das Schweigen der Lämmer“ weckt. An seine großen Vorbilder reicht er zwar nicht ganz heran, ist aber auch nicht weit davon entfernt.

Trauma Center (2019)

In rund drei Wochen endet mein WOW-Abo. Drei Wochen, die ich sinnvoll nutzen werde. Und mit „sinnvoll nutzen“ meine ich: mir Filme anschauen, für die ich einzeln definitiv kein Geld ausgeben würde.

Einer dieser Filme ist der Actionthriller „Trauma Center“. In diesem wird die Kellnerin Madison (Nicky Whelan) Zeugin eines Mordes und von dem ermittelnden Lt. Steve Wakes (Bruce Willis) in der stillgelegten Etage eines Krankenhauses untergebracht. Doch die Mörder sind schon unterwegs – und aus den eigenen Reihen …

Die gute Nachricht zuerst: „Trauma Center“ ist inklusive des Abspanns gerade mal 83 Minuten lang. Nun die schlechte Nachricht: Dies ist auch die einzige gute Nachricht. Trotz der zwar nicht originellen, im Grunde aber durchaus nicht uninteressanten Geschichte ist der Film insbesondere eines: erschreckend belanglos. Dass Bruce Willis, wie so oft in solchen Filmen, nur eine größere Nebenrolle spielt, stellt keine große Überraschung dar. Wohl aber Madisons Wandlung von der hilflosen Kellnerin zur Oneliner reißenden Überlebenskünstlerin, die vieles ist, aber nicht glaubhaft. Generell ist das Verhalten der Figuren unglaubwürdig bis einfach nur dämlich. So dämlich, dass der Film im Grunde nach 20 Minuten hätte zu Ende sein können, hätten sich die korrupten Cops nur etwas cleverer angestellt. Schade eigentlich.

Zugegeben, es gibt schlimmere Filme mit Bruce Willis. Aber diese sollten nun wirklich kein Maßstab sein. Daher mein Rat: Finger weg!

Meine Wertung: 3/10

Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst (2022)

Es gibt Phasen, in denen mir Social Media wirklich Spaß macht. Und es gibt Phasen, in denen Social Media mich unfassbar nervt, und in denen mir noch stärker als sonst auffällt, wie negativ sich all diese Plattformen auf uns auswirken. Derzeit befinde ich mich definitiv in einer Geh-mir-weg-mit-Social-Media-Phase. Dementsprechend war ich heute in genau der richtigen Stimmung, um mir den Thriller „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ anzuschauen – und habe jetzt das dringende Bedürfnis, dem Film ein Like dazulassen.

Worum geht’s

Die Reise-Influencerin Madison (Emily Tennant) lernt in Thailand die scheinbar locker in den Tag hinein lebende CW (Cassandra Naud) kennen. Als in Madisons Hotelzimmer eingebrochen und ihr Reisepass gestohlen wird, bietet CW ihr an, bis zur Ausstellung des Ersatzpasses bei ihr zu wohnen. Doch schnell zeigt sich, dass CW nicht die ist, die sie vorgibt zu sein – und ganz eigene Absichten verfolgt …

Meine Meinung

Kennt ihr das, wenn ihr einen Film schaut, diesen auch ganz nett findet, dann etwas passiert, womit ihr nicht gerechnet habt, und ihr den Rest des Films mit einem breiten Grinsen im Gesicht schaut? So ging es mir mit „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“. Ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie die Geschichte ablaufen würde, doch der Film schlägt recht früh eine Richtung ein, die ich so definitiv nicht habe kommen sehen. Ab diesem Moment hatte ich den Film in mein Herz geschlossen.

Da ich nicht zu viel verraten möchte, nur so viel: „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ ist ein kleiner, herrlich böser und trotz seiner ruhigen Inszenierung überraschend spannender Thriller, bei dem ich mich ständig gefragt habe, was wohl als nächstes passiert. Thailand ist dabei als Kulisse ebenso schön anzuschauen wie Cassandra Naud als eiskalte Psychopathin, über die man zum Glück nie mehr erfährt als unbedingt nötig, wodurch die Figur erfreulich mysteriös bleibt.

Als fast schon altmodischer Thriller hat „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ für mich ganz hervorragend funktioniert. Als Influencer- und Social-Media-Kritik hingegen nur bedingt. Diesbezüglich kratzt der Film dann doch eher an der Oberfläche und zeigt letztlich nur das, was wir ohnehin schon alle wissen, nämlich dass Inhalte nicht selten nur gefakt und vermeintlich tiefgründige Worte grundsätzlich nichts als leere Sprüche sind. Ein wenig stärker ist der Film, wenn er in eher intimen Momenten zeigt, dass wir im Grunde alle dafür anfällig sind, uns für Follower und Likes zu verbiegen, weil wir sie mit Freunden und Anerkennung verwechseln. Von solchen Szenen hätte es gerne mehr geben dürfen.

So oder so hat mir „Influencer – Trau niemandem, dem Du folgst“ ausgesprochen gut gefallen. Auch wenn inhaltlich noch mehr drin gewesen wäre. Wer mal wieder einen eher klassischen Psychothriller sehen möchte, macht hiermit definitiv nichts verkehrt.

Meine Wertung: (knappe) 8/10

Thanksgiving (2023)

2007 brachten Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit „Planet Terror“ und „Death Proof“ ihre ganz eigene Liebeserklärung an die alten Grindhouse-Vorstellungen in die Kinos. Mit dabei waren diverse Fake-Trailer, unter anderem der von Eli Roth inszenierte Trailer zum Slasher „Thanksgiving“. 16 Jahre später ist aus dem ursprünglichen Fake-Trailer ein richtiger Film geworden – wer hätte damit noch gerechnet?

Worum geht’s

Als ein Kaufhaus in Plymouth an Thanksgiving mit verfrühten Black-Friday-Rabatten lockt, endet das Chaos in einer Katastrophe, bei der mehrere Menschen ums Leben kommen. Ein Jahr später beginnt ein als Pilger verkleideter Unbekannter damit, die Personen zu ermorden, die an dem Chaos beteiligt waren. Schnell geraten auch Jessica (Nell Verlaque) und ihre Freunde ins Visier des Killers. Nicht zuletzt, da sie für die Ausschreitungen, wenn auch unbeabsichtigt, mitverantwortlich waren …

Meine Meinung

Hach, wie schön: „Thanksgiving“ ist so herrlich altmodisch, dass ich mich beim Schauen direkt 25 Jahre jünger gefühlt habe. Spötter könnten jetzt anmerken, dass dieses Gefühl vermutlich nur aufkam, weil der Film absolut nichts Neues bietet und mit seiner schlichten Prämisse eher in die damalige Slasher-Welle rund um „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „Düstere Legenden“ gepasst hätte. Und wisst ihr was: Sie hätten damit sogar Recht. Dennoch habe ich diese Rückbesinnung auf das Wesentliche sehr genossen. Tiefgründiger und psychologischer Horror ist schön und gut, aber manchmal brauche ich einfach nur einen maskierten Killer, eine Handvoll Opfer und ein paar blutige Morde, um glücklich zu sein.

Gut, die Rahmenbedingungen sollten natürlich auch noch stimmen. Glücklicherweise ist dies bei „Thanksgiving“ der Fall. Die Story ist zweckmäßig und enthält insbesondere zu Beginn sogar ein bisschen Gesellschaftskritik. Die Figuren sind gerade noch sympathisch genug, dass mir deren Schicksal nicht gänzlich egal war. Und die Morde sind gut verteilt sowie kompetent und mit angenehmer Härte inszeniert – auch wenn sie gerne noch etwas böser hätten ausfallen dürfen.

Ja, „Thanksgiving“ ist im Grunde nichts Besonderes und wird definitiv niemals einen Innovationspreis gewinnen. Dennoch bietet er mehr als solide Slasher-Unterhaltung. Kurz: Ein Film für Fans. Und somit ein Film für mich.

Meine Wertung: 7/10

Speak No Evil (2022)

Vor zwei Tagen wurde der Trailer zum Remake des dänischen Thrillers „Speak No Evil“ veröffentlicht. Dieser Film stand ohnehin bereits auf meiner Watchlist, und nachdem mich der Trailer mehr als positiv überrascht hatte, fühlte ich mich fast schon genötigt, das Original direkt zu bestellen. Gesagt. Getan. Geschaut. Wie mir der Film gefallen hat, erfahrt ihr … jetzt!

Worum geht’s

Die Dänen Bjørn (Morten Burian) und Louise (Sidsel Siem Koch) machen gemeinsam mit ihrer Tochter Agnes (Liva Forsberg) Urlaub in der Toskana. Dort lernen sie die Niederländer Patrick (Fedja van Huêt) und Karin (Karina Smulders) sowie deren Sohn Abel (Marius Damslev) kennen, mit denen sie sich auf Anhieb gut verstehen. Ein paar Monate später erhalten Bjørn und Louise eine Einladung von Patrick und Karin, und beschließen, ihre neuen Freunde in deren Haus auf dem Land zu besuchen und mit ihnen ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Doch bereits nach kurzer Zeit fühlen sich die Dänen unbehaglich – nicht zuletzt, da Patrick und Karin sich zunehmend merkwürdiger zu verhalten scheinen …

Meine Meinung

Ich mache es kurz und schmerzlos: „Speak No Evil“ ist ein durchaus sehenswerter Film, hat mich dann aber doch nicht so überzeugt, wie ich es nach den zahlreichen positiven Kritiken vermutet hätte. Die Darsteller machen ihre Sache gut, und insbesondere die düstere Atmosphäre sowie der langsame, aber stetige Spannungsaufbau haben mir durchaus zugesagt. Weniger gut gefallen hat mir jedoch das Drehbuch, das speziell im letzten Akt ziemlich schwächelt. Nicht nur, dass ich den „Twist“ und die letzte Einstellung des Films bereits nach 10 Minuten habe kommen sehen (ja, ich habe extra auf die Uhr geschaut), auch das Verhalten der Figuren wird zum Ende hin immer unglaubwürdiger bis komplett hanebüchen. So hanebüchen, dass es sich bei mir leider auch auf die Spannung auswirkte, denn mitfiebern konnte bzw. wollte ich ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr.

Ein wenig schade ist das schon, denn abgesehen von den letzten 15 bis 20 Minuten, in denen die Geschichte ziemlich in sich zusammenfällt, hat mich der Film absolut überzeugt – zumal er durchaus interessante Fragen in den Raum und damit zur Diskussion stellt: Bis zu welchem Punkt sind Höflichkeit und Toleranz angebracht? Und wie würden wir in solch einer Situation reagieren? Allerdings wurden diese Fragen bereits 2015 in dem meiner Meinung nach insgesamt deutlich stimmigeren „The Invitation“ gestellt. Wer also einen spannenden Film mit Diskussionspotenzial sehen möchte, dem sei dieser hiermit aus tiefster Überzeugung ans Herz gelegt.

So oder so bin ich jetzt sehr gespannt, was Hollywood mit seinem Remake aus dieser Vorlage macht …

Meine Wertung: 7/10

Shark Bait (2022)

Nach einem langen Arbeitstag wie heute schalte ich im Kopf gerne mal auf Durchzug und verbringe den Abend mit etwas Entspannendem. Und nur wenig entspannt mich mehr, als fünf unsympathischen, nervigen und extrem dämlichen Kackbratzen dabei zuzusehen, wie sie nach und nach im Inneren eines wunderschönen Hais landen.

Den ersten Teil erfüllt „Shark Bait“ dabei mit Bravour: Selten habe ich Figuren so schnell den Tod gewünscht wie in diesem Film. Was den zweiten Teil angeht, schwächelt „Shark Bait“ dann leider ziemlich. Der erste Hai-Angriff ist zwar durchaus knackig inszeniert und überraschend kompetent getrickst, doch lässt insbesondere das CGI im Laufe des Films stark nach. Hinzu kommt, dass zwischen den einzelnen Angriffen einfach viel zu viel Zeit vergeht, in der wenig bis gar nichts passiert. Das wiederum hat dazu geführt, dass ich zwischendurch wesentlich öfter auf die Uhr geschaut habe, als es mir bei einem 90-minütigen Film lieb wäre.

Zugegeben, „Shark Bait“ ist kein Totalausfall. Insbesondere im Bereich des Hai-Horrors habe ich schon deutlich größeren Schund gesehen. Sehenswert macht das den Film aber noch lange nicht.

Meine Wertung: 4/10

Fall: Fear Reaches New Heights (2022)

Knapp ein Jahr ist vergangen, seit die Extremsportlerin Becky (Grace Caroline Currey) ihren Mann bei einem tragischen Unfall verloren hat. Um wieder ins Leben zurückzufinden und die Angst vor dem Klettern zu überwinden, schlägt ihre Freundin Hunter (Virginia Gardner) vor, einen stillgelegten Fernsehturm in der Wüste zu erklimmen. Der Aufstieg gelingt, doch oben angekommen, bricht der obere Teil der Leiter weg, so dass die beiden in 600 Metern Höhe ohne Wasser und Kontakt zur Außenwelt festsitzen …

Wer Survival-Filme mag, kommt bei „Fall: Fear Reaches New Heights“ voll auf seine Kosten. Selbst ich hatte praktisch ununterbrochen schweißnasse Hände – und dabei leide ich nicht mal unter Höhenangst. Die Geschichte ist so simpel wie effektiv, die Höhe wird für zahlreiche schwindelerregende Kameraeinstellungen genutzt und die beiden Protagonistinnen sind nicht nur menschlich und sympathisch, sondern handeln (speziell für einen Film) überraschend überlegt und clever. Ideale Voraussetzungen also, um ordentlich mitzufiebern.

Bei der Laufzeit wäre etwas weniger jedoch mehr gewesen. Echte Längen schleichen sich zwar nicht ein, aber gut 10 Minuten weniger wären auch okay gewesen. Und dann wäre da noch ein Twist, den ich a) absolut nicht gebraucht hätte und der b) von jedem aufmerksamen Zuschauer recht schnell erahnt werden kann. Nicht wirklich ärgerlich, aber unnötig.

Sei’s drum, insgesamt ist „Fall: Fear Reaches New Heights“ dennoch eine runde Sache. Auch wenn der Film das Genre erwartungsgemäß nicht neu erfindet.

Meine Wertung: 7/10

The Menu (2022)

Am 17. November 2022 startete „The Menu“ in unseren Kinos, und schon jetzt, exakt zwei Monate und einen Tag später, ist der Film bei Disney+ verfügbar. Man könnte vermuten, dass fehlende Qualität dafür verantwortlich ist, aber weit gefehlt: „The Menu“ ist meiner Meinung nach nicht nur der beste Film des Jahres 2022, er gehört auch generell zu den besten Filmen, die ich in den letzten Jahren sehen durfte.

Worum es geht? Um Tyler (Nicholas Hoult) und dessen Begleitung Margot (Anya Taylor-Joy), die gemeinsam mit 11 weiteren geladenen Gästen und deren Begleitung auf einer abgelegenen Insel an einem Dinnerabend des Meisterkochs Julian Slowik (Ralph Fiennes) teilnehmen.

Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten, den je weniger ihr über den Film wisst, desto besser. Es reicht zu wissen, dass „The Menu“ dank seiner unheilvollen Atmosphäre von der ersten Minute an fesselt und diese Spannung bis zum Ende hin halten kann. Und dass der Film nicht nur ein hochspannender Thriller, sondern auch eine tiefschwarze Komödie und eine Gesellschaftssatire ist, die zum Nachdenken anregt. Ralph Fiennes spielt den besessenen Meisterkoch einfach nur fantastisch und Anya Taylor-Joy beweist einmal mehr, dass sie zu den besten Darstellern ihrer Generation gehört. Der Film ist so gut, dass ich ihn jetzt gerade, während ich diesen Text schreibe, ein zweites Mal schaue. Wenn euch das nicht überzeugt, dann weiß ich auch nicht.

Und nun entschuldigt mich bitte. Durch das ganze Essen im Film habe ich tierisch Lust auf einen Cheeseburger bekommen.

Meine Wertung: 10/10

 

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