Blood Father (2016)

Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, in denen ich (so wie Millionen andere Menschen) nur für Mel Gibson ins Kino gegangen bin. Heute hingegen muss man als Zuschauer froh sein, den Mann überhaupt noch in irgendwelchen Filmen zu sehen. Es ist schade. So verdammt schade. Statt hier nun etwas zur Person Mel Gibson zu schreiben, empfehle ich euch lieber Duoscopes Porträt: Wahn und Wirklichkeit des Mel Gibson – und widme mich stattdessen direkt seinem letzten Film, dem Actiondrama „Blood Father“.

Worum geht’s

Seit Jahren hat John Link (Mel Gibson) nichts mehr von seiner Tochter Lydia (Erin Moriarty) gehört, nun hat er sie plötzlich, mit zittriger Stimme um Geld bittend, am Telefon. Und Lydia zittert zu Recht: Seit sie versehentlich ihren kriminellen Freund Jonah (Diego Luna) erschossen hat, versuchen dessen Männer sie umzubringen. Zum Glück für Lydia hat auch ihr Vater eine kriminelle Vergangenheit und immer noch Kontakte in der Szene. Schon bald findet John heraus, dass hinter der Jagd auf seine Tochter mehr steckt als reine Rache …

Meine Meinung

Als deutscher Zuschauer darf man sich gleich zu Beginn auf eine Überraschung gefasst machen: Mel Gibson wird nicht von seinem Stammsprecher Elmar Wepper synchronisiert, sondern von Martin Umbach. Dieser spricht sonst z.B. Russell Crowe, macht seine Sache aber hervorragend, so dass der stimmliche Wechsel nach ein paar Minuten der Umgewöhnung keine Rolle mehr spielt. Außerdem gibt es in „Blood Father“ noch andere Veränderungen an Mel Gibson, die von der Stimme ablenken. Zum Beispiel der scheinbar unkontrolliert wuchernde Bart. Oder die Muskeln. Meine Fresse, was hat der Mann an Muskelmasse zugelegt. Da fühle ich mich gleich noch spiddeliger als ohnehin schon. Wie dem auch sei, zu der Rolle des mittellosen Ex-Knackis passt Gibsons bulliges, leicht verkommendes Aussehen wie die Faust aufs Auge. Und auch darstellerisch zeigt Gibson einmal mehr, was noch in ihm steckt. Sowohl in den ruhigen Momenten mit seiner Filmtochter als auch in den Actionszenen weiß der inzwischen 61-Jährige nach wie vor zweifellos zu überzeugen.

Letztere hätten dabei ruhig etwas zahlreicher vorkommen dürfen. Dass Regisseur Jean-François Richet packende Actionthriller inszenieren kann, hat er mit dem mehr als nur gelungenen Remake „Das Ende – Assault on Precinct 13“ bewiesen. In „Blood Father“ hingegen hält Richet sich mit der Action (zu) stark zurück und rückt stattdessen das angespannte Verhältnis zwischen Vater und Tochter in den Vordergrund. Dadurch wird der Film zwar alles andere als langweilig, doch hatte ich des Öfteren das Gefühl, als bekäme ich hier lediglich eine Light-Version dessen zu sehen, was bei der Prämisse möglich gewesen wäre. Zumal das Tempo erst im letzten Drittel ordentlich anzieht und in einem überraschend inkonsequenten konsequenten (ja, dieser scheinbare Widerspruch ist gewollt) Finale mündet.

Wer sich auf einen Film mit leicht angezogener Handbremse einstellt, wird von „Blood Father“ nicht enttäuscht werden. Und als Mel-Gibson-Fan macht man hier sowieso nichts verkehrt, zumal trotz der düsteren Geschichte sogar sein komödiantisches Talent ab und an durchblitzt. Einen Knaller wie „Taken“ aka „96 Hours“ solltet ihr aber nicht erwarten.

Mein Fazit

Nicht überwältigende, aber durchaus gelungene Mischung aus Drama und Actionthriller, der ein wenig mehr Tempo und Action nicht geschadet hätten. Auf jeden Fall lässt sich festhalten: Mel Gibson kann’s noch!

Meine Wertung: 7/10

Gefangen in der Direct-to-Video-Belanglosigkeit: „Reclaim – Auf eigenes Risiko“

Ach, John Cusack, was ist bloß aus dir geworden. Es gab Zeiten, da spieltest du in tollen Filmen wie „Grosse Pointe Blank – Ein Mann, ein Mord“, „Being John Malkovich“ und „High Fidelity“ mit. Auch in „Weil es Dich gibt“, „Das Urteil – Jeder ist käuflich“ und „Zimmer 1408“ hast du mir richtig gut gefallen. Und mit „Con Air“ und „2012 – Das Ende der Welt“ hast du sogar zwei echte Blockbuster vorzuweisen. Und heute? Spielst du in Direct-to-Video-Premieren mal die Haupt- und immer öfter sogar nur eine Nebenrolle. Gut, das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, schließlich gibt es durchaus DTV-Premieren, die sich als kleiner Geheimtipp entpuppen. Der ab sofort erhältliche Entführungsthriller „Reclaim – Auf eigenes Risiko“ gehört jedoch leider nicht dazu …

Worum geht’s

Da sie als Folgen eines tragischen Autounfalls keine eigenen Kinder bekommen können, beschließt das junge Paar Steven (Ryan Phillippe) und Shannon (Rachelle Lefevre), das haitianische Waisenmädchen Nina (Briana Roy) zu adoptieren. Um Nina abzuholen und die Adoption abzuschließen, reisen Steven und Shannon nach Puerto Rico. Leider befinden sich die für die Ausreise notwendigen Dokumente noch auf dem Postweg, weswegen die frischgebackene Familie von Büroleiterin Reigert (Jacki Weaver) vorerst in einem Hotel untergebracht wird. Als eines Morgens sowohl Nina als auch das Adoptionsbüro spurlos verschwunden sind, wird Steven und Shannon klar, dass sie einer professionellen Bande von Adoptionsbetrügern aufgesessen sind. Der für den Fall verantwortliche Detective (Luis Guzmán) macht dem Paar keine große Hoffnung, doch Steven und Shannon sind bereit, auf eigene Faust nach Nina zu suchen. Und wecken damit das Interesse des scheinbar unbeteiligten Benjamin (John Cusack) …

Meine Meinung

Skrupellose Menschenhändler, die verwaiste Kinder für ihre Zwecke missbrauchen. Verzweifelte Eltern, die bereit sind alles zu opfern. Was sich durchaus interessant und spannend liest, entpuppt sich als unspektakulärer und vorhersehbarer Thriller, der trotz seiner ernsten und durchaus wichtigen Thematik erschreckend oberflächlich und anspruchslos bleibt. Da die Zuschauer offenbar nicht zu stark gefordert oder gar belastet werden sollen, werden die interessantesten Fragen nur angerissen, aber niemals ernsthaft aufgegriffen. Dass so viele Paare in ihrer Verzweiflung auf dubiose Adoptionsangebote eingehen, ließe sich zum Beispiel hervorragend für eine Kritik am Adoptionssystem nutzen. Ebenso werden die psychologischen Folgen für das Waisenkind Nina beinahe komplett vernachlässigt. Dabei hätten insbesondere diese den Film deutlich aufwerten können, denn wie traumatisch es für ein Kind sein muss, unfreiwillig Teil solch einer Betrugsmasche zu sein und von Familie zu Familie gereicht zu werden, mag ich mir nicht ausmalen.

Statt sich mit solchen Fragen zu beschäftigen und der Geschichte die Tiefe zu verleihen, die der Thematik gerecht wird, konzentriert sich „Reclaim“ lieber auf die üblichen 08/15-Thriller-Momente. Da von Anfang an klar ist, wer hier seine Finger im Spiel hat, bleibt die Spannung dabei zwar größtenteils auf der Strecke, wirklich langweilig ist das Geschehen jedoch glücklicherweise auch nicht. Am Ende kommt gar ein wenig Action in Form einer längeren Verfolgungsjagd ins Spiel, die allerdings nicht nur unspektakulär inszeniert, sondern auch noch miserabel getrickst ist. Wie heißt es so schön: Der Wille war da.

Reclaim_Szene_2Ryan Phillippe („Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, „Eiskalte Engel“) und Rachelle Lefevre („Twilight – Biss zum Morgengrauen“, „White House Down“) können als verzweifelte Adoptiveltern durchaus überzeugen, bleiben jedoch aufgrund des oberflächlichen Skripts eher unterfordert. Und ja, das gilt auch für Phillippe, den ich entgegen der allgemeinen Meinung durchaus für einen brauchbaren Darsteller halte. Wobei er mir in kleineren Rollen wie zum Beispiel in „Der Mandat“ doch deutlich besser gefällt. Und wie schlägt sich John Cusack? Nun, hat man die erste Szene mit ihm, in der er um Jahrzehnte gealtert und extrem heruntergekommen aussieht, erstmal verdaut, schlägt sich Cusack recht wacker, obgleich er schon ein wenig gelangweilt wirkt. Das Niveau eines Steven Seagal hat Cusack aber glücklicherweise noch längst nicht erreicht. Ich habe also durchaus noch Hoffnung für den Mann.

Mein Fazit

Unspektakulärer Thriller mit soliden Darstellern, der seiner durchaus interessanten Thematik nicht gerecht wird und nach dem Schauen schnell in Vergessenheit gerät.

Meine Wertung: 5/10

Im Heimkino gesehen: The Guest

2013 gehörte Adam Wingards schwarzhumoriger Home-Invasion-Thriller YOU’RE NEXT für mich zu DEN positiven Kinoüberraschungen des Jahres. Umso enttäuschter bin ich, dass Wingards „The Guest“ es nicht ins Kino geschafft hat. Zumal beide Filme nicht nur den Regisseur, sondern auch Autor Simon Barrett gemeinsam haben. Und, wie ich inzwischen weiß, auch die Qualität beider Werke ähnlich hoch ist …

Worum geht’s

Seit der älteste Sohn Caleb im Krieg gefallen ist, lebt die Familie Peterson in Trauer. Eines Tages steht ein Fremder (Dan Stevens) vor ihrer Tür und stellt sich als Calebs Kamerad und guter Freund David vor. Da der sympathische junge Mann auf einem Truppenfoto neben Caleb zu sehen ist, bieten Laura (Sheila Kelley) und Spencer (Leland Orser) ihm das Zimmer ihres Sohnes als vorübergehende Unterkunft an. Schnell freunden sich auch Calebs Geschwister Anna (Maika Monroe) und Luke (Brendan Meyer) mit David an. Doch als sich im Umfeld der Petersons mysteriöse Unfälle häufen, beginnt Anna zu ahnen, dass David nicht der freundliche Gast ist, der er vorgibt zu sein …

Meine Meinung

Adam Wingard und Simon Barrett haben es schon wieder geschafft und mich (beinahe) restlos begeistert. Und ja, es ist eine Schande, dass „The Guest“ es nicht ins reguläre Kinoprogramm geschafft hat. Wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass der Film dort vermutlich einen schweren Stand gehabt hätte. Schräge Genre-Mischungen wie diese kommen beim Massenpublikum leider nur in den seltensten Fällen gut an. Bei mir dafür umso besser.

„The Guest“ startet als gewöhnlicher Thriller und bleibt insbesondere zu Beginn erstaunlich ruhig und zurückhaltend. Figuren werden eingeführt, Hintergründe erklärt, Bindungen aufgebaut – dass Kriegsheimkehrer David ein Geheimnis hütet, ist dem Zuschauer dabei zwar von Anfang an klar, doch welche Ziele David verfolgt und in welche Richtung sich die Figur entwickelt, ist eine große, spannende Unbekannte. Adam Wingard und Simon Barrett legen zahlreiche Fährten, die zum munteren Raten einladen – und von denen ich auch heute noch nicht weiß, welche davon nun tatsächlich beachtenswert sind und welche nur gelegt wurden, um dem Publikum grinsend den Stinkefinger zu zeigen. Herrlich.

Je mehr im Verlauf des Films von der Geschichte offengelegt wird, desto stärker und schneller verändert sich auch die Stimmung im Film. Wähnt man sich anfangs noch in einem ruhig inszenierten Thrillerdrama, befindet man sich als Zuschauer alsbald in einem explosiven Actionfilm, dessen Finale wiederum echte Slasher-Qualitäten beweist. Klingt schräg. Ist schräg. Bereitet aber unheimlich viel Spaß. Auch wenn die Auflösung, und damit komme ich zu meinem einzigen Kritikpunkt, durchaus etwas ausgefeilter und komplexer hätte ausfallen dürfen. Andererseits bin ich mir immer noch nicht sicher, ob die offensichtliche Auflösung der tatsächlichen Auflösung entspricht. Da waren doch diese Hinweise und Andeutungen … erwähnte ich bereits, dass ich den Film herrlich finde?

Von den Darstellern schafft es insbesondere Dan Stevens, nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. In der einen Situation charmant und fürsorglich, in der nächsten knallhart und gnadenlos – Stevens versteht es, den mysteriösen David in all seinen Facetten glaubhaft und trotz moralisch höchst bedenklicher Entscheidungen erschreckend sympathisch aussehen zu lassen. Ein wenig erinnert er hierbei an Ryan Gosling in „Drive“. Mit dem Unterschied, dass Dan Stevens nicht so wirkt, als stünde er kurz davor einzuschlafen.

Zu guter Letzt überzeugt „The Guest“ musikalisch mit herrlichem 80er-Jahre-Synthie-Pop, der wohl nicht ohne Grund an Klassiker wie „Terminator“ und „Halloween“ erinnert. Ich muss beizeiten daran denken, mir den Soundtrack zu kaufen …

Mein Fazit

„The Guest“ ist eine unterhaltsame, spannende und nur schwer zu beschreibende Genre-Kreuzung mit der wohl augenzwinkerndsten „What The Fuck?“-Szene aller Zeiten. Oder anders formuliert: Ein Film, den ihr definitiv gesehen haben solltet!

Meine Wertung: 9/10

Im Kino gesehen: Warte, bis es dunkel wird

1946 wurden in Texarkana mehrere Menschen brutal ermordet. Der Täter, von der Presse Phantom-Killer getauft, hatte es auf Liebespaare abgesehen und konnte, trotz immenser Bemühungen durch die Behörden, nie identifiziert und demzufolge auch nie gefasst werden. 1976 nutzte Regisseur Charles B. Pierce diese realen Geschehnisse für seinen Film „Der Umleger“ („The Town That Dreaded Sundown“), den die Bewohner von Texarkana wohl nicht ausschließlich positiv aufnahmen. Dennoch findet in Texarkana seit einiger Zeit eine jährliche Open-Air-Vorführung des Films statt – womit wir bei Alfonso Gomez-Rejons Slasher „Warte, bis es dunkel wird“ angekommen sind, der derzeit in unseren Kinos läuft.

Worum geht’s

Weil ihnen der Film „Der Umleger“ nicht gefällt, beschließen Jami (Addison Timlin) und Corey (Spencer Treat Clark) die Open-Air-Vorführung zu verlassen und sich stattdessen im Wald ein wenig näherzukommen. Dort wird das junge Paar von einem Unbekannten angegriffen. Der optisch dem Phantom-Killer ähnelnde Mann ermordet Corey, lässt Jami jedoch am Leben, damit diese den Behörden eine mysteriöse Botschaft überbringen kann. Während die Polizei unter der Leitung des Spezialermittlers Lone Wolf Morales (Anthony Anderson) im Dunkeln tappt, schlägt der Mörder erneut und erneut zu. Da der Täter dem Muster der 1976er Verfilmung folgt, vermutet Jami einen Zusammenhang zwischen den Morden und dem Film „Der Umleger“. Und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln …

Meine Meinung

Hut ab! Die Macher von „Warte, bis es dunkel wird“ verknüpfen geschickt Realität und Fiktion und erschaffen hieraus einen blutig-atmosphärischen Slasher, der das Rad zwar nicht komplett neu erfindet, sich jedoch einen Platz deutlich über dem Durchschnitt sichert. Dass eine reale Mordserie und der daraus entstandene Film als Vorlage für eine fiktive Mordserie dienen, ist meines Wissens nach einzigartig. Zumindest habe ich solch eine Konstellation vor „Warte, bis es dunkel wird“ nicht gesehen. Mit dem Hintergrundwissen, dass die ersten Morde tatsächlich stattgefunden haben, erzeugt der Film eine ganz eigene Spannung und Atmosphäre. Hierzu trägt auch die über alle Zweifel erhabene Optik bei, die es schafft, dank schräger Kamerawinkel und eines extremen Weichzeichners einen ganz eigenen Stil zu entwickeln. Einen Stil, der gleichzeitig modern wirkt, aber auch als Verbeugung vor den Filmen der 70er angesehen werden kann und extrem stimmig ausfällt.

Weit weniger originell sind die Morde ausgearbeitet, was jedoch nicht zuletzt der filmischen Vorlage und somit der Geschichte geschuldet ist. Dafür fallen die Taten für eine 16er-Freigabe überraschend explizit aus – glücklicherweise ohne dabei comichaft überzeichnet zu wirken, so dass der Film auch in diesen Momenten seine ernste Stimmung nicht verliert.

Leider, und damit komme ich zum einzigen, dafür aber auch gravierenden Schwachpunkt von „Warte, bis es dunkel wird“ haben die Macher bei der finalen Auflösung etwas zu viel gewollt. Selten lagen „Ich hab’s von Anfang an gewusst!“ und „Bitte? Was für ein Mist!“ so eng beieinander. Wirklich schade, da der Film eine Auflösung dieser Art weder nötig gehabt hätte noch verdient hat.

Mein Fazit

Atmosphärisch überzeugender sowie optisch hervorragender Slasher mit interessanter Geschichte – und einer extrem hanebüchenen Auflösung.

Meine Wertung: 7/10

Im Heimkino gesehen: Cold War

Bereits seit dem 13. Mai ist der Polizei-Thriller „Cold War“ auf Blu-ray und DVD verfügbar – und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir ein entsprechendes Rezensionsexemplar schon seit April vorliegt, ich den Film aber erst zeitlich nicht geschafft und danach schlicht vergessen habe. Würde ich mein Blog beruflich betreiben, wäre ich wohl schon lange pleite, doch zum Glück schreibe ich hier aus reinem Spaß an der Freude. Peinlich ist mir meine mangelhafte Organisation dennoch. Wie dem auch sei, viel wichtiger ist, dass ich „Cold War“ nun endlich gesehen habe. Und dass der Film absolut sehenswert ist!

Worum geht’s

Hongkong wird von einem Bombenanschlag auf ein Kino erschüttert, bei dem wie durch ein Wunder niemand verletzt wird. Zeitgleich wird ein Mannschaftswagen der Polizei samt Ausrüstung und fünf Polizisten entführt. Unverzüglich wird ein Sonderkommando unter dem Operationsnamen „Cold War“ ins Leben gerufen, das die Hintergründe aufdecken und die entführten Polizisten finden soll. Während Comissioner Waise Lee (Tony Leung Ka-fai), dessen Sohn sich unter den entführten Polizisten befindet, bei der Suche mit äußerster Härte vorgeht, versucht Comissioner Sean Lau (Aaron Kwok) den Fall zwar energisch, aber auch besonnen zu lösen. Als es zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen Lee und Lau kommt, schalten sich plötzlich auch noch interne Ermittler in den Fall ein. Schon bald wird allen Beteiligten klar, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint …

Meine Meinung

Auch wenn ich sie zugegeben eher selten schaue, bin ich durchaus ein Freund asiatischer Filme, bieten sie doch oft einen schönen Kontrast zu den westlichen Sehgewohnheiten. So auch „Cold War“, der mit seiner elegant-kühlen Inszenierung nicht nur optisch gefällt, sondern auch inhaltlich einiges zu bieten hat – sofern man als Zuschauer dem Geschehen folgen kann. Denn, und damit komme ich auch gleich zum großen Kritikpunkt des Films, die Geschwindigkeit, in der neue Figuren eingeführt und neue Handlungsstränge eröffnet werden, ist so rasant, dass einem schwindelig werden kann. Wer hier auch nur kurz nicht aufpasst, hat bereits verloren und sollte lieber ein paar Szenen zurückspringen, statt darauf zu hoffen, den Faden wiederzufinden. Als Belohnung für die Aufmerksamkeit winkt dafür ein durchweg interessantes und überraschend komplexes, von Loyalität und Verrat geprägtes Machtspiel innerhalb der Polizei Hongkongs, dessen zahlreiche Lügen und Intrigen ihre wahren Ziele erst zum Schluss offenbaren.

Auf allzu viel Action solltet ihr dabei übrigens nicht hoffen, denn auch wenn „Cold War“ durchaus zwei drei sehenswerte, wenn auch teilweise etwas CGI-lastige Actionszenen zu bieten hat, zieht der Film seine Spannung nicht aus den körperlichen, sondern vielmehr aus den verbalen Auseinandersetzungen. Dass diese wunderbar funktionieren, verdankt der Film nicht zuletzt seinen beiden Hauptdarstellern Aaron Kwok und Tony Leung Ka Fai, die ihre Figuren trotz fehlender Hintergrundgeschichte glaubhaft und voller Hingabe mit Leben füllen und denen nicht mal die teils übertrieben dramatische Musik während der Dialoge etwas anhaben kann.

Mein Fazit

Optisch gelungener und inhaltlich grundsolider Polizei-Thriller mit tollen Darstellern, dessen etwas zu rasante Inszenierung den einen oder anderen Zuschauer im Regen stehen lassen dürfte. Fans des modernen Hongkong-Kinos machen hier aber definitiv nichts verkehrt – und auch alle anderen dürfen gerne einen Blick riskieren!

Meine Wertung: 7/10

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