Die Simpsons – Der Film

Ich vermute, dass es keinen Menschen mit messbarer Gehirnfunktion gibt, dem die gelbe Chaosfamilie aus Springfield kein Begriff ist. Seit nunmehr 18 Jahren wird „Die Simpsons“ im TV ausgestrahlt und ist schon längst ein Teil unserer Kultur geworden. In diesem Jahr schaffen Homer und Konsorten endlich den Sprung auf die große Leinwand – und der kritische Zuschauer fragt sich zu Recht, ob er für eine Zeichentrickserie, die er kostenlos im TV sehen kann, Eintrittsgeld ausgeben soll.

Wie bereits bei „South Park – Der Film“ lässt sich diese Frage nicht so einfach beantworten: Der liebgewonnene Stil der Zeichentrickserie nutzt die Leinwand erwartungsgemäß weder beim Bild noch beim Ton aus. Dies ist allerdings kein echter Kritikpunkt. Nichts wäre schlimmer gewesen, als den Film stilistisch von der Vorlage zu entfernen – oder gibt es auch nur einen Menschen, der die Simpsons lieber als CGI-Version à la Shrek gesehen hätte?

Auch die Story beweist kein Kinoformat und könnte ebenso gut einer Doppelfolge entsprungen sein. Kurz zusammengefasst: Homer verursacht eine Umweltkatastrophe, woraufhin Springfield von Präsident Schwarzenegger („ich wurde gewählt um zu lenken, nicht um zu denken“) unter einer Glaskuppel eingeschlossen wird. Als die Stadt durch eine Bombe ausradiert werden soll und seine Familie sich von ihm abwendet, muss Homer all sein Können aufbringen, um die Stadt zu retten und seine Liebsten zurückzugewinnen. Ein wenig kreativer hätte es für meinen Geschmack schon sein dürfen.

Dennoch gibt es zwei gute Gründe, sich „Die Simpsons – Der Film“ im Kino anzuschauen.

Erstens ist ein faszinierendes Gefühl, sich umgeben von zahlreichen Simpsons-Fans zu wissen und mit ihnen gemeinsam über das zu lachen, worüber man sich sonst lediglich alleine oder im eher kleinen Kreis der Freunde/Familie erfreut.

Zweitens wurde die Chance genutzt, Szenen einzubauen, die zwar auch im TV noch lustig sein dürften, ihre Wirkung jedoch nur im Kino richtig entfalten können. So beginnt der Film z.B. damit, dass sich die Simpsons einen Itchy-und-Scratchy-Film im Kino anschauen. Genervt fragt Homer seine Familie, wieso sie für einen Film Geld ausgegeben haben, dessen Serie kostenlos im Fernsehen läuft. Es gibt zahlreiche Beispiele dieser Art, auf deren Nennung ich aus Rücksicht auf künftige Zuschauer jedoch verzichten werde. 😉

Ob diese Gründe den Kauf einer Kinokarte rechtfertigen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bereue es jedenfalls nicht, mich von meiner durchgesessenen Couch erhoben zu haben.

Zu den Anspielungen auf die ungewohnte Kinoumgebung gesellen sich die für „Die Simpsons“ typischen Slapstick-Einlagen und die gesellschaftskritischen Seitenhiebe. Unter anderem bekommt auch der moderne Überwachungsstaat sein Fett weg – und das kann heutzutage gar nicht oft genug passieren.

Befürchtungen, dass die gelbe Familie eine Laufzeit von knapp 90 Minuten nicht tragen könnte, erweisen sich zum Glück als unbegründet. Zwar gibt es den einen oder anderen kurzen Leerlauf, doch kann man dies aufgrund der zahlreichen gelungenen Gags problemlos verschmerzen.

Abschließend noch kleiner ein Tipp: Beim Abspann sollte man nicht fluchtartig den Saal verlassen, sondern sich entspannt zurücklehnen und Geduld beweisen. Es lohnt sich.

Meine Wertung: 8/10

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