Oppenheimer (2023)

Vorgestern hatte ich Lust, eine Tradition aus alten Blog-Zeiten wieder aufleben zu lassen, und so ließ ich bei Threads darüber abstimmen, welchen Film ich am Freitag (also gestern) schauen würde. Wie ihr anhand des Titels dieses Beitrags unschwer erkennen könnt, wurde es Christopher Nolans Drei-Stunden-Biografie-Epos „Oppenheimer“. Keine leichte Kost für einen Freitagabend, aber so viel sei schon mal verraten: Es war eine gute Wahl!

Worum geht’s

Da seine Sicherheitsfreigabe erneuert werden muss, wird der Physiker J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) 1954 zu einer Sicherheitsanhörung geladen. Fünf Jahre später soll der Politiker Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) im Rahmen einer Senatssitzung von dem US-Senat als Handelsminister bestätigt werden. In beiden Befragungen wird das Manhattan-Projekt eine entscheidende Rolle spielen. Jenes Projekt, das zum Bau der ersten Atombombe führte …

Meine Meinung

Christopher Nolan wird nicht selten als einer der besten Regisseure unserer Zeit bezeichnet. Und vermutlich stimmt das sogar. Dennoch halte ich viele seiner Filme für stark überschätzt. Ich liebe „The Dark Knight“, „Batman Begins“ und insbesondere den grandiosen „Memento“, kann die Begeisterung für „Inception“ und „Tenet“ allerdings nicht teilen. Dasselbe gilt für „Interstellar“, den ich stellenweise sogar unfreiwillig komisch finde. Nolans aktueller Film „Oppenheimer“ hingegen hat mir ausgesprochen gut gefallen – obwohl auch dieser nicht perfekt ist.

Wofür ich Christopher Nolan Respekt zolle: Er hat stets eine Vision. Und diese setzt er auch um. „Oppenheimer“ macht hier keine Ausnahme. Während andere Regisseure aus dem Stoff vermutlich eine linear erzählte Biografie gemacht hätten, erzählt Nolan die Geschichte in Rückblenden – und das aus gleich zwei Rahmenhandlungen heraus (die beiden oben genannten Befragungen). Daraus folgt, dass der Film ständig zwischen verschiedenen Zeitebenen und Handlungssträngen hin und her springt, und das in einem Tempo, das unaufmerksame Zuschauer schnell überfordern wird. „Oppenheimer“ ist definitiv kein Film für Menschen, die zwischendurch gerne mal aufs Smartphone schauen. Wer auch nur wenige Sekunden lang nicht aufpasst, verliert in diesem Film sofort den Anschluss. Und ich liebe alles daran. Zum einen, weil in dem Film dadurch trotz seiner drei Stunden zu keiner Zeit Langeweile aufkommt. Und zum anderen, weil mir Menschen, die Filme nur nebenbei schauen, gehörig auf den Senkel gehen. Sorry not sorry.

Wer in „Oppenheimer“ nicht aufpasst, verliert allerdings nicht nur den inhaltlichen Anschluss, sondern verpasst unter Umständen auch einige der besten Darstellerleistungen der letzten Jahre. Dass Cillian Murphy ein hervorragender Schauspieler ist, ist zwar wahrlich nichts Neues, aber hier beweist er einmal mehr, wie gut er tatsächlich ist. Dasselbe gilt auch für alle anderen Beteiligten (alle Namen hier aufzuführen, würde bei dieser großartigen Besetzung zu lange dauern) – wobei, und jetzt komme ich zu meinem ersten Kritikpunkt, die Figuren zu wenig Raum bekommen, um sich zu entfalten. Die meisten Charaktere bleiben erstaunlich blass und oberflächlich, worunter insbesondere die tragischen Momenten leiden. Selbst der titelgebende J. Robert Oppenheimer wird als Mensch erst im letzten Drittel so richtig greifbar. Schade.

Wirklich auffallen tut das allerdings erst, wenn man nach dem Film in Ruhe darüber nachdenkt, denn wenn Nolan eines kann, dann ist das, inhaltliche Schwächen mit fantastischen Bildern und einem genialen Score zu überdecken. „Oppenheimer“ macht hier keine Ausnahme. Visuell ist der Film eine Wucht. Und das gilt nicht nur für die unglaublich spannend inszenierte Detonation während des Trinity-Tests. Auch in den Dialogen ist „Oppenheimer“ einfach nur wunderschön anzuschauen. Und der tolle Score sorgt zusätzlich dafür, dass selbst der ruhigste Moment jederzeit eine gewisse Spannung erzeugt. „Oppenheimer“ ist definitiv ein Fest für die Sinne.

Was der Film hingegen nicht ist, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Atomwaffen. Und insbesondere diese Entscheidung finde ich dann doch sehr enttäuschend. Ein paar Diskussionen weniger über das Thema Kommunismus und ein paar mehr über die Folgen solch einer Waffe hätten „Oppenheimer“ meiner Meinung nach gutgetan. Womit ich nicht sagen möchte, dass der Film die Entwicklung, den Bau und insbesondere den Einsatz der Atombombe nicht verurteilt. Speziell die Schlusseinstellung ist in ihrer Aussage ziemlich eindeutig. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass dieses Thema im Film eine größere Rolle spielt.

Sei’s drum, so oder so ist „Oppenheimer“ ein wirklich starker Film, den man meiner Meinung nach gesehen haben sollte. Und sei es nur, um die eigene Aufmerksamkeitsspanne mal wieder etwas zu trainieren.

Meine Wertung: 8/10

Fingernails (2023)

Wenn mich ein Film auch Wochen nach der Sichtung noch beschäftigt, ist dies meist ein gutes Zeichen. Das Anfang November bei Apple TV+ erschienene Science-Fiction-Liebesdrama „Fingernails“ ist solch ein Film. Nicht zuletzt, weil er eine interessante Frage aufwirft: Was wäre, wenn Liebe wissenschaftlich messbar wäre?

Worum geht’s

Wissenschaftlern ist das Unmögliche gelungen: Sie haben eine Maschine entwickelt, die anhand der Fingernägel bestimmen kann, ob sich zwei Menschen tatsächlich lieben. Als sie ihren Job als Lehrerin verliert, nimmt Anna (Jessie Buckley) eine Stelle im Love Institute an. Das von Duncan (Luke Wilson) geleitete Unternehmen führt die entsprechenden Tests nicht nur selbst durch, sondern versucht zusätzlich, die Paare in mehrwöchigen Sitzungen bestmöglich auf den Test vorzubereiten. Und diese Vorbereitung ist auch bitter nötig, denn das Ergebnis fällt in überwältigender Mehrheit negativ aus. Während sie diverse Paare auf dem Weg zum Test begleitet, kommt Anna auch ihrem Kollegen Amir (Riz Ahmed) näher – und das, obwohl sie in einer positiv bescheinigten Beziehung mit Ryan (Jeremy Allen White) lebt …

Meine Meinung

Vergisst man für einen kurzen Moment das Science-Fiction-Element, dann ist „Fingernails“ ein recht gewöhnliches Liebesdrama. Eine Frau lebt in einer eher unglücklichen Beziehung, lernt einen Mann kennen (wobei wir als Zuschauer von Beginn an wissen, dass es zwischen den beiden funken wird) und muss sich nun ihrer Gefühle klar werden. So weit, so bekannt. Was den Film besonders macht, ist, dass Gefühle hier nicht mehr nur Gefühle sind, sondern zu Fakten erklärt werden. Und das wirft dann nicht nur ziemlich viele, sondern auch ziemlich interessante Fragen auf.

Wäre Liebe wissenschaftlich messbar, würden wir das Ergebnis dann wissen wollen? Wäre es klug, das Ergebnis wissen zu wollen? Würden wir unsere Beziehungen von einem Testergebnis abhängig machen? Würden wir an einer bescheinigten Liebe festhalten, auch wenn wir darin nicht glücklich sind? Würden wir uns überhaupt auf eine Beziehung einlassen, wenn wir wüssten, dass es für sie keine Zukunft gibt? Und ist es überhaupt wichtig, ob eine Beziehung hält, oder sollten wir nicht vielmehr einfach die gemeinsame Zeit genießen, egal wie lange sie anhält, und auch Enttäuschungen und negative Erfahrungen zulassen?

Zugegeben, die meisten dieser Fragen sind nicht wirklich neu. Auch im echten Leben verzichten Menschen auf eine mögliche Beziehung, und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Mal sind es gesellschaftliche Zwänge, die uns zweifeln lassen. Mal ist es das diffuse Gefühl, nicht gut genug zu sein. Mal der etwaige Altersunterschied. Und manchmal sind es auch einfach nur banalste Dinge wie das falsche Sternzeichen. Durch den im Film dargestellten Test bekommen diese Fragen allerdings noch mal eine ganz andere Bedeutung. Was würde es mit uns machen, wenn unsere Zweifel nicht mehr „nur“ persönlicher oder gesellschaftlicher Natur wären, sonder wissenschaftlich begründet? Würden wir uns dem fügen oder uns darüber hinwegsetzen und das Risiko dennoch eingehen? Ja, über solche Fragen kann ich wochenlang nachdenken.

Der Film selbst maßt sich zum Glück nicht an, die Antworten auf diese Fragen zu kennen. Das Ende gibt zwar durchaus eine gewisse Richtung vor, bleibt gleichzeitig aber offen genug, um eigene Gedanken zuzulassen. Ob das Ende jedem gefällt, sei dabei mal dahingestellt. Dasselbe gilt für den Film insgesamt, der sehr ruhig erzählt wird. So ruhig, dass manche ihn vielleicht schon als langweilig empfinden könnten. Mir persönlich hingegen haben gerade diese ruhige Erzählweise und der Fokus auf die kleinen Momente und Gesten gefallen. Aber egal wie man zu dem Film an sich steht, in einem Punkt dürften sich alle einig sein: Jessie Buckley und Riz Ahmed, die ihre Figuren sehr verunsichert, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll anlegen, sind grandios – und machen „Fingernails“ meiner Meinung nach schon aufgrund ihres differenzierten Spiels sehenswert!

Meine Wertung: nachdenkliche 8/10

Evil Dead Rise (2023)

Als sich immer deutlicher herauskristallisierte, dass „Evil Dead Rise“ laufen würde, kaufte ich mir gestern spontan eine Karte für die Sneak Preview und machte mich auf den Weg zum Kino. Zwar konnte ich nur noch einen Platz in der ersten Reihe ergattern, aber hey, ich hatte Bock auf den Film, also was soll’s. Im Kinosaal angekommen, lauschte ich den Gesprächen des restlichen Publikums. „Aber ein Horrorfilm wird’s doch nicht werden, oder?“ fragte eine hörbar besorgte Zuschauerin. „Nee, für Horrorfilme haben die eine eigene Sneak. Glaube ich.“ antwortete leicht verunsichert ihre Freundin. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass ich gleich doppelt breit grinsen musste, als dann tatsächlich „Evil Dead Rise“ auf der Leinwand erschien …

Worum geht’s

Die ungeplant schwangere Beth (Lily Sullivan) besucht ihre ältere Schwester Elli (Alyssa Sutherland) und deren drei Kinder Bridget (Gabrielle Echols), Danny (Morgan Davies) und Kassie (Nell Fisher). Zu ihrer Überraschung erfährt Beth dort nicht nur, dass Elli von ihrem Mann verlassen wurde, sondern auch, dass das Gebäude, in dem sie wohnen, kurz vor dem Abriss steht, die meisten Nachbarn bereits ausgezogen sind und die junge Familie kurz vor der Zwangsräumung steht. Als ein Erdbeben einen verborgenen Tresorraum in der Tiefgarage freilegt, steigt Danny hinunter und entdeckt dort ein unheimliches Buch sowie mehrere Schallplatten, die dämonische Rituale enthalten. Als Danny diese Rituale abspielt, erwacht das Böse und ergreift Besitz von Elli …

Meine Meinung

Ihr habt mal wieder Lust auf einen splattrigen Horrorfilm, der sich selbst nicht zu ernst nimmt und bei dem das Blut aus wortwörtlich jeder Pore trieft? Sehr schön, dann ist „Evil Dead Rise“ euer Film! Nach einer kurzen, aber blutig-spaßigen Eröffnungsszene nimmt sich der Film zwar erst mal etwas Zeit, um die wichtigsten Figuren vorzustellen, doch wenn es dann ab der Mitte des Films zur Sache geht, werden keine Gefangenen mehr gemacht. Wie man es von einem „Evil Dead“-Film erwartet, werden Gliedmaßen abgerissen, abgehackt und weggeschossen, dass es eine wahre Freude ist. Das Blut fließt hektoliterweise, die gute alte Selbstverstümmelung ist auch mit an Bord und zwischendrin gibt’s immer mal wieder makabere Kommentare und ein paar nette Anspielungen auf die Klassiker der Reihe, speziell auf „Evil Dead II“. Ich weiß, das klingt bis hierhin nach einem echten Volltreffer, aber …

… leider schaffte es „Evil Dead Rise“ dennoch nicht, bei mir eine echte „Evil Dead“-Stimmung aufkommen zu lassen. Und ich kann nicht mal genau erklären, woran das eigentlich lag. Vielleicht daran, dass die Effekte zwar schön blutig gestaltet wurden, aber leider nicht komplett handgemacht, sondern teilweise am Computer entstanden sind. Während mir der 2013er „Evil Dead“ auch heute noch beim Anschauen weh tut, ließen mich ähnliche Szenen in „Evil Dead Rise“ weitestgehend kalt. Dasselbe gilt für die Deadites, die zwar erneut „schön“ gestaltet, letztlich aber auch relativ austauschbar sind und kaum in Erinnerung bleiben. Ausdrücklich ausnehmen möchte ich hiervon Alyssa Sutherland, die sich wortwörtlich die Seele aus dem Leib spielt und als dämonische Mutter alle anderen brutal an die Wand klatscht spielt

Generell zieht „Evil Dead Rise“ im direkten Vergleich zum 2013er „Evil Dead“ klar den Kürzeren. Die handgemachten Effekte, die gemeineren Deadites und nicht zuletzt die audiovisuelle Qualität sprechen klar für den Vorgänger. Alleine das Finale vor dem brennenden Haus im Blutregen ist eine Szene für die Ewigkeit – und solche Szenen fehlen in „Evil Dead Rise“ leider. In Erinnerung bleiben hier höchstens die diabolische Mutter und ein wirklich originell gefilmtes Gemetzel, welches lediglich durch einen Türspion hindurch beobachtet wird. Das Finale hingegen empfand ich als überraschend unspektakulär inszeniert, zumal mich das Creature Design eher an einen David-Cronenberg- oder John-Carpenter-Film als an „Evil Dead“ erinnerte. Aber hierüber lässt sich sicherlich streiten.

So, genug gemeckert, denn letztlich ist das alles Jammern auf hohem Niveau. Auch wenn „Evil Dead Rise“ meiner Meinung nach der bislang schwächste Teil der Reihe ist, hat er mir dennoch jede Menge Spaß bereitet und bietet letztlich all das, was Fans an der „Evil Dead“-Reihe lieben. Und für eines muss ich die Macher ausdrücklich loben – obwohl ich genau weiß, wie falsch das jetzt gleich klingen wird: Hut ab, dass selbst Kinder hier nicht verschont bleiben. So was erlebt man in Filmen viel zu selten. 😉

Meine Wertung: 7/10

Hellraiser – Das Schloss zur Hölle (2022)

Um 6 Uhr aufwachen. Das iPad in die Hand nehmen. Freudig zur Kenntnis nehmen, dass „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ bei iTunes verfügbar ist. Aufstehen. Zähne putzen. Cherry Coke einschenken. Den Film kaufen und starten. Es gibt schlimmere Arten, das Wochenende zu beginnen.

Worum geht’s

Bei einem Einbruch in eine Lagerhalle stoßen Riley (Odessa A’zion) und Trevor (Drew Starkey) auf einen Container, der lediglich einen kleinen Safe beinhaltet. In der Hoffnung auf Geld oder Wertpapiere brechen die beiden den Safe auf, müssen jedoch enttäuscht feststellen, dass dieser lediglich eine kleine Puzzlebox enthält. Als Riley später unter dem Einfluss von Drogen mit dieser Puzzlebox herumspielt, setzt sie damit tödliche Ereignisse in Gang …

Meine Meinung

Cliver Barkers „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ und dessen Fortsetzung „Hellbound: Hellraiser II“ gehören ohne Zweifel zu den besten Horrorfilmen aller Zeiten. Danach ging’s mit der Reihe leider stetig bergab, wobei ich „Hellraiser 3: Hell on Earth“ und ja, auch „Hellraiser 4 – Bloodline“ durchaus mag, auch wenn sie mit der ursprünglichen Idee nicht mehr viel zu tun haben. Über die restlichen Filme breite ich jedoch lieber den berühmten Mantel des Schweigens aus. Zwar lassen sich auch diese an einem verregneten Nachmittag durchaus mal gucken, aber puh, die spielen wirklich in einer ganz anderen Liga. Und das nicht im positiven Sinne.

David Bruckners „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ orientiert sich glücklicherweise wieder mehr an den ersten beiden Teilen und stellt einen gelungenen Schritt zurück zu den Wurzeln der Reihe dar – sowohl inhaltlich als auch optisch. Dank des höheren Budgets sieht der Film stellenweise im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch aus und hat dank der gelungenen Inszenierung zudem einige erfreulich atmosphärische Szenen zu bieten. Wer das Original kennt, dürfte sich außerdem darüber freuen, dass der Original Score immer mal wieder zu hören ist. Als Fan geht einem da schon ein wenig das Herz auf.

Apropos Fans: Wer mit „Hellraiser“ aufgewachsen ist und die Originale liebt, wird sich unweigerlich fragen, wie sich Jamie Clayton als Pinhead schlägt. Meine Antwort auf diese Frage lautet: passabel. Echte Akzente kann sie zwar nicht setzen, überzeugt in der Rolle aber durchaus. Dasselbe gilt übrigens auch für alle anderen Darsteller.

Inhaltlich dreht sich der Film wieder einmal um grundlegende Themen wie Neugierde, Verlangen, Verführung, Schuld und Erlösung – was jetzt allerdings deutlich anspruchsvoller klingt, als es letztlich tatsächlich ist. Insgesamt bleibt „Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ leider relativ oberflächlich und lässt insbesondere bei den Charakteren einige Möglichkeiten liegen. Rileys Drogensucht zum Beispiel passt an sich perfekt zur Thematik, ist jedoch nur zu Beginn von Bedeutung und spielt im späteren Verlauf der Handlung absolut keine Rolle mehr. Schade und definitiv eine vertane Chance. Dennoch ist die Geschichte insgesamt deutlich interessanter (und vor allem in sich stimmiger) als so ziemlich alles, was nach „Hellbound: Hellraiser II“ auf die Welt losgelassen wurde.

Mein Fazit

„Hellraiser – Das Schloss zur Hölle“ ist ein mehr als solides Reboot und insbesondere für Horrorfans definitiv einen Blick wert. „Hellraiser – Das Tor zur Hölle“ und „Hellbound: Hellraiser II“ bleiben aber weiterhin unerreicht.

Meine Wertung: 7/10

Men: Was dich sucht, wird dich finden (2022)

Kurz vor Ablauf der Leihfrist habe ich es dann doch noch geschafft, mir Alex Garlands („Ex Machina“, „Auslöschung“) Horrordrama „Men: Was dich sucht, wird dich finden“ anzuschauen. Und war gleichermaßen fasziniert wie ernüchtert. Aber der Reihe nach …

Worum geht’s

Um etwas Abstand zu gewinnen und sich von einem tragischen Ereignis zu erholen, mietet sich Harper (Jessie Buckley) für zwei Wochen ein Landhaus in einem abseits gelegenen Dorf. Dort trifft Harper nicht nur auf den zwar netten, aber auch leicht schrulligen Vermieter Geoffrey (Rory Kinnear), sondern auch auf den örtlichen Priester und diverse andere männliche Dorfbewohner (allesamt gespielt von Rory Kinnear), die sich ebenfalls leicht merkwürdig verhalten. Als ein nackter Obdachloser (gespielt von, ihr ahnt es schon, Rory Kinnear) versucht ins Landhaus einzudringen, droht die Situation zu eskalieren …

Meine Meinung

„Men: Was dich sucht, wird dich finden“ als schräg zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des (noch jungen) Jahres. Ganz ehrlich: Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Film halten soll. Einerseits ist er durchaus faszinierend, andererseits hat er mich aber leider auch erschreckend kalt gelassen.

Auf den Inhalt möchte ich ehrlich gesagt gar nicht großartig eingehen. Zum einen, weil insbesondere die Frage, worum es denn nun eigentlich geht, einen großen Teil der Faszination ausmacht. Und zum anderen, weil am Ende mehr als genug Fragen offen bleiben, um das Geschehen höchst individuell interpretieren zu können. Wer seichte Hirn-aus-Unterhaltung für einen verregneten Sonntagnachmittag sucht, ist hier definitiv beim falschen Film gelandet. Wer sich gerne mit gesellschaftskritischen Themen beschäftigt, und es liebt, im Nachgang über Filme zu philosophieren, der dürfte an „Men“ hingegen seine Freude haben.

Worauf ich hingegen eingehen möchte, ist die Optik des Films. Denn meine Güte, sieht „Men“ grandios aus! Es ist wirklich lange her, dass ich so schöne, perfekt inszenierte Bilder gesehen habe. Egal ob sattgrüner Wald, spärlich beleuchteter Tunnel oder Tierkadavar, hier sieht alles auf seine ganz spezielle Art fantastisch aus. Hinzu kommt eine ebenfalls grandiose Tonarbeit, die das Geschehen perfekt untermalt. Audiovisuell ist der Film zweifellos ein echter Volltreffer. Dasselbe gilt übrigens für Jessie Buckley und Rory Kinnear, die beide einfach nur fantastisch spielen, wobei Rory Kinnear insbesondere durch seine verschiedenen Rollen in Erinnerung bleibt, während Jessie Buckley als gleichzeitig verletzliche wie auch starke Harper überzeugt.

Dass mich der Film trotzdem nicht vollends überzeugen konnte, liegt einerseits an der für meinen Geschmack etwas überfrachteten Symbolik mit teils zweifelhafter Botschaft (zumindest nach meiner Interpretation), und andererseits daran, dass trotz atmosphärischer Bilder (und einem Finale, das mit seinem Body-Horror schon fast einem David-Cronenberg-Film entsprungen sein könnte) nie eine echte Bedrohung entsteht. Zumindest hatte ich nie das Gefühl, mich um Harper sorgen zu müssen. Das mag im Kontext des Films sogar Sinn ergeben, dem Spannungsbogen wurde damit aber kein Gefallen getan.

Mein Fazit

„Men: Was dich sucht, wird dich finden“ ist ein optisch beeindruckendes Horrordrama mit grandiosen Darstellern, das zur eigenen Interpretation einlädt, spannungstechnisch aber eher auf Sparflamme vor sich hin köchelt.

Meine Wertung: 6/10

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022)

Eigentlich wollte ich meine Freizeit gestern, wie es sich am 04.05. gehört, komplett im Star-Wars-Universum verbringen, doch als ich um 14 Uhr gemütlich auf der Couch saß, und gerade starten wollte, sah ich durch Zufall, dass um 14:40 Uhr die erste reguläre Vorstellung von „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ laufen sollte. Also Ticket gekauft, Hose an, und ab ins Kino – da soll noch mal einer behaupten, ich wäre nicht spontan und flexibel …

Worum geht’s

Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) befindet sich gerade auf Christines (Rachel McAdams) Hochzeit, als in den Straßen plötzlich ein einäugiges Monster zu wüten beginnt. Es stellt sich heraus, dass das Monster es auf die Jugendliche America Chavez (Xochitl Gomez) abgesehen hat. Diese hat die Fähigkeit, von einem Universum in ein anderes zu springen – und jemand hat es auf eben diese Fähigkeit abgesehen. Als Strange bei dem Monster einen Hinweis auf Hexerei entdeckt, sucht er Hilfe bei seiner ehemaligen Mitstreiterin Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen), die sich nach den Ereignissen in Westview komplett zurückgezogen hat …

Meine Meinung

Es ist gar nicht so leicht, etwas über diesen Film zu schreiben, ohne zu viel zu verraten. Wobei, wenn ich ehrlich sein soll, passiert eigentlich gar nicht so viel. Zumindest nichts wirklich Überraschendes. Was nicht heißen soll, dass der Film langweilig wäre. Ganz im Gegenteil. Trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit, zumindest was den grundsätzlichen Story-Verlauf angeht, ist „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ eine extrem unterhaltsame Angelegenheit und der beste MCU-Solo-Film seit „Thor: Tag der Entscheidung“ – wobei ich „Spider-Man: No Way Home“ an dieser Stelle bewusst ausklammere, da dieser für mich eher einen Spider-Man- als einen MCU-Film darstellt.

Einen großen Anteil am Spaßfaktor hat wenig überraschend Regisseur Sam Raimi. Dass man in einem Film des Kultregisseurs sitzt, wird einem sehr schnell klar: Perspektiven, Kamerafahrten, schräger Humor und zahlreiche Anspielungen auf seine anderen Filme – „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ trägt unverkennbar Raimis Handschrift. Als i-Tüpfelchen gibt’s noch die (wie immer grandiose) Musik von Danny Elfman oben drauf, die Erinnerungen an Raimis Spider-Man-Trilogie weckt – hach, da lacht das Fan-Herz!

Im Vorfeld wurde viel darüber diskutiert, ob „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ der erste Horrorfilm des MCU werden würde. Die Antwort lautet: jain. Zwar kann Raimi sich nicht komplett austoben, das lassen Rahmenbedingungen und Altersfreigabe einfach nicht zu, doch ist der Film in manchen Szenen deutlich düsterer, brutaler und auch unheimlicher, als es im MCU bislang üblich war. Als Horrorfilm würde ich „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ dennoch nicht bezeichnen. Eher als Fantasyfilm mit gelegentlichen Horror-Einschüben.

Dass die Darsteller allesamt einen hervorragenden Job machen, muss ich vermutlich nicht extra erwähnen. Ich tue es aber trotzdem. Nicht nur, weil Neuzugang Xochitl Gomez sich hervorragend einfügt, sondern insbesondere, weil Elizabeth Olsen als innerlich zerrissene Wanda mal wieder einfach nur fantastisch ist, und so ziemlich jede Szene an sich reißt. Um Wandas innere Zerrissenheit völlig zu verstehen, solltet ihr vorher allerdings unbedingt die Serie „WandaVision“ geschaut haben.

Auch wenn mir „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ wirklich, WIRKLICH gefallen hat, kann ich dennoch nicht leugnen, dass insgesamt noch mehr drin gewesen wäre. Das Potential des Multiversums zum Beispiel wird nicht mal ansatzweise ausgeschöpft. Was hier alles möglich gewesen wäre, beweist eine kurze Sequenz, in der Strange und America im Sekundentakt durch verschiedene, extrem kreative Universen springen, die später leider allesamt keine Rolle mehr spielen. Außerdem sind die Actionsequenzen etwas zu generisch geraten. Dass er Comic-Action eindrucksvoller inszenieren kann, hat Sam Raimi insbesondere mit „Spider-Man 2“ bewiesen. Und zu guter bzw. schlechter Letzt ließen mich die Schicksale einzelner Figuren überraschend kalt – was aber natürlich auch einfach nur daran liegen mag, dass ich so ein verdammt harter Hund bin. *räusper*

Letztlich ist das alles aber nur Jammern auf hohem Niveau, und ändert rein gar nichts daran, dass „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ ein verdammt unterhaltsamer Film und ein Fest für Sam-Raimi-Fans ist.

Meine Wertung: 8/10

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