Im Kino gesehen: 2012

Wer mich kennt oder mein Blog schon länger verfolgt, weiß, dass ich nicht unbedingt zu den anspruchsvollsten Filmfreaks gehöre. Sicherlich, eine gewisse Grundintelligenz ist selbst bei mir vorhanden, aber wenn es darauf ankommt, kann ich diese ziemlich gut auf Abstand halten. Sogar ganz ohne Alkohol. Diese Fähigkeit zieht den immer wieder gerne unterschätzten Vorteil nach sich, selbst bei Katastrophenfilmen, die sich naturgemäß oft auf ihre Schauwerte verlassen und intellektuell eher im Kellerbereich angesiedelt sind, Spaß haben zu können. Normalerweise …

Worum geht’s

Im Jahr 2009 entdeckt der Wissenschaftler Dr. Adrian Helmsley (farbig, aber farblos: Chiwetel Ejiofor), dass die Erde aufgrund enormer Sonneneruptionen dem Untergang geweiht ist. Zusammen mit US-Präsidenten Wilsons (auch nicht wirklich farbiger: Danny Glover) wissenschaftlichem Berater Carl Anheuser (so rund wie farblos: Oliver Platt) wird ein Plan erarbeitet, um das Fortbestehen der Menschheit zu sichern. Im Jahr 2012, kurz vor dem Beginn der Katastrophe, entdecken der erfolglose Romanautor Jackson Curtis (wie immer sympathisch, aber farblos: John Cusack) und seine Kinder bei einem Campingausflug ein geheimes militärisches Sperrgebiet, wo sie auf den Verschwörungstheoretiker Charlie Frost (nervig und farblos: Woody Harrelson) treffen. Als kurz darauf die Erde aufbricht und Kalifornien im Meer versinkt, macht sich Jackson mit seinen Kindern, seiner Ex-Frau (attraktiv, aber farblos: Amanda Peet) und deren neuem Freund (farblos und … farblos: Thomas McCarthy) auf den Weg zu Charlie, der behauptet, im Besitz einer Karte zu sein, die zu einer geheimen Rettungsbasis führt …

Meine Meinung

Ach, was hatte ich mich auf “2012” gefreut. Dass Roland Emmerich Katastrophenfilme zu inszenieren weiß, hatte er schließlich 2004 mit “The Day After Tomorrow” eindrucksvoll bewiesen. Und “10,000 B.C.” war ja irgendwie auch eine Katastrophe, wenngleich kein Katastrophenfilm … egal: Ich hatte mich gefreut! Und wurde maßlos enttäuscht …

Ich beginne mit den positiven Seiten des Films: Die abwechslungsreichen Effekte, besonders die beeindruckenden Wassermassen, sind überaus gelungen.

Und nun zu den schlechten Seiten: Die Geschichte. Die Dramaturgie. Die Charaktere. Die Dialoge. Kurz gesagt: Der komplette Rest. Und wie ich bereits schrieb: Ich gehöre gewiss nicht zu den anspruchsvollsten meiner Zunft.

Dass ein Katastrophenfilm keine originelle Geschichte benötigt, würde ich sofort unterschreiben. Doch ein wenig mehr als “Die Figuren hetzen von A nach B, befinden sich jederzeit mitten im Getümmel und überstehen als einzige jede noch so haarsträubende Situation” darf es dann doch gerne sein. Zumal Szenen wie eine Flucht mit dem PKW, während die Landmassen vor, hinter, links und rechts vom Wagen wegbrechen, keineswegs spannend sind, sondern eher an ein Geschicklichkeitsspiel erinnern. Dieselben langweiligen Fluchtszenen dann noch mal mit einem Wohnmobil, einem kleinen Flugzeug, einem großen Flugzeug, hier noch mal ein untergehendes Schiff und dort noch mal ein etwas größeres untergehendes Schiff – ich kann gar nicht so viel Cola trinken, wie ich bräuchte, um dabei wach zu bleiben.

Wenn doch wenigstens die Charaktere interessant oder zumindest sympathisch wären, aber Roland Emmerich schafft es einfach nicht, den Figuren auch nur ansatzweise Leben einzuhauchen. An sich gute Darsteller wie John Cusack und Chiwetel Ejiofor tapsen unkoordiniert durchs Bild und blicken betroffen in die Kamera, dass es eine Schande ist. Was für eine Verschwendung von Talent.

So richtig peinlich wird es, wenn nicht mehr nur getapst und geblickt, sondern zusätzlich auch noch gesprochen wird. Gegen die Dialoge in “2012” wirkt jede GZSZ-Unterhaltung elitär. Besonders die finale “Wir dürfen unsere Menschlichkeit nicht verlieren”-Rede ist an Grausamkeit nicht zu überbieten – dagegen war selbst die Rede des Präsidenten in “Independence Day” ein intellektueller Hochgenuss. Vielleicht hat aber auch einfach nur die Synchronisation versagt – wer’s glaubt …

Mein Fazit

Abgesehen von den tollen Effekten und des krachenden Sounds in sämtlichen Disziplinen versagende Enttäuschung eines Katastrophenfilms. Da schaue ich mir doch lieber zum wiederholten Male “Dante’s Peak”, “The Day After Tomorrow” und “Poseidon” an …

Meine Wertung: 4/10

Im Kino gesehen: Monsters vs. Aliens 3D

Die Kinolandschaft steht vor einer Revolution. Oder ist es doch nur eine Modeerscheinung? Fakt ist, dass immer mehr Filme in 3D erscheinen und mit der UCI Multiplex GmbH endlich eine größere Kinokette in Deutschland auf digitales 3D umgerüstet hat. Doch was bietet das so genannte RealD-Verfahren wirklich? Um diese Frage zu beantworten, bin ich gestern ins 60 Kilometer entfernte Flensburg gefahren und habe es getestet …

Worum geht’s

Am Tag ihrer Hochzeit wird Susan von einem Meteor getroffen und mutiert zur 20-Meter-Frau. Noch bevor sie realisiert, was ihr gerade widerfahren ist, wird Susan auch schon vom Militär eingefangen und in einem Geheimversteck eingesperrt. Da sie eine Gefahr für die Menschheit darstelle, erklärt ihr General K.O. Putsch, müsse sie vom Militär bewacht werden. In der Anlage trifft Susan, vom Staat offiziell in Gigantika umgetauft, auf den Tausende von Jahren alten Fischmenschen Missing Link, den genialen aber leicht verrückten Insekt-Mensch-Mischling Prof. Dr. Kakerlake, die unzerstörbare gallertartige Masse B.O.B. und auf die riesige Larve Insektosaurus. Zum Wohl der Menschheit fristen die sympathischen Monster ein trostloses Leben in Isolation. Erst als der außerirdische Herrscher Gallaxhar der Erde mit Tod und Versklavung droht, dürfen Gigantika, Missing Link, Prof. Dr. Kakerlake, B.O.B. und Insektosaurus zeigen, was in ihnen steckt …

Meine Meinung

“Monsters vs. Aliens” ist ein typischer Dreamworks-Animationsfilm: Ausreichend Action, jede Menge Situationskomik und unzählige Filmzitate. Gerade letztere bieten dem Filmfan zahlreiche Schmunzler. Zwar muss man kein Filmfreak sein, um die Anspielungen auf z.B. “Angriff der 20-Meter-Frau”, “Der Schrecken vom Amazonas”, “Die Fliege”, “Der Blob”, “Godzilla”,  “Independence Day” oder “Der weiße Hai” zu erkennen, doch es hilft ungemein, möchte man jedes Zitat als solches wahrnehmen.

Die Situationskomik, für die sich größtenteils der grandiose B.O.B. zuständig zeichnet, ist wie von Dreamworks gewohnt auf hohem Niveau. Den Vogel schießt hierbei der Präsident der Vereinigten Staaten ab. Egal ob beim ersten Kontakt mit der außerirdischen Lebensform oder als Teilnehmer des Krisenstabs, er ist immer für einen oder mehrere Lacher gut. Und seine Performance von Axel F. dürfte so ziemlich Jedem Tränen in die Augen treiben.

Auch die Action kann sich erneut sehen lassen. Sowohl Susans Flucht vor dem Riesenroboter als auch die Jagd durch das außerirdische Mutterschiff sind klasse inszeniert und lassen keine Wünsche offen.

All diese gelungenen Elemente können jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es Dreamworks nach wie vor an guten Geschichten und gelungener Charakterisierung mangelt. Ja, die Figuren sind sympathisch, aber sie wachsen einem nicht ans Herz. Und ja, die Geschichte ist zweckmäßig, doch nimmt man das Treiben auf der Leinwand lediglich wohlwollend zur Kenntnis, aber niemals wirklich daran teil. Was bleibt, sind 94 Minuten gute Unterhaltung, die den Eindruck hinterlassen, als wäre noch wesentlich mehr möglich gewesen.

Und nun zum 3D-Effekt: Wer bei 3D an den eher zweifelhaften Effekt der alten Rot-Grün-Brillen denkt und dankend abwinkt, tut dem neuen RealD-Verfahren Unrecht. Und verpasst einiges. Man muss selbst erlebt haben, wie plastisch das Bild dank der neuen Technik wirkt. Der 3D-Effekt beschränkt sich keineswegs auf einige ausgewählte “Buh-Szenen”, sondern kommt mit seiner tollen Tiefenwirkung den ganzen Film über zum Tragen. Personen, die im Hintergrund stehen, stehen auch wirklich im Hintergrund. Hubschrauber, die durchs Bild fliegen, fliegen auch wirklich durchs Bild. Die Schärfe des Bildes leidet darunter zum Glück nicht. Lediglich wenn Objekte sich besonders nah am Publikum bewegen, benötigt das Auge ein wenig Zeit, um sich darauf einzustellen.

Abschließend lässt sich sagen, dass RealD durchaus gelungen ist (allerdings könnten die Brillen etwas größer sein) und den Film tatsächlich aufwertet. Das Auge isst nun mal mit. Für mich steht fest: 3D-Filme werden auch nur noch in 3D geschaut. Ich bin schon sehr gespannt, wie der Effekt in einem Realfilm wirkt. Ab dem 20.05.2009 weiß ich mehr: Dann startet mit “My Bloody Valentine 3D” der erste RealD-3D-Horrorfilm.

Mein Fazit

Unterhaltsamer Animationsfilm mit guter Situationskomik und zahlreichen Filmanspielungen, den man unbedingt in 3D gesehen haben sollte.

Meine Wertung: 6/10 (in 3D 7/10)

P.S.: Beim Abspann bitte nicht sofort den Saal verlassen …

Im Kino gesehen: Slumdog Millionär

Insgesamt acht Oscars hat Danny Boyles “Slumdog Millionär” bei der diesjährigen Oscar-Verleihung abstauben können, unter anderem den Oscar für den besten Film und die beste Regie. Und schon streiten sich die Gelehrten, ob er diese Oscars auch wirklich verdient hat. Da ich mich selbst nicht zu den Gelehrten zähle, halte ich mich aus dieser Diskussion vornehm raus. Und es ist auch egal, ob er die Oscars nun verdient hat oder nicht: Ein toller Film ist “Slumdog Millionär” zweifellos geworden …

Worum geht’s

In den Slums von Mumbai ist er aufgewachsen, eine Schule hat er nie besucht – und dennoch konnte der 18-jährige Jamal (Dev Patel) bei “Wer wird Millionär” jede Frage korrekt beantworten und ist nur noch eine Frage davon entfernt, den Hauptgewinn in Höhe von 20 Millionen Rupien zu gewinnen. Moderator Prem Kumar (Anil Kapoor) wittert Betrug, lässt Jamal inhaftieren und von zwei Polizisten brutal verhören. Während der Vernehmung erzählt Jamal aus seinem Leben und erklärt anhand von einschneidenden Erlebnissen, wie er die Fragen beantworten konnte – und langsam wird den Polizisten klar, dass Jamal nicht des Geldes wegen an der Show teilnimmt …

Meine Meinung

Was brauchst du, um die Liebe deines Lebens zu finden?

A: Geld
B: Glück
C: Grips
D: Schicksal

Ich lüfte hoffentlich kein Geheimnis, wenn ich verrate, dass es Jamal um seine Jugendliebe Latika (einfach bezaubernd: Freida Pinto) geht, die er durch die Teilnahme an der Show zu finden hofft. Doch “Slumdog Millionär” ist weit mehr als eine romantische Liebesgeschichte: Er ist Romanze, Märchen, Drama und Krimi zugleich. Und er ist nichts für schwache Nerven. Wenn kleinen Kindern die Augen ausgebrannt werden, weil sie blind mehr Geld erbetteln können, junge Mädchen zur Prostitution gezwungen werden und Jamals Bruder Salim (Madhur Mittal) in die Kriminalität abrutscht, bleibt einem der Glaube an ein glückliches Ende im Halse stecken.

Das ganze Leben ist ein Quiz. Und am Ende siegt die Liebe.

Dass der Film dennoch niemals in eine depressive Grundstimmung verfällt, verdankt er drei Dingen: Der farbenfrohen und trotz teils heikler Bilder liebenswert verspielten Inszenierung Danny Boyles, der jederzeit perfekt passenden Musikuntermalung und dem Hauptdarsteller Dev Patel, der es problemlos schafft, den unermüdlichen Glauben an seine eine wahre Liebe perfekt auf die Leinwand zu übertragen.

Wenn es etwas gibt, dass es an dem Film auszusetzen gibt, dann, dass die Kindheit Jamals einen zu großen Teil des Films für sich in Anspruch nimmt, während die Zeit als Teenager schon fast ein wenig gehetzt wirkt. Damit meine ich freilich nicht, dass die Kindheit hätte kürzer ausfallen müssen. Vielmehr hätten zwanzig Minuten mehr Laufzeit den Film runder wirken und die Beziehung zwischen Jamal und Latika noch emotionaler ausfallen lassen.

Doch auch so fiebert man als Zuschauer mit Jamal und Latika mit – und wenn am Ende die letzte  und alles entscheidende Frage gestellt wird, ist dies spannender, als es jede Übertragung mit Günther Jauch je sein könnte …

Mein Fazit

Trotz teils drastischer Bilder wunderschönes Märchen, dass einen wieder an die eine wahre Liebe und, bedingt dadurch, dass jedes noch so schreckliche Ereignis Jamal einen Schritt näher an sein Ziel führt, vor allem an das Schicksal glauben lässt. Inszenatorisch nahezu perfekt, beweist Danny Boyle eindrucksvoll, dass es kein großes Budget bedarf, um einen tollen Film zu drehen.

Meine Wertung: 9/10

Review: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (2008)

Hauptplakatjpeg_494x700 So langsam macht sich bemerkbar, dass Deutschlands Kinolandschaft technisch ein wenig hinterherhinkt: Immer mehr Kinofilme erscheinen in 3D, wovon in Deutschland jedoch die Wenigsten etwas haben dürften. Bleibt zu hoffen, dass Deutschlands Kinobetreiber trotz der Konjunkturschwäche schnell aufrüsten, damit wir Filme wie “Bolt” oder “Die Reise zum Mittelpunkt der Erde” auch so sehen können, wie sie gedacht sind …

Worum geht’s

Vor Jahren verschwand der Bruder des Vulkanologen Prof. Trevor Anderson (Brendan Fraser) bei einer Forschungsreise. Als Trevors Messgeräte exakt dieselben Werte wie zum Zeitpunkt des Verschwindens anzeigen, reisen er und sein Neffe Sean (Josh Hutcherson) nach Island, in der Hoffnung, etwas über den verschwundenen Max herauszufinden. Gemeinsam mit der Bergführerin Hannah (Anita Briem) machen sie sich auf den Weg – und finden mehr, als sie je zu träumen gewagt hätten …

Meine Meinung

Das Schlimmste hatte ich befürchtet – und wurde positiv überrascht. “Die Reise zum Mittelpunkt der Erde” ist ein erstaunlich kurzweiliger Abenteuerfilm, der die Geschichte von Jules Verne lediglich als Aufhänger nimmt und keinesfalls als Verfilmung verstanden werden möchte. Ganz im Gegenteil: Der Roman dient im Film als wertvoller Ratgeber und hilft den Protagonisten in manch kniffeliger Situation weiter. Ich wusste doch schon immer, dass das Lesen von Büchern Leben retten kann.

Szenenbild_06jpeg_700x466 Die zu überstehenden Abenteuer sind ebenso abwechslungsreich wie kindgerecht. Egal ob die (stark an Indiana Jones erinnernde) Lorenfahrt durch einen alten Schacht, der Kampf gegen fliegende Fische und fleischfressende Pflanzen oder die Flucht vor einem riesigen T-Rex, alles wird mit viel Witz erzählt, so dass sich der Film auch sehr gut gemeinsam mit den Kleinen anschauen lässt. Während diese sich an der knallbunten Optik laben, erfreuen sich die Großen an den amüsanten Dialogen und dem größtenteils gelungenen Wortwitz.

Doch es gibt auch Grund zur Klage, denn die im Film verwendeten Effekte sind alles andere als State of the Art und pendeln sich irgendwo zwischen “ganz okay” und “oh Gott, wie grausam” ein. Oder kurz formuliert: Es sieht alles arg künstlich aus. Irgendwie passt das zwar zum bunten Bonbon-Stil des Films, doch ein wenig mehr “Realismus” hätte ich mir dann doch gewünscht.
Dass die 3D-Effekte teilweise etwas aufgesetzt wirken (auch hier kommt, wie so oft in solchen Filmen, ein Yo-Yo zum Einsatz), werfe ich dem Film nicht vor. Ich bin mir sicher, dass diese Spielereien in entsprechend ausgestatteten Kinos durchaus spaßig anzusehen sind.

Szenenbild_03jpeg_700x393 Die Darsteller leisten solide Arbeit, liefern dabei jedoch auch keine Glanzleisung ab. Während Brendan Fraser im Endeffekt mal wieder eine Variante des Rick O’Connell aus “Die Mumie” spielt, lässt Anita Briem dank ihrer natürlichen Art die Herzen der Männer und Jungen höher schlagen. Positiv: Josh Hutcherson spielt keineswegs den nervigen Jungen, der ständig gerettet werden muss, sondern überzeugt als durchaus sympathischer Jugendlicher.

Mein Fazit

Knallbuntes Abenteuer für Groß und vor allem Klein, das erfreulich unbeschwert daher kommt und überaus kurzweilig unterhält. Für die im Film angedeutete Fortsetzung (das nächste Ziel dürfte Atlantis werden) wünsche ich mir aber bessere Effekte – und ein 3D-Kino.

Meine Wertung: 6-7/10

Im Kino gesehen: Australia

Eigentlich wollte ich diese Review bereits am Wochenende geschrieben haben, doch ein EDV-Problem sorgte dafür, dass ich bis heute keinen voll funktionsfähigen Rechner hatte. Wie sagt der Hafenarbeiter in "Ghostbusters 2" so treffend, als die Titanic einläuft: Lieber spät als nie.

Worum geht’s

Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs reist die englische Adelige Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) nach Australien, um sich dort mit ihrem Mann auszusprechen. Doch statt auf einem gepflegten Anwesen trifft sie auf einer völlig heruntergekommenen Ranch ein – und findet dort die Leiche ihres angeblich von Aborigines ermordeten Mannes. Um die Rinderfarm zu retten, beschließt Lady Ashley, die Viehherde mit Hilfe des raubeinigen Drover (Hugh Jackman) und der übrig gebliebenen Angestellten zusammenzutreiben und zu verkaufen. Dies ruft den Rinderbaron King Carney (Bryan Brown) auf den Plan, der sich sein Monopol nicht so einfach nehmen lassen möchte …

Meine Meinung

Ohne lange um den heißen Brei herum zu reden: "Australia" ist trotz einiger Schwächen und einer Laufzeit von 165 Minuten einer der kurzweiligsten und unterhaltsamsten Filme, die ich 2008 sehen durfte. Und er ist definitiv ganz anders, als das, was ich nach dem Trailer erwartet hatte. Gerechnet hatte ich nämlich mit einer eher ernsten Mischung aus Abenteuerfilm und Romanze – und nicht damit, mir mehrmals vor Lachen die Tränen aus dem Gesicht wischen zu müssen. Besonders in der ersten Hälfte weist "Australia" so derart viele köstliche Szenen auf, dass es eine wahre Wonne ist. Zumal diese Szenen teils so ironisch und zynisch sind, dass einem das Lachen fast im Halse stecken bleibt. Zur Mitte tritt der Humor dann in den Hintergrund und weicht der Romanze zwischen Lady Ashley und Drover. Ohne in allzu großen Kitsch abzudriften, entwickelt sich aus der anfänglichen Abneigung eine Liebe, die gleichermaßen auf Respekt und Leidenschaft beruht.

Bis zu diesem Moment hätte ich dem Film die höchste aller möglichen Wertungen gegeben. Doch leider kann Regisseur Baz Luhrmann die Qualität im letzten Drittel nicht halten und verliert bei den Themen Beziehungskrise, Rassismus und Kriegsausbruch das Gespür für eine ausgewogene Mischung. Nicht dass das Ende nicht zu fesseln vermag oder langweilig wäre. Dem ist weiß Gott nicht so. Jedoch fällt es im Vergleich zu den vorangegangenen zwei Stunden ein wenig ab und will nicht so recht zu dem humorvollen Beginn passen.

Als echter Glücksgriff erweist sich die Besetzung. Hatte ich bei Nicole Kidman während des Trailers noch Bedenken, so hat sie mich im fertigen Film eines Besseren belehrt. Ihre Wandlung von der versnobten Adeligen zur anpackenden Ranchbesitzerin ist ebenso unterhaltsam wie glaubwürdig. Und Hugh Jackman … nun, der darf die Herzen der Frauen schneller schlagen lassen und in einer frauenfreundlichen "Ich-spüle-mir-in-Zeitlupe-den-Schaum-vom-Körper-Szene" eindrucksvoll beweisen, wieso er zum Sexiest Man Alive gekürt wurde. Dass Jackman eine coole Sau ist, die auch in den Actionszenen zu überzeugen weiß, muss ich nicht erwähnen, oder?

Mein Fazit

Fast perfekte Mischung aus Abenteuerfilm, Romanze und Komödie, die über zwei Stunden lang perfekt unterhält und lediglich zum Ende hin etwas dick aufträgt. Definitiv ein Film, den man nicht nur wegen der schönen Landschaftsaufnahmen im Kino gesehen haben sollte.

Meine Wertung: 9/10

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