Im Heimkino gesehen: The Model

Ja, es ist ruhig geworden in meinem Blog. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass ich letztes Jahr mit der Fotografie begonnen habe. Mit der Porträtfotografie, um genau zu sein. Und in dieses neue Hobby investiere ich derzeit unheimlich viel Zeit und Energie. Selbstverständlich schaue ich immer noch Filme, nur zum Schreiben komme ich derzeit eher selten. Umso schöner, dass mit dem dänischen Drama „The Model“ nun (bzw. bereits letzten Monat) ein Film erschienen ist, der meine zwei Hobbys miteinander vereint und mich dazu gebracht hat, mal wieder die Tastatur zu entstauben. Ob mir der Film gefallen hat und ob er auch für Menschen interessant ist, die mit der Fotografie oder dem Modelgeschäft nichts am Hut haben, erfahrt ihr … jetzt.

Worum geht’s

Die junge Dänin Emma (Maria Palm) träumt davon, einmal für Chanel auf der Pariser Fashion Week zu laufen. Um sich ihren Traum zu erfüllen, zieht Emma nach Paris, wo sie über eine Modelagentur die Chance erhält, mit dem angesagten und charismatischen Fotografen Shane White (Ed Skrein) zusammenzuarbeiten. Das Shooting gerät zwar zu einer mittleren Katastrophe, doch als Emma und Shane sich kurz darauf in einem Club wiedersehen, ist dies der Anfang einer Beziehung, die Emma alle Türen in Paris zu öffnen scheint. Doch die Fashion-Szene spielt nach ihren eigenen Regeln, an denen die ehrgeizige Emma mehr und mehr zugrunde geht …

Meine Meinung

Vermutlich kennt jeder von uns mindestens ein Mädchen bzw. eine junge Frau, die davon träumt, als Topmodel Karriere zu machen. Dass nicht mal Heidi Klum ihr Germany’s Next Topmodel (ja, ich tue das absichtlich so formulieren) als abschreckendes Beispiel genügt, zeigt, wie tief verwurzelt dieser Wunsch sein muss. Und wer kann es den jungen Mädchen verübeln? Ständig gibt’s neue schicke Kleidung, man ziert die Titelseiten der schönsten Magazine und verbringt jede Nacht in einem anderen Luxushotel. Die Abende bestehen durchweg aus fantastischen Feiern, die Männer (oder Frauen) liegen einem zu Füßen – wer bei solch tollen Aussichten andere berufliche Ambitionen hegt, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen.

Mads Matthiesens Drama „The Model“ zeichnet allerdings ein gänzlich anderes und zutiefst deprimierendes Bild der Modebranche. In Paris angekommen, muss Emma sich ihr winziges Zimmer mit einem zweiten Model teilen, während der schmierige Vermieter nur einen Raum weiter wohnt. Die Freundlichkeit und Anteilnahme aller Personen, die Emma im Lauf ihrer Karriere kennenlernt, wirken von Anfang an aufgesetzt – und erweisen sich letzten Endes auch als solches. Alle Beteiligten sind von Oberflächlichkeit und grenzenlosem Egoismus geprägt. Um die eigenen Ziele zu erreichen oder die Auftraggeber zufriedenzustellen, sind alle Mittel erlaubt. Rücksichtslos wird getan, was vermeintlich notwendig ist oder schlicht gefällt. Die eigene Karriere oder das eigene Vergnügen rechtfertigen alles. Und wo alle gleich ticken, sind echte Konsequenzen kaum zu befürchten. Dass an dieser Haltung Menschen zugrunde gehen, wird billigend in Kauf genommen, da sich letztendlich jeder freiwillig für diese Art zu leben entschieden hat.

Hauptdarstellerin Maria Palm, die im echten Leben tatsächlich ein Supermodel ist, spielt die anfangs naive, später labile Emma erstaunlich stark und facettenreich. Schüttelt man anfangs nach einigen ihrer Entscheidungen noch den Kopf, werden diese später durch einen kleinen Kniff des Drehbuchs in ein anderes Licht gerückt. Spätestens ab diesem Moment wird klar, wie unreif Emma ist und dass sie Unterstützung braucht, die ihr in dieser egoistischen Welt jedoch verwehrt bleibt. Dass Maria Palm es schafft, all dies glaubhaft rüberzubringen, ist mir durchaus ein Kompliment wert.

Manch einer mag vielleicht bemängeln, dass „The Model“ keine echte Spannungskurve zu bieten hat. Da der Film ein Drama und kein Thriller ist, hat mich dies jedoch absolut nicht gestört. Ganz im Gegenteil. Die ruhige, kühle Inszenierung sorgte bei mir vielmehr dafür, dass ich den Film durchweg glaubwürdig fand – und seitdem hoffe, dass das Treiben stark überspitzt dargestellt wurde und die Fashion-Szene in der Realität nicht ganz so verkommen ist.

Mein Fazit

Inhaltlich durchweg interessant, ruhig inszeniert und gut gespielt, ist „The Model“ ein Drama, das zeigt, wohin Oberflächlichkeit und purer Egoismus führen. Auch wer sich nicht für die Modewelt interessiert, darf gerne einen Blick riskieren. Und sei es nur, um vorgeführt zu bekommen, wie man selbst (hoffentlich) nie sein oder werden möchte.

Meine Wertung: 8/10

Im Heimkino gesehen: „I Spit on Your Grave 3: Vengeance is Mine“

Überraschung! Ja, ich lebe noch. Und nur für den Fall, dass ihr es nicht wusstet: Nicht nur ich, auch das „I Spit On Your Grave“-Franchise lebt noch. Obwohl die Fotografie inzwischen gut 90 Prozent meiner Freizeit in Anspruch nimmt, habe ich es geschafft, mir den dritten Teil der (neuen) Reihe anzuschauen. Und sogar darüber zu schreiben. Manchmal geschehen halt noch Zeichen und Wunder. Zum Glück betreibe ich dieses Blog nur als Hobby – und nicht, um damit Geld zu verdienen oder die Weltherrschaft zu übernehmen. So, genug gequatscht. Es soll hier schließlich um den Film gehen …

Worum geht’s

Nach den traumatischen Ereignissen in Louisiana lebt Jennifer (Sarah Butler) zurückgezogen und unter falschem Namen in Los Angeles. Von wiederkehrenden Gewaltphantasien gequält, meidet sie jegliche sozialen Kontakte. In einer Selbsthilfegruppe für Vergewaltigungsopfer lernt Jennifer die taffe Marla (Jennifer Landon) kennen. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die abrupt endet, als Marla brutal ermordet wird. Vom inneren Zorn endgültig übermannt, beschließt Jennifer, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen – und startet einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen vermeintliche Vergewaltiger …

Meine Meinung

Ein kurzer Blick zurück: Der 2010er „I Spit on Your Grave“ ist ein Remake des umstrittenen Klassikers aus dem Jahr 1978. In beiden Filmen wird die Schriftstellerin Jennifer Hills Opfer einer brutalen Gruppenvergewaltigung und vermeintlich tot zurückgelassen, überlebt jedoch schwer verletzt und schlägt später brutal zurück. 2013 folgte eine Fortsetzung, die inhaltlich in keinem Zusammenhang zu den bisherigen Filmen steht, sondern schlicht dieselbe Geschichte mit neuen Figuren in einer anderen Umgebung noch mal erzählt. Handwerklich ist „I Spit on Your Grave 2“ zwar solide, bietet inhaltlich aber nichts neues und treibt die Demütigungen und Gewalt derart auf die Spitze, dass es selbst mir beim Schauen zeitweise zu viel des Guten war.

Mit „I Spit on Your Grave 3: Vengeance Is Mine“ gibt es nun eine „echte“ Fortsetzung, in der wir endlich erfahren, wie es mit Jennifer Hills weitergeht. Dabei bleibt uns eine erneute Vergewaltigung glücklicherweise erspart. Statt Jennifer zum Opfer eines weiteren Gewaltverbrechens zu machen, konzentriert sich der Film auf die tiefen seelischen Verletzungen, die Jennifer erlitten hat. Und auf deren Folgen. So ist es für Jennifer, abermals toll gespielt von Sarah Butler, nahezu unmöglich, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Sie lebt isoliert, nimmt Belästigungen verstärkt wahr und leidet unter wiederkehrenden Gewaltphantasien. Auch wenn „I Spit on Your Grave 3“ kein psychologisches Drama ist, macht der Film dennoch unmissverständlich klar, wie stark Vergewaltigungsopfer (und deren Angehörige) auch Jahre nach der Tat auf unterschiedlichste Weise unter dieser zu leiden haben. So weit, so gelungen.

Da der Filmtitel aber nun mal verpflichtet, bleibt es natürlich nicht beim Aufarbeiten der Geschehnisse. Und so finden wir Jennifer alsbald in einem blutigen Rachefeldzug wieder. Ein Rachefeldzug, der zwar spannend und interessant ausfällt, aber dennoch leider nicht ganz überzeugen kann. Dass die Gewalt deutlich zurückgefahren wurde, hat mir persönlich ehrlich gesagt sehr gut gefallen, dürfte Gorehounds aber sauer aufstoßen. Trotz zwei überdurchschnittlich brutaler Szenen ist „I Spit on Your Grave 3“ eher als harter Thriller im „Ein Mann sieht rot“-Stil zu verstehen – und nicht unbedingt als weiterer Vertreter des Rape-and-Revenge-Genres.

Was mir hingegen weniger gut gefallen hat, sind die Schwächen im Drehbuch. Und die nicht genutzten Chancen. Zum Beispiel agiert die Polizei so unfähig, dass ich mich frage, wie diese jemals auch nur ein Verbrechen lösen konnte. Schließlich ist es nicht so, dass Jennifer sich bei ihren Taten bzw. beim Vertuschen der Spuren sonderlich geschickt anstellt. Bedauerlich ist außerdem, dass Jennifers Amoklauf letztlich nur tatsächlich schuldige Männer trifft. Wären auch Unschuldige unter den Opfern, würde dies dem Film gleich eine ganz andere Tiefe verleihen. Auch wenn der Film dadurch nicht ungenießbar wird, sorgt das doch für deutliche Abzüge in der B-Note.

Mein Fazit

„I Spit on Your Grave 3“ ist eine spannende Fortsetzung mit toller Hauptdarstellerin und interessanten Ansätzen, bleibt insgesamt aber leider etwas zu oberflächlich. Da wäre mehr drin gewesen. Aber auch deutlich weniger.

Meine Wertung: 7/10

Im Heimkino gesehen: Jessabelle – Die Vorsehung

Gut, eigentlich wollte ich von meinen derzeit offenen Jason-Blum-Filmen zuerst „The Lords of Salem“, dann „Dark Skies“ und zu guter Letzt „Oculus“ schauen, doch wenn mir Koch Media schon ein Rezensionsexemplar von „Jessabelle – Die Vorsehung“ schickt, genießt dieser natürlich Priorität. Außerdem ist der Film gerade erst erschienen, was mir wiederum die Möglichkeit gibt, euch nach langer Zeit endlich mal wieder eine halbwegs aktuelle Review zu bieten. Also, los geht’s!

Worum geht’s

Nach einem schweren Autounfall, bei dem sie ihren Freund und ihr ungeborenes Baby verloren hat, ist die junge Jessie (Sarah Snook) auf einen Rollstuhl und die Hilfe ihres Vaters Leon (David Andrews) angewiesen. Obgleich die beiden seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegen, nimmt Leon seine Tochter bei sich auf und bringt sie im Zimmer ihrer verstorbenen Mutter (Joelle Carter) unter. Dort entdeckt Jessie Videobänder, auf denen ihre zu diesem Zeitpunkt bereits todkranke Mutter Jessie die Karten legt und ihr düstere Geschehnisse voraussagt. Während Leon seiner Tochter verbietet, die Videos weiter anzuschauen, beginnt Jessie schon bald, unheimliche Erscheinungen wahrzunehmen. Gemeinsam mit ihrem Jugendfreund Preston (Joelle Carter) versucht Jessie herauszufinden, was die Videobotschaften ihrer Mutter und die seltsamen Geschehnisse im Haus zu bedeuten haben …

Meine Meinung

Die Reviews, die ich bislang zu „Jessabelle – Die Vorsehung“ gelesen habe, fielen alles andere als wohlwollend aus. Umso überraschter war ich gestern Abend nach dem Film, da er meiner Meinung nach längst nicht so schlecht ist, wie er geschrieben wird. Ganz im Gegenteil. Gut, ein Meisterwerk dürft ihr auch nicht erwarten. Aber einen grundsoliden Voodoo-Horrorfilm mit brauchbaren Darstellern, durchaus bedrohlicher Atmosphäre, zwei bis drei sehr gelungenen Gänsehautmomenten und einem bitterbö… nein, damit würde ich zu viel verraten.

Regisseur Kevin Greutert, der zuvor „Saw VI“ und „Saw 3D – Vollendung“ inszenierte, ist mehr Handwerker als Visionär, versteht es aber, sein Publikum bei der Stange zu halten. Die Atmosphäre des insgesamt eher ruhigen Films wird stetig bedrohlicher, was nicht zuletzt der Geschichte zu verdanken ist. Diese fällt erfreulicherweise recht unvorhersehbar aus und hat eine durchaus interessante Wendung zu bieten, die gleichzeitig allerdings auch dazu führt, dass die eine oder andere Frage zum Geschehen letztlich unbeantwortet bleibt. Die obligatorischen Schreckmomente dürfen natürlich auch nicht fehlen, sind erwartungsgemäß etwas vorhersehbar (gnihihi), sitzen aber dennoch und kommen zur richtigen Zeit. Nämlich immer dann, wenn es zu ruhig zu werden und die Aufmerksamkeit abzugleiten droht.

Auf Seiten der Darsteller bleibt am ehesten Sarah Snook in Erinnerung, die mir in dem faszinierenden Zeitreisethriller „Predestination“ (Noch nicht gesehen? Nachholen! Jetzt!) zwar deutlich besser gefallen hat, aber auch hier eine grundsolide Leistung abliefert. Auch wenn ihr Schmollmund auf mich zeitweise etwas aufgesetzt und dadurch unpassend wirkte.

Mein Fazit

Auch wenn „Jessabelle – Die Vorsehung“ keinen Innovationspreis gewinnt, bietet der Voodoo-Grusler doch solide Unterhaltung auf überdurchschnittlichem Direct-to-Video-Niveau. Oder anders formuliert: Ich als Horrorfan fühlte mich überraschend gut unterhalten.

Meine Wertung: 6/10

Im Heimkino gesehen: Skin Trade

Nachdem ich die ersten beiden Wochen meines Urlaubs extrem entspannt angegangen bin, ist nun die Zeit gekommen, langsam wieder ein wenig produktiver zu werden. Nicht nur, weil mein Blog sonst auszusterben droht, sondern insbesondere, um sich nicht zu sehr ans Faulenzen zu gewöhnen und den Schock kleiner zu halten, wenn es nächste Woche wieder ins Büro geht. Also hinfort mit dir, innerer Schweinehund – und los!

Worum geht’s

Detective Nick Cassidy (Dolph Lundgren) ist einem international agierenden Mädchenhändler-Ring auf der Spur. Als er bei einem Einsatz dessen Sohn erschießt, zieht Nick den Zorn des mächtigen Gangsterbosses Viktor Dragovic (Ron Perlman) auf sich. Nach einem brutalen Anschlag auf sein Haus wacht Nick schwer verletzt im Krankenhaus auf. Von seinem Vorgesetzen Costello (Peter Weller) und dem FBI-Agenten Reed (Michael Jai White) wird Nick darüber informiert, dass sowohl seine Frau als auch seine Tochter bei dem Anschlag ums Leben gekommen sind und Viktor sich nach Bangkok abgesetzt hat. Nichts mehr zu verlieren, begibt sich Nick nach Bangkok um Viktors Netz auf eigene Faust zu zerschlagen und Rache für seine getötete Familie zu nehmen. Dabei trifft Nick auf den gnadenlosen Cop Tony Vitayakul (Tony Jaa), der ebenfalls Jagd auf Viktor und dessen Schergen macht …

Meine Meinung

Seit heute ist der Direct-to-Video-Actioner „Skin Trade“ im Handel erhältlich – und hat mich durchaus positiv überrascht. „Skin Trade“ hebt sich nicht nur wohltuend von den billigen Ostblock-Produktionen eines Steven Seagal ab, sondern weckt sogar Erinnerungen an die guten alten 90er und günstig produzierte B-Actionfilme wie „Excessive Force“, „Showdown in Little Tokyo“ und den (wenn auch unerreichbaren) „Rapid Fire“. Dabei ist mir selbstverständlich bewusst, dass es sich bei diesen Filmen mitnichten um Meisterwerke handelt. Aber sie sind solide inszeniert und geben dem Genre-Fan das, was er sehen möchte: kurzweilige Action ohne Schnörkel. Und genau in diese Kerbe schlägt auch „Skin Trade“.

Dass ich dem Film pünktlich zum Release überhaupt eine Chance gegeben und nicht gewartet habe, bis er im Grabbeltisch zu finden ist, liegt nicht zuletzt an der Besetzung neben Dolph Lundgren, die mich hoffen ließ, hier mehr geboten zu bekommen als den üblichen Direct-to-Video-Bodensatz. Zugegeben, Tony Jaa („Ong-bak“, „Revenge of the Warrior“, „Fast & Furious 7“) und Michael Jai White („Spawn“, „Undisputed II: Last Man Standing“, „Black Dynamite“) sind derzeit keine zukünftigen Oscar-Anwärter, doch in Actionszenen wissen sie schon heute nicht nur zu überzeugen, sondern durchaus auch zu beeindrucken. Mit Ron Perlman („Hellboy“, „Drive“, „Pacific Rim“) als Gegenspieler und Peter Weller („RoboCop“, „Screamers“, „Star Trek: Into Darkness“) sowie Cary-Hiroyuki Tagawa („Showdown in Little Tokyo“, „Mortal Kombat“, „Planet der Affen“) in kleineren Nebenrollen darf der Film (für solch eine Produktion) durchaus als hochwertig besetzt bezeichnet werden.

Namen können bekanntlich mehr versprechen als letztlich gehalten wird, doch glücklicherweise kann auch der Rest des Films grundsätzlich überzeugen. Die gradlinige Geschichte wird ohne Längen vorangetrieben, die Dialoge kommen ohne peinliche Aussetzer aus und optisch sieht „Skin Trade“ sowohl in den ruhigen als auch in den Actionszenen überraschend hochwertig und keineswegs wie eine Billigproduktion aus. Die Actionszenen selbst bieten zwar keine echten Höhepunkte, wurden aber durchaus solide und abwechslungsreich inszeniert. Von Verfolgungsjagden über Schießereien bis hin zu waffenlosen Kämpfen wird alles geboten, was der Actionfan sehen möchte. Insbesondere die Kämpfe Lundgren vs. Jaa und Jaa vs. White sind erstaunlich lang, gut choreografiert und überraschend übersichtlich gefilmt, so dass es eine wahre Freude ist, den Beteiligten beim Demonstrieren ihres Könnens zuzuschauen.

Selbstverständlich lassen sich auch Kritikpunkte finden. Ehrlich gesagt muss man nach diesen nicht mal suchen, sie springen einem direkt ins Auge. Zum Beispiel, dass die übersichtliche Geschichte lediglich als Rechtfertigung für die zahlreichen Actionszenen dient, auch wenn uns ein überraschend offenes Ende und eine Texttafel vor dem Abspann mehr weismachen wollen. Auch kommt der Film nicht ohne die typischen Klischees und mehrere Logiklöcher sowie vermeidbare Anschlussfehler aus. Und dass sich die Beteiligten nicht so recht zwischen einer simplen Selbstjustiz-Geschichte und einem düsterem Film über den Menschenhandel entscheiden konnten, sorgt ebenfalls für Abzüge in der B-Note.

Nichtsdestoweniger ist „Skin Trade“ eine unterhaltsame Angelegenheit und mit all seinen Schwächen letztlich genau das geworden, was man von diesem Film erwarten durfte. Aufgabe erfüllt!

Mein Fazit

Kurzweiliger und überraschend hochwertig inszenierter B-Actioner mit toller Besetzung und soliden Actionszenen, der das Rad zwar nicht neu erfindet, aber mehr als solide unterhält.

Meine Wertung: 7/10

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Ein kurzes Fazit zu … „Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler“

„Man geht nie Arsch zu Mund!“ heißt es in „Clerks II“. Wer erinnert sich nicht an die hitzige Diskussion zwischen Dante und Randal, der diese Einstellung erwartungsgemäß nicht teilen wollte. In dem psychopathischen Arzt Dr. Heiter (Dieter Laser) hätte Randal einen Verbündeten gefunden. Um einen menschlichen Tausendfüßler mit einem einzigen Verdauungstrakt zu schaffen, entführt dieser mehrere Menschen und näht sie in seinem Labor Arsch zu Mund aneinander. Während Katsuro (Akihiro Kitamura) als erstes Glied der Kette den Takt vorgibt, haben die US-Studentinnen Lindsay (Ashley C. Williams) und Jenny (Ashlynn Yennie) schon bald die Schnauze voll und mehr zu schlucken, als ihnen lieb ist …

Bevor ihr euch nun angewidert abwendet: Der angebliche Tabubruch „Human Centipede“ ist nur halb so eklig, wie ihr vielleicht vermutet. Die Darstellung des menschlichen Tausendfüßlers beschränkt sich (glücklicherweise) auf würgende Gesichter und sauber aneinander genähte Menschen, die an ihren Wunden medizinisch korrekt verbunden sind. Der Gore-Faktor ist gering, die Spannung allerdings auch, denn viel mehr, als dass die bedauernswerten Opfer auf dem Boden kriechen und sich gegenseitig füttern, passiert nicht. Erst im Finale, in dem zwei Polizisten das Geschehen bereichern, kommt ein wenig Schwung in die Geschichte.

Letztlich lebt der Film einzig und allein von seiner abartigen Idee, die auf den ersten Blick zwar ziemlich abgedreht wirkt, mit Blick auf die Gräueltaten und Menschenversuche echter „Ärzte“ jedoch keineswegs unmöglich erscheint. In Erinnerung bleiben auf jeden Fall der aus Kiel stammende Dieter Laser als psychopathischer Arzt und eine Szene, in der Dr. Heiter seinen Opfern exakt erklärt, was er mit ihnen plant. Diese Situation ist tatsächlich Terror pur.

Für einen Film in Spielfilmlänge ist das aber zu wenig …

Gefangen in der Direct-to-Video-Belanglosigkeit: „Reclaim – Auf eigenes Risiko“

Ach, John Cusack, was ist bloß aus dir geworden. Es gab Zeiten, da spieltest du in tollen Filmen wie „Grosse Pointe Blank – Ein Mann, ein Mord“, „Being John Malkovich“ und „High Fidelity“ mit. Auch in „Weil es Dich gibt“, „Das Urteil – Jeder ist käuflich“ und „Zimmer 1408“ hast du mir richtig gut gefallen. Und mit „Con Air“ und „2012 – Das Ende der Welt“ hast du sogar zwei echte Blockbuster vorzuweisen. Und heute? Spielst du in Direct-to-Video-Premieren mal die Haupt- und immer öfter sogar nur eine Nebenrolle. Gut, das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, schließlich gibt es durchaus DTV-Premieren, die sich als kleiner Geheimtipp entpuppen. Der ab sofort erhältliche Entführungsthriller „Reclaim – Auf eigenes Risiko“ gehört jedoch leider nicht dazu …

Worum geht’s

Da sie als Folgen eines tragischen Autounfalls keine eigenen Kinder bekommen können, beschließt das junge Paar Steven (Ryan Phillippe) und Shannon (Rachelle Lefevre), das haitianische Waisenmädchen Nina (Briana Roy) zu adoptieren. Um Nina abzuholen und die Adoption abzuschließen, reisen Steven und Shannon nach Puerto Rico. Leider befinden sich die für die Ausreise notwendigen Dokumente noch auf dem Postweg, weswegen die frischgebackene Familie von Büroleiterin Reigert (Jacki Weaver) vorerst in einem Hotel untergebracht wird. Als eines Morgens sowohl Nina als auch das Adoptionsbüro spurlos verschwunden sind, wird Steven und Shannon klar, dass sie einer professionellen Bande von Adoptionsbetrügern aufgesessen sind. Der für den Fall verantwortliche Detective (Luis Guzmán) macht dem Paar keine große Hoffnung, doch Steven und Shannon sind bereit, auf eigene Faust nach Nina zu suchen. Und wecken damit das Interesse des scheinbar unbeteiligten Benjamin (John Cusack) …

Meine Meinung

Skrupellose Menschenhändler, die verwaiste Kinder für ihre Zwecke missbrauchen. Verzweifelte Eltern, die bereit sind alles zu opfern. Was sich durchaus interessant und spannend liest, entpuppt sich als unspektakulärer und vorhersehbarer Thriller, der trotz seiner ernsten und durchaus wichtigen Thematik erschreckend oberflächlich und anspruchslos bleibt. Da die Zuschauer offenbar nicht zu stark gefordert oder gar belastet werden sollen, werden die interessantesten Fragen nur angerissen, aber niemals ernsthaft aufgegriffen. Dass so viele Paare in ihrer Verzweiflung auf dubiose Adoptionsangebote eingehen, ließe sich zum Beispiel hervorragend für eine Kritik am Adoptionssystem nutzen. Ebenso werden die psychologischen Folgen für das Waisenkind Nina beinahe komplett vernachlässigt. Dabei hätten insbesondere diese den Film deutlich aufwerten können, denn wie traumatisch es für ein Kind sein muss, unfreiwillig Teil solch einer Betrugsmasche zu sein und von Familie zu Familie gereicht zu werden, mag ich mir nicht ausmalen.

Statt sich mit solchen Fragen zu beschäftigen und der Geschichte die Tiefe zu verleihen, die der Thematik gerecht wird, konzentriert sich „Reclaim“ lieber auf die üblichen 08/15-Thriller-Momente. Da von Anfang an klar ist, wer hier seine Finger im Spiel hat, bleibt die Spannung dabei zwar größtenteils auf der Strecke, wirklich langweilig ist das Geschehen jedoch glücklicherweise auch nicht. Am Ende kommt gar ein wenig Action in Form einer längeren Verfolgungsjagd ins Spiel, die allerdings nicht nur unspektakulär inszeniert, sondern auch noch miserabel getrickst ist. Wie heißt es so schön: Der Wille war da.

Reclaim_Szene_2Ryan Phillippe („Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, „Eiskalte Engel“) und Rachelle Lefevre („Twilight – Biss zum Morgengrauen“, „White House Down“) können als verzweifelte Adoptiveltern durchaus überzeugen, bleiben jedoch aufgrund des oberflächlichen Skripts eher unterfordert. Und ja, das gilt auch für Phillippe, den ich entgegen der allgemeinen Meinung durchaus für einen brauchbaren Darsteller halte. Wobei er mir in kleineren Rollen wie zum Beispiel in „Der Mandat“ doch deutlich besser gefällt. Und wie schlägt sich John Cusack? Nun, hat man die erste Szene mit ihm, in der er um Jahrzehnte gealtert und extrem heruntergekommen aussieht, erstmal verdaut, schlägt sich Cusack recht wacker, obgleich er schon ein wenig gelangweilt wirkt. Das Niveau eines Steven Seagal hat Cusack aber glücklicherweise noch längst nicht erreicht. Ich habe also durchaus noch Hoffnung für den Mann.

Mein Fazit

Unspektakulärer Thriller mit soliden Darstellern, der seiner durchaus interessanten Thematik nicht gerecht wird und nach dem Schauen schnell in Vergessenheit gerät.

Meine Wertung: 5/10

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