Bullet Train (2022)

Mir ist gerade eingefallen, dass ich euch noch meine Meinung zur Actionkomödie „Bullet Train“ schuldig bin. In dieser wird der Auftragskiller Ladybug (Brad Pitt) beauftragt, an Bord eines Hochgeschwindigkeitszugs einen Koffer mit Geld zu stehlen. An Bord muss Ladybug allerdings feststellen, dass er nicht der einzige Attentäter im Zug ist. Und dass hier noch etwas Größeres läuft …

Ihr mögt skurrile Figuren, völlig überzogene Action, comichafte Gewalt und schwarzen Humor? Dann seid ihr bei „Bullet Train“ genau richtig. Der Film ist eine Aneinanderreihung absurder Momente und weckt in seinen besten Momenten Erinnerungen an die guten alten 90er, als schräge Gangsterfilme wie „Reservoir Dogs“ Hochkonjunktur hatten. Die rasante Action hingegen erinnert eher an moderne Comicverfilmungen – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass David Leitch auf dem Regiestuhl saß. Also der Mann, der bereits die nicht minder unterhaltsamen „Deadpool 2“ und „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“ inszenierte.

Gut, echten Anspruch sucht man hier vergebens, aber hey, ich hatte verdammt viel Spaß mit diesem absurd-atemlosen Dialog- und Actionfeuerwerk. Solche Filme sind einfach viel zu selten geworden.

Meine Wertung: 8/10

Orphan: First Kill (2022)

Jaume Collet-Serras „Orphan – Das Waisenkind“ aus dem Jahr 2009 gehört zu den Filmen, die ich gerne empfehle, wenn mich jemand nach einem Geheimtipp fragt. Der so kleine wie fiese Thriller ist düster, spannend und bietet einen wie ich finde extrem genialen Twist, den ich in dieser Form definitiv nicht habe kommen sehen.

Das verspätete Prequel „Orphan: First Kill“ kann hier trotz guter Ansätze und schicker Optik leider nicht mithalten. Zwar bietet auch dieses wieder einen recht gelungenen Twist, doch lässt sich dieser dieses Mal leider schon recht früh erahnen. Da der grundsätzliche Ausgang der Geschichte von Anfang an feststeht, köchelt die Spannung zudem eher auf Sparflamme vor sich hin. Ausgeglichen wird dieses Manko durch eine erneut grandiose Isabelle Fuhrman und einen ausgeprägten schwarzen Humor, der insbesondere im späteren Verlauf des Films durchaus Freude bereitet.

Falls ihr euch fragt, wieso ich nichts zum Inhalt schreibe: Weil es unmöglich ist, sich hierzu zu äußern, ohne den Twist des Vorgängers zu verraten. Und das möchte ich einfach nicht tun. Stattdessen empfehle ich euch lieber, sich unverzüglich „Orphan – Das Waisenkind“ anzuschauen, solltet ihr diesen tatsächlich noch nicht kennen. Danach dürft ihr dann ruhig auch einen Blick auf „Orphan: First Kill“ werfen. Solide Unterhaltung bietet der Film nämlich allemal. Und das ist fast schon mehr, als man nach dieser langen Zeit und der inhaltlichen Prämisse hätte erwarten dürfen.

Meine Wertung: 6/10

Meine Stunden mit Leo (2022)

Ab und an werde ich gefragt, ob ich ausschließlich Horror-, Science-Fiction- und Actionfilme schaue. Dem ist natürlich nicht so. Auch wenn diese Genres bei mir durchaus überwiegen, schaue ich grundsätzlich alles, was mich in irgendeiner Art und Weise anspricht.

Heute zum Beispiel stand „Meine Stunden mit Leo“ auf dem Programm. Ein ruhiges, dialoglastiges Drama, in dem die 55-jährige Witwe Nancy (Emma Thompson) den deutlich jüngeren Sexarbeiter Leo (Daryl McCormack) engagiert, um mit ihm all das auszuleben, was ihr in ihrer eher drögen Ehe nicht möglich war.

Wer dabei auf zahlreiche Sexszenen hofft, darf seine Erwartungen direkt korrigieren. Zwar spielt Sex in dem Film eine durchaus große Rolle (und zum Ende hin wird’s tatsächlich relativ explizit), doch eher in Form von Gesprächen. In diesen geht es neben Sex auch um existenzielle Themen wie unerfüllte Wünsche, Sehnsüchte, Erwartungen, Enttäuschungen und Selbstwahrnehmung. Das hätte langweilig werden können, ist es zum Glück aber nicht. „Meine Stunden mit Leo“ beginnt extrem amüsant, und entwickelt sich im späteren Verlauf zu einem sehr berührenden Film, der nicht nur durch erfreulich natürliche Dialoge, sondern auch durch zwei extrem spielfreudige Darsteller überzeugt, die ihre sympathischen Figuren mit jeder Menge Leben erfüllen. Kurz: Hat mir richtig gut gefallen.

Meine Wertung: 8/10

 

The Menu (2022)

Am 17. November 2022 startete „The Menu“ in unseren Kinos, und schon jetzt, exakt zwei Monate und einen Tag später, ist der Film bei Disney+ verfügbar. Man könnte vermuten, dass fehlende Qualität dafür verantwortlich ist, aber weit gefehlt: „The Menu“ ist meiner Meinung nach nicht nur der beste Film des Jahres 2022, er gehört auch generell zu den besten Filmen, die ich in den letzten Jahren sehen durfte.

Worum es geht? Um Tyler (Nicholas Hoult) und dessen Begleitung Margot (Anya Taylor-Joy), die gemeinsam mit 11 weiteren geladenen Gästen und deren Begleitung auf einer abgelegenen Insel an einem Dinnerabend des Meisterkochs Julian Slowik (Ralph Fiennes) teilnehmen.

Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten, den je weniger ihr über den Film wisst, desto besser. Es reicht zu wissen, dass „The Menu“ dank seiner unheilvollen Atmosphäre von der ersten Minute an fesselt und diese Spannung bis zum Ende hin halten kann. Und dass der Film nicht nur ein hochspannender Thriller, sondern auch eine tiefschwarze Komödie und eine Gesellschaftssatire ist, die zum Nachdenken anregt. Ralph Fiennes spielt den besessenen Meisterkoch einfach nur fantastisch und Anya Taylor-Joy beweist einmal mehr, dass sie zu den besten Darstellern ihrer Generation gehört. Der Film ist so gut, dass ich ihn jetzt gerade, während ich diesen Text schreibe, ein zweites Mal schaue. Wenn euch das nicht überzeugt, dann weiß ich auch nicht.

Und nun entschuldigt mich bitte. Durch das ganze Essen im Film habe ich tierisch Lust auf einen Cheeseburger bekommen.

Meine Wertung: 10/10

 

Monstrous (2022)

Irgendwann in den 50ern. Um ihrem Ehemann zu entkommen, zieht Laura (Christina Ricci) mit ihrem Sohn Cody (Santino Barnard) nach Kalifornien. Laura hofft, in einem abgelegenen Haus etwas Ruhe zu finden. Daraus wird allerdings nichts, denn jede Nacht steigt ein Monster aus dem nahe gelegenen See – und dieses Monster hat es offenbar auf Cody abgesehen …

Mysterythriller sollten im Idealfall zwei Anforderungen erfüllen: Erstens sollten sie spannend sein. Und zweitens die Zuschauer überraschen. „Monstrous“ versagt leider in beiden Disziplinen. Die Geschichte bietet zwar gleich zwei Twists, doch sind beide einfach viel zu vorhersehbar. Den ersten sah ich bereits nach 3 Minuten und 56 Sekunden, den zweiten dann nach 24 Minuten und 45 Sekunden kommen. Und war fortan nur noch damit beschäftigt, darauf zu hoffen, dass es so simpel nicht sein würde. War es aber. Dadurch, dass die nächtlichen Angriffe zwar solide, aber ohne Gespür für echte Spannung inszeniert wurden, und das künstlich aussehende CGI-Monster zudem eher wenig bedrohlich wirkte, kam bei mir leider auch keinerlei Nervenkitzel auf. Als Ergebnis fühlte sich der gerade mal 88 Minuten kurze Film wesentlich länger an, als er tatsächlich war. Daran konnten auch die wie immer gut spielende Christina Ricci und die wirklich schicke Ausstattung nichts ändern.

Meine Wertung: 4/10

Press Play and Love Again (2022)

Schon seit einer Weile versucht Chloe (Lyrica Okano) ihre beste Freundin Laura (Clara Rugaard) mit ihrem Bruder Harrison (Lewis Pullman) zu verkuppeln, doch Laura steht momentan nicht der Sinn nach Dates. Als die beiden sich in einem Plattenladen schließlich doch kennenlernen, sprühen wider Erwarten sofort die Funken. Laura und Harrison werden ein Paar und verbringen eine wunderschöne Zeit miteinander, doch dann kommt Harrison bei einem tragischen Autounfall ums Leben, was Laura völlig aus der Bahn wirft. Vier Jahre später, Laura hat Harrisons Tod noch immer nicht verarbeitet, beschließt sie, sich ihren Gefühlen zu stellen und sich das damals gemeinsam erstellte Mix-Tape anzuhören …

Ich bin ein wenig hin- und hergerissen, wie viel ich von der Story verraten soll. Einerseits ist es vermutlich am besten, so wenig wie möglich über den Film zu wissen, andererseits hatte ich ihn nicht ohne Grund auf meiner Wunschliste und weiß nicht, ob ich ihn mir ohne eine gewisse Information so schnell nach seiner Veröffentlichung angeschaut hätte. Was ihr auf jeden Fall wissen solltet, ist, dass „Press Play and Love Again“ nicht nur ein wunderschön gefilmtes Liebesdrama ist, sondern es dank der unverkrampften Regie und seines tollen Leinwandpaares auch schafft, auf Klischees und Kitsch größtenteils zu verzichten. Wenn Laura und Harrison sich kennenlernen, nimmt man ihnen ihre Zuneigung füreinander von der ersten Minute an ab – alleine die Chemie zwischen den beiden und der daraus resultierende leise Humor sind es wert, einen Blick zu riskieren.

Aber gut, ich geb’s zu: Das alleine wäre für mich vermutlich kein Grund gewesen, den Film direkt zu kaufen und zu schauen. Wenn du dich komplett überraschen lassen möchtest, dann glaube mir einfach, dass der Film sich lohnt, lies dir bitte nicht die offizielle Inhaltsangabe durch und verlasse jetzt einfach mein Blog. Falls dir das bisher Geschriebene nicht reicht, geht’s weiter in

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noch da?
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immer noch da?
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letzte Warnung!
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na gut, jetzt aber wirklich letzte Warnung!
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Was ich bisher nicht erwähnt habe: Laura stellt sich durch das Hören des Mix-Tapes nicht nur ihren Gefühlen, sondern findet sich tatsächlich jeweils in dem Moment wieder, in dem die beiden das Lied zum ersten Mal gehört haben – und versucht nun verzweifelt, die wenigen aufgenommenen Lieder zu nutzen, um die Zukunft (bzw. Vergangenheit) zu ändern und Harrisons Leben zu retten. Die anfängliche Tragikomödie wird also um Genreelemente erweitert, was aus ihr nach rund einem Drittel eine überraschend spannende Mischung aus H. G. Wells‘ „Die Zeitmaschine“ und „Butterfly Effect“ macht.

Zugegeben, die Logik geht mit zunehmender Laufzeit etwas flöten, und ja, letztlich ist „Press Play and Love Again“ in manchen Punkten auch nicht konsequent genug, aber Film und Darsteller sind einfach so charmant und sympathisch, dass zumindest ich darüber locker hinwegsehen kann.

Meine Wertung: 8/10

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